Besatzung und Proviant der "Socius"

  • Ich ging zu den Mannschaftsquartieren und fragte nach der Besatzung der Socius. Es meldeten sich sieben Soldaten, sechs davon waren Nautae, nur der siebte war Manipulus wie ich. Er kam auf mich zu.


    "Und warum willst du das wissen, Kamerad?" fragte er.


    "Weil die Socius unter meinem Kommando eine Erkundungsfahrt machen wird." antwortete ich. "Kannst du dich morgen um Proviant kümmern? Ich werde Schreibzeug organisieren, damit ich alles kartographieren kann."


    "Kartographieren?" fragte er entsetzt. "Es gibt doch nur im Germanengebiet etwas zu kartographieren!"


    "Genau da geht es auch hin." antwortete ich. "Und da wir gerade dabei sind. Wie ist eigentlich dein Name?"


    "Marcellus." gab er kurz zurück. "Bis morgen Mittag werde ich das Schiff seeklar haben."


    Ich nickte. "Gut. Dann noch eine angenehme Nacht."


    "Bis morgen." gab er zurück.


    Ich verließ die Quartiere und ging ins Lager. Dort ließ ich einen Tisch, einen Stuhl und eine Truhe an Bord der Socius liefern. Die Truhe füllte ich dann mit Papyrus-Rollen, einer Kiste mit Schreibfedern und zwei Tintenfässern. Danach richtete ich meine Koje ein, schrieb einen kurzen Brief an meinen Pater familias, dass ich einige Zeit nicht erreichbar sein würde, und legte mich schlafen.

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  • Am nächsten morgen, ich hatte bereits gefrühstückt, kam Marcellus mit dem Rest der Besatzung und einem Wagen voll mit Proviant.


    "Das sollte für drei Wochen reichen." meinte er.


    "Gut, verstaut alles." sagte ich. "Wir legen dann sofort ab."


    Nachdem wir alles verstaut hatten, legten wir ab. Der Wind kam unglücklicherweise aus Norden, so dass wir nicht segeln konnten, also mussten unsere Nautae rudern. Da wir mit der Strömung fuhren, kamen wir recht schnell voran.

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  • Es ging zunächst den Rhenus hinunter. Ich verglich die existierenden Karten mit meinen Beobachtungen und aktualisierte den einen oder anderen leicht veränderten Uferabschnitt. Mittags legten wir kurz in Confluentes an und folgten dann weiter dem Strom. Ich war gewillt, meiner Besatzung noch kurze Pausen und Landgang zu gönnen, so lange wir auf römischem Gebiet waren. Später, im Germanengebiet, würden ich darauf achten, dass das Schiff stets so weit wie möglich vom Land entfernt vor Anker ginge.

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  • Wir hatten es doch tatsächlich bis Colonia Agrippina geschafft! An einem Tag! Allerdings um den Preis von sechs völlig erschöpften Nautae. Das letzte Stück der strecke war es außerdem bereits dunkel gewesen, und ich navigierte ausschließlich nach der Karte. Sandbänke sah man in der Dunkelheit sowieso viel zu spät, aber das in der Karte ausgewiesene Fahrwasser schien noch korrekt zu sein.
    Nachdem wir angelegt hatten, erlaubte ich den sechs Nautae drei Stunden Landgang. Ich drehte die Sanduhr um, als der letzte von Bord ging. Dann ging ich an die Steuerbord-Reling, die zum Fluß zeigte, und bat Marcellus zu mir.


    "Du wünschst, Kapitän?" fragte er.


    "Erstens, nenn mich nicht Kapitän." antwortete ich "Wir sind beide Manipuli, also können wir uns auch beide wie Kameraden unterhalten. Außerdem ist das nur ein Kutter. Aber das ist nicht der Grund, warum ich dich zu mir gebeten habe."


    Wir lehnten uns jetzt beide auf die reling und betrachteten den Rhenus, der in der Dunkelheit an uns vorbei floss.


    "Marcellus, ich werde dir jetzt unsere Mission erläutern." begann ich "Wir werden bis zur Mündung des Rhenus fahren. Von dort aus wenden wir uns nach Osten und folgen der Küste des Oceanus Germanicus (Nordsee). Wir werden den Verlauf der Küstenlinie exakt abfahren, damit ich alles kartographieren kann. Außerdem werden wir jeden schiffbaren Fluss, der östlich des Rhenus in den Oceanus germanicus mündet, genau verzeichnen. Das bedeutet, dass wir so lange dem Verlauf des Flusses folgen, bis er nicht mehr schiffbar ist."


    Marcellus nickte. "Dann werden wir die Amisisa (Ems) vermessen können und vermutlich auch die... wie heißt sie noch? Visurgis (Weser)? Obwohl ich nicht weiß, wie lang die ist. Danach dürften unsere Vorräte so weit aufgebraucht sein, dass wir umkehren müssen."


    "Gut zu wissen." meinte ich "Aber wahrscheinlich schaffen wir noch weniger, weil wir uns nicht mit Reisegeschwindigkeit fortbewegen können. Immerhin muss ich Karten anfertigen."


    Er nickte. "Dann fahren wir eben mehrmals."


    Ich lachte und klopfte ihm auf die Schulter. "Guter Mann. Du kannst jetzt auch gehen. Wenn die anderen zurück sind, hast du noch eine weitere Stunde, aber dann will ich dich auch wieder an Bord sehen."


    "Kein Problem. Wenn du gestattest, Marcus, hau ich mich jetzt aufs Ohr."


    "Klar. Das macht die Sache sogar noch einfacher."


    Er ging unter Deck und ich betrachtete noch eine Weile den Fluss, ohne die Sanduhr aus den Augen zu lassen.

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