Arbeitssuche im fernen Norden

  • Gaius war erschöft, aber auch erleichtert als er endlich auf das Forum von Mogontiacum trat. Die Reise war sehr beschwerlich gewesen. Damit hatte er nicht gerechnet als er in jugendlichem Übermut Rom gen Norden verlassen hatte. Er hatte davon gehört das es in Germanien sicher einige Möglichkeiten für einen ehrgeizigen jungen Mann gab, weit weg vom Chaos in dem sich Rom im Moment befand, aber die Alpen hatte er unterschätzt.


    Nun war er froh diese Tortur überlebt zu haben und gesund in Mogontiacum angekommen zu sein. Allerdings war er auch absolut pleite und musste dringend eine Beschäftigung finden die ihm zumindest ein Dach über dem Kopf und etwas im Magen bescherrte. Auf der Suche nach einer Gelegenheit wanderte er über das Forum.

  • Es war ein ruhiger Tag. Viel gab es heute nicht zu tun und so widmete Octavena sich wieder einmal einem ihrer Streifzüge durch die Stadt und über das Forum. Dass sie dabei den anstehenden Einkauf gleich mit erledigen konnte, kam ihr dabei nur recht. Das meiste hatte sie schon besorgt und langsam, aber sicher dämmerte es ihr, dass sie das Gewicht des Korbs, den sie trug, unterschätzt hatte. Und ausgerechnet heute war sie auch zur Abwechslung einmal allein, ohne Gunda, gekommen und konnte sich nicht einmal mit ihr abwechseln. Das war ärgerlich, aber sie würde es überleben.
    "Salve, Petronia", ertönte da eine akzentlastige Stimme zu ihrer Rechten und lächelnd wandte Octavena sich um.
    "Salve, Dagmar", grüßte sie zurück und ging auf die runde Frau eines Schmuckhändlers, mit der sie gerne einmal einen Plausch über allerlei Klatsch und Tratsch hielt, zu, "Was gibt's neues?"
    Die ältere Frau grinste breit. "Ich denk mal nix, das dich interessieren würde. Aber sieh dir doch einmal die Kette hier an." Sie deutete mit ihren Wurstfingern auf ein erstaunlich fein gearbeitetes Schmuckstück, doch Octavena sah es sich gar nicht erst genauer an.
    "Lass mal gut sein, im Moment brauche ich nichts", gab sie stattdessen zurück. Die Wahrheit war viel mehr, dass Dagmar - so ruppig sie sich auch gerne gab - eine kluge Händlerin war und Octavena die Erfahrung gemacht hatte, mit ihr nicht zu feilschen, am besten gar nichts bei ihr, sondern wenn dann bei ihrem Mann, der nicht der Hellste war, zu kaufen.
    "Hast du etwas aus Hispania oder Italia gehört?", fragte sie stattdessen beiläufig in der Hoffnung doch noch etwas Neues zu erfahren, aber Dagmar schüttelte den Kopf.
    "Nee, bei dem Wetter überquert doch niemand freiwillig noch die Alpen. Im Moment hör' ich nur den üblichen Klatsch. Aber ich denk mal, das kümmert dich eh nicht."

  • Gaius war über das Forum gestreift und hatte sich ziellos umgesehen bis ihm eine gut gekleidete Dame aufgefallen war. Sie schien Römerin zu sein und war im Gespräch mit einer Schmuckhändlerin. Vieleicht sollte er sich bei ihr nach Arbeit erkundigen. Gaius trat näher und hörte etwas vom Wortwechsel der beiden Frauen.


    Na ja also er war bei dem Wetter über die Alpen gekommen, obwohl das wirklich nun kein Vergnügen gewesen war. Ohne lange nachzudenken mischte er sich in das Gespräch ein:


    "Also ich bin gerade erst aus Rom angekommen. Das Wetter ist zwar miserabel in den Alpen und auch entlang der Donau war es fürchterlich, aber unmöglich ist die Reise nicht. Nur sehr unbequem. Aber in der heutigen Zeit mit ihren Wirren was ist da schon bequem?"


    Dabei fiel im wieder ein das er hungrig und pleite war. Hoffentlich war er jetzt nicht zu aufdringleich gewesen? Er hatte schon eine Weile mit niemandem mehr gesprochen und war wohl etwas im gesellschaftlichen Umgang eingerostet. Darum setzte er schnell nach:
    "Verzeiht, ich sollte mich erstmal vorstellen. Gaius Athicus aus Sizillien."


    Hoffentlich hatte er die Dame und die Schmuckhändlerin nicht verschreckt.

  • Überrascht wandte Octavena den Kopf und musterte den Fremden flüchtig, der sich so unvermittelt in ihr Gespräch eingemischt hatte. Jung, nicht wirklich auffällig, aber so wie es aussah mit einem sehr gesunden Selbstbewusstsein.
    "Salve, Gaius Athicus", erwiderte sie neugierig, "Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Ich bin Petronia Octavena." Sie sah sich nach Dagmar um in der Erwartung, dass die sich auch vorstellen würde, aber die runde Frau wandte sich gerade mit einem halbherzig entschuldigendem Blick einer anderen Kundin zu und so zuckte Octavena nur kurz mit den Achseln.
    "Wie auch immer. Aus Sizilien, sagst du? Was verschlägt jemanden so tief aus dem Süden so weit in den Norden?"

  • Gaius war erfeut das die junge Dame, Petronia Octavena, sich so freundlich mit ihm unterhielt. Er lächelte und sagte:


    "Ich bin hier auf der Suche nach Arbeit. Ich habe Sizillien verlassen und bin nach Rom gegangen um eine Anstellung zu finden. Ich hatte einen Posten als Leibdiener einer jungen Dame in Aussicht, aber wegen der ganzen Wirren in Rom ist nichts daraus geworden. Da habe ich beschlossen es lieber mal im ruhigeren Norden zu versuchen."


    Er freute sich darüber mal wieder mit jemandem Reden zu können, war sich aber auch bewusst das Octavena vieleich selber Interesse daran haben könnte ihn einzustellen. Vieleicht würde sich aus dem ganzen ja noch ein Bewerbungsgespräch entwickeln.

  • Octavena sah den Fremden zweifelnd an. Er suchte also Arbeit? Am besten als Leibdiener einer "jungen Dame" wie er es nannte? Und dann kam er von Rom nach Mogontiacum? Gut, sie wusste nicht, wie in Rom im Moment die Lage war, aber sie konnte sich kaum vorstellen, dass die Chancen in Mogontiacum besser waren.
    "Da hast du dir ja etwas vorgenommen", kommentierte Octavena also seine Erklärung, "Schließlich ist Mogontiacum nicht Rom. Es könnte sein, dass du da eine ganze Weile wirst suchen müssen ehe du etwas findest."

  • Gaius merkte das Octavena skeptisch war und antwortete:


    "In Rom denkt halt jeder im Moment nur über den Krieg nach. Da ist ein Leibdiener für die Tochter oder ein neuer Sekräter für den Hausherren nichts wofür man Gedanken und Zeit verschwendet. Ich hatte gehofft hier in Mogontiacum wäre die Lage ruhiger und ich hätte vieleicht Glück. Zurück nach Rom kann ich im Moment eh nicht. Ich habe kein Geld mehr für die Rückreise. Also muss ich unbedingt etwas hier finden. Ich bin wirklich sehr qualifiziert und auch zu allem bereit."


    Gaius schaute etwas unglücklich drein. Wenn er hier nichts fand würde er wahrscheinlich betteln müssen. Die Aussicht war nicht verlockend.

  • Octavena nickte ein wenig widerstrebend. Da mochte er Recht haben. In Rom hätte sie oder ihre Familie bestimmt auch anderes im Kopf gehabt als sich einen Leibdiener zu zulegen.
    Gleichzeitig wanderten ihre Gedanken ein wenig weiter. Vielleicht fiel ihr ja spontan jemand ein, der die Dienste des Fremden gebrauchen konnte.
    Aber ohne Erfolg. Die wenigen Frauen, die sie in Mogontiacum kennen gelernt hatte, hätten ganz bestimmt keinen Leibdiener gebraucht. Wenn sie ehrlich war, dann war die Einzige, die halbwegs dazu passen würde, ihn einzustellen sie selbst gewesen...
    "Wie definierst du 'sehr qualifiziert'?", hakte sie einen spontanen Impuls nachgebend nach und sah ihn nun etwas aufmerksamer an.
    Tatsächlich hätte sie nun, wo sie so darüber nachdachte, gegen einen Leibdiener, wenn auch weniger, um Arbeiten für sie zu erledigen als mehr als eine Art Gesellschaft, nichts einzuwenden gehabt. Und finanziell hätte sie sich das auch problemlos aus eigener Tasche leisten können, denn vor ihrer Abreise hatte sie in Tarraco noch aus Trotz ihren Vater ein wenig erleichtert und dieses Geld hatte sie bisher nicht angerührt.

  • Octavena blickte erst abweisend drein, doch dann schien sie wieder interessierter daran was er zu sagen hatte und Gaius fasste neuen Mut. Er antwortete:


    "Ich wuchs auf einem grossen Landgut auf Siziliien auf und habe alle Verrichtungen im Haushalt gelernt. Ich kann Wein mischen und ausschenken und bei Gelagen bedienen. Auch für den restlichen alltäglichen Dienst bin ich mir nicht zu schade.Zusätzlich habe ich jedoch später auch eine Ausbildung durch den Gutsverwalter erfahren. Ich kann Latein und Griechisch lesen und schreiben, sowie die Buchhaltung führen. Auch kenne ich mich in den Umgangsformen der römischen Gesellschaft aus. Verzeih wenn es eingebildet klingt, aber ich glaube ich wäre ein guter Leibdiener."


    Gaius wartete ihre Reaktion ab und hoffte das ihr gefiehl was sie gehört hatte. Vieleicht konnte sie ihm ja Arbeit verschaffen.

  • Octavena lächelte. Er war selbstbewusst. Das gefiel ihr.
    "Und was hattest du für Lohnvorstellungen?"
    Das war eigentlich fast noch wichtiger. Denn irgendeinen überteuerten Fatzken konnte sie garantiert nicht gebrauchen und damit würde er sich selbst gleich wieder ausschließen. Und in jedem Fall wäre das doch nicht ganz unwichtig gewesen, auch wenn sie ihn vielleicht doch noch an jemand anderes verweisen wollte.

  • Gaius war erfreut das sie wohl wirklich Interesse an ihm ziegte und dachte kurz über ihre Frage nach. In seiner jetzigen Situation wäre es bestimmt dumm übertriebene Forderungen zu stellen, also antwortete er:


    "Ich würde mich einfach über eine Möglichkeit meinen Wert zu beweisen freuen. Wenn ich Unterkunft, etwas zu Essen und einen kleinen Lohn bekomme bin ich zufrieden. Ich bin mir sicher das ich in Zukunft zeigen kann das ich mehr verdiene, aber ich will jetzt noch nicht zuviel verlangen."

  • Wo nun auch der finanzielle Aspekt geklärt war, war Octavena nun wirklich am Überlegen, den Fremden einzustellen. Ein wenig Hilfe oder vor allem Gesellschaft konnte sie ja wirklich gebrauchen.
    "Was würdest du davon halten, für mich zu arbeiten, Gaius Athicus?", fragte sie ihn also spontan. Vor allem hatte er Glück, dass sie gute Laune hatte, denn ansonsten hätte sie vermutlich kaum aus so einem Bauchgefühl und einer Laune heraus gehandelt.

  • Gaius blickte erfreut auf. Sie dachte also wirklich darüber nach ihn einzustellen. Dann wären seine Probleme erstmal gelöst. Schnell antwortete er:


    "Das wäre wunderbar! Ich würde gerne für euch arbeiten."


    Gespannt wartete er was sie als nächstes sagen würde.

  • Octavena lächelte zufrieden. Den Gedanken, dass sie diese spontane Idee zu Hause dann vermutlich auch noch erklären musste, schob sie erst einmal bei Seite.
    "Wunderbar. Dann kannst du, wenn du willst, gleich anfangen." Sie hielt ihm ihren Korb hin froh darüber das ihr so schwer gewordene Ding abzugeben. "Über deinen genauen Lohn und alles weitere verhandeln wir später."

  • Gaius lächelte glücklich. Das hatte ja besser geklappt als er zu hoffen gewagt hatte. Schnell nahm er Octavena den Korb ab und sagte:


    "Es ist mir eine grosse Ehre!"


    Dann wartete er darauf wohin sie nun hingehen wollte.

  • "Gut. Ich bin mit meinen Besorgungen soweit fertig. Folge mir und präg dir den Weg gut ein", erklärte sie und wandte sich von dem Stand des Schmuckhändlers ab. "Vale, Dagmar!"
    Gelassen führte sie ihren neuen Diener nun durch die Menge an den verschiedenen Ständen vorbei.
    "Du kommst aus Sizilien, sagst du?", fragte sie beiläufig, "Dann war es wirklich mutig zu dieser Zeit über die Alpen zu kommen. Das Wetter hier im Norden hat schon so manchen zu milderen Zeiten erschrocken."

  • Gaius war sehr froh und schaute sich aufmerksam um als sie weitergingen. Als Octavena ihn dann fragte sagte er:


    "Ja. Ich habe mehrfach gezweifelt ob es so eine gute Idee war. Aber wie sich ja nun herausgestellt hat war es ganu die richtige Entscheidung. Ich bin ja so froh das ich dir dienen darf."

  • Sie lachte leise. Ob der nicht vielleicht da doch noch etwas ernüchtert werden würde. Immerhin schien er optimistisch zu denken und nicht alles schwarz zu sehen. Ein Pluspunkt, wie sie fand.
    "Lob den Tag nicht vor dem Abend. Noch weißt du ja gar nicht, ob du es nicht mit jemand anderem besser erwischt hättest."
    Sie bogen um die Ecke und Octavena schlug den direkten Weg nach Hause ein.

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