Der Sommer hatte in Rom nun vollends Einzug gehalten, und Axilla fluchte mehr über sich selbst als über ihren Mann, dass sie noch hier in dieser Stadt war. In Ostia wäre es jetzt sicher weit weniger heiß. Und ganz sicher war die Luft weitaus besser! Axilla konnte sich gar nicht daran erinnern, ob es in Alexandria jemals ähnlich miefig gewesen war, wie hier in Rom. Sie konnte sich nicht daran erinnern. Auch wenn es dort sicher heißer gewesen war.
Axilla saß im Schatten der Bäume des Gartens und sah ihrem Sohn und seinem Milchbruder beim spielen zu. Es war fast unheimlich, wie schnell er wuchs und wieviel der Junge jeden Tag mehr und mehr lernte und mehr und mehr konnte. Ihr kam es vor, als wären es erst wenige Wochen gewesen, dass er die ersten Schritte getan hatte, und jetzt fegte Atticus lachend und kreischend mit Manius durch den Garten, wobei sie sich mit vollgesogenen Schwämmen gegenseitig abwarfen und nur immer wieder zu einem Sklaven mit einem Eimer voll Wasser rannten, um neue Munition zu holen. Axilla hatte sicher nichts dagegen, wenn die beiden kleinen Kinder sich so etwas auslaugten und gleichzeitig abkühlten. Und der Garten wurde so auch noch schön bewässert. Wenn sie ehrlich war, hätte sie mitunter gerne mitgespielt, aber im Moment war sie auch zufrieden damit, auf einer gemütlichen Liege sich auszuspannen und den Vögeln beim Singen und den Kindern beim Lachen zuzuhören. Es war so lange her, dass sie so ausgiebig und sorgenfrei hatte lachen können, da wirkte es fast wie ein sehr schöner Traum, ihren Sohn so zu hören.
“Domina, ein Pompeius Icelus ist für deinen Mann da und würde gern hier bei dir auf ihn warten“, informierte ein vorauseilender Sklavenjunge Axilla, und so setzte sie sich gesittet auf und übte schon ihr freundliches Lächeln, als der neue Verwandte ihres Mannes in den Garten geführt wurde. Sie erhob sich und begrüßte den Mann mit einem Lächeln. Er war jünger als ihr Ehemann, aber wohl im selben Alter wie sie, vielleicht etwas älter.
“Salve, Pompeius Icelus. Willkommen im Haus meines Mannes. Wir wussten nicht genau, wann du eintreffen würdest, sonst wäre Imperiosus sicher heute hier gewesen, um dich zu begrüßen. Aber setz dich doch zu mir in den Schatten. Möchtest du etwas trinken?“
Ein Wunder. Axilla erinnerte sich noch an die ersten Male, da sie Gäste hatte begrüßen sollen. Damals, als Urgulania noch gelebt hatte und sie der Rolle als Gastgeberin verpflichtet hatte. Sie hatte damals ihre Lippen kaum auseinandergebracht und alles verwechselt. Und jetzt begrüßte sie einen fremden mit einem lächeln und einer Handbewegung, ganz selbstverständlich. Wann hatte sie sich so verändert?