Der Gott des Feuers forderte seinen Tribut an jenem Festtag der Volcanalia. Zwischen den beiden Erntefesten Consualia und Opiconsivia war dieser Tag der Beschwichtigung des Flammengottes Vulcanus gedacht, wobei sich diese Feiertage durchaus in einer sinnvollen Symbiose befanden, da Hitzewellen und Wasserarmut in jener Jahreszeit nicht unwahrscheinlich waren und nicht zuletzt auch Feuersbrünste die nun prall gefüllten Getreidelager bedrohen konnten. An diesem Tage kümmerte sich der Flamen Volcanalis, einer der zwölf flamines minores, um die Zeremonie am Vulcanus-Tempel am campus martius, wo dem Feuergott geopfert wurde. Er bat Vulcanus um Schutz vor Feuergefahr und Hilfe bei der Abwehr der selbigen.
Der Abend kündigte sich bereits an als draußen vor den Stadtmauern eine Unmenge an Holz zusammengekarrt wurde. Ein großes Feuer sollte anlässlich der Volcanalia vor den Toren Roms entfacht werden und Bürger jeder Gesellschaftsschicht konnten es sich auf Bänken gemütlich machen und genussvoll speisen, denn durch die vielen aufgebauten Stände war für das leibliche Wohl mehr als gesorgt. Sogar eine kleine Einheit der römischen Vigiles konnten die Besucher des Festes in Augenschein nehmen. Diese hatten natürlich ein besonderes Verhältnis zu Vulcanus und hofften durch ihn so wenig Arbeit wie möglich zu bekommen. Gut möglich, dass sich auch der Praefectus Vigilum selbst noch sehen lassen würde.
Als die Flammen entfacht wurden, war dies für viele Augen durchaus ein schöner und wärmender Anblick, doch die gewaltige Zerstörungskraft des Feuers ließ sich sicherlich nur schwer aus dem Bewusstsein verdrängen, weshalb viele Bürger auch mit Ehrfurcht in die helle Glut sahen. Doch dieses Feuer war nicht nur zum betrachten dar. Immer wieder konnte man einzelne sehen, die meist einen ganzen Eimer voll Wasser mit sich trugen. In jenen befanden sich noch lebende Fische. Kurzerhand wurden sie meist mit beiden Händen gegriffen und in die Flamen geworfen. Mal ein etwas anderes Tieropfer zu Ehren eines Gottes. Auch andere Gaben wurden dem Feuer überlassen. Nicht selten konnte man auch einen Blumenkranz gänzlich verglühen sehen.
Unter den vielen Besuchern, die Opferfleisch von den Priestern kauften, ein wenig Wein tranken und das Spektakel begutachteten, kamen auch bald die passenden Gesprächsthemen auf: Würde Vulcanus ihre Häuser verschonen? Waren die Getreidespeicher sicher? Würde Rom irgendwann noch einmal einem großen Brand zum Opfer fallen? Zumindest an diesem Tage schien sich nichts dergleichen anzukündigen. So blieb Zeit für nette Unterhaltungen an jenem abendlichen Festakt.
Auch Lepidus hatte es sich auf einer Bank gemütlich gemacht und starrte nachdenklich in die aufsteigenden Flammen.