Auf der Straße von Misenum nach Rom

  • Der Reisewagen rumpelte von zwei Pferden gezogen über die Straße. Zunächst war Lucia noch recht frohgemut gestimmt gewesen, doch das legte sich bereits am zweiten Tag. Ihr Hintern tat ihr weh, egal wie viele Kissen sie unterlegte und das unregelmäßige Rumpeln ging ihr auf die Nerven. Mal war ihr zu warm und zu stickig, dann wand sie sich aus den Decken und öffnete das kleine Fensterchen. Das half dann wieder für ein paar Minuten, doch schon bald wurde ihr wieder zu kalt und das Spiel begann von vorne. Die Landschaft, welche ihr zumindest etwas Abwechslung bieten konnte, war ja auch nur mit geöffnetem Fenster zu sehen und egal in wie viele Decken sich Lucia wickelte, ihr wurde es rasch kühl und sie schloss das Fensterchen wieder. Es war bereits Mittag geworden und sie Sonne schien fahl aber doch verlockend und Lucia entschied, dass es Zeit für eine Pause wäre! Ihre vier Wachen und die anderen Sklaven sollten nach einem geeigneten Ort Ausschau halten.


    Es dauerte nicht lange und sie erreichten eine nette kleine Wiese, die zu ein paar entspannenden Schritten förmlich einlud. Sekunda legte ihrer Herrin sobald sie aus dem Reisewagen ausgestiegen war fürsorglich einen Mantel um die Schultern und Lucia nickte ihr dankend zu. „Lass meine Lyra vom Gepäckwagen holen, ich bin der Spiele überdrüssig.“ Eigentlich liebte Lucia Brettspiele und konnte sich ewig mit diesen beschäftigen, doch es geschah viel zu häufig, dass ein plötzliches Schlagloch die Spielsteine durcheinander würfelte. Wenn man sich nicht genau gemerkt hatte, wer wie stand konnte man das Spiel gleich nochmal von vorne beginnen, nicht sehr amüsant. Vielleicht konnte sie sich ja mit ein wenig musizieren die Zeit vertreiben. Der Gesprächsstoff war ihnen schon am vorherigen Abend ausgegangen. Sie hatten ja in dieser elendigen Villa Rustica nichts Neues erlebt und Klatsch und Tratsch war auch nur beim ersten Mal interessant. Ihre hochtrabenden Pläne wollte Lucia zwar gerne mit Sekunda besprechen, keinem traute sie so sehr wie ihrer Leibsklavin, doch sie wollte nicht, dass ihr Kutscher oder sonst wer zuhörte und somit fiel das natürlich auch flach. Doch jetzt lockte erst einmal die Wiese die Beine zu bewegen.


    Nach einer kleinen Runde in der Sonne erblickte Lucia den Botensklaven ihres Bruders und winkte diesen zu sich. Vielleicht hatte ja dieser etwas Interessantes zu erzählen, oder konnte ihr sonst irgendetwas, das ihr ein wenig die Zeit vertrieb. Die übrigen Sklaven hatten indes eine Decke in der Sonne ausgebreitet auf der sie nun alle möglichen Köstlichkeiten anrichteten. Direkt in der Sonne war es schön warm und Lucia ließ sich wieder etwas besser gelaunt zum Picknicken nieder. Als der Botensklave, jetzt wohl Wache, bei ihr ankam forderte sie ihn mit einer Handbewegung auf sich auf der anderen Seite der Decke niederzulassen. Das mochte nicht grad den normalen Gepflogenheiten entsprechen, doch Lucia hatte keine Lust die ganze Zeit den Kopf in den Nacken legen zu müssen, wenn sie mit dem Mann sprach. „Sag, was kannst du mir sonst so über meinen Bruder berichten?“, forderte sie den Mann auch gleich auf zu erzählen und griff selbst nach etwas zu Essen.


  • Pittacus


    Der Sklave fand diesen Ort natürlich alles andere als geeignet für einen kleinen Zwischenstopp, doch da konnte er sich kaum durchsetzen mit seinen Bedenken. Das, was die Patrizierin wollte, das bekam sie auch und alles dagegenreden hätte kaum etwas genutzt. Also fügte sich Pittacus und hoffte, dass sie hier nicht allzu lange verweilen würden. Doch diese Hoffnungen hatten sich schnell zerschlagen. Auf einem wollte die Tiberia sich sogar näher mit ihm unterhalten und es gab wohl nichts, was dem stämmigen Sklaven weniger lag. Für einen kleinen Plausch war er wirklich nicht der Typ. Er erfüllte Aufgaben, brachte Botschaften und beschützte Leute, doch für Unterhaltungen hatte er nicht viel übrig.


    Nur zaghaft setzte er sich, noch unsicher, ob er das überhaupt durfte, auch wenn sie es ja mehr als deutlich gemacht hatte. So ließ sich der Sklave nieder, wirkte etwas steif und blickte sich kurz um, während Lucia ihre Frage stellte. Was er über Lepidus zu berichten hätte? Hmm... Sehr viel fiel ihm da wirklich nicht ein. "Mein Herr Tiberius ist sehr nett.", antwortete Pittacus mehr als dümmlich und nicht einmal wahrheitsgemäß. Berichten? Was genau sollte er denn berichten? Sein Sklavenhirn konnte sich darunter nichts vorstellen.

  • ‚Ach, nett ist er also!?‘, schoss es Lucia sarkastisch durch den Kopf und ihre Augenbrauen zuckten in die Höhe. Sie legte langsam die Pastete, in welche sie grade beißen wollte wieder hin und faltete die Hände im Schoß. Hielt der Sklave sie für dumm oder war er es selbst? Wenigstens hatte er sich, wenn auch ein wenig steif, hingesetzt und so hatte Lucia jetzt die Möglichkeit sich leicht zu ihm hinüber zu beugen und ihn anzulächeln. „Sag, wie nennt man dich?“, fragte sie mit süßlicher Stimme. Der Sklave antwortete und Lucia war sich nicht sicher, ob er die Gefahr die in ihrem viel zu lieblichen Tonfall mitschwang überhaupt bemerkte.


    „Also, Pittacus.“, hob Lucia nun an und ihre Stimme war die reine Wohltat, sanft und glatt und… vielleicht ein bisschen zu süß. „Wenn ich dich bitte etwas von meinem Bruder zu berichten, so musst du mir schon etwas mehr erzählen. Solche Dinge wie: War er immer gesund? Wie geht es ihm jetzt? Was hat er besonderes getan in letzter Zeit? Mit wem hat er sich getroffen, wenn du das weißt. Verstehst du?“ Sie blickte mit einem anmutigen Lächeln zu dem wohl etwas tumben Sklaven und ließ die freundliche Maske mit einem Mal fallen. Ihre nunmehr kalten Augen verengten sich und das Lächeln war vollständig verschwunden. „Und bedenke, Pittacus, ich kenne meinen Bruder und niemand würde im Traum darauf kommen ihn als ‚nett‘ zu bezeichnen! Also lüg mich nicht noch einmal an!“ Sie hielt seinen Blick fest, um sicher zu gehen, dass er verstand und erst als er zustimmte zauberte sie wieder die freundliche Maske hervor. „Nun, Pittacus, dann noch einmal von vorne: Was kannst du mir über meinen Bruder berichten?“ Sie griff wieder nach dem Pastetchen und blickte den Sklaven herausfordernd an.


  • Pittacus


    Irgendwie kam er darauf nicht so recht klar. Wie sie da so selbstgefällig mit ihrer Pastete hantierte und dann kam sie ihm auch noch näher? Häh? Der Sklave war völlig überrumpelt und wusste auch nicht wie er auf ihren Tonfall reagieren sollte... wollte sie ihn hier etwa... anmachen? Da war die Fantasie des kräftigen Pittacus natürlich schnell zur Stelle. So ein Patrizier-Weib war schon eine Wucht, aber das wäre auch viel zu schön um wahr zu sein. Naja, so brachte er sich dann auch schnell wieder zur Vernunft, vor allem als sie die liebliche Seite dann plötzlich in eine giftige wandelte. Autsch, jetzt war sie auch noch ungehalten. Aus die Träume vom Patrizier-Flirt. Naja, immerhin hatte er jetzt so ungefähr eine Ahnung, was er sagen sollte. "Ähm... nunja... krank, nein, nicht das ich wüsste. Der Lächelt eigentlich die ganze Zeit und heckt irgendwie immer was aus. Aber davon versteh ich immer nicht so richtig was. Ich bin auch noch nicht allzu lange sein Sklave. Er hat mich erst vor kurzem erworben. Achja, und er ist jetzt irgend so ein Priester.... Aedituus oder so, nennt ihr das, wenn ich mich recht entsinne." Stimmt ja, zumindest das war ihm wieder eingefallen. Da war Pittacus auch ein wenig stolz auf sich. "Puuh und getroffen? Weiß nicht recht, er hängt so mit dem und dem rum. Irgendwelche Römer, manchmal aber auch ganz schön heruntergekommene Typen, wenn ich das überhaupt sagen kann." Der Sklave hoffte, dass er die Neugier der Patrizierin so einigermaßen stillen konnte, auch wenn ihn das dunkle Gefühl beschlich, dass er sie womöglich gerade erst geweckt hatte. Das konnte noch heiter werden... Ai, er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Tratsch-Rolle.

  • Während der Sklave sprach biss Lucia endlich in die Pastete und kaute genüsslich. Innerlich seufzend kam Lucia zu dem Schluss, dass dieser Pittacus wohl nicht zu den Schlaueren seiner Art gehörte. Es wär aber auch zu schön gewesen, wenn ausgerechnet der Bote ihres Bruders ihr für längere Zeit Einblicke in dessen Pläne und Wünsche hätte geben können. Aber sie würde sicherlich noch jemanden finden. Zur Not würde sie einfach eine der Sklavinnen aus ihrem Tross darauf ansetzen sich einen gesprächigen Herren aus Lucius Gefolge zu suchen. Die Zeit in der Villa Rustica hatte zumindest ein Gutes gehabt. Lucia konnte allen, die mit ihr dort waren und ihr jetzt im Tross folgten, ihr Leben anvertrauen und den meisten von ihnen sogar Geheimnisse. Sie hatte jeden einzelnen mit seinen Stärken und Schwächen kennen gelernt und es bei den meisten geschafft sie irgendwie an sich zu binden. Sie hatte da ein Mädchen dabei, das es vielleicht sogar zu Lucius selbst schaffen könnte… Aber darüber konnte sie sich ja später noch Gedanken machen, jetzt musste sie diesem tumben Kerl erst mal die interessanten Einzelheiten aus der Nase ziehen.


    Sie hatte ja zumindest schon einmal etwas erfahren. Lucius war also Aedituus, das war doch mal ein Anfang, vielleicht erinnerte sich der Sklave ja noch an weitere ‚Kleinigkeiten‘. „Erzähl mir doch mehr darüber, mit wem er so ‚herumhängt‘.“, forderte Lucia den Mann auf. „Warst du mal dabei? - Weißt du was sie besprochen haben? - Kennst du einen Namen? - Weißt du wer diese … heruntergekommenen Typen waren? – Was wollte Lucius mit denen?“ Vielleicht half es dem Kerl ja, wenn sie wieder nach und nach einzelne Fragen stellte und ihn erst einmal antworten ließ, bevor sie weiter fragte. Das hier war grade eine ganz schöne Probe ihrer Geduld, aber noch schaffte sie es ruhig zu bleiben, vor allem wohl weil sie das Gefühl hatte dass der arme Kerl wirklich so dumm war wie er sich gab.


  • Pittacus


    Der Sklave hatte in der Tat alles andere als eine Rhetorik-Schulung hinter sich. Draufhauen und von A nach B laufen, das waren so seine herausragenden Fähigkeiten. Da konnte man wahrlich nicht viel erwarten, auch wenn er sich natürlich immer wieder bemühte. Aber die vielen Fragen prasselten auf seinen Kopf ein, ohne, dass dort alle aufgenommen werden konnten. Als er die letzte hörte, wusste er kaum noch was von der Zweiten. Ach, das war ihm hier alles auch viel zu hektisch. "Ähm...ja... ähm...", brachte er dann nur raus, und dann folgte ein: "Purgi...putius...ähm... Purgitius... Ja, genau, ich hab ihn mal zu einem Herren geleitet der so hieß. Irgendsoetwas wie Senator war der." Na, da war ihm immerhin der Name eingefallen. Weshalb waren sie nochmal dort? Pittacus hörte da ja nie so genau hin. Von der ganzen Plapperei dieser reichen Schnösel verstand er ja sowieso überhaupt nichts. Dann kam ihm ein Geistesblitz irgendwoher und rief ganz locker und lapidar aus: "Der hatte auch eine Tiberia als Frau, aber die ist tot." Das klang so leicht daher gesagt, dass es natürlich jegliches Feingefühl vermissen ließ, wohl weil Pittacus viel zu froh war aufgrund der Tatsache, dass er das noch behalten hatte. Gleichsam war es ja nicht seine tote Verwandte. Aber wusste Lucia überhaupt schon vom Tode Tiberia Albinas? Der ehemaligen Frau des Senators Purgitius Macer? Es wäre wohl nicht verwunderlich gewesen, wenn Lepidus, der hin und wieder aus Rom schrieb dies verschwiegen hätte. Vielleicht weil er nach all den schlechten Nachrichten nicht noch schlechtere an Lucia senden wollte oder einfach weil er ihr das lieber persönlich mitteilen wollte. Aber davon wusste ja der Sklave letztlich überhaupt nichts.

  • So langsam erschöpfte sich aber ihre Geduld! Mit spitzen Fingern griff sich Lucia an die eigene Nasenwurzel und drückte leicht, als der Kerl herumzustottern begann und kaum noch ein richtiges Wort herausbrachte. Langsam glaubte sie Kopfschmerzen zu bekommen. Endlich hatte er einen Namen herausgebracht der auch Sinn machte und Lucia ließ von ihren Kopfschmerzen ab, senkte die Hand und dachte leicht beeindruckt an ihren Bruder. Purgitius. Das war vermutlich Spurius Purgitius Macer, von dem Pittacus da radebrechte, oder? Ihre entfernte Base Albina hatte den ehemaligen Consul geheiratet und Lucius pflegte die Verbindung der Familien anscheinend, gut so! Doch was der Sklave da zuletzt noch herausplatzte ließ Lucia den Mund offen stehen. „Albina – tot? Seit wann? Wie?“, brachte sie geschockt heraus und starrte den Sklaven ohne jede Grazie oder Eleganz einfach nur entsetzt an.


    Sie hatte Albina nicht besonders gut gekannt, zugegeben, aber ihr Tod bedrückte sie dann doch. Vor allem es auf diese… unsensible und tumbe Art zu erfahren. Warum hatte ihr Lucius nicht davon geschrieben? Außerdem war durch ihren Tod die Verbindung der Familien Tiberia und Purgitia geschwächt. Vermutlich war ihr Bruder deshalb zu dem Mann gegangen, oder? Einen ehemaligen Consul in der Verwandtschaft zu haben war wunderbar, jetzt musste man ihn sich zumindest als Freund erhalten! Kurz war Lucia über sich selbst geschockt. Sie hatte eben erfahren, dass Albina gestorben war und ihre nächsten Gedanken galten solcherlei Verwicklungen? Sie atmete tief durch und versuchte ihre Gefühle zu ergründen. Da war ein Bedauern und vielleicht sogar ein wenig Trauer um das Mädchen das sie mal gekannt hatte, aber sie stand keinesfalls kurz davor in Tränen auszubrechen. Dennoch wollte sie wissen, wie es geschah und wann. Sie starrte den Sklaven also weiterhin an und wartete auf eine Erklärung!


  • Pittacus


    Da hatte Pittacus ja wieder etwas angerichtet. Ja doch, wenn er so darüber nachdachte, dann hätte man das vielleicht etwas besser ausschmücken können oder man hätte am besten gar nicht davon geredet, was er ja ohnehin bevorzugte. Jetzt war er auch noch der Überbringer schlechter Nachrichten, was er natürlich überhaupt nicht vorhatte. Nein, hier gäbe es bestimmt keine Belohnung mehr. Die einzige Belohnung, die er hier noch erwarten konnte, war irgendwie heil wieder aus der Situation herauszukommen und sich danach wieder mit dem zu beschäftigen, was er konnte.


    Die Tiberia, ja.. woran war die nochmal gestorben? So richtig hatte er das ja nie mitbekommen. "Ja, die ist schon seit einer ganzen Weile tot. Dieser Purgitius hat aber noch ein Kind von ihr, ein frisches Kind, also war die Tiberia wohl schwanger... vielleicht ist sie daran gestorben?" Am Schwangersein sterben... hörte sich fast so an, als wäre Schwangerschaft eine Krankheit...

  • Eine ganze Weile schon? Es war vielleicht nicht grade die Reaktion, die man bei einer solchen Nachricht bekommen sollte, doch Lucia verspürte Wut. Eine undefinierte Wut auf ihren Bruder. Albina war schon vor einer ganzen Weile im Kindbett gestorben? Warum hatte er ihr das nicht geschrieben? Wenn es Nachrichten gab, die immer wichtig waren, dann doch die von Geburt und Tod und hier lag ja wohl beides vor. Was hatte er ihr sonst noch alles verschwiegen? Wieder musste Lucia tief durchatmen. Im Kindbett zu sterben war wirklich nichts seltenes, auch wenn man als adelige Frau nur die besten Voraussetzungen hatte. Dennoch erschien es ihr so unnötig. Dazu kam eine ungewisse Angst vor der eigenen Zukunft. Immerhin würde sie vermutlich auch bald heiraten und dann doch hoffentlich auch Kinder bekommen.


    Doch das alles gehörte nicht hierher. Sie musste die Nachricht und all ihre Konsequenzen jetzt erst einmal verdauen also nickte sie Pittacus leicht abwesend zu und sprach: „Danke, das war für jetzt alles. Ruh dich aus, iss was. Wir werden bald weiterfahren.“ Mit einer Handbewegung scheuchte sie den Sklaven fast weg und starrte auf das Essen. Ihr hatte es gründlich den Appetit verdorben, wen wunderte es? Es dauerte nicht lange, ehe sie noch eine kleine Runde über die Wiese schlenderte und dann mit Sekundas Hilfe wieder in der Reisewagen stieg. Erst als dieser losfuhr, fiel ihr ein, dass sie Pittacus noch nach diesen heruntergekommenen gestalten, die er erwähnt hatte genauer ausfragen wollte. Doch dafür war auch morgen in einer Pause noch Zeit.


  • Pittacus


    Sichtlich erleichtert erhobt sich Pittacus wieder. Er hätte sich fast den Schweiß von der Stirng wischen können, aufgrund der Anspannung und ungewohnten Situation, in die ihn die Tiberia gebracht hatte. Zum Glück war das nun vorbei. Immer diese Frage-Antwort-Spielchen. Diese reichen Leute hatten doch alle viel zu viel Langeweile. Aber das mussten sie ja auch irgendwie, schließlich ließen sie die Sklaven die ganze Arbeit für sich machen. Kein Wunder, dass man sich da nur noch mit Klatsch und Tratsch beschäftigen konnte. Zumindest empfand das Pittacus so. Dass Lucia auch ein legitimes familiäres Interesse an den Tätigkeiten ihres Bruders hatte, war ihm erst einmal herzlich egal. Er sah eben nur eine verwöhnte Frau, die ihn in Verlegenheit brachte. Doch nun konnte es zum Glück endlich weitergehen. Pittacus genoß das bisschen Stille, was er sich erkämpft hatte und hielt in der weiten Ferne ausschau nach irgendwelchem Gesindel. Jetzt konnte er endlich wieder das tun, was er tun sollte: aufpassen, bewachen, eskortieren. Das war alles viel leichter als dieses ganze Gerede. Man konnte ihn erleichtert ausatmen hören.

  • Die Zeit verging. Lucia brauchte nicht lange den Tod von Albina zu akzeptieren, so wirklich gekannt hatte sie ihre Base ja auch wieder nicht. Sie bedauerte es ein wenig sie nicht noch einmal als Erwachsene kennengelernt zu haben, doch dafür war es jetzt leider zu spät. Ihre Gedanken wanderten zur Familie Purgitia und sie kam zu dem Schluss, dass durch das Kind ihre Familien wohl doch noch recht nahe verbunden waren. Jetzt blieb noch die Frage, wie sie ihrem Bruder gegenüber reagieren sollte. Er hatte ihr wichtige Informationen vorenthalten. War das Absicht gewesen oder ein Versehen? Eine Weile kaute Lucia auf ihrer Lippe, während sie angestrengt nachdachte. Sie konnte sich nicht wirklich für einen Plan entscheiden, sie würde wohl abwarten und bei ihrem ‚erst mal keinen Vorwurf machen‘ bleiben. Vielleicht würde sie Lucius nach einer Weile direkt drauf ansprechen.


    Durch die Grübeleien verging die Zeit und an diesem Tag kam Lucia nicht mehr dazu ihre Lyra zu spielen. Doch die weiteren Reisetage klang immer mal wieder ein wenig Musik aus dem Wagen und die junge Tiberia versuchte noch ein weiteres Mal Informationen aus Pittacus herauszubekommen. Leicht entnervt gab sie es auf und vertröstete sich selbst auf später. Immerhin würden sie ja hoffentlich bald ankommen.

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