Das Jahr seines Sohnes als Magister Vici hatte Crispus wieder daran erinnert, wie viel Spaß das öffentliche Engagement doch machen konnte. Seitdem sie von der Villa Rustica zurückgezogen waren, ahtte der Alte sich um seine Geschäfte gekümmert und war hinterher gewesen, dass alles ordentlich gemacht wurde. Inzwischen langweilte er sich aber ein bisschen und so hatte er eine Weile überlegt, wo er sich engagieren könnte. Das Duumvirat traute er sich nicht zu - selbst wenn er sich mit den Ducciern besser gestellt hatte, hatte er Angst, dass das Anecken seines Sohnes an manchen Stellen ihm eine Niederlage einbringen konnte. Die Quaestur war auch nicht sein Ding, denn Kassenverwaltung lag ihm nicht. Und so war er schließlich auf ein Pontifikat gekommen - eine angesehene Stellung, die ihm und der Familie großes Ansehen einbrachte und darüber hinaus ein kleines Zubrot bedeutete, das sie sicherlich brauchen konnten, wenn Lucius in Rom für seine Standeserhebung sorgen würde.
Also hatte er sich von den neuen Duumvirn auf die Rednerliste setzen lassen und eine kleine Rede vorbereitet:
"Decurionen!
Ich, Marcus Petronius Crispus, habe beschlossen, als Pontifex zu kandidieren! Wie ihr sicherlich wisst, ist eine Stelle im Collegium seit einiger Zeit frei und ich möchte mich wieder in den Dienst unserer Civitas stellen, wie es sich für einen Decurio gehört.
Als Centurio und Primus Pilus habe ich schon bei der Legion viele Opfer im Namen meiner Einheit dargebracht und mich darum gesorgt, dass die Beziehung zu den Göttern passt, und durch meine Frau konnte ich auch die lokalen Gottheiten kennen lernen, die für unser Wohl ja auch recht wichtig sind. Deshalb will ich euch bitten, mich zum Pontifex zu wählen.
Ihr wisst, dass ich mich immer für die Stadt engagiert habe und vorhabe, es in Zukunft auch weiter so zu machen. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr sie jetzt noch stellen."
Die Rede war ziemlich kurz, aber Crispus war kein Freund großer Worte. Und außerdem hatte er es ja schon gesagt - er war weithin bekannt und musste nicht übermäßig für sich werben, wie er fand.