Das Weib verstand ihn einfach nicht.
"Es geht nicht darum ob ich das nicht mehr will sondern darum ob das dein Plan für dein weiteres Leben war und ist. Ich will dir hiermit die einmalige Gelegenheit geben obwohl du Sklavin bist, so frei zu sein um zu wählen was du machen möchtest. Wenn du als Lupa arbeiten willst bis du dich freikaufen kannst wirst du es wohl auch kaum danach ändern können. Einfach aufgrund der vergangenen Zeit. Träumst du als Beispiel von einem Mann und einer Ehe mit Kindern... nun dann solltest du meiner Meinung nach nicht die nächsten Jahre als Lupa arbeiten. Denn da dürfte der Übergang wohl schwer bis unmöglich sein. Ganz zu schweigen davon einen Mann zu finden der eine ehemalige Lupa heiratet!"
Eine Insula am Rande der Subura aber noch Rande zum Esquillin
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- Subura
- Tiberius Helvetius Varus
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Irgendwie verstand sie nicht so recht, was der Helvetier eigentlich von ihr wollte. Erst hatte er dafür gesorgt, dass sie nun seine Sklavin war und nun schien es darum zu gehen, was ihre Pläne für die Zukunft waren. Wäre er nicht gewesen, dann sähe ihre Zukunft wohl rosiger aus. Nämlich dann könnte sie irgendwann von ihrem ersparten Geld leben. So musste sie ihm zuerst 25 Aureii zahlen, damit sie überhaupt frei sein konnte. Was also sollte das alles? Wollte er sich über sie lustig machen oder sie dazu antreiben, noch mehr zu tun, um möglichst viel Profit aus ihr zu schlagen?
„Was ich will?“ Fragte sie ihn deshalb ungläubig. „Was ich will, danach hat sich noch niemand erkundigt.“ Außer vielleicht Avianus, doch wie er zu ihr stand, stand hier nicht zur Debatte. „Ja, Helvetius Varus, ich habe Träume. Träume, die mir bisher die Kraft gaben, nicht aufzuhören an sie zu glauben. Ich träume davon, eines Tages mit dem Mann zu leben, den ich liebe und vielleicht sogar Kinder zu haben. Wenn du es genau wissen willst, ich hasse mich dafür, mich tagtäglich anbieten zu müssen. Doch ich tue es, damit es für mich eine Zukunft geben kann. Damit mein Traum wahr wird. Also frag mich nicht, was ich machen möchte. Sag mir lieber, was ich tun soll, damit ich endlich dieses verdammte Ding los werde!“ Sie war laut geworden und wirkte empört. Bei ihren letzten Worten hatte sie ihm das Täfelchen, das um ihren Hals hing, entgegengehalten.
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Wo kam das denn jetzt auf einmal her. Varus war leicht vor den Kopf geschlagen. So sehr jedenfalls das ihm erst einmal ein ärgerliches
"Bist du bescheuert hier so rumzublöken", entwich.Er seufzte einmal kurz und setzte, ein letztes Mal, wieder neu an.
"Sibel du bist es gewesen der mir erzählt hat das er diesen Weg selber
gewählt hat! Morrigan und ich haben lediglich dafür gesorgt das du es nicht mehr auf der Straße machen musst, einen gerechten Anteil der Einnahmen für dich sind und dazu habe ich auf eigene Gefahr dafür gesorgt das aus dir von einer entlaufenen Sklavin die ständig von schwerster Bestrafung und Tod bedroht war eine Sklavin unter meinem Schutz wurde. Du weißt was du tun musst um das Ding welches dich beschützt denn niemand wird die straflos etwas gegen deinen Willen antun mit diesem Ding loszuwerden. Entweder in 25 Jahren mit einem Aureus pro Jahr von mir in die Freiheit entlassen zu werden oder mit 25 Aureus geben und sofort bzw. früher gehen!"Ihm fiel plötzlich ihre Formulierung auf. Das konnte natürlich der Grund sein warum sie jetzt auf einmal ihre Arbeit als Lupa hasste!
"Du sagtest mit dem Mann den du liebst! Es gibt also schon jemanden! Wer ist es? Wenn er kein Sklave ist schick ihn zu mir dann kann ich mit ihm reden um das Problem mit dem Ding vielleicht zu lösen. Ist er selber Sklave? Dann sag mir wer sein Besitzer ist und vielleicht kauf ich ihn und dann könnt ihr jetzt schon zusammen leben, in meinem Haushalt arbeiten und dann in 25 Jahren eure Freiheit bekommen!" -
Beroe erschrak, als er sie plötzlich anschrie. In ihrer Entrüstung hatte sie nicht bemerkt, dass sie zu weit gegangen war, und zwar in jederlei Hinsicht. Alles war aus ihr herausgesprudelt, alles. Zu viel! Nun begann er ihr noch einmal herunterzubeten, dass er nur ihr bestes wollte und dies alles nur zu ihrem Schutz geschah. Sie hingegen konnte nicht mehr. Sie begann zu schluchzen.
„Es tut mir leid… was ich gesagt habe… und ich bin dankbar… dankbar, dass ich hier sein darf und arbeiten kann. Nur… in fünfundzwanzig Jahren werde ich alt sein… zu alt, um Kinder zu empfangen.“ In diesem Moment wurde ihr klar, wie aussichtslos alles war. Ihr Traum würde ein Traum bleiben. Die Tränen rannen über ihre Wangen und sie ergab sich in ihre Trauer.
Varus allerdings hatte in ihrem Erguss aus Worten etwas herausfiltern können, was ihr, wohl aus Unachtsamkeit, herausgerutscht war. Diese eine Formulierung gab ihm zu denken und es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie darauf ansprach.
Seine Fragerei traf sie bis ins Mark. Erschrocken sah sie zu ihm auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Was? Ich? Nein, … ich … er ist kein Sklave.“ Sie durfte ihn nicht verraten! Auch wenn Varus sie nun Versprechen köderte. Und außerdem wollte sie das Avianus nicht aufbürden, dass er für sie zahlte. „Ich kann dir nicht seinen Namen nennen.“ Schließlich verschloss sie sich wieder. Auf keinen Fall würde sie Avianus‘ Namen preis geben. -
Varus war definitiv kein normaler Römer. Die Vorliebe für persönliche harte Arbeit, der Umgang mit seinen Sklaven und noch ein paar andere Dinge zeigten dies.
In diesem Moment führte es dazu das sein Ärger gleich wieder verflog und er tatsächlich versuchte seine Sklavin zu trösten.Er streichelte ihr über den Kopf und wischte ihr ein paar Tränen von der einen Wange.
"Du bist aber auch ein Dummerchen... ich glaube man hat dir nie so wirklich gesagt was es bedeutete ein Sklave zu sein was man da durfte und was nicht und dergleiche."
Natürlich hatte das niemand und es gab keine Ausbildung für werdende Sklaven. Nur kam Varus nicht auf die Idee, wohl typisch für jemanden der nie Sklave war, dass es das nicht gab.
"Du musst ja nicht warten mit dem Kinder bekommen! Wenn du jetzt schon einen Liebsten hast kann es doch jetzt schon losgehen. Nur deine Arbeit als Lupa verhindert das doch und da hab ich doch gerade angedeutet das da eine Veränderung möglich ist!"Als er dann weitere Fragen zu ihrem Liebsten stellte verschloss sie sich wieder. Die Antwort das er keine Sklave war erklärte es ein klein wenig aber nicht gänzlich.
"Warum denn nicht? Ist er verheiratet und du hast Angst ich verrate seiner Frau was? Was soll denn passieren wenn ich seinen Namen weiß?" -
Dass er sie nun zu trösten begann, hätte sie wohl am wenigsten erwartet. Als seine Hand ihren Kopf berührte, war sie noch leicht zusammengezuckt. Nun hob sie ihr verheultes Gesicht so dass ihr Blick unweigerlich auf ihn fiel. Varus wischte ihr einige Tränen von der Wange und versuchte, etwas Aufmunterndes zu sagen. Was er allerdings dabei wohl völlig außer Acht ließ, war die Konsequenz daraus. Was würde denn mit Kindern geschehen, die sie als Sklavin gebar? An sie würde automatisch das Los der Sklaverei übergehen. Sie wären dann auch nur eine Sache, die man verkaufen und ausbeuten konnte.
„Ich möchte, dass meine Kinder frei geboren werden. Dass niemand sie als Sklaven verkaufen kann. Sie sollen es einmal besser haben.“ Natürlich war dabei auch ihre Arbeit als Lupa hinderlich. Aus diesem Grund hatte sie auch nie ein Kind ausgetragen, wenn sie aufgrund ihrer Arbeit schwanger geworden war. Und es musste ihr auch klar sein, je öfter sie das tat, umso mehr sank auch die Chance ein gesundes Kind zu gebären.
„An welche Veränderung hast du gedacht?“ Morrigan hatte ihr ja damals schon eine Möglichkeit angedeutet, dass es im Lupanar auch andere Arbeiten gab, bei denen man sich nicht anbieten musste. Allerdings hatten diese weitaus weniger Geld eingebracht.Natürlich hatten Varus ihre Antworten zu seinen Fragen über ihren Verehrer nicht befriedigt. Je mehr sie so geheimnisvoll tat, umso mehr steigerte sie sein Interesse daran. Doch er musste schon Gewalt anwenden, wenn er den Namen aus ihrem Mund hören wollte. Vorerst jedoch versuchte er es, in dem er sie weiter ausfragte.
„Nein… er ist nicht verheiratet. Bitte frag nicht weiter! Ich habe es ihm versprochen, niemanden von ihm und mir zu erzählen.“ Avianus sollte wegen ihr nicht in Schwierigkeiten geraten. Die Verbindung zu ihr konnte ihn erpressbar machen, auch wenn sie dem Helvetius ein solches Unterfangen nicht zutraute. -
Er verstand absolut nicht was an der Identität ihres Liebsten so das Problem war. Es würde ja wohl kaum ein Mann von Stand sein und was würde einem einfachen Pleb oder Libertinus denn schon drohen wenn bekannt wurde das eine Lupa ihn liebte. Naja Varus war allerdings auch kein Experte in sowas. Er machte sich selber nicht soviel aus gesellschaftlichem Ansehen. Dabei kam ich gerade der Gedanke ob das vielleicht auch der Grund war warum er immer noch kein Eques war.
Er tröstete sie weiter.
"Nun auch da lässt sich eine Lösung finden. Zum Beispiel die das deine Kinder eben nicht automatisch Sklaven werden und was die Veränderung angeht. Ich kenne jemanden der mir sehr viel bedeutet der jemanden braucht der ihm im Haushalt hilft. Doch sie möchte eigentlich keine Sklaven haben. Die Veränderung die ich nun also vorschlage ist die das du zu ihr in den Haushalt gehst. Ich müsste natürlich noch mit ihr sprechen und sie dich kennen lernen. Ich könnte mir auch denken das ich dich dann sofort freilasse und du dann zum Beispiel nur den halben Lohn bekommst und von der anderen Hälfte deine Schulden bei mir abzahlst. Unterkunft und Logis wären dann allerdings in ihrem Haus... das würde auch das Problem mit den frei geborenen Kindern lösen!"Er musste doch noch einmal auf die Sache mit dem Liebsten eingehen.
"Sibel ich kenne deinen Liebsten nicht aber kann es vielleicht sein das er nur deinen Körper möchte und dafür nicht bezahlen will? Warum sonst sollte er wollen das niemand davon erfährt das ihr verliebt seid? Ich meine er wird ja kein Senator sein? Oder hat er vielleicht schon eine Frau? In beiden Fällen würde es für dich nicht gut enden meinst du nicht auch!" -
Weiterhin versucht Varus zuversichtlich zu sein und ging auf Beroes Einwände ein. Offenbar lag ihm viel daran, dass ihr Traum wahr werden würde. Er hatte sogar schon eine Lösung parat, die er ihr auch sofort unterbreitete. Ja, selbst freilassen wollte er sie! Allerdings hatte das Ganze doch auch noch einen beträchtlichen Haken. Dass sie das Lupanar verlassen sollte und bei einer Fremden leben und arbeiten sollte, gefiel ihr gar nicht. „Dein Vorschlag ist sehr großzügig, aber ich dachte, ich könnte hier im Lupanar bleiben.“ Wie sollte denn Avianus sie sonst finden können? Andererseits würde er sie dann vielleicht schon früher frei lassen… vielleicht. Je länger sie darüber nachdachte, umso unschlüssiger wurde sie. Als er dann auch noch weiter bohrte, um doch noch den Namen ihres geheimnisvollen Liebhabers zu erfahren, wusste sie plötzlich wieder genau, wofür sie sich entscheiden sollte. „Er will nicht nur meinen Körper, er liebt mich wirklich. Das weiß ich genau! Und er ist weder Senator noch ist er verheiratet. Wir kennen uns schon lange, eigentlich schon aus Misenum.“ Dort, im Hause seines Freundes hatten sie sich zum ersten Mal gesehen, als sie noch Sklavin der Aurii war, nichtsahnend dass sei einmal sehr viel füreinander empfinden würden. Doch erst viel später, nach dem Ende des Bürgerkriegs hatten sie sich wirklich kennen und lieben gelernt.
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"Natürlich kannst du auch hier im Lupanar bleiben. Doch meinst du das ist der erstrebenswerte Ort um Kinder zu bekommen und groß zu ziehen?" gab er zurück.
Bei ihren Worten über ihren Liebhaber seufzte er kurz auf.
"Nun dann frage ich mich warum es ein Geheimnis bleiben muss wer er ist. Wenn du ihn schon so lange kennst weiß er ja sicherlich was du zur Zeit tust. Wenn er dich darüberhinaus schon seit Misenum liebt wie kann es dann sein das Morrigan dich aus der tiefsten Gosse hatte holen müssen? Also ich würde die Frau die ich liebe weder verleugnen noch in der Gosse sterben lassen." -
„Nein,… nein das ist er nicht.“ Damit musste sie sich wohl geschlagen geben. Ernüchtert schlug sie kurz die Augen nieder. Wieder einmal würde sich wieder alles in ihrem Leben ändern und wieder würde es damit auch schwieriger werden, Avianus zu treffen. Wenn er das nächste Mal hierher kam, dann würde sie wahrscheinlich schon fort sein. Und als ob das nicht schon genug war, ließ Varus einfach nicht locker. Er forderte es regelrecht heraus, dass sie es sich jetzt und hier vor ihm eingestehen sollte, dass Avinus sie nicht ihretwillen liebte, sondern nur auf ein paar nette Stunden mit ihr aus war. Doch diesen Gefallen tat sie ihm nicht.
„Er musste für längere Zeit weg. Wir verloren uns aus den Augen… ich kam in den Carcer… und nach meiner Entlassung traf ich Morrigan. Erst vor einigen Monaten trafen wir uns wieder. Er hatte geglaubt, ich sei tot…“ -
"Verstehe...", war erst einmal alles was Varus dazu sagen konnte. Er wollte nicht weiter bohren in der Sache. Bei der Vorgeschichte würde es eh schon schwer werden. Wenn es dann doch noch so was wie ernst werden sollte mit den beiden wäre es sicherlich von Vorteil wenn sie nicht mehr als Lupa tätig wäre.
Wieder einmal kam Varus Helfersyndrom und seinem Hang zu praktischen Lösungen durch."Also gut dann halten wir fest das heute dein letzter Tag als Lupa ist! Ab morgen übernimmst du hier nur noch Aufgaben im Haushalt. Wenn Morrigan die Tage wieder hier ist kannst du dich von ihr verabschieden und ziehst dann zu mir ins Haus um dann in meinem Haushalt zu arbeiten. Bis dahin überlege ich mir dann eine Lösung bezüglich deines Statuses und der deiner Kinder."
Die letzten Sätze waren halb wie Fragenm halb wie Feststellungen formuliert. Er war gespannt wie sie jetzt reagieren würde. Er erwartete inzwischen gar keine große Dankbarkeit mehr aber irgend eine Form von Reaktion musste ja kommen.
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Endlich hatte er mir seiner dämlichen Fragerei aufgehört. Wahrscheinlich war er dessen überdrüssig geworden, weil er gemerkt hatte, dass sie auf keinen Fall die Identität ihres Geliebten preisgeben würde. Um dies zu erreichten, hätte er mit weitaus schwereren Geschützen aufwarten müssen.
Letztendlich legte er nun fest, was mit Beroe von nun an geschehen sollte. Dass heute bereits ihr letzter Tag als Lupa sein sollte, traf sie doch unverhofft, doch noch mehr schockierte sie, dass sie in wenigen Tagen schon von hier weg sollte. Varus‘ Aussage war ja in dieser Hinsicht recht schwammig gewesen. „Die Tage“ konnte viel bedeuten. Schlimmstenfalls konnte „die Tage“ bereits morgen sein. Und überhaupt, wenn sie nun keine Kunden mehr zu bedienen hatte, dann bedeutete das ja dann auch, dass sie ihr Zimmer räumen musste, um von nun an bei den gewöhnlichen Sklaven zu schlafen.
„Danke, Varus.“ Allerdings klang ihr Dank doch leicht schwermütig. „Ich werde dann mein Zimmer räumen. Darf ich jetzt gehen?“ Beroes Gedanken waren bereits schon weit weit weg. Genauer gesagt waren sie längst bei Avianus und sie fragte sich, was der wohl tun würde, wenn er feststellen musste, dass sie nicht mehr da war... -
Nun gut er wollte es damit belassen. Die Geburt war ja auch schwer genug gewesen.
"Das mit dem Zimmer klärt Morrigan mit dir. Über sie werde ich auch Bescheid geben wann du in mein Haus kommst. Ansonsten darfst du jetzt gehen und wenn du keine Stammkunden mehr erwartest heute kannst du von mir aus auch für heute Schluss machen."Er war ein Freund von konkreten Entscheidungen und gerade war ja die Gefallen das Sibel nicht mehr als Lupa arbeiten würde. Stammkunden verärgern musste man deshalb ja nicht aber ansonsten....
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Nickend nahm sie Varus‘ letzte Anweisungen entgegen, dann wandte sie sich um und ging. Nein, eigentlich floh sie aus seinem Tablinum, mit dem seltsamen Gefühl, welches sie nicht recht zu deuten wusste. Ihr war nicht klar, ob sie sich freuen oder heulen sollte. Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als sie die Tür ihres Zimmers hinter sich schloss. Da war ihr Bett, dass völlig durchwühlt war und dessen Geruch noch entfernt an Avianus erinnerte. Dort stand die Truhe, in der sie seine Geschenke verwahrt hatte, bevor er ging. Sie ging zur Truhe, öffnete sie und nahm die Kette und die Tabula heraus. Dann setzte sie sich auf ihr Bett und betrachtete stumm die wunderbaren Geschenke. Bei dem Anblick der Tabula und dem Gedanken an das gegebene Versprechen, Avianus eine gute Schülerin zu sein, rannen ihr die Tränen über die Wangen. Und dann war da noch die schöne Bernsteinkette, deren leuchtende Steine an die Strahlen der Sonne erinnerten. Sie hatte sie nicht einmal angelegt, als er bei ihr gewesen war! Weil sie ja dieses andere „Geschmeide“ um ihren Hals zu tragen hatte. Plötzlich obsiegte ihre Wut und sie zog ganz fest an dem Lederband. Sie zog so fest, dass es an seiner schwächsten Stelle riss. Sie nahm das Band samt dem metallenen Anhänger und warf ihn achtlos an die Wand. Klirrend fiel das metallene Täfelchen zu Boden.
Ihr Weinen war heftiger geworden. Es war, als ginge endgültig alles verloren, was ihr doch so wichtig gewesen war. Statt ihrem Sklavenhalsband legte sie nun die Bernsteinkette ab. Dann wischte sie ihre Tränen weg und kramte in ihrer Truhe nach einem Handspiegel. In dem fahlen Gegenbild entdeckte sie ein verheultes Gesicht einer jungen anmutigen Frau, die ihr ähnelte und die eine hübsche Kette um den Hals trug.
Beroe legte den Spiegel beiseite und griff nach der Tabula. Wenn sie doch wenigsten ein paar Buchstaben hätte schreiben können! Ein paar Buchstaben nur hätten vielleicht ausgereicht, um Avianus mitzuteilen, dass sich ihr Leben gerade kolossal änderte. Stattdessen aber konnte sie nicht viel damit anfangen. Trotzdem zählte sie zu ihrem wertvollsten Besitz.Langsam aber unablässig manifestierte sich eine Idee in ihrem Kopf. Sie musste zu ihm! Jetzt, sofort! Irgendwie musste er es erfahren, dass es bald noch schwieriger werden würde, sich mit ihr zu treffen. Aber wenn sie nun ging, warum ging sie dann nicht für immer? Eine Flucht… sie hatte es schon einmal gemacht. Und irgendwie war es ihr gelungen, sich durchzuschlagen. Wie eine Katze war sie wieder auf allen vieren gelandet. Warum sollte es nicht auch diesmal klappen?
Überstürzt erhob sie sich und räumte ihre Habseligkeiten aus der Truhe. Ein wenig Geld hatte sie ja. Das würde für ein paar Tage reichen. Sie packte alles, was ihr wichtig war in einen Beutel... für den Fall, dass sie tatsächlich nicht mehr zurück kommen würde.
Dann ging sie zur Tür. Jetzt und hier würde sie einen Schlussstrich ziehen.
Leise schlich sie sich hinaus, sah sich um und ging weiter, als sie wusste, dass die Luft rein war. Dann kam sie zur Treppe. Stufe für Stufe tastete sie sich voran, immer auf der Hut, nicht entdeckt zu werden. Nur noch ein paar Schritte bis hinunter, dann schnell durchs Atrium gehuscht und schon war sie auf und davon. Doch die Treppe erwies sich als besonders gefährlich, weil sie so gut einsehbar war. Jetzt nur nicht entdeckt werden, mahnt sie sich selbst und ging weiter. -
Varus verließ gleich nach dem Gespräch das Lupanar ohne noch den anderen Sklaven etwas von dem Ergebnis des Gespräches zwischen ihm und Sibel zu erzählen.
Morrigan informierte er natürlich noch, so dass sie in ein paar Tagen wenn sie wieder im Lupanar ankam bescheid wusste das Sibel in seinen Haushalt wechseln würde.
**********
Der Nachteil des Lupanars im Innenhof war ja das es nur einen Zugang gab. An diesem stand der gleiche Mann wie immer seitdem Dracon weg war. Als Sibel auf ihn zukam sah er sie fragend an.
"Wo willst du denn hin? Ich glaube kaum das du schon Schluss hast. Schon mal ins Atrium geschaut da ist noch alles voller Kunden!" -
Vorsichtig und lautlos hatte sie auch die letzten Treppenstufen hinter sich gelassen. Nur noch wenige Schritte, dann war sie frei! Das einzige Hindernis stellte noch Vigo dar, den man zu Dracons Nachfolger gemacht hatte. Ein übler Kerl, der viel zu oft seine Nase in Sachen steckte, die ihn rein gar nichts angingen. Obwohl doch eigentlich eigentlich seine Aufgabe darin bestand, für Ordnung zu sorgen und die Lupae vor Übergriffen ihrer Kundschaft zu schützen. Wenn der Alkohol in Strömen floss, war schon mancher friedliche Mann zum rasenden Hitzkopf geworden.
Beroe hatte einen Moment gezögert. Schau ihm nur nicht in die Augen, hatte sie sich immer wieder vorgesagt. Einfach schnell an ihm vorbei gehen, ihm gar keine Beachtung schenken.
Als endlich glaubte, bereit zu sein und in seine Richtung lief, stellte er sich ihr plötzlich in den Weg. Beroe s Herz wollte stehen bleiben. Als er sie ansprach. Mit einem Mal war all ihr Mut im Sande versiegt. „Ich äh… ich wollte nur…“ Und tatsächlich, im Atrium herrschte Hochbetrieb. „Ich geh ja schon!“, fügte sie schließlich enttäuscht hinzu. Ihre Flucht war bereits gescheitert, bevor sie richtig begonnen hatte…~Finis~
-
Zitat
Original von Morrigan
....
Aber erst mal musste sie das jetzt hier hinter sich bringen. Sie drückte also die unscheinbare Tür zum Lupanar auf und schlüpfte hinein. Der Mann der die Tür bewachte wollte gerade etwas sagen, doch dann erkannte er sie wohl und nickte ihr zu „Willkommen zurück.“ ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Mannes aus und er legte seinen fast zahnlosen Mund frei.
Sind die anderen auch da?
Ja die Mädels sind drin geh nur rein. Schön das du wieder da bist.
Danke.Sie ging also den Gang bis in Atrium. Fast schüchtern war ihr Lächeln, als sie dort Greta und Ines sah.
Die Beiden aber hielten sich nicht zurück und stürmten auf Morrigan zu um sie auch sogleich in die Arme zu schließen.
Bist du es wirklich? Er hat es also geschafft der Helvetier? Er hat dich von den Claudiern weg bekommen? Wie geht es dir? Bleibst du hier? Und was ist das?
Greta war es die Morrigan mit all diesen Fragen bestürmte.
Komm wir setzen uns und du erzählt uns alles ja?
Da das wohl mehr eine Aufforderung denn einer Frage war, kam Morrigan dieser nach, vielmehr ließ sie sich zu den Clinen ziehen und dort wurde sie platziert.„Das -“ sie nahm den Anhänger in die Hand, den Varus ihr gegeben hatte. „Nun das zeigt wem ich nun gehöre. Er hat mich ja schließlich gekauft. Ich soll für ihn das Lupanar leiten und er will mich wohl frei lassen.“
Im weiteren Verlauf folgte ein kurzer abriss der Geschehnisse in der Villa Claudia. Morrigan gab aber nur das nötigste preis. Greta und Ines war das wohl bewusst, aber sie bohrten auch nicht weiter nach.
„Wo sind Dedina und Sibel?“ fragte Morrigan schließlich und hoffte, dass die beiden auch zugegen waren.Beroes letzte Tage im Lupanar waren angebrochen. Eine Flucht hatte sie nicht noch einmal gewagt. In ihrer Verzweiflung hatte sie gehofft, Avianus würde noch einmal vorbei schauen, bevor sie ging. Doch er kam nicht. So würde sie also gehen, ohne ihn vorher noch einmal gesehen zu haben. Dementsprechend erbärmlich fühlte sie sich. Sie würde zugrunde gehen, wenn sie ihn nun noch ein weiteres Mal verlöre.
Schließlich kam der Tag, an dem Morrigan ins Lupanar zurückkehrte. Eigentlich hätte Beroe sich freuen müssen, sie wieder zu sehen. Schließlich war sie ihren Häschern entkommen. Der Helvetier hatte sie freigekauft. Damit hatte er ihr wohl das Leben gerettet. Beroe wollte sich gar nicht erst vorstellen, was man mit ihr angestellt hatte.
Unten im Atrium hörte sie freudig erregte Stimmen. dies war für sie das Zeichen, dass sie nun gehen musste. Ihre Habseligkeiten hatte sie zu einem Bündel zusammen gepackt. Ein letzter Blick zurück in ihr Zimmer, das ihr für einige Monate Heimstatt und Arbeitsplatz zugleich gewesen war.Dann ging sie nach unten. Als sie das Atrium betrat, formte sich doch noch ein Lächeln um ihre Lippen.
„Morrigan!“ Sie lief auf sie zu und umarmte sie. „Wie schön, dich wieder zu sehen!“ Sie konnte es nicht vermeiden, einige Tränen zu vergießen, als sie sie freundschaftlich umarmte. „Wie schade nur… dass ich nun gehen muss.“ -
Morrigan freute sich Sibel zu sehen, doch warum hatte diese ihr Bündel dabei? Und nun brach sie auch noch in Tränen aus. So was wie eine Erklärung folgte auf dem Fuße. Sie musste das Lupanar verlassen? Was? Warum? Wer sagte denn so was?
Erst jetzt fiel ihr Blick auf ihren Anhänger, einen solchen trug sie ja seit neustem aus.
Ihre Augen verengte sich und sie nahm das Ding in die Hand.
Wäre sie noch die alte, so hätte sie Sibel das Ding wohl vom Hals genommen und dahin befördert wo es ihrer Meinung nach hingehörte, auf den Müll.
So aber ließ sie den Anhänger wieder dahin gleiten wo sie ihn hergeholt hatte.
„Warum musst du gehen? Will er das?“ Sie zeigte auf den Anhänger von Varus. „Warum bist du seine Sklavin?“ Ja das erstaunte Morrigan nun wirklich, schließlich ging sie immer noch davon aus, das Sibel eine Freie – bettelarm als als Morrigan sie gefunden hatte, aber frei.
„Was bei den Götter ist passiert? Und wo willst du überhaupt hin?“
Morrigan nahm ihr erst mal ihr Bündel aus der Hand, schaute sich kurz um. Der Laden war leer. Auch Greta bestätigte, das keine Kunden im Haus waren.
„Wir schließen für heute!“ lautete die Anweisung und sie wurde auch prompt umgesetzt.
Sibel wurde unterdes zu den Clinen dirigiert. „Du gehst erst mal nirgends hin, du sagt mir was los ist.“ -
Beroe nickte nur stumm und sah dann beschämt zu Boden. Damals, als Morrigan sie in der Gosse aufgelesen hatte, war sie nicht ganz aufrichtig zu ihr gewesen. Ihr hatte sie mit keinem Wort erwähnt, dass sie während der Wirren des Bürgerkrieges auf nicht ganz so legale Weise zu ihrer Freiheit gekommen war. Sie hatte es verschwiegen, weil bis vor wenigen Wochen, bevor Varus kam, sich sowieso niemand mehr dafür interessiert hatte.
„Er sagte, ich sehe unglücklich aus und davon hat er sich auch nicht abbringen lassen können.“
Morrigans Blick musste unweigerlich auf das Lederbändchen mit dem Anhänger gefallen sein.. Die Perserin selbst trug nun auch solch einen Anhänger, der sie als Varus´ Sklavin auszeichnete. Aus der Traum, von der Freiheit. Für sie beide. Nichts, so glaubte Beroe, würde jemals wieder so sein, wie es war.
„Nachdem du verschwunden warst, kam er und fragte, ob sich hier noch mehr entflohene Sklaven versteckten. Dabei hat er mich so seltsam angesehen, als ob er durch mich hindurchsehen könnte und die Wahrheit bereits wüsste. Ich hatte irgendwann gegenüber den Mädchen einmal eine Bemerkung gemacht, dass ich… im Bürgerkrieg, nach dem Tod meiner Domina… du weißt schon. Varus meinte, dieses Ding hier gäbe mir Sicherheit. Wenn ich von nun an seine Sklavin bin…“ für die nächsten fünfundzwanzig Jahre. Und wieder wollte der Groll, gepaart mit ihrem Schmerz hochkochen, den sie bereits kurz nach dem ersten Gespräch mit Varus empfunden hatte. „Von nun an soll ich in seinem Haus dienen, weil er glaubt, mir damit einen Gefallen zu tun. Doch in Wahrheit ist es das größte Unglück für mich!“, fuhr sie schluchzend fort.
Morrigan hatte ihr das Bündel mit ihren Habseligkeiten abgenommen und schloss kurzerhand den Laden. Sie bot ihr an, nein, sie drängte sie zu den Clinen hin, um dort Platz zu nehmen. „für einen kurzen Moment wollte doch noch Hoffnung in ihr aufkeimen. Doch was konnte Morrigan denn schon tun? Sie, die sie nun selbst nur noch eine Sklavin war.
Beroe hatte Platz genommen und wischte ihre Tränen aus dem Gesicht. Das Temperament der Perserin fuhr noch einmal zu alter Größe auf. Sie würde sie nicht eher gehen lassen, bis dass sie über alle Hintergründe Bescheid wusste. Und irgendwie fühlte sich Beroe ihr verpflichtet, ihr wenigstens jetzt die ganze Wahrheit anzuvertrauen.
Für eine Weile blieb Beroe stumm. Doch dann stellte sie ihr eine eher ungewöhnliche Frage. „Meinst du, du könntest mir einen Gefallen tun?“ -
Morrigan setzt sich zu Beroe und verfolgte ihren Bericht.
„Er hat...?“ Morrigan konnte es nicht fassen. Varus hatte was? Er hatte sich also diese junge Frau hier quasi kostenlos gekrallt, ihr seine Marke umgehängt und sie zu seiner Sklavin gemacht. Ihre Miene verdüsterte sich. Sie schluckte dennoch ihren Ärger runter, denn was war sie denn? Genau seine Sklavin, obwohl er für sie noch Geld bezahlt hatte war sie doch einfach nur wieder eine Skalen. Auch wen er ihr versprochen hatte sie frei zu lassen, aber wer wusste schon wann das sein würde und auch dann würde sie wohl nie frei sein, denn sie würde ihr Schulden abarbeiten müssen, also rückte ihr eigener Traum in weite weite Ferne.
„Warst du denn unglücklich hier?“ fragte Morrigan nun mit sanfter Stimme und nahm die Hand der jungen Frau. Zumindest in der Zeit in der Morrigan sie hier erlebt hatte, hatte sie nie den Eindruck hinterlassen. „Was sagt dein Freund dazu? Also das du nicht mehr hier arbeiten wirst?“ Beroe würde wohl stutzen, aber natürlich hatten alle hier gewusst, das ein gewisser Soldat nicht nur ein Kunde war. Ja die Wände hier hatten Ohren. Aber Man hatte Beroe gewähren lassen, denn diese Stück Freiheit hatte Morrigan jedem hier gegönnt.
Ein Unglück? Morrigan horchte auf, dann drückte sie die Hand der jungen Frau. „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, dich da raus zu holen, wenn du es willst. Nur leider sind meine Möglichkeiten im Moment so beschränkt wie deine.“ Morrigan zeigte auf ihre „Hundemarke.“
„Sag mir was ich für dich tun kann. So es in meiner Macht steht werde ich dir gern einen Gefallen tun, denn irgendwie bin ich es ja Schuld“ Nun stiegen tatsächlich Tränen in Morrigans Augen und spätestens jetzt konnte man wohl erkennen, das die Perserin nicht mehr die Selbe war. „Es tut mir so leid Sibel. Ich hoffe du kannst mir eines Tages verzeihen.“
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