Nach der Bestattung von Tiberia Albina war die Casa Purgitia gründlich rituell gereinigt worden, um die letzten Spuren des Todes zu beseitgen. Der Zypressenzweig über der Haustür war wieder verschwunden und ganz langsam gewann die Freude über den Nachwuchs die Oberhand. Eines der sichtbarsten Zeichen dafür war Macers neuer Pflichttermin am Morgen, der noch gleich nach der Morgentoilette und weit vor der Salutatio lag: Die Statusabfrage zum Wohlbefinden seiner Tochter Albina. Wie hatte sie geschlafen? Wie oft hatte die Amme sie stillen müssen? Zeigte sie Zeichen von Unwohlsein? Macer hatte keinen blassen Schimmer, was normal und was unnormal für ein Neugeborenes wäre und fragte deshalb umso neugieriger und genauer. Dass dies der Amme nicht immer gefiel, hatte Macer sehr schnell bemerkt, aber solange die Versorgung seiner Tochter nicht unter dem Unwillen der Amme lit, war ihm das vorerst egal. Immerhin wurde sie für ihre Dienste nicht schlecht bezahlt und außerdem lag es an ihr, Macer durch die Ausstrahlung von Ruhe und Sicherheit ebenfalls zu beruhigen.
Erst wenn alle seine Fragen zu seiner Zufriedenheit beantwortet worden waren, widmete sich Macer den anderen üblichen Verrichtungen des Morgens, nur um sich nach dem Ende der Salutatio und sowieso vor dem Verlassen der Casa noch einmal nach dem Wohlbefinden seiner kleinen Albina zu erkundigen.