[Atrium] Gemeinsam ausharren

  • Am Morgen hatte Macer das Atrium pflichtbewusst verlassen, um als Senator seinen Platz auf dem Forum einzunehmen. Nun war er wieder zurück unter tendenziell ungeplanten Umständen und auf der Straße tobte ein mehr oder minder gefährlicher Mob. Nachdem die Macer zugelaufene Eskorte diesen vertrieben hatte, lud Macer seinerseits jeden seiner Begleiter, der Lust auf einen Moment zum Durchschnaufen hatte, ins Atrium ein.


    Selber gönnte er sich nur einige Augenblicke, um sich vom Hausverwalter über die Ereignisse der letzten Stunden ins Bild setzen zu lassen und vor allem, um sich persönlich vom Wohlbefinden seiner kleinen Tochter zu überzeugen. Er hatte zwar nicht angenommen, dass sie ernstlich in Gefahr war hier im Haus, aber trotzdem schaute er nach. Dann war er allerdings gleich wieder für seine ungeplanten Gäste da und deutete auf die Bänke. "Bitte, nehmt Platz", lud er zum SItzen ein. Zumindest seine Klienten kannten sich im Atrium ja ohnehin aus von den Salutationes und konnten sich daher in gewisser Weise wie zu Hause fühlen.

  • Varus kam der Aufforderung nur zu gerne nach und schaufte erst einmal körperlich und geistig durch.
    Die ganze Sache hätte heute auch anders ausgehen können und er hoffte das nicht zu viele "Rechnungen" heute und in den nächsten Tagen eine plötzliche und harsche Begleichung bekamen.
    Er blickte den Senator und seinen Patron an und fragte:
    "Und... wie geht es jetzt weiter?"

  • Die Frage, die Helvetius Varus stellt, war mehr als naheliegend - und Macer hatte nicht die blasseste Ahnung einer Antwort. "Der Zorn ist eine kurze Raserei", zitierte er einen klugen Spruch und lächelte dabei. "Ich gehe davon aus, dass sich die Situation doch recht schnell wieder beruhigen wird und man auf den Straßen wieder sicher ist. Wie es politisch weiter gehen wird, ist natürlich eine ganz andere Frage. Immerhin ist die Lage nun klarer", konnte er der Situation trotzdem noch etwas Positives abgewinnen.

  • "Wobei es hier in Roma ja ne ganze Menge zu zerhauen und zu plündern gibt und alleine schon durch die pure Anzahl an Menschen es verdammt viele offene Rechnungen geben wird." kommentierte Varus.


    "Klarer?"


    "Gut die Stadt ist in der Hand der Palmatreuen aber Salinator lebt ja noch, im Moment jedenfalls. Wen er entkommt... zumindestens Pannonien und die Provinzen drum herum sind doch fest in der Hand seiner Freunde und Gefolgsleute oder?"

  • "Ja, das mag sein und es würde mich nicht einmal wundern, wenn er zur Stunde schon nicht einmal mehr in der Stadt wäre", stimmte Macer zu, dass die Lage nur klarer, aber längst nicht völlig geklärt war. "Aber ob er mit neuen Truppen wirklich eine Chance hätte, ist eine andere Frage. Du hast vielleicht auch gesehen, wie stark - oder besser gesagt wie schwach - die Verteidiger Roms waren. Dass sie einem so starken Heer keinen Widerstand leisten können, war recht klar. Würde Vescularius Salinator sich nun nach Osten retten und mit einem Heer nach Rom zurückkehren, würden ihn starke Truppen dort erwarten. Und unter diesen Bedingungen fällt Rom sicher nicht ein zweites Mal so leicht."

  • Varus hörte ruhig und halbwegs entspannt zu:


    "Patron dafür fehlt mir bei weitem das militärische Wissen über das du zweifellos verfügst. Da ich nur aus der Gegend stamme weiß ich wie groß die Provinzen sind die scheinbar fest in der Hand von Salinatorgetreuen sind. Soweit ich weiß sind entlang des Danuvius auch etliche Legionen stationiert und ihre Legionäre sind durch den Kampf gegen die Barbaren auf der anderen Seite des Danuvius sicherlich harte Kerle.... ich weiß nicht ob die abgekämpften und angeschlagenen Truppen aus Germanien und die.... die wenig in Übung stehenden stadtrömischen Einheiten gegen diese bestehen könnten wenn es dazu käme das Salinator den Danuvius entblößt.
    Aber das sind nur Spekualtionen eines jungen unerfahrenen Klientens."

  • "Zweifellos sind die Donaulegionen kampferprobte Einheiten, aber auch aus Germania und sogar Britannia könnten noch ebenso erprobte Einheiten nachrücken", gab Macer zu bedenken. "Ich würde es allerdings in jedem Fall als sehr großes Unglck für das ganze Reich betrachten, wenn so viele Legionen auf Rom marschieren würden und sich vor Rom bekämpfen würden. Schon jetzt mache ich mir um ehrlich zu sein Sorgen um die Sicherheit unserer Grenzen, sowohl im Norden als auch im fernen Osten, wenn ich mir die Zahl der hier versammelten Truppen anschaue." Mit dieser Sorge stand Macer sicher auf der Seite der Minderheit, während sich die Mehrheit in Rom erst einmal um den nächsten Tag und die Sicherheit der Stadt sorgte, aber langfristig schien ihm dieser Punkt fast der wichtigere zu sein, dem sich jeder siegreiche Herrscher am Ende würde stellen müssen.

  • Die Eröffnung das sein Patron der ja sehr erfahren in Militärsachen war, sich jetzt schon Sorgen machte, hinterließ bei Varus ein flaues Gefühl im Bauch. Er dachte an seine Eltern, seine Geschwister und ihr Anwesen was ja nicht ewig weit weg vom Danuvius in Noricum war.


    "Patron meinst du es wäre ratsam wenn ich meine Eltern und Geschister die ja auf einem Weingut in der Nähe des Danuvius leben ... "einlade" mich hier in Roma zu besuchen?"

  • Die Idee seines Klienten war verblüffend und Macer schaute ihn deshalb einen kleinen Augenblick überrascht an. "Sind sie darüber informiert, was hier in Rom gerade geschieht?", fragte er zurück, wartete die Antwort dann aver nicht ab. "Falls ja, werden sie wohl kaum ihr geruhsames Landleben gegen eine lange und gefährliche Reise in eine aufgewühlte Hauptstadt eintauschen wollen. Und falls nicht, solltest du sie wohl erst einmal zu gegebener Zeit ins Bild setzen und dann nicht noch zusätzlich beunruhigen." Das letzte, was Rom seiner Ansicht nach jetzt noch gebrauchen konnte, waren ängstliche und unruhige Bürger in den Grenzprovinzen, die Richtung Rom zogen.

  • "Nein natürlich nicht. Wie auch. Ich habe zwar solange es ging regelmäßig Korrospondenz mit Ihnen gehalten aber wer weiß wie die Post im Moment funktioniert.
    Sollten die Jazygen, Quaden oder sonst welche Barbaren hinter dem Danuvius aber gerade jetzt auf die Idee kommen in Reiterhorden über den Fluss zu kommen und die schwachen zurückgebliebenen Kontingente besiegen... nun sie wären in wenigen Tagen maximal Wochen, je nachdem wie lange sie sich beim plündern und dergleichen aufhalten, in Colonia Ulpia Traiana Poetovio sein. Ich denke da würden sie eine aufgewühlte Hauptstadt umgeben von etlichen Legionen die für Ruhe sorgen können bevorzugen."

  • So ganz überzeugte Macer diese Argumentation nicht, aber er sah ein, dass die Einschätzung dabei vielleicht auch von Person zu Person unterschiedlich wäre. "Nun, ich würde trotzdem niemanden zu dieser Reise überreden, aber du kennst deine Familie und ihre Empfindungen zweifellos besser als ich", gab er daher zur Antwort. "Aber ob die Legionäre hier wirklich für Ruhe sorgen können, muss die Zeit ja erst zeigen. Heute machte die Stadt zweifellos kein allzu einladendes Gesicht", lenkte er das Gespräch dann wieder auf die aktuellen Ereignisse zurück, auch wenn draußen auf der Straße derzeit nun alles wieder ruhig zu sein schien.

  • Varus nickte zustimmend... ja wenn man die Situation heute nahm war es wahrscheinlich direkt am Danuvius schon angenehmer. Allerdings wie würde es in ein paar Wochen aussehen? Vorher würde ein Brief seine Familie ja eh nicht erreichen und bis diese dann hier wären würden noch einmal einige Wochen vergehen.
    Da konnte ja keiner sagen wie es dann in Roma oder aber auch in Colonia Ulpia Traiana Poetovio aussehen würde. Genauso wie heute keiner sagen konnte ob die Barbaren in diesem Moment über den Danuvius setzten oder erst in einem halben Jahr oder gar nicht. Varus blieb ein wenig in seinen Gedanken versunken und hörte mit einem Ohr den weiteren Gesprächen zu.

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