[Tempel vor der Stadt] Merkur und Rosmerta


  • Der Tempel des Mercurius und der Rosmerta liegt auf einer Anhöhe bei Fontanetum, einem kleinen Gehöft vor den Toren der Stadt an der Straße nach Bingium. Es gehört zu den beliebtesten Heiligtümern der Region, zumal Mercur bei den Gallier und Germanen vielfach als wichtigster Gott gilt und damit besondere Verehrung genießt. Rosmerta dagegen wird hauptsächlich in Germania Superior und Gallia Belgica verehrt.


    Zentrum des Tempelbezirks ist ein Umgangstempel mit einem überdachten Gang für rituelle Prozessionen, der die Cella komplett umrundet. Dort stehen die fast lebensgroßen bronzenen Götterstatuen der Götter: Mercur thront ähnlich wie auf römischen Bildnisse Iuppiter auf einem Sessel, gehüllt in einen Hüftmantel und ausgestattet mit dem Heroldsstab in der Linken und dem Geldbeutel in der Rechten. Zu seinen Füßen stehen ein Hahn und ein Ziegenbock. Rosmerta sitzt neben ihm und hält eine Patera und ein Füllhorn, aus dem der Reichtum des Landes ströhmt. Gemeinsam werden sie so von allen angerufen, die irgendwelche Künste und Handwerke ausüben, die sich auf Reisen begeben oder schlicht als Händler oder Arbeiter ihren Lebensunterhalt verdienen.


    Das eigentliche Tempelgebäude liegt auf dem höchsten Punkt der Anlage. Darum gibt es ein größeres ummauertes Areal, auf dem sich unter anderem zwei Brunnen und Gruben für die Entsorgung von Opfergaben befinden. Viele Besucher bringen den beiden Gottheiten nämlich neben Speiseopfern Votivgaben wie kleine Statuetten oder Heroldsstäbe, Gefäße wie Bronzekessel oder auch Fingerringe dar, die eine Weile im Tempelgebäude ausgestellt und irgendwann eingeschmolzen und vergraben werden. Schließlich fallen noch zahlreiche kleine Opferaltäre und Weihesteine auf, die ebenfalls zu Ehren der beiden gestiftet werden - nicht selten ex iussu, d. h. auf Befehl der Gottheit, die sich nach keltischer Vorstellung den Gläubigen gelegentlich auch selbst offenbart.


    Bildurheber: drhenkenstein
    Text: Marcus Petronius Crispus

  • Alpina hatte ihre neue blaue Tunika und die weiße Palla darüber angezogen, um den Göttern zu opfern. Für eine gelungene Eröffnung ihrer Taberna medica wollte sie den Segen des Götterpaares Merkur und Göttin Rosmerta erbitten.
    Nun sah sie sich im Fanum des gallischen Umgangstempels um. Sie suchte den Aeditus oder einen Priester, der ihr beim Opfer an die Götter helfen würde. In ihrem Korb hatte sie Obst in einem irdenen Gefäß und ein wenig Weihrauch für die Weihrauchspende.

  • Nachdem sich niemand zeigte, der für den Tempel zuständig zu sein schien, begab sich Alpina zu einem der Brunnen, die auf dem Tempelareal zugänglich waren. Sie wusch sich Hände und Gesicht und umwanderte dann den Tempel dreimal. Dabei sprach sie ihre Gebete an Merkur und Rosmerta.


    "Mercurius, Gott des Handels, Beschützer der Kaufleute, trickreicher Patron der Ladeninhaber, nimm gnädig mein Opfer an und stelle meine Taberna medica unter Deinen Schutz. Gewähre mir Erfolg und beschütze mich vor Dieben! Lasse die Münzen in meiner Kasse ebenso klingen wie in Deinem marsupium! Rosmerta, Göttin des Wohlstands und der Fruchtbarkeit, gewähre auch Du meiner Taberna medica Deine Gunst und sorge dafür, dass meine Kasse gut gefüllt ist, dann werde ich auch Deine Opferschale regelmäßig füllen."


    Das langsame rituelle Umschreiten des Tempels und das rhythmische Sprechen der Gebete erfüllte Alpina mit einer feierlichen Stille. Sie fühlte sich den Gottheiten ganz nah. In dieser feierlichen Stimmung betrat sie die Cella des Tempels.
    Vor den Statuen der beiden Göttern standen ein Opfertisch und eine Räucherschale mit glühenden Kohlestücken. Alpina betrachtete den gütigen Gesichtsausdruck Rosmertas. Es schien ihr als ermutigte sie die Göttin zu ihrem Vorhaben. Dankbar für dieses Gefühl der Zustimmung, wiederholte sie ihr Gebet und stellte die Patera mit dem Obst zu den anderen Opfergaben auf den Tisch. Alpina griff nach der bereitstehenden Schale mit Schmalz und begann die Götterstatue damit einzureiben, wie es ein alter Brauch vorsah. Auch Mercurius schien ihr Anliegen zu billigen und so warf sie einige Körner des Weihrauches in die Glut. Der würzige Qualm stieg auf und umhüllte die Götterfiguren. Er trug Alpinas Gebete direkt zu Mercurius und Rosmerta.
    Erfüllt von dem Gefühl tiefer Dankbarkeit verließ Alpina das Heiligtum.

  • Nach den ersten durchaus erfolgversprechenden Wochen in ihrer Taberna Medica hatte Alpina beschlossen, ihr Versprechen einzulösen und den beiden Göttern Mercurius und Rosmerta ein Dankopfer zu bringen. Sie hatte dafür eine duftende Salbe hergestellt und einen kleinen Kranz aus den ersten Frühlingsblumen geflochten.


    Wieder war sie allein auf dem Tempelgelände. Sie stellte den Korb ab und wusch sich Hände und Gesicht an dem Brunnen auf dem Tempelareal. Dann umrundete sie den Tempel unter den säulenumstandenen Vordach dreimal. Erfüllt von Dankbarkeit sprach sie ihre Gebete.


    "Mercurius, Gott des Handels, Beschützer der Kaufleute, trickreicher Patron der Ladeninhaber, ich danke Dir für Deine Güte und Deine Unterstützung. Rosmerta, Göttin des Wohlstandes und der Fruchtbarkeit, auch Dir danke ich für Deine Hilfe und Deine Gunst. Haltet auch weiterhin schützend Eure Hände über meine Taberna Medica und die Menschen, die bei mir Hilfe suchen."

    Wieder und wieder sprach sie diese Sätze und versetzte sich durch das rhythmische Sprechen und Gehen in eine Art von Trance.
    Alpina betrat die Cella. Ehrfürchtig betrachtete sie die Götterstatuen. Sie nahm den Blütenkranz aus dem Korb und setzte ihn der Göttin aufs Haupt. Dann salbte sie die Statue mit dem duftenden Balsam. Sie sprach erneut inbrünstig die Dankgebete an beide Götter und spendete ein wenig Weihrauch.

  • Es war inzwischen einige Zeit vergangen, seitdem die Gesandtschaft aus Rom wieder wohlbehalten und erfolgreich nach Mogontiacum zurückgekehrt war. Auch die Stadterhebungsfeierlichkeiten mit zahlreichen Opfern waren ins Land gegangen - und trotzdem hatte man einen vergessen: Lucius hatte im Namen der Civitas ein Gelübde abgelegt und einen Ziegenbock versprochen - und der stand noch aus.


    Also hatte man die Priesterschaft der Stadt beauftragt, dieses Opfer im Namen des Municipium durchzuführen - und wer eignete sich da besser als Petronius Crispus, der selbst in Rom gewesen war und dauz der Vater des Gelübdeablegers war!


    Also hatte man zu festgesetzter Stunde alles vorbereitet (diesmal allerdings nicht als große Sacra Popularia, sondern im engeren Kreis der Priesterschaft der Pontifices). Dennoch hatte man einige Discipuli zusammengezogen, die heute als Ministri beim Opfer assistieren sollten, um ihnen etwas mehr Erfahrung zu ermöglichen.

  • Als das städtische Collegium Pontificium in den Tempeln nach Discipuli für das kleine Ofer angefragt hatten, hatte der Aedituus des Apollo-Tempels, Livianus Pythermon, sofort Curio angemeldet, ihm die groben Opferabläufe erklärt und ihn dann auch für den Opfertermin zum Merkur-und-Rosmerta-Tempel bestellt. Nun stand er für das Opfer bereit. Sein erstes blutiges Opfer, zwar nur als Assistent aber dennoch nah genug am Geschehen, um die Abläufe zu verfolgen und den Pontifices bei dem Opfer zu assistieren.

  • "Salve - äh - Helvetius?"


    begrüßte der Pontifex den Discipulus, den er schon ein paar Mal gesehen hatte. Leider war ihm der Name aber wieder entfallen - was andererseits auch nicht so tragisch war, denn immerhin war er der Pontifex und sein Gegenüber nur ein unwichtiger Discipulus.


    "Hast du dich schon umgesehen? Du wirst mir beim Voropfer assistieren, soweit ich weiß. Ist alles bereit?"


    informierte er sich nochmals - immerhin war normalerweise der Aedituus und die Ministri dafür zuständig, dass alles ordentlich vorbereitet war. Und den Schafbock, der noch ein bisschen im Hain des Mercurius weidete, hatte er von Ferne schon gesehen.

  • Mit Curio waren noch zwei weitere Discipuli zum Opfer anwesend. Einmal war dies der junge Publius Fabricius Tullus, der etwas jünger war als Curio und normalerweise im Mars Leucetius Tempel seinen Diesnt tat, und weiterhin der peregine Discipulus Viridomarus, der hier im Tempel arbeitete und bereits die meiste Erfahrung vorzuweisen hatte. Vor dem Opfer unterhielten sich die Discipuli angeregt über ihre Aufgaben und ihre Arbeiten in den jeweiligen Tempeln und tauschten sich über ihre Erfahrungen aus. Doch hatten sie auch immer einen Blick auf die Pontifices und die Aeditui, die anwesend waren. Als der petronische Pontifex auf sie zutrat, verstummten sie sofort.


    Besonders Curio wurde wieder nervös, als der Pontifex ihn direkt und namentlich ansprach, und er dafür einen neidischen Blick von Viridomarus erntete, da eigentich er damit gerechnet hatte, direkt zu assistieren. Dennoch trat Curio vor, schluckte kurz, blickte dann zu den vorbereiteten Opfergaben und dann wieder zum Pontifex.


    Salve, Pontifex Petronius. Ich danke dir für die Möglichkeit, dir assistieren zu dürfen. Die Opfergaben stehen hier für das Voropfer bereit.


    er deutete auf den vorbereiteten Tisch mit den Opfergaben und rief sich in Erinnerung, was man ihm über die Opfergaben gesagt hatte.


    Es wurden besorgt: Weihrauch, eine Kanne Wein von den Hängen des Rhenus, Gebäck vom Bäcker der Freya Mercurioque sowie ein Sack Münzen für den Gott des Handels.


    Der junge Helvetier blickte nochmal kurz auf den Tisch, um sich zu vergewissern, dass er auch nicht vergessen hatte. Glücklicherweise hatte er nichts vergessen und so wandte er sich wieder erwartungsvoll dem Pontifex zu.

  • "Sehr gut."


    kommentierte Crispus und sah zum Aedituus des Mercurius-Tempel, der den Ablauf der Zeremonie überwachte. Als dieser das Zeichen gab, nickte auch der Alte:


    "Dann lasst uns beginnen!"


    Kaum hatte er dies gesagt, begannen die Flötenspieler zu spielen. Crispus tauchte seine Hände in die Wasserschale, die Fabricius Tullus für ihn bereit hielt. Mit einem kurzen Gebet reinigte er sich rituell, ehe er den Aspergill ergriff und auch die übrigen Anwesenden durch das Besprengen mit demselben Wasser reinigte.


    "Favete linguis!"


    rief der Aedituus und es wurde still in dem eingefriedeten Tempelbereich. Crispus zog sich die Toga über den Kopf und sah auffordernd zu Curio. Dann trat er die Stufen zum Tempelgebäude hinaus, das von einem Umgang und wunderbarer Bepflanzung eingerahmt war.

  • Ok, jetzt kams drauf an. Der Aedituus hatte das Favete linguis gesprochen, der Pontifex hatte sich für das Opfer bereits gemacht und nun war es Curio, der nach dem auffordernden Blick des Petroniers zu handeln hatte. Als erstes reichte er dem Pontifex den Weihrauch, der das Voropfer in den bekannt süßlichen Rauch eintauchen würde, der Curio immer einen leichten Schauer über den Rücken laufen ließ. Er wusste von Discipuli, die den Weihrauchgeruch nicht mochten ja sogar einen, der davon schonmal ohnmächtig geworden war, weil es einer der Priester mit der Menge übertrieben hatte. Doch all das hatte jetzt keine Bedeutung. Danach hielt sich Curio bereit, den Geldbeutel, sowie Gebäck und Wein zum Pontifex zu bringen, damit das Voropfer zügig und ohne Verzögerungen vonstatten gehen konnte.

  • Gefolgt von seinen Ministri betrat der Pontifex den Tempel und blieb direkt vor der Kultstatue der beiden Gottheiten stehen. Davor hatte man wie gewohnt einen Foculus aufgestellt, daneben stand der Tisch mit den Gaben.


    Bevor es Gaben gab, waren die Götter aber mit klarer Stimme anzurufen:


    "O Mercurius und Rosmerta, Bewahrer der Reisenden auf allen Wegen, Mehrer des Handels und des Wohlstands!


    Stets führt Ihr uns auf dem Weg in die Fremde, Ihr bewahrt uns vor Dieben und Räubern, sorgt für unsere sichere Ankunft an unserem Ziel und geleitet uns in die Heimat zurück!


    Stets habt Ihr diese Stadt mit Eurem Segen bedacht, habt den Händlern reiche Gewinne, der Stadt Wohlstand und den Feldern Fruchtbarkeit beschert, wofür wir Euch gerechte Gaben geben, Eure Feiertage ehren und diesen Tempel als Eure Wohnung erhalten!


    Nun habt ihr auch die Gesandten dieser Stadt auf ihrem Weg nach Rom bewahrt! Ihr habt sie vor Räubern und Dieben geschützt und auf rechtem Weg geleitet!


    Wie der Weihrauch zum Himmel aufsteigt, so soll auch unser Gebet an Eure Ohren gelangen!"


    Zu seiner Rechten stand Curio und hielt bereits das Kästchen mit den farbigen Körnern bereit. Crispus nahm ein paar Finger davon und streute sie langsam in die Kohle des Altars. Zuerst zischte es, dann verbreitete sich weißer, wohlriechender Rauch. Einen Moment verharrte er, dann sprach er:


    "Nehmt an diese Kuchen, unsere gerechte Gabe für Euren Segen!"


    Wieder sah er zu seiner Rechten, wo ihm hoffentlich schon das Gebäck bereitgehalten wurde. Auch dieses nahm er und legte sie auf den Altar. Zuletzt gab es schließlich noch etwas Flüssiges zum Nachgießen:


    "Nehmt an diesen Wein, unsere gerechte Gabe für Euren Segen!"





    DECURIO - MOGONTIACUM

  • Nachdem der Pontifex das Gebet es Voropfersgesprochen und etwas Weihrauch aus dem Kästchen genommen hatte, brachte Curio das Weihrauchgefäß zurück zum Gabentisch. Schnell verbreitete sich der wohlig süßlich-rauchige Geruch aus der Weihrauchschale und Curio atmete einmal tief ein und aus. Nachdem er den kurzen Weg zum Gabentisch zurückgelegt hatte, stellte er fest, dass er die schwere Schale mit dem Kuchen nur mit zwei Händen tragen konnte. Daher warf er Viridomarus einen schnellen Blick zu, der seinerseits bestätigend nickte und die Weinkanne nahm, während sich der dritte Helfer Tullus erstmal weiterhin beim Gabentisch aufhielt, für den Fall, dass der Pontifex noch etwas brauchte.


    So waren Curio und Viridomarus auch passend zur Stelle, als sich der Pontifex nach rechts wand, um die Gaben entgegenzunehmen und sie vor das Kultbild zu stellen oder in die Ablaufrinne zu schütten. Daraufhin traten die beiden Discipuli wieder einige Schritte zurück hinter den Pontifex und warteten ab, ob dieser noch irgendwas brauchte.

  • Der Alte nahm erstaunt die üppigen Opferkuchen entgegen - da hatte der Aedituus es aber gut gemeint! Trotzdem ließ er sich nichts anmerken und stellte sie ab, wie es vorgesehen war.


    Als er aber nur die Weinkanne erhielt, zog er die Augenbrauen hoch: Trankopfer wurden ja traditionell mit der Opferschale, der Patera gespendet! Glücklicherweise bemerkte Tullus den kleinen Fehler und brachte noch rasch die Schale. Diese nahm Crispus, hielt sie vor sich und ließ sich von Viridomarus eingießen.


    Nachdem der Wein so über Umwege in die Ablaufrinne gelangt war, gab der Pontifex die Patera zurück und schloss das Voropfer mit einer Wendung nach Rechts ab. Schweigend und würdevoll machte er sich auf den Rückweg vor den Tempel, wo ihn der zweite Teil der Zeremonie erwartete.

    Sim-Off:

    Opferkuchen sind eher sowas wie Kekse, sollten also keine großen Trageschwierigkeiten bereiten. Aber alles nicht so schlimm - dafür bist du ja Discipulus, damit du etwas dazulernst ;)

  • Sim-Off:

    Da war ich wohl sehr großzügig. Aber für diese Details lerne ich ja auch. :)


    Als Viridomarus auffiel, dass er vergessen hatte, den Wein umzufüllen, bedachte er Curio mit einem genervten Blick. Schließlich hätte der Helvetier ja auch dran denken können oder sogar denken müssen. Jedenfalls war es Tullus, der die Situation rettete (und ja auch genau für solch einen Fall beim Tisch zurückgeblieben war). Curio hingegen wurde umgehend rot und blickte zum Pontifex, der wenig begeistert aussah. Oh mist... Hoffentlich wirkt sich das nicht auf die Aufnahme des Opfers aus...


    Als das Voropfer abgeschlossen war, folgten die drei Discipuli dem Pontifex hinaus zum Opferaltar. Hier würde nun gleich das Hauptopfer stattfinden. Auf dem Weg aber verpasste Viridomarus dem Helvetier allerdings noch einen starken Knuff in die Seite, worauf Curio nur mit einem bösen Blick reagierte. Schließlich war Viridomarus der erfahrenste unter ihnen und Curios hände voll gewesen.

  • Von den internen Kabbeleien der Ministri bemerkte der Pontifex natürlich nichts. Er ging zielstrebig auf das wartende Opfertier zu, einen ordentlichen Schafbock mit geringelten Hörnern. Als er vor ihm angekommen war, fuhr er dem Tier erst einmal durch das weiße Fell - hier und da war es etwas zottig, aber alles in allem machte es doch einen dichten Eindruck. Mit ein paar Schritten umrundete er es dann und kam schließlich Kopf des Tieres, das sich vor allem für das Gras des Hains interessierte, zum Stehen.


    "Patera!"


    meldete er Bedarf an der Schale für die Trankopfer an - diesmal für die Weihe des Opfertiers an die beiden Götter.

  • Die drei Discipuli folgten dem Pontifex nach draußen, wo bereits der Schafbock für das blutige Opfer wartete. Die beiden Streithähne hatten sich nach dem kurzen Geplänkel wieder auf ihre Aufgaben während Opfers konzentriert, doch war es wieder Fabricius Tullus, der die Patera noch in der Hand hielt und nun dem Pontifex reichte. Curio hielt ein Gefäß mit Mola Salsa dabei, das ihm von Viridomarus in die Hand gedrückt worden war.


    Besonders Curio beobachtete nun das Opfertier, einen stolzen Schafbock, der sich kein bisschen für die Menschen um sich rum interessierte, sondern vor allem für das wohlschmeckende Gras neben dem Tempel. Das Tier biss immer wieder ettwas Gras ab, kaute es langsam aber stetig, wobei sich der Unterkiefer drehend bewegte. Gleich würde es auf dem Altar landen und den Göttern als gutes Opfer dienen. Davon hatte es aber offensichtlich keine Ahnung.

  • Zuerst nahm der Pontifex den Wein und goss ihn mit der Patera über die Stirn des Schafbocks, danach ließ er sich auch Mola Salsa reichen und rieb sie zwischen die gekringelten Hörner. Dazu sprach er eine Weiheformel, mit der er das Tier den beiden Gottheiten weihte. Dieses hatte kurz aufgeblickt, als ihm der Wein auf die Nase getropft war, doch nun neigte er den Kopf wieder zum Boden. Der alte Petronier war dagegen schon beim nächsten Part und griff an seinen Gürtel, wo das Culter, das rituelle Opfermesser der Pontifices, hing. Mit diesem fuhr er über den Rücken des wieder fröhlich kauenden Bocks.


    Allerdings packte einer der Opferhelfer nun den Strick und zerrte das Tier von der Wiese weg hin zu dem gepflasterten Tempelvorplatz, wo der Altar bereits rauchte. Das Schaf blökte zum Protest, gehorchte aber doch, während Crispus mit ein paar Schritten vor den Altar trat. Als wäre es abgesprochen nickte er den drei Discipuli zu, von denen einer wohl die Aufgabe des Herolds übernehmen würde.

  • Es war Curio, der nun einen Schritt vom Altar wegtrat und mit lauter Stimme ausrief.


    Favete linguis!


    Schnell wurde es ruhig auf dem Tempelvorplatz. Schließlich war es ja auch ein Opfer in kleinem Rahmen und die Anwesenden kannten den üblichen Opferablauf. Das Favete linguis war daher schon erwartet worden und verfehlte seine Wirkung daher kein bisschen. Sodann trat Curio wieder zurück und reihte sich wieder bei den Discipuli ein. Allerdings stand er nur an zweiter Stelle vom Pontifex aus gesehen, direkt neben ihm stand Viridomarus, während Fabricius Tullus damit beschäftigt war, den Bock ruhig zu halten.

  • Wieder breitete der Pontifex die Arme aus, um das Gebet zu sprechen - diesmal allerdings über den Schafbock:


    "O Mercurius und Rosmerta, Bewahrer der Reisenden auf allen Wegen, Mehrer des Handels und des Wohlstands!


    Stets führt Ihr uns auf dem Weg in die Fremde, Ihr bewahrt uns vor Dieben und Räubern, sorgt für unsere sichere Ankunft an unserem Ziel und geleitet uns in die Heimat zurück!


    Stets habt Ihr diese Stadt mit Eurem Segen bedacht, habt den Händlern reiche Gewinne, der Stadt Wohlstand und den Feldern Fruchtbarkeit beschert, wofür wir Euch gerechte Gaben geben, Eure Feiertage ehren und diesen Tempel als Eure Wohnung erhalten!


    Nun habt ihr auch die Gesandten dieser Stadt auf ihrem Weg nach Rom bewahrt! Ihr habt sie vor Räubern und Dieben geschützt und auf rechtem Weg geleitet!


    Nehmt an diesen makellosen Ziegenbock, unsere gerechte Gabe für Euren Segen! Das Gelübde wird gerne und aus freiem Willen erfüllt!"


    Damit blickte er zu Fabricius Tullus und dem Schafbock, ob dort alles bereit war.

    Sim-Off:

    Entschuldige die Abwesenheit :(

  • Der Fabricier hatte es geschafft, den Schafbock zum Altar zu bringen und ihn so gut als möglich zu beruhigen. Das Tier war zwar etwas verwirrt über seine aktuelle Lage, denn es gab weder etwas zu fressen, und er war von einer ganzen Reihe von Leuten umgeben, die offenbar ein intensives Interesse an ihm hatten, doch blieb er weitgehend ruhig. Tullus nickte daraufhin dem Pontifex zu, dass alles vorbereitet war, blieb aber an der Seite des Schafbocks stehen, für den Fall, dass er doch noch irgendwie nervös werden sollte. Curio folgte derweil mit seinem Blick dem Victimarius, einem grobaussehendem Gesellen, der bereits zum Altar trat.

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