Caius Decimus Dexter

  • Jetzt fiel er fast wieder aus dem Korbsessel heraus, in dem er gerade erst Platz genommen hatte. Er solle dem Erbe seines Großvaters folgen? Aber der war ein Soldat, und was für einer. Von ganz unten hatte Praetorianus sich hochgearbeitet. Angefangen als Tiro bei der Legio IX, nach einer Zeit als Praefectus Castrorum, der selben Legion, in den Ritterstand erhoben und dann leider während seiner Zeit als Tribun verstorben. Solche Lebensläufe sah man heutzutage wirklich nur noch selten.
    Seit der Auseinandersetzung mit ihm im Atrium hatte Dexter es bisher nicht mehr gewagt dieses Thema überhaupt anzusprechen und gerade jetzt nach der Plünderung der Casa durch Soldaten, hatte Dexter kaum mehr Hoffnung gesehen, seine Pläne für ihn mit dem Segen seines Vaters durchzuziehen.


    Dexter schluckte erst einmal, er wusste kaum was er dazu sagen sollte. Hatte er sich gar vielleicht nur verhört und sein Vater hatte nicht 'meines Vaters' sondern 'deines Vaters' gesagt, also Varenus Werdegang selbst. Dann würde er den Rest seines Lebens als Kaufmann und Verwaltungsbeamter verbringen. Das wäre so garnicht das, was er sich für sich selbst erträumt hatte. Dexter wusste nicht einmal ob ihm solche Verwaltungstätigkeiten überhaupt gefielen. Das Militär war doch seine große Leidenschaft.


    Als er sich dann einigermaßen gedanklich wieder gefangen hatte, es musste für Varenus gefühlte Ewigkeiten gedauert haben, machte er dann den Mund auf. Doch mehr als ,,ähhhmm...", kam erstmal nicht heraus. Erneut musste er schlucken, ehe er wieder anfing das Sprechen zu erlernen. ,,Das Erbe deines Vaters?", versucht dabei das entsprechend wichtige Wort deutlich zu betonen.
    ,,Aber Großvater war Militärtribun.", setzte er dann noch hinterher und war sich absolut nicht sicher, was er davon halten sollte. Hatte sein Vater doch vorhin erst noch davon gesprochen, dass die Ehre und Tapferkeit abseits dem Schlachtfeld errungen werden sollte.

  • Sim-Off:

    Angebissen :P


    Hotz blitz...! Titus schlug mit der Faust auf den Tisch das gar sein Becher im hohen Bogen zu Boden fiel. Sein Sohn konnte es einfach nicht lassen, immer und immer wieder das Militär zu erwähnen "Ja, dein Großvater war Militärtribun. Doch ist es nicht dein Ziel, sondern ich spreche vom Ritterstand. Das ist sein Erbe, der Ordo! Nicht irgendeine militärische Karriere. Du sollst Ritter werden und das müssen wir fokussieren." Er lehnte sich zurück und holte einmal tief Luft, um sich wieder abzureagieren. "Daher müssen wir für dich den besten Weg finden. Und eines ist ganz sicher, Pompeius wird uns nichts mehr nützen. Er wird bestimmt in Ungnade fallen, vielleicht sogar vom Kaiserhof verwiesen. Er wird für lange Zeit keinen Draht zum Augustus finden. Daher brauchen wir jemanden, der dem Augustus nahe stehen könnte, jedoch nicht gegen die Decimer agiert. Ich dachte an Senator Aelius Quatro. Er ist Patron von Livanius und der Bruder vom verstorbenen nun göttlichen Iulianus. Dein Großonkel Meridius war sein Klient gewesen.


    Sohn, bitte vergiss das Militär. Haben doch diese unserer Haus auf Befehl von Palma gestürmt, jedoch ohne Grund. Als ob wir Decimer dem Imperium den Rücken zukehren und wie feige Germanicer flüchten würden, um unsere Haut zu retten. Nur weil wir unseren Dienst für Rom geleistet haben, das von einem skrupellosen Imperator geführt wurde. Wir haben dafür gesorgt, dass das Imperium stark blieb. Wären wir den Feiglingen gefolgt, wäre das Imperium zusammengebrochen, weil niemand den Vescularius aufgehalten hätte.


    Wie gesagt, wir sollten das Band zwischen uns und Pompeius durchtrennen. Das würde auch unserer Familie zu gute kommen. Du weißt ja wie Serapio über ihn denkt, dessen Frau er besonders in die Arme schließt." Der letzte Halbsatz war natürlich ironisch zu verstehen.

  • Sim-Off:

    ;)


    Na das hätte Dexter sich ja auch wirklich denken können, dass es seinem Vater dabei selbstredend nicht um die eigentliche Tätigkeit des Praetorianus, sondern um seinen Stand ging.
    Er erschrak ziemlich, und zuckte dabei zusammen, als sein Vater mit der Faust auf den Tisch hieb. Im nächsten Augenblick ging ihm ein ziemlich zorniger Gedanke durch den Kopf. Dann drück dich halt präziser aus, du ...


    Doch nachdem sich sein Vater wieder merklich abreagiert hatte und weiter sprach, wie Dexter am besten den Ritterstand erreichen konnte, verflog auch wieder jeglicher Zorn aus seinem Kopf so schnell wie er entstanden war.
    Dexter verfolgte die Worte seines Vaters nun genau.
    ,,Der Patron von Onkel Livianus wäre sicher eine gute Idee, Vater. Denn da hast du Recht, mit Pompeius werden wir es noch schwieriger haben, die gens wieder zu alter Stärke zu führen.", kommentierte er dann die Worte seines Vaters höflich.


    ,,Sie waren doch nur hier, weil sie Tante Seiana gesucht hatten!", versuchte Dexter nun seinen Vater zu korrigieren und den Exercitus als solchen in Schutz zunehmen. Nicht jeder Soldat war ein marodierender Taugenichts. Und unter den richtigen Befehlshabern, wie Dexter sich wünschte einer zu werden, hätte es sowieso keine Plünderungen durch Soldaten gegeben.

  • Dexter hatte glück, dass es einem Menschen vergönnt war Gedanken zu lesen, weil sonst... ...Rambazamba, mein Söhnchen...


    Titus erhob sich und stützte sich dabei mit den beiden Armen ab, verharrte in der Position. "Papperlapapp! Und wieso haben die lieben braven Soldaten, so wie du sie bezeichnest, mich! DEINEM VATER einsperren lassen? WENN sie nur SEIANA wollten? Ist das also keine WILLKÜR? Hatte ich keine Waffe in der Hand? Sohn, du musst dieses Barbaren nicht schützen!"


    Er plustere sich einmal auf und presste das Lippenpaar zusammen, nur ein kleiner Spalt war geöffnet und puste reichlich Luft nach Außen hindurch. "Nun meinst du vielleicht auch noch, das Palma überhaupt nichts damit zu tun hatte! Dass diese Soldaten freiwillig, willkürlich unserer schönes Heim zertrümmerten."

  • Dexter wäre der letzte wenn es darum ging irgendwelche Barbaren zu schützen, doch ging es hierbei nicht direkt um Barbaren, auch wenn manche von denen bereits römische Rüstungen trugen.


    ,,Zumindest war das, dass was ich von Rhea erfahren hatte, dass sie im Großen Seiana gesucht hatten, du dich gewehrt hattest und sie dich dann auch mitgenommen haben.", versuchte Dexter dann zu rekapitulieren, was er an Informationen zu diesem Vorfall hatte - leider nur 'hörensagen'. Dabei ging sogar unter, dass sie zu allererst offenbar wirklich nach Varenus und Seiana gefragt hatten. Helvetius Corvinus, dieser Name war ihm nicht entfallen, nach Rheas Ausführungen über die Stürmung der Casa. Und doch war angeblich kein Befehl gefallen, keine Andeutung von den Obersten der Soldaten zu hören gewesen, dass sich die Legionäre am Eigentum der Casa Decima zu schaffen machen sollten.
    ,,Wer soll das bitte angeordnet haben? Ich weiß doch selbst nicht ob Palma sowas veranlasst haben könnte. Woher auch?", so langsam redete Dexter sich etwas in Rage und sein Ton wurde lauter. ,,Natürlich war es WILLKÜR! Beim Mars!", fluchte er dann beinahe. ,,Natürlich war es willkür, dass sie gegen dich vorgegangen sind und unser Haus zerstörten! Welcher Mensch würde solche Sachen befehlen?"


    Es vergingen einige Atemzüge, in denen sein Vater dann Zeit hatte zu reagieren.
    Mit einer Mischung aus Unsicherheit und Angst blickte Dexter dann zu Boden, erblickte den herabgefallenen Becher seines Vaters, hob diesen auf und stellte ihn wieder auf den Tisch um ihn anschließend mit dem frischen Wein zu füllen, den der Sklave mittlerweile gebracht hatte. ,,Können wir vielleicht über etwas anderes sprechen?", fragte er dann mit verzweifelter Stimme. Dieses Thema gefiel ihm so ganz und garnicht. Mit seinem Vater über Taten von Militärs zu sprechen - es gab wahrlich schönere Dinge zu bereden mit ihm.

  • Dafür dass er das Militär alles andere als liebte, sprach er doch recht viel darüber. Also war der Hinweis seines Sohnes genau richtig, um die beiden wieder miteinander reden zu lassen als gegeneinander.


    "Danke, mein Sohn." Nahm anschließend den Becher zu sich und trank den Inhalt mit einem Atemzug aus. "Ahhhh...". Dann löste er sich vom Tisch und setzte sich wieder gelassen hin. "Was mir gerade einfällt. Mir hat vor wenigen Tage ein Vögelchen gezwitschert, dass in meinem Lager noch Unmengen an Erz* herum liegen. Du darfst es nun als deines nennen. Machst du eigentlich mit den Betrieben gute Geschäfte?" Titus wusste um die schlechte Lage seines Sohnes, hatte er doch jemanden seiner Angestellten gebeten ihm zu überwachen und Auskunft zu erteilen. Musste gar Titus vor wenigen Wochen eine größere Menge an Nahrungsmittel seines Sohnes kaufen, um so das gutlaufende Geschäft vorzutäuschen, sodass sein Sohn nicht auf die Idee kam alles hinzuschmeißen. Gewiss lag es nicht an seinem Sohn und dessen Talent, sondern die Wirtschaftslage war einfach miserabel. Daher erhoffte er sich mit der Händlervereinigung dagegen steuern zu können. "Hast du mal deine Schwester besucht?", auf die Antwort war er gespannter zu erfahren als dass mit den Verkauf von Waren, wenn auch die wirtschaftlichen Themen der eigenen Familie weiterhin einen sehr hohen Stellenwert hatten.


    Sim-Off:

    *Wisim, als persönliches Angebot

  • ,,Danke, Vater.", bedankte Dexter sich erstmal höflich bei seinem Vater für das restliche Eisenerz, bevor er weitersprach. ,,Nun, die Geschäfte könnten definitiv besser laufen. Der Markt scheint seit der Belagerung Romas zu stagnieren. Dabei hatte ich gehofft, dass gerade in der Nachkriegszeit eine Menge Werkzeug gebraucht werden würde. Wenn ich wenigstens einen stabilen Abnehmer hätte, dann würde ich zumindest die Fixkosten jede Woche sicher stemmen können.", beschrieb er dann seine momentane Wirtschaftslage, ohne zu wissen, dass sein Vater offenbar bereits ausgiebig darüber bescheid wusste.


    ,,Ja, habe ich ...", nun musste Dexter ein wenig schmunzeln, ob der Ironie. Auch wenn der eigentliche Anlass für seinen Besuch bei seiner Schwester ein eher schrecklicher war. ,,Ich war bei ihr. Am Abend der großen Plünderungen. Ich suchte nach Zuflucht.", er kratzte sich an seinem rasierten Kinn. ,,Nicht unbedingt der schönste Grund für einen brüderlichen Besuch, aber ... naja ....", endete er dann mit einem unausgesprochenen Satz, über dessen Inhalt er sich selbst nicht einmal im Klaren war.

  • Das Argument seines Sohnes war nachvollziehbar, auch Titus verstand nicht, warum nach einer Zerstörung kaum Bedarf an Materialien und Werkzeugen bestand, doch vielleicht gab es einen Grund so wie er es am Palatin erlebt hatte. Er reimte sich also etwas zusammen. "Vielleicht haben die Leute nicht mehr genügen Sesterzen? Könnte doch sein, dass Diebe die Chance ergriffen haben und in den Häuser stiegen, um sich zu bereichern. Aber auch befinden sich viele Römer noch weit ab von Rom, so wohl auch ihre Besitztümer, die sie vorsorglich weggebracht hatten. Ich denke, dass es sich in Bälde wieder stabilisieren wird." Die positive Sichtweise würde bestimmt seinem Sohn gut tun. "Du könntest dich ja im Namen der Handelsvereinigung nach einem Abnehmen umsehen. Du siehst, wir müssen endlich loslegen!" Er stellte den Becher beiseite, legte seine beiden Ellenbogen auf dem Tisch ab, winkelte seine Unterarme senkrecht nach oben, schlug die Hände einander und legte seinen Kopf auf die ausgestreckten Daumen ab. "Ist sie immer noch so wie früher? Weil ich habe da rechte Zweifel, denn ihre Briefe sprechen eine ganze andere Sprache." Tja, sie war erwachsen geworden und Titus war eben ein Vater, der seine Tochter immer als kleines Mädchen sehen würde.

  • Caius sollte also im Namen der gesamten Handelsvereinigung stark machen und Abnehmer finden, eine verantwortungsvolle Aufgabe, aber vielleicht gelang es ihm ja sogar für die anderen Socii ebenfalls konstante Abnehmer zufinden. ,,Du hast sicher recht. Die Zeit wird den Bedarf schon wieder erhöhen. Ja, legen wir endlich los." Damit wären die geschäftlichen Angelegenheiten wohl erst einmal beendet und Dexter konnte sich an die Planung für seine Reise nach Ostia machen.


    ,,Nun...", begann er zögernd. ,,...Sie ist auf jedenfall reifer geworden, erwachsener. Die Ausbildung im Atrium Vestae tut ihr sichtlich gut. Du musst sie unbedingt selbst mal wieder besuchen gehen.", beantwortete er dann die Frage seines Vaters mit einem Vorschlag, dass er sich am besten noch selbst einen Blick auf seine Tochter verschaffen sollte. Wenn damit auch die privaten Angelegenheiten, die an diesem Abend zu besprechen waren, erledigt waren, hätte Dexter nun Zeit sich zurückzuziehen - eine anstrengende Woche lag vor ihm und eine aufregende vor der gesamten Händlervereinigung.

  • Die Zeit schritt immer und immer weiter voran, sodass bereits drei Stunden vergangen waren als die beiden mit dem Trinken und dem gemeinsamen Gespräch begonnen hatten. "Ich denke auch, dass ich Messalina in Kürze aufsuchen werden. Doch deine Schwester, erwachsen?" Nicht in Titus Vorstellung, da war sie immer noch ein kleines süßes Mädchen dass ihren Vater ganz lieb hatte. Sodass er etwas Angst davor hatte sie zu besuchen, um dann doch zu erkennen, dass sie erwachsen ist. Titus blickte kurz aus dem Fenster und konnte das rote Schimmern, welches den Sonnenuntergang umgab erkennen. Ein schöner Anblick war es. Er griff zu die beiden Becher und nahm sie in die linke Hand. "So, mein Sohn. Wir sollten uns nun zu den anderen gesellen." Er lächelte, stand auf, ging auf seinem Sohn zu und drückte ihn ganz fest. Dann fuhr er mit der rechten Hand durch dessen Haar, löste sich wieder, hielt kurz inne, sah ihn direkt in die Augen, grinste und ein paar Sekunden später trat er aus dem Raum.

  • Sein Vater glaubte ihm einfach nicht, in Bezug auf seine Schwester. Bei Messalina war er einfach blind. Sie war schon immer seine Tochter gewesen, seine Einzige, seine Erstgeborene. Manchmal kam Caius sich sogar so vor, als würde er nur in Messalinas Schatten leben. Was sich aber aufgrund der Tatsache, dass sie nun eine Schülerin der Vestalinnen war, etwas gebessert hatte, immerhin war sie kaum mehr zu gegen. Doch Varenus würde sie wohl immer als sein kleines Mädchen sehen, auch wenn er und sie schon alt und runzlig wären. Aber gut, zu diesem Thema reichten Dexter schon seine eigenen Gedanken, etwas dazu sagen wollte er lieber nicht.


    Da wechselte Dexters Vater auch bereits wieder das Thema und wollte mit ihm zu den Anderen gehen, wahrscheinlich saßen diese gerade im Triclinium zum Essen, oder auch nicht. Dexter war es beinahe egal, doch nickte er ruhig und folgte seinem Vater dann aus seinem Cubiculum.

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