Gaius schlenderte über den Markt. Er war überpünktlich gewesen und hatte sich etwas die Zeit vertrieben, doch nun war es um die Zeit zu der er Petronia Romana ein Treffen angeboten hatte ( Epistolae | Briefe, Schreiben und sonstige Nachrichten sind hier abzugeben. ). Hoffentlich kam sie, den die Anstellung als ihr Leibdiener bedeutete ihm viel. Es wäre sicher eine gute erste Anstellung in Rom und könnte ihm hier den Weg ebnen. Er war intelligent und vor allem sehr clever, aber ohne Geld und Kontakte half das nicht viel. Erst musste er eine vernünftige Anstellung finden wo er ein Dach über dem Kopf hatte und Kontakte knüpfen konnte. Suchend sah er sich um ob sie schon aufgetaucht war.
Diener sucht Herrin
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Die Verwunderung stand der Braunhaarigen immer noch in ihrem ebenmäßigen Gesicht geschrieben, selbst als die Sänfte sich schon dem angegebenen Treffpunkt näherte. In der Hand zitterte das Papyrus vor sich hin und in ihren Hellblauen standen die unbeantworteten Fragen, die sie seit Erhalt des Schreibens viele Male an Nuha gerichtet hatte.
Lange vor Sonnenaufgang war Romana bereits auf den Beinen, nahm ihr morgendliches Bad eher als sonst. Auch war es nicht die übliche Verabredung, wo sie sich von der Grauhaarigen zurecht machen ließ, sondern es ging um ein Treffen mit einem ihr Unbekannten, dessen Name nicht römisch klang.
Deshalb trug sie heute eine der weniger auffälligen Tuniken, gehalten von zwei schlichten, nicht goldenen Fibeln und einen einfachen feingliedrigen, dazu passenden kupfernen Gürtel. Für sie ungewöhnlich, verbarg sie ihre Figur unter einem Ricinium und ihre braunen Locken unter der Kapuze.
Nach dem Halt und einen orientierenden Blick durch einen Spalt im Vorhang, ließ sie sich von ihrer Begleiterin hinaus helfen. Noch während Nuha mit den Trägern verhandelte, sah sich Romana nach dem Briefschreiber um, in der Hand die erhaltene Nachricht. -
Gaius sah eine Sänfte und beobachtete sie aufmerksam. Als eine recht verhüllte Frau ausstieg war er sich sicher das es sich um Romana handelte, den sie hielt ein Papyrus das wie jenes aussah das er geschrieben hatte. Vorsichtig näherte er sich der Sänfte in einer weise das man ihn klar näherkommen sehen konnte. Er wollte sie ja nicht gleich verschrecken. Als er nahe genug war sagte er:
"Salve, darf ich fragen ob ihr Petronia Romana seit? Mein Name ist Gaius Athicus."
Er hielt Abstand um ihr die Gelegenheit zu geben zu antworten.
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Aufmerksam musterte Romana die Vorübergehenden, sah ihnen nach oder entgegen. Auch den jungen Burschen sah sie, nur ging dieser gezielt auf sie zu und blieb, sie mit seinen großen Augen ansehend, unweit von ihr stehen. Den Namen, die Unterschrift auf der Nachricht, hatte sie so oft gelesen, dass sie nicht zögerte und seine Frage nach einem leisen Salve! mit so ist mein Name beantwortete. Auch wenn er offenbar der Briefschreiber war, blieb die Braunhaarige zurückhaltend und verhalten in ihren Gesten und mit ihrem, sonst so offenen Lächeln. Auf den Brief deutend und in seinem Blick forschend, sind die Zeilen von dir?
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Gaius nickte. Sie war zurückhaltend, aber das war ja in dieser seltsamen Situation zu erwarten. Hoffentlich konnte er sie davon überzeuge das sie ihn als Leibdiener aufnahm. Er sagte:
"Ja, die Zeilen sind von mir. Euer Vater hat an meinen Herren geschrieben, der ein alter Freund von ihm ist, und ihn gebeten einen geeigneten Diener für euch auszuwählen und nach Rom zu schicken. Ich habe mich freiwillig gemeldet. Ich möchte euch sehr gerne dienen."
Das und er wollte natürlich nach Rom, aber das erwähnte er mal lieber nicht in einem Vorstellungsgespräch.
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Nicht überzeugt von alle dem, vor allem nicht, weshalb ihr Vater das plötzlich tun sollte, fiel ihr Nicken nur zögerlich aus. Auch erinnerte sie sich an den letzten Brief von Crispus, der so gar nicht das wieder gab, was ihr Gegenüber ihr als Wahrheit verkaufen wollte. Wo ist die Nachricht von meinem Vater und wie viel zahlt er dir für deine Dienste?
Irgend ein Gefühl in ihrem Bauch sprach von Vorsicht und auch der Blick zu Nuha, ließ sie an den Worten des jungen Burschen zweifeln. Die letzten Jahre überließ Romanus alle Entscheidungen seinem Cousin und ihr und jetzt, gerade jetzt, wo sie in Rom bei der Familie ihrer Mutter ihr Zuhause fand, jetzt erinnerte er sich daran? Kopfschüttelnd zog sie die Kapuze von ihrer Lockenpracht und gab damit unmissverständlich ihr Zweifeln preis. Überzeuge mich von der Wahrheit deiner Worte. Was weißt du über mich? -
Sie war misstrausich, aber das war ja auch zu erwarten. Gaius hätte sich gewundert wenn es anders gewesen wäre. Ruhig versuchte er zu antworten und sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen.
"Ich befürchte die Nachricht an euren Vater hat sich mehr auf Dinge bezogen die zwei alte Freunde betreffen und waren nicht geeignet für eine junge Dame wir euch. Mein Herr hat mir die Nachricht an ihn jedenfalls nicht mitgeben wollen sondern mir nur mündlich aufgetragen euch zu dienen. Er hat allerdings erwähnt das euer Vater seine Besorgnis ausgedrückt hat das ihr nicht gut in Rom versorgt seit und das ein Leibdiener euch eine Hilfe sein könnte. Darauf hat mein Herr gehandelt.
Er hat mir Reisegeld gegeben, da ich gerne nach Rom wollte unter der Voraussetzung das ich euch ein Jahr für Kost und Logis diene. Danach hat er angedeutet das ihr wahrscheinlich verheiratet wärt und ich mit einer Besoldung durch euren Gatten rechnen könnte. Für einen einfachen Peregrinus-Landarbeitersohn wäre es eine grosse Chance euch dienen zu dürfen.
Um mich euch gegenüber ausweisne zu können hat mir Secundus einige Sachen erzählt die er noch aus der Zeit weis als er in Hispania lebte, um die Zeit als ihr dort geboren wurdet. Eure Mutter war die nun leider verstorbene Decima Atilicina, Tochter des Tiberius Decimus Proximus. Das ist auch der Grund warum ihr hier in Rom bei den Decimern lebt. Euer Haar ist wie das eures Vaters, aber eure strahlend blauen Augen errinern an eure Mutter. Ihr habt bis vor kurzem in Hispania bei dem Cousin eures Vaters, Marcus Petronius Crispus, gelebt, seit nun aber nach Rom gekommen um einen Ehemann zu finden wofür euch euer Vater und auch mein Herr alles Gute wünscht. Hoffentlich kommt der Krieg da nicht in die quere."
Gaius endete und sah sie erwartungsvoll an. Hoffentlich hatte er alles richtig behalten und hoffentlich glaubte sie ihm.
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Die braunen Löckchen begannen zu wippen, je mehr Romana von ihrem Gegenüber zu hören bekam. Mit ihren durchdringenden Blicken zog sie seine Gesichtszüge nach, um Antworten zu finden, die auf seine Ehrlichkeit schließen ließen. 'Ob sie ihm Glauben schenken konnte, ob er die Wahrheit sprach?' Einiges deutete darauf hin und Anderes ließ sie wieder zweifeln. 'Nach seinen ersten Worten, kannte er ihren Vater nicht und jetzt, wusste er wie er aussah und dass sie seine Haare hatte. Natürlich war ihre Mutter tot und das war nicht unbekannt … woher wollte er das mit den Augen wissen?'
Weshalb äußert mein Vater Bedenken, wenn er …? Die Braunhaarige vollendete die Frage nicht, sondern verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. Es war seine Weisung und ich habe eine gehorsame Tochter zu sein. Begleitet von einem leisen Grummeln, kamen die Worte hervor gestoßen über ihre fast blutleeren Lippen. Die aufsteigende Wut war ihr anzusehen und auch der Kampf gegen die Gefühle, die in ihrem Bauch Wellen schlugen. Außerdem kümmert sich die Gens der Decimer genau so um mich, wie es mir zusteht. Der Praefectus Praetorio unterstützt mich und der Centurio Classicus schätzt mich als seine Cousine. Nur leise sprach sie die letzte Bemerkung, erinnerte sich an den Brief von Massa und an den Schmerz, der dabei ihr Herz ergriff. Ja, genau so ist es, er schätzt mich und ich bin dankbar dafür.
Augenblicke der Sentimentalität brachten ihre Hellblauen zum Glänzen und ein Hauch von Traurigkeit huschte über ihr Antlitz. Ihr Blick fand den Weg zu den Fußspitzen ihres Gegenübers und kurz verschwammen die Konturen seiner Füße, als Zeichen aufkommender Tränen. Unwirsch schob sie sich eine Locke hinter das Ohr und seufzte innerlich. Als sie aufsah, war der Anflug ihres Gefühlschaos weg gewischt und durch wenige Wimpernschläge klärte sich ihre Sicht auf Gaius.
Hast du eine Bleibe? Eine spontane Frage, die vom eigentlichen Thema ablenken sollte, für sie selbst überraschend über die Lippen perlte und ihr dann doch ein leichtes Lächeln entlockten. -
Romana schien in einem totalen Gefühlswirrwar zu sein und Gaius beschloss das es klug war erstmal nichts zu sagen. Als sie dann fragte ob er eine Bleibe hatte war er sehr erfreut und ein dankbares Lächeln huchte über sein Gesicht. Er wäre auch sehr in Schwierigkeiten gewesen wenn sie ihn einfach wieder weggeschickt hätte. Darum sagte er:
"Nein. Ich bin erst Gestern in Rom angekommen und habe nur eine Nacht in einer Herberge bezahlt."
Hoffentlich würde sie ihn aufnehmen.
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Nach einem kurzen Nachdenken, erschien nun endlich das erste, für Romana so eigene Lächeln. Ich denke, ich habe eine Möglichkeit, dich unterzubringen. Natürlich war ihr klar, dass er nicht in der Casa der Gens leben konnte und auch in ihrer Nähe wollte sie ihn vorerst nicht haben, gab es dort ausschließlich Nuha und das Geschenk von Serapio mit dem Namen Dahmat. Wie dir wahrscheinlich bekannt ist, wenn ich deinen Erzählungen glauben schenken darf, entwerfe ich Schmuck. Sie hob leicht das Kinn und sah ihn in die Augen, um dort nach der Antwort zu forschen. Deshalb werde ich dich mit Meister Thales bekannt machen und vielleicht hat er eine Anstellung für dich. Du folgst am besten meiner Sänfte und lernst ihn kennen. Das zuletzt Gesprochene waren ganz die Worte, die sie als Geschäftsfrau auszeichneten. Klar und deutlich, gemischt mit einem Unterton, der kaum Widerspruch zuließ.
Obwohl er noch nicht geantwortet hatte, wendete sie sich an die Grauhaarige und gab ihr kurz und knapp die Anweisungen, die dem entsprachen, was sie soeben Gaius vorschlug.
Auf seine Einwilligung hoffend, schob sie die Kapuze zurück auf ihr Haar und verbarg wieder einen Teil ihres Antlitzes. -
Das war zwar nicht die Entwicklung die er erwartet hatte, aber es klang schonmal danach das er die nächste Nacht nicht auf der Strasse verbringen würde. Darum sagte er:
"Danke, Herrin! Ich muss gestehen das mein Herr mir nicht soviel über euch erzählt hat das ich gewusst hätte das ihr Schmuck entwerft. Er hat es wohl nicht für nötig gefunden das ich es weis da ich ja als Leibdiener gedacht war. Ich bin aber gerne bereit euch zu dienen wie immer ihr es wünscht. Auch als Leibdiener. Solltet ihr euch Sorgen machen weil ich ein junger Mann bin so seit versichert das mir bewusst ist das ich operiert werden müsste.Ich bin gerne bereit mich dem notwenidgen Eingriff zu unterziehen"
Gaius dachte er erwähnt nun lieber das er durchaus bereit wäre ein Eunuch zu werden, bevor sie ihn irgendwohin abschiebt. Mochte ja sein das sie etwas Zeit brauchte Vertrauen zu fassen, aber sie sollte wissen das er ein loyaler Diener war
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