Vermutlich war es nicht unbedingt clever, den Praefectus Classis zu versetzen, aber Axilla war im Moment zu beleidigt, um längergehend darüber nachzudenken. “Wir sind noch einige Zeit unterwegs. Wenn er sich mit mir unterhalten möchte, kann er dies gerne tun. Ich denke, mein Wagen wird unübersehbar sein. Nur heute Abend ist es spät“, meinte sie bemüht freundlich, aber man konnte ihren Ärger sehr wohl aus ihrer Stimme hören. So gut hatte sie sich einfach trotz langjähriger Übung als Frau eines hohen Ritters des Reiches nicht in der Hand.
Und so stapfte sie auch mehr, als dass sie graziös ging, als der Decimer aus ihrer Sicht noch einen oben drauf setzte. Ach, jetzt war SIE auch noch an dem hier schuld, oder was? Er hatte ja damit angefangen! Naja, zumindest aus ihrer Warte aus betrachtet. Egal, wie das Ende zwischen Archias und ihr auch gewesen sein mochte, die ganze schwierige Zeit davor – bei den Göttern, war sie mit sechzehn einfach jung gewesen! - sie hatte ihn geliebt. Sie hatte ihn wirklich geliebt. Und da zu hören, wie diese dummen Decimer ihn umbringen wollten, nur weil er ganz ordentlich eine Verlobung gelöst hatte, weil die Frau, mit der er sie eingegangen war, schlicht und ergreifend die schlimmste Schreckschraube des Römischen Reiches war... Nein, das war einfach nicht gerecht. Archias hatte sich nicht unehrenhaft verhalten, er hatte sich sogar verdammt ordentlich verhalten, obwohl er das nicht gemusst hatte. Und auch sie hatte sicher nichts falsches getan, sie hatte nur die Liebe erwidert, die er ihr entgegengebracht hatte. Es war vielleicht nicht vernünftig gewesen, aber nicht unrecht.
“Die Einladung war mir nicht unangenehm“, meinte sie also etwas spitzfindig im Weggehen. War sie auch nicht gewesen. Axilla war neugierig gewesen, es hatte sie abgelenkt, aber widerstrebt hatte sie ihr nicht. Das Unwohlsein hatte sich erst im Laufe des Gespräches eingeschlichen, nicht zuvor.
Für den Moment waren solche Spitzfindigkeiten aber ohnehin überflüssig. Axilla ging wieder zurück zu ihrem Wagen. Jetzt kannte sie ja den Weg und konnte sich dementsprechend auch beeilen und ihrer inneren Wut durch den beschleunigten Gang auch entsprechend Luft machen. Und mit ihren Gedanken beschäftigt merkte sie dann auch nicht so sehr die Blicke, die ihr dabei folgten.