Centurio Aulus Iunius Seneca

  • Seneca schob sein Geschirr ein kleines Stück von sich weg, das Essen war gut gewesen, nur dank Avianus hatte es dann doch einen bitteren Beigeschmack bekommen.
    "Wie sie in der Gosse landet?", fragte Seneca unverhohlen nach, denn schließlich war eine Peregrina welche ihren Körper verkaufen musste für ihn schon verdammt nah an der Gosse dran..
    "Sag mal Avianus, hast du mir eigentlich zugehört?", Seneca blieb ganz ruhig, als Centurio hatte er schon schlimmere Situationen erlebt in denen er Ruhe bewahren musste, und trotzdem war er mittlerweile innerlich etwas angesäuert, "Du kommst hierher, zugerichtet von einem was? Einem Wald und Wiesen Störenfried? Einem kleinen Fisch? Als Prätorianer und Soldat Roms! Und verlangst meine Hilfe um dir und deinem kleinen Täubchen zu helfen, sie zu unterstützen? Was willst du tun? Ihr ein flauschiges Plätzchen in der Casa Iunia anbieten?", der Centurio hätte die Worte genauso gut schreien können, doch regte sich kaum etwas in Senecas Stimme, nur sein Blick bohrte sich kühl in Avianus Augen hinein...
    "Erklär mir alles, und sag was du dir vorstellst.", sagte Seneca anschließend knapp und eigentlich nur aus purer Neugier, doch vielleicht könnte er ja doch etwas tun, man würde sehen..

  • "Gerade du solltest wissen, was ich kann. Denkst du wirklich, irgendein Versager hätte es mir so schwer gemacht? Das war nicht irgendein dahergelaufener Wurm, der wusste genau, was er tut. Und was willst du noch wissen? Was soll ich dir erzählen? Dass es mir Leid tut?", gab Avianus ebenso ruhig zurück. Normalerweise hätte er sich dabei wohl im Ton zurücknehmen müssen, doch dieses Mal war er schlichtweg zu abgekämpft, um wütend zu werden.
    "Sie hat nichts und niemanden außer mir. Und sie hat gesagt, wenn sie nicht sicher ist, will sie das alles beenden. Sie hat Angst, mir könnte wieder etwas passieren. Aber wenn ich sie im Stich lasse, gerät sie doch nur an das nächste Schwein, das sich da draußen findet. " Er musste sich zusammenreißen, nicht ins Stocken zu geraten, weil ihm der Gedanke selbstverständlich nach wie vor unfassbare Schmerzen bereitete, dazu kam noch Senecas eisiger Blick, der es ihm nicht einfacher machte.
    "Und ich sagte doch, ich weiß es nicht. Ich hatte gehofft, du weißt irgendeinen Rat." Er wusste beim besten Willen nicht, was sein Cousin noch hören wollte. Machte er tatsächlich den Eindruck, als wüsste er, was er im Sinn hatte? "Aber wenn du schon so fragst: Ja, am liebsten würde ich genau das tun. Ihr einen Ort bieten, wo sie sicher ist, und wo sie sich erholen kann. Eigentlich völlig egal wo und wenn auch nur vorübergehend. Was soll ich denn machen, Seneca?" Er lehnte sich ein wenig zurück, blieb aber dennoch sichtlich angespannt. Natürlich hatte er gehofft, dass ihm irgendetwas einfiel, bevor er hierher kommen würde. Doch als einfacher Soldat stand er nun einmal mit praktisch leeren Händen da.

  • "Avianus du bist Prätorianer, du wirst in deinem Dienst noch hunderten Menschen begegnen welche nichts haben, mehr noch, genau diese Menschen sterben zu deinen Füßen im Carcer!", erklärte Seneca seinem Cousin die Situation nun doch etwas emotionaler, "Bei den Göttern, willst du sie alle retten? Du bist lediglich an ihr interessiert, emotional, verstecke dich nicht hinter irgendeinem barmherzigen Gedanken, denn dann bist du eindeutig nicht für den Dienst hier geeignet.", nun forderte Seneca seinen Verwandten ein wenig, denn zumindest über seine Motive sollte er ehrlich sein..
    "Miete ihr eine Insula von deinem Sold, dann treibst du dich auch nicht immer in der Stadt rum Avianus." sagte Seneca zunächst etwas spöttisch, bevor er kurz überlegte, "Hat sie irgendwelche Talente? Abgesehen vom horizontalen...?", fragte der Centurio, eventuell ließe sich ja doch etwas machen..

  • Dass Seneca ihn als Prätorianer infrage stellte, kränkte es Avianus doch ein wenig. Aber der kleine verbale Seitenhieb war wohl genau so gedacht gewesen, also schluckte er die Worte ohne jegliche eine weitere Reaktion.
    "Klar bin ich an ihr interessiert, habe ich das nicht gesagt? Natürlich geht es mir nicht darum, irgendwelchen Obdachlosen ein nettes Heim zu bieten." Er hatte sogar gesagt, dass er sie liebte, viel mehr interessiert konnte er wohl gar nicht sein. "Sie ist mir wichtig und deswegen will ich nicht, dass ihr etwas zustößt", stellte er noch einmal klar. Er hätte zu Beginn nicht einmal erwartet für sie jemals so weit zu gehen, er hatte sich bereits für verrückt gehalten, weil er sich überhaupt mit ihr traf.
    "Eine Insula? Und dann?" Er lachte einen Augenblick lang bitter auf. "Am Ende bietet sie sich trotzdem wieder auf der Straße an, weil sie Essen und Kleider braucht." Und er würde damit enden, von seinem doch recht bescheidenen Sold ihr komplettes Leben zu finanzieren. Wenn dann mal nicht seine Ausrüstung den Bach runter ging und er auch den Ersatz von seinem Geld würde abstottern müssen. Der Iunius atmete kräfitg durch und ließ sich wieder tief in den Stuhl sinken.
    "Sie kann Hausarbeit machen… und kochen. Sie kocht gut. Finde ich." Dass sein Verwandter überhaupt erst danach fragte, wollte in ihm bereits ein wenig Hoffnung aufkeimen lassen. Er versuchte allerdings, sich nicht zu viel davon zu erwarten, damit er am Ende nicht umso mehr enttäuscht wurde.

  • "Ich dachte mir ich erkläre dir das noch einmal Avianus, das wäre nicht unbedingt weniger abwegig gewesen." gab Seneca knapp zurück und rieb sich kurz die Nase bevor er kurz mit der Fingerspitze auf den kleinen Tisch klopfte, eins, zwei, dreimal, das letzte mal mit größerem Abstand...
    "Sie kann also kochen. Ist sie denn auch vertrauenswürdig? Also, wenn du es mal ehrlich betrachtest? Und was ist mit diesem Kerl? Ich könnte sie eventuell bei Bekannten unterbringen, ihr eine Anstellung verschaffen, aber eine Köchin können wir in der Casa Iunia nicht gebrauchen, es muss alles einem Zweck dienen, verstehst du das?", fragte Seneca und hatte da schon jemanden im Kopf, dessen Casa weitaus lebendiger war als die iunische in letzter Zeit...

  • Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als Seneca nun wirklich durchsickern ließ, dass er versuchen würde, ihm zu helfen.
    "Ich weiß nicht ob das alles ist, Seneca. Was könnten wir denn gebrauchen? Ich habe sie noch nie wirklich darüber ausgefragt, was sie alles kann … alles, was ich sonst noch weiß, ist, dass sie lesen und schreiben lernen will…", sagte Avianus mit einem Schulterzucken. "Aber ich meine, bei Bekannten wäre auch schon viel wert." Erneut konnte er ein angedeutetes Lächeln nicht ganz zurückhalten. Trotz allem hätte er sie lieber bei sich, näher als nur bei irgendwelchen Bekannten, aber vielleicht war es ohnehin die bessere Lösung, wenn er sich nicht noch mehr an ihre Nähe gewöhnte. Und es war auf jeden Fall mehr als er sich jemals hätte erwarten können.
    "Ich vertraue ihr voll und ganz. Also ja." Sibel hatte sie beide in Gefahr gebracht, weil sie ihm wichtiges verschwiegen hatte. Doch er wollte ihr glauben, dass sie alles nur aus Angst getan hatte. Und wenn er ihr klar machte, dass er für sie bürgte, würde sie sich bestimmt keine Fehler leisten.
    "Der, der sie und mich töten wollte? Ich weiß nicht, sie hat gemeint, er würde nicht einfach so aufgeben. Aber sie hat solche Angst, dass sie gar nicht mehr klar denken kann. Wenn du mich fragst: Er musste anständig was einstecken, und ich weiß, wer er ist, und wie ich ihn einzuschätzen habe. Er wäre verrückt, noch einmal auch nur einen Finger zu rühren."

  • "Was wir gebrauchen könnten? Ich weiß nicht, mir fällt nicht viel ein. Ich könnte hier eine Köchin gebrauchen, aber ich will sie nicht in meiner oder deiner unmittelbaren Nähe wissen, nicht in meiner Unterkunft.", erklärte Seneca ernst, und hob die Augenbrauen, "Wenn du ihr wirklich vertraust höre ich mich einmal um, aber sei dir gesagt, läuft etwas schief, mach ich dich dafür verantwortlich, ich werde meine Beziehung zu diesen.. Bekannten.. Nicht aufs Spiel setzen für deine Liebschaft, und kein Wort zu Axilla, ist das klar?", sagte Seneca mahnend und blickte dann wieder auf den Tisch, "Du weißt dass das nicht ewig so weitergehen kann mit ihr oder?", fragte Seneca leise und fuhr dann noch leiser und etwas mehr zu sich gekehrt fort, "Da sind wir uns gar nicht mal so unähnlich.."

  • "Hm? Was?" Kurz sah Avianus seinen Vetter mit fragendem Blick an, weil er dessen letzte Bemerkung nicht ganz verstanden hatte, fuhr dann aber fort. "Ja… ich meine, alles. Ich vertraue ihr und du brauchst ganz bestimmt nicht die Verantwortung dafür zu übernehmen. Und ich hatte eigentlich nie vor, irgendwem davon zu erzählen", versicherte er. Er wäre eigentlich mit praktisch jeder Bedingung einverstanden, die Seneca ihm stellte.
    "Und natürlich, irgendwann muss ich damit aufhören…" Mehr fiel ihm dazu leider nicht ein. Er wusste nicht, ob er es jetzt beenden sollte, bevor es nur immer noch schwerer wurde, oder ob er der Versuchung nachgeben sollte, es so lange zu genießen wie er nur irgendwie konnte. Aber irgendwie fand er sich hin und wieder in der Hoffnung, dass alles von selbst ein Ende fand, damit er sich darüber nicht den Kopf zerbrechen musste.
    "Kann ich dir hierfür irgendwie genug danken?", fragte er wieder mit einem matten Lächeln in den Zügen. "Aber du kannst dir sicher sein, du kriegst den besten Optio, den du je gesehen hast."
    Zumindest die Nervosität und Furcht, davor, was passieren würde, wenn er hier keine Hilfe fand, hatten sich wieder gelegt, die Müdigkeit allerdings blieb.

  • "Gut.. Gut. Dann schau später mal im Lazarett vorbei, dein Gesicht sieht ja doch nicht ganz so gut aus.", sagte Seneca, "Also, noch schlimmer als sonst.", scherzte er kurz, auch wenn er das Thema an sich nicht wirklich als lustig empfand..
    "Ich melde mich dann bei dir sobald ich weiß ob ich etwas arrangieren kann. ich hoffe ihr kommt in der Zwischenzeit klar? Oder benötigst du auch dort meine Hilfe?" fragte Seneca etwas kühl, er wollte nicht allzu sehr am Schicksal von Avianus' Liebschaft teilhaben...
    "Und das mit dem besten Optio werden wir sehen Avianus. Dir ist bewusst dass du mir mehr als einen Gefallen schuldest..", Seneca deutete auf einen kleinen Tisch, mit einem Schemel und einem Haufen von Wachstafeln und Schriftrollen, "Versorgungsangelegenheiten, Besoldungen, Korrespondenzen. Aus dir machen wir noch einen richtigen Scriba.", scherzte Seneca und schank sich etwas Wein nach...

  • "Mhm…", murmelte er, nicht allzu amüsiert über den Scherz seines Verwandten, eben nur mit dem angedeuteten Lächeln, dass er schon die ganze Zeit über im Gesicht hatte. Er war auch nicht sicher, inwiefern ihm ein Medicus helfen konnte, wenn dieser nicht vorhatte, ihm den halben Kopf einzuwickeln. Dennoch konnte ein kurzer Besuch im Lazarett wohl kaum schaden und er würde Seneca nicht widersprechen.
    "Schon gut, den Rest krieg' ich alleine hin." Was sein Vetter für ihn tat und dessen erstaunlich geringer Ärger ihm gegenüber waren mit Sicherheit bereits Gefallen genug. Ihn noch mehr in seine Probleme zu verwickeln, wäre nicht richtig, und für ein paar Tage würden Sibel und er bestimmt auch alleine zurechtkommen.
    "Ich schulde dir so viele Gefallen wie du willst, Seneca", seufzte er erst, noch immer müde lächelnd. "Ich könnte dir auch noch jeden Abend die Füße massieren", scherzte er dann zurück und konnte ein Grinsen nicht mehr verhindern. Er wandte den Blick wieder von den Wachstafeln und Papieren ab und fand schließlich doch noch ein ernsteres Thema.
    "Ach ja, was soll ich ihr denn sagen? Ich meine, wer sind diese Bekannten?" Abgesehen davon, dass er natürlich wissen wollte, wo seine Sibel möglicherweise unterkam, machte es ihn zweifellos auch neugierig, dass Seneca noch kein einziges Mal angedeutet hatte, an wen genau er sich wenden wollte.

  • Seneca hielt kurz inne als sein Cousin ihn nach der Familie fragte, bei welcher er Sibel unterbringen wollte. Es gab einfach so viele Fragezeichen dahinter, warum sollte Seneca die Familie ihres alten Praefectus fragen, wenn doch die Iunii nicht gerade einen guten Draht zu ihnen hatten. Natürlich hatte Seneca Seiana im Kopf, aber das konnte und dürfte er seinem Cousin natürlich unmöglich erzählen...
    "Die Decimi kämen mir in dem Sinn.", entgegnete Seneca deshalb etwas knapp und hoffte einfach dass sein Gegenüber keine weiteren Fragen stellen würde, auch wenn seine Antwort wohl mehr Fragen aufwarf als beantwortete...

  • Avianus nickte lediglich. Er war absolut nicht auf dem neuesten Stand, was diverse Fehden zwischen den Iunii und anderen Familien betraf, das meiste bekam er nur am Rande mit und zu den Decimern hatte er ohnehin keinen Kontakt, deshalb ließ er die Antwort vorerst so stehen. Er erwartete einfach, Näheres zu erfahren, wenn es soweit war.
    "Und bevor ich es vergesse… Sibel, also ihr Name. Da draußen kennt sie jeder als Beroe. Sibel nenne sie eigentlich nur ich. Ich weiß nicht was ihr lieber ist, aber…" Er brach ab, zuckte unschlüssig mit den Schultern und hielt einen Moment lang inne. "Danke für alles, Seneca. Gut… vielleicht krieg ich noch ein paar Minuten Schlaf, wenn ich mich beeile." Sein kleines Danke kam ihm fürchterlich wenig vor, wenn er bedachte, wie sehr ihm Seneca vielleicht helfen würde, falls Sibel tatsächlich einen Platz fand, wo sie sicher war. Er hoffte einfach auf die Möglichkeit, sich irgendwann gebührend revanchieren können.
    Fürs Erste war dann wohl alles besprochen, deshalb stemmte er sich schließlich hoch, wartete aber kurz ab, ob sein Verwandter noch etwas zu sagen hatte, bevor er zu der Unterkunft seines Contuberniums zurückkehren würde.

  • Eigentlich interessierte Seneca ihr Name nicht wirklich, aber irgendeinen Namen musste er Seiana ja schießlich nennen.. Beroe also, gut, das würde er sich wohl notgedrungen merken müssen.
    "Gut, dann tritt weg.", sagte Seneca Avianus noch hinterher bevor er sich zurück in seinen Stuhl sacken ließ..

  • In letzter Zeit hatte er sich seltsam oft bei seinem Centurio zu melden, doch dieses Mal handelte es sich zur Abwechslung mal um eine berufliche Angelegenheit. Oder zumindest sah es sehr danach aus, wenn gleich mehrere Milites zur Meldung aufgefordert wurden. Und wenn bereits welche der anderen Soldaten zugegen waren, würde es mit Sicherheit auch beim beruflichen bleiben.
    Wie immer klopfte Avianus erst höflicherweise und wartete auf ein Zeichen, eintreten zu können.
    Etwas neugierig war er schon, denn er hatte nicht die geringste Ahnung, weshalb Seneca nach ihm verlangte. Aber sein Vetter würde ihn wohl in den nächsten Augenblicken aufklären.

  • Seneca ließ einen der anderen Miles die Tür öffnen sodass Avianus eintreten konnte..
    "Miles Avianus! Die letzten werden die ersten sein hörte ich mal einen Christianer ausrufen..", Seneca grinste, "In meiner Einheit sieht das allerdings anders aus.", nach diesem kurzen Seitenhieb begann Seneca auch schon mit der Besprechung, "Milites, heute ist unserer Einheit eine große Ehre zuteil geworden. Der Imperator höchstpersönlich verlangt dass eine Abordnung der Garde nach Germanien reist, um Quintilius Sermo, ehemaliger Tribunus der XXII, eine Hasta Pura zu überreichen. Ich bin mir sicher ihr wisst diese Ehre zu schätzen, und noch viel mehr ehrt es uns, dass wir vom Kommando für diese Aufgabe ausgewählt wurden.", Seneca hielt kurz inne, "Ich habe euch acht ausgewählt mit mir nach Germanien zu reisen, weil ihr euch in allen Bereichen des Dienstes erwiesen habt, seht es also als Belohnung, und Zeichen meiner Anerkennung. Außerdem seid ihr recht sicher zu Pferde. Wir brechen morgen bei Sonnenaufgang auf, in eurem Marschgepäck hat sich eure Paraderüstung in bestem Zustand zu befinden. Vergesst euer Sagum nicht und lasst euch wenn nötig im Magazin weitere Winterkleidung geben. Es ist Herbst in Germania, fast Winter, es wird bitterkalt. Verabschiedet euch von Freunden und der Familie, es wird wohl eine längere Reise. Das wäre dann alles, ihr könnt wegtreten."

  • Seneca ließ es sich wie so oft nicht nehmen, die Möglichkeit zu nutzen um ein wenig auf ihm herumzuhacken. Avianus zog kurz die Augenbrauen hoch, nahm es nicht persönlich und begegnete dem Scherz schlicht und ergreifen mit Schweigen, alser eintrat und sich zu den anderen stellte. Der Centurio begann ohnehin sofort mit der Erklärung, weshalb sie sich alle hier eingefunden hatten.
    Sie würde also nach Germania reiten. Als Belohnung. Sollte er stolz sein? Das war er, zweifellos. Und es wäre bestimmt interessant, einmal etwas anderes zu sehen als Italia, selbst wenn er viel Ungemütliches über die nördlicheren Gebiete gehört hatte. Allerdings machten sich in seinen Gedanken auch mindestens soviele Sorgen breit, wegen all der Dinge, die er eigentlich hier in Rom zu erledigen hatte. Doch die Garde ging eindeutig vor und daran würde sich nie etwas ändern.
    Und kaum waren Senecas Worte verklungen, war eigentlich bereits alles gesagt. Hier und da ein Nicken, "Verstanden" oder "Jawohl, Centurio", ein militärischer Gruß, dann war das Zimmer auch schon wieder geräumt.

  • Es war Nacht geworden in Rom. Wie ein Schleier legte sich die Dunkelheit auf die ewige Stadt, die eine kalte und dennoch vertraute Umarmung umklammerte sie auch die Castra, in welcher sich der immer gleiche Prozess wiederholte, sowie jeden Tag. Die Wachen hatten sich ihre Lampen abgeholt, und patroullierten warm eingehüllt in ihre Umhänge auf den Mauern in der noch recht kühlen Luft des eingezogenen Frühlings. Man hatte ja nicht wirklich was zu befürchten, und so waren alle Soldaten nach dem gemeinsamen Abendessen mit ihren Zimmergenossen mittlerweile im Bett oder gingen anderweitigen Beschäftigungen im und außerhalb des Lagers nach.
    Licht um Licht erlosch, nur ein Außenstehender, ein Vogel, oder ein göttliches Wesen, hätte erkennen können, dass im Lagerabschnitt der mittlerweile als "iunische" Centurie bekannten Einheit nur noch das Licht des Centurios brannte, welcher wie so oft in letzter Zeit an seinem auf halber Stärke prasselnden Feuer saß, und etwas nachdenklich in eben dieses blickte.
    Es war lange her seitdem er sie gesehen hatte, Seiana, seine Liebe, seine verbotene Liebschaft wenn man es genau nimmt, denn auch wenn er sich mittlerweile nicht mehr ganz so sicher war wie weit die Decimi von den seinen entfernt waren, so war ein Consul in der Familie noch ein echter Trumph, und ein Faktor, welche seine Beziehung wohl auf lange Sicht gesehen noch immer zu einer geheimen Affäre degradieren würde.
    Der Iunier hatte es nicht eilig, oder anders gesagt, er hätte es nicht eilig gehabt, wenn da nicht seine Tochter wäre, welche, so dachte er zumindest, auf irgendeinem Landgut von fremden aufgezogen wurde, eventuell nicht einmal in dem Bewusstsein wer ihre Eltern sind, und aus welchen edlen Linien sie eigentlich entsprang.


    Der Gedanke an die beiden quälte ihn, der Gedanke was aus ihnen werden könnte quälte ihn. Jeder einfache Miles hatte eine ihm eigentlich verbotene Familie, eine illegal geehelichte Frau, Kinder, sie sahen sich häufig, gingen damit offen um, also warum war es ihm, ihm, als Offizier der Elite des Kaisers verwehrt?
    Seneca ertappte sich bei seinem wachsenden Groll auf die Mannschaften, ein Gefül welches er schnell unterdrückte, schließlich gab er sich stets nah am Soldaten, also was nützten negative Emotionen?


    Er leerte seinen Weinbecher, senkte seinen glasigen Blick in Richtung des Bodens, und atmete etwas resignierend aus. Es musste eine Zukunft für die drei geben, wann, wo und wie, das galt es noch herauszufinden, aber er hatte dieses Ziel vor Augen. Doch zuvor müsste er Seiana erst einmal wiedersehen, ein Treffen, auf welches er mit Freude vorausblickte.

  • ... Es war Nacht geworden in der Castra, auch in Senecas Unterkunft. Der noch immer gedankenschwere Offizier lag in seinem Bett, und wie so oft quälten ihn die Schatten der Vergangenheit, als würden sie nach Vergeltung trachten, all die jungen Kerle, teilweise gerade einmal eingezogen, welche im Bürgerkrieg, dem sinnlosesten, dem tragischsten aller Kriege, durch seine Klinge starben.
    Seneca sah es vor sich, das Gesicht des Jungen, voller Panik, voller Angst, als sich sein Gladius tief in seinen Leib bohrte, und der Centurio, geschockt von diesem Anblick, welcher seine Männer weiter in Richtung der Mauern Vicetias trieb. Weiter, immer weiter Soldaten, für den Kaiser, oder den Kaisermörder? Und für Ruhm und Ehre...


    ... Nichts von alle dem erlangten sie. Die Auszeichnungen wirkten wie blanker Hohn am Abend nach der verlorenen Schlacht. Ruhm und Ehre? Die Prätorianer wurden geächtet, bespuckt, und ihrem Stande beraubt, und nur langsam errang man diesen wieder zurück, auch wenn der Weg noch lang war.
    Und Seneca? Er hatte viele Männer verloren, gute, treue Männer, welche für ihn, und nicht für Salinator in den Tod gingen. Auch ihre Gesichter sieht er noch vor sich, auch ihre Stimmen kann er noch hören wenn es in der Nacht dunkel und still ist.
    Der Krieg, er hatte ihn verändert, waren auch noch so viele in den Kellern der Garde an Folter und Haft verstorben, so konnte man diese Tode noch mit den vermeintlichen Taten vor seinem Gewissen rechtfertigen, welche diese zu begangen haben schienen, doch das töten von Brüdern, von jungen Halbstarken, und allem was die Armeen so auf ihren Märschen auftreiben konnten, es grub sich bis ins Mark, und der Iunier fand nur sehr schwer Ruhe, wie in den Nächten zuvor, und denen die noch folgen würden.

  • Wie Avianus ein paar seiner Kollegen kannte, würden sie am Abend mit Sicherheit versuchen, ihm mehr als nur einen Becher Wein unterzujubeln. Und da persönliche Glückwünsche an seinen Verwandten durchaus angebracht waren, so dachte er jedenfalls, wollte er es lieber hinter sich bringen, bevor am Ende der Abschied aus einem mit gefühlt 10 Bechern überm Durst gelalltes "Ma' siiieh' sisch" bestand. Gut, so schlimm würde es mit Sicherheit nicht werden. Aber Sicherheit ging wohl immer vor, vor allem wenn der Vetter nun Eques und in Kürze Tribunus sein würde. Da klopfte man besser mal an, wenn auch nur für einen guten alten feuchten Händedruck.
    Poch, poch, poch.
    Schaden konnte es ja nicht.

  • Die Kisten waren gepackt, alle Habseligkeiten schon so gut wie verstaut.. Nach der Beförderung ging alles sehr schnell, und allzu viel Besitz hatte Seneca ebenfalls nicht angehäuft, sodass wenige Stunden nach dem Erhalten des Marschbefehls bereits alles so gut wie fertig war.
    Eine letzte Nacht und einen letzten Becher Wein für der Iunier in der Castra Praetoria zu sich nehmen, als es gerade an der Tür klopfte..
    "Immer herein!" rief der Iunier, warum versteift antworten, wenn er die meisten Männer sowieso bald nicht mehr sehen würde.

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