• So wie der Wein zum Essen gehörte, so gehörte zumindest für Macer der Abstecher zur Latrine zu einem Besuch in den Thermen, denn schließlich wollte er nicht von einem dringenden Bedürfnis eilig aus dem entspannenden Wasser getrieben werden. Außerdem konnten man hier immer wieder ein paar Gerüchte aufschnappen, über die man dann im Bad nachdenken oder mit anderen Gästen spekulieren konnte. Mit diesen Absichten ließ Macer also auch heute seinen Sklaven mit den Badeutensilien draußen vor der Latrine warten, betrat den Raum, grüßte in die Runde, suchte sich einen freien Platz und begann mit der Erledigung des Geschäftes.

  • Nachdem die tägliche Arbeit – sofern man das Leben als Senator so bezeichnen konnte – in den vormittäglichen Stunden erledigt war, stand der nachmittägliche Besuch in den Thermen auf dem Programm. Nicht nur aus Gründen der Körperpflege, welche ohne weiteres auch weitaus ruhiger in den heimischen Gefilden erfolgen konnte, sondern vor allen Dingen, um Kontakte zu pflegen und auch das neueste aus der Stadt zu erfahren. Nicht unbedingt die Neuigkeiten, bei welchem Bäcker die dicksten Ratten lebten, denn auch solcherlei Nachrichten wurden selbstverständlich ausgetauscht. Aber auch, wo eingebrochen worden war, wo es gebrannt hatte, ob jemand krank war, über neue Geliebte, neue Bündnisse und Eheschließungen, über Machtgewinnung einzelner Familien, über Geheimkulte... kurzum, alles, was in späteren Tagen in Zeitungen und Zeitschriften verschiedener Couleur zu finden wäre. Und einiges davon war durchaus interessant.


    Bevor er sich allerdings zum Baden selbst begab, besuchte Sextus zunächst die zur Badeanlage zugehörige Latrine, um sich zu erleichtern. Also betrat der Aurelier den am Rand der Badeanlage gelegenen Raum und sah sich einmal kurz grüßend um – und bemerkte einen Mann, mit dem er ohnehin in den nächsten Tagen noch sprechen wollte. Und neben dem auch gerade ein Platz frei wurde, den Sextus somit auch gleich in Beschlag nahm.
    “Consular Purgitius, welch angenehme Überraschung.“ Die Frage, ob er einen Moment Zeit hatte, ersparte Sextus ihnen beiden. Wer hier saß, sprang normalerweise nicht plötzlich auf und ging weg, weil er eben keine Zeit hatte. Und selbst, wenn der Purgitius sich nicht hätte unterhalten wollen, verhinderten gewisse Dinge üblicherweise eine Flucht.
    Sextus setzte sich also und tat, wozu er auch hergekommen war, während er kurz über einen schönen Spruch schmunzeln musste, den jemand hinter ihnen beiden an die Wand gekritzelt hatte: Oh Wand, ich bewundere dich, dass du noch nicht zusammengefallen bist bei all dem Scheiß, den du schon gesehen hast. Und das direkt neben diversen Liebeserklärungen.
    “Ich wollte mich ohnehin in den nächsten Tagen noch einmal mit dir in deiner Funktion als Factio-Leiter der Russata unterhalten.“

  • Macer saß noch nicht lange auf der Latrina, als sich ein Senatskollege zu ihm gesellte. "Aurelius Lupus, salve!" grüßte Macer zurück und war ziemlich stolz auf sich, dass ihm der Name des Mannes sofort ohne jegliche Hilfe eingefallen war. Aber immerhin hatte der Mann ihn als Tribun bei der Erstürmung Roms von der Curia nach Hause begleitet, das reichte auch bei Macers schlechtem Gedächtnis dann doch für ein sicheres Erinnerungsvermögen. "Auf jeden Fall ein angenehmeres Zusammentreffen als jenes vor der Curia", erinnerte Macer auch noch einmal an jene Begebenheit, bevor er dann natürlich gleich sehr gerne das Stichwort der Factio aufgriff. "Planst du ein Rennen?" stellte er gleich die naheliegendste aller Fragen, wenn das Gespärch auf die Factio kam.

  • Bei der Anspielung auf die Begebenheiten vor der Curia verzog Sextus kurz das Gesicht und tat bewusst schuldig für etwa zwei Sekunden, um sich dann ganz – oder zumindest fast ganz – auf das Gespräch zu konzentrieren.
    “Genau so ist es. Ich plane munera für Tiberius Durus, und da dieser ja auch dem Rennsport sehr anhing, kann ein Rennen dabei nicht fehlen. Ich hoffe, die Organisation noch vor den Kalenden des Oktobers bewerkstelligen zu können, und wollte dich daher fragen, ob die Russata da wohl teilnehmen würde.“

  • Zwar waren Wagenrennen im Rahmen einer Munera nicht ganz so üblich wie die traditionellen Gladiatorenkämpfe, aber gerade mit der mitgelieferten Begründung erschien ihm die Idee sofort einleuchtend. Es war also gar keine Frage, ob er zustimmen würde. "Selbstverständlich! Eine hervorragende Idee und wir werden uns gerne daran beteiligen. Nicht nur, weil es ohnehin wenig Rennen gab in letzter Zeit aus naheliegenden Gründen, sondern weil es sicher auch ganz im Sinne des Tiberiers ist, so etwas zu machen", stimmte Macer daher begeistert zu und nickte lebhaft.

  • Sehr schön. Eine Factio dabei, fehlten nur noch fünf andere. “Sobald ich den Termin genauer benennen kann, werde ich dich dann nochmals informieren, dann kannst du die Namen der Fahrer mitteilen. Du weißt schon, für die Plakate und die Ausrufer und das alles.“ Immerhin mussten die Leute ja auch wissen, wo ein Spectaculum stattfand, damit sie hingehen konnten, um es sich anzusehen.


    Und im Grunde war Sextus damit schon gleich mit zwei dringenden Geschäften hiermit zuende, so dass er sich von dem Sklaven den Wassereimer zum säubern reichen ließ und aufstand. So nett diese Latrinenplaudereien auch waren, brauchte Sextus dazu nicht unbedingt länger als nötig einen Sitzplatz. Er konnte sich nun auch im Stehen unterhalten.
    “Da Tiberius Durus mit dir verschwägert war, möchtest du dich vielleicht selbst auch mehr beteiligen, oder zumindest über meine bisherige Planung ins Bild gesetzt werden? Über die ein oder andere Anmerkung wäre ich sicherlich dankbar. Ich wollte auch noch das Bad besuchen, falls du auch noch länger in den Thermen zu bleiben gedachtest und dich etwas Gesellschaft nicht stört.“

  • Macer kannte die notwendigen Vorbereitungen für Wagenrennen nur zu genau, um zu wissen, was tatsächlich alles dazu nötig war. Dementsprechend konnte er Planung des Senatskollegen bezüglich Ausrufern und so weiter gut nachvollziehen.


    Da er sein Geschäft ebenfalls beendet hatte, konnte der Sklave den Wassereimer gleich in der Nähe behalten und Macer erhob sich ebenfalls. "Ja, auch ich hatte noch vor die Thermen zu besuchen. Deshalb bin ich primär hier", entwortete er erst einmal, während er seine Kleindung richtete. "Wir können uns also genre weiter austauschen. Die letzten von mir organisierten Spiele sind allerdings auch schon etwas länger her. Und ob mein verwandtschaftliches Verhältnis zu Tiberius Durus ausreicht, um als Mitorganisator auftreten zu dürfen, wage ich doch zu bezweifeln." Da Macer derzeit nicht vor hatte, wieder aktiv in die politische Laufbahn einzugreifen, war eine derartige Maßnahme zur eigenen Profilierung zumindest nicht notwendig. "Aber der Planungsstand intereissert mich schon aus Neugier und wenn ich dir helfen kann, umso besser." Bei diesen Worten lenkte er bereits seine Schritte zur Tür, um die Latrine zu verlassen.

  • Schade, einen weiteren großen Namen als Editor angeben zu können, hätte sicherlich zu der Popularität der Spiele letztlich beigetragen. Allerdings war die Antwort des Consulars nicht ein kategorisches Nein. Immerhin zeigte er Interesse und konnte vielleicht doch zu dem ein oder anderen Zugeständnis noch bewegt werden. Zumindest dazu, mit möglichst vielen seiner Klienten dann auch zu erscheinen, wobei Sextus da gerade bezüglich des Rennens weniger Bedenken hatte. Er konnte zwar nichts damit anfangen, wenn Männer im Kreis herumfuhren, aber einem großen Teil der Bevölkerung machte das wohl großen Spaß, dabei zuzusehen.
    Also hieß es jetzt, den Purgitier mit genügend Informationen zu versorgen und sein Interesse an der Sache wach zu halten. Den Rest konnte man dann schon einfließen lassen. Sextus nickte also noch einmal in die Runde und wandte sich ebenfalls dem Ausgang zu. “Dann wird es mir eine Ehre sein, von deiner Erfahrung zu profitieren. Oder zumindest, mich mit dir darüber auszutauschen.“

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