Macer konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, war eine komplette AUflösung der Academia doch die radikalste Möglichkeit, sie in einer Reform zu berücksichtigen. "Das wäre ein ziemlich konsequenter Schritt", erklärte er seine Regung dann auch. "Und ich kann nicht einmal behaupten, dass ich sie für gänzlich abwegig halte. Allerdings halte ich auch die Vorstellung, dass für die militärische Bildung junger Offiziere dann ein privater Bildungsbereich entsteht, für ein wenig absurd. Die Zahl der Dozenten an der Academia Militaris ist nicht gerade hoch und es ist nicht zu erwarten, dass sich nach der Auflösung derselben plötzlich Dutzende ehemalige Offiziere finden, die privaten Unterricht in Heerführung erteilen. Man müsste wohl eher annehmen, dass die Ausbildung dann viel mehr in der Praxis erfolgt", führte Macer dann einen Teil seiner eigenen Gedanken aus. "Das hätte natürlich auch gravierende Auswirkungen darauf, was überhaupt Prüfungen sind beziehungsweise wie Examina abgelegt werden. Hattet ihr schon Gedanken in diese Richtung?" fragte er dann weiter nach.
[Tablinum] Besuch nach der Salutatio
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Aquila kratzte sich kurz am Kinn, als der Consular seine Gedanken zu einer möglichen Auflösung der Academia militaris aussprach. „Ehrlich gesagt nicht“, gab er dann offen auf die Rückfrage hin zu. „Bei der Schola hat der Duccius auch mit meiner Tante gesprochen, was die inhaltliche Reform angeht. Ich denke er wird da auch auf deine Expertise angewiesen sein, was die Academia militaris betrifft. Wenn die Ausbildung aber mehr in der Praxis erfolgt, haben dann nicht Zivilisten ein Problem damit, wenn sie die Prüfungen ablegen wollen?“ fragte er nach. „Andererseits, ist es nicht sogar so dass in den Provinzen die Prüfungen jetzt schon teilweise bei den Legionen abzulegen sind und die Prüflinge sich selbst vorbereiten müssen?“
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"Ja, letzteres ist richtig. An dieser Stelle können wir also in jedem Fall ansetzen", stimmte Macer zu. "Von daher wäre es wohl vor allem Sache des Kaisers festzulegen, welches Wissen und welche Erfahrung er bei der Ernennung von Offizieren erwartet. Derzeit ist dies ja letztlich auch schon so. Wie sich dann wiederum die Kandidaten dieses Wissen erwerben wäre dann wiederum ihre Sache. Bleibt die Frage, wie der Nachweis geführt wird, dass die nötige Qualifikation vorhanden ist. Genau das ist ja derzeit eine der wichtigsten Aufgaben der Academia, nämlich eben jene Prüfungen anzubieten und damit verlässliche Standard zu setzen. Wenn dies vom Kaiser weiter gewünscht ist, muss dafür eine Alternative her", führte Macer weiter aus, während ihm selber dabei immer klarer würde, dass er selber auch als Kommandeur diesbezüglich wenig zu entscheiden hatte, sondern letztlich der Kaiser wissen musste, was er eigentlich wollte.
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„Also...“ begann Aquila laut zu überlegen, „... dass die Kandidaten sich das Wissen selbst aneignen, sollte ja nicht so das Problem sein. Sind ja im Prinzip alle entweder aus dem militärischen Bereich, oder stammen aus gehobenen Familien.“ Die dann sicher stellten, dass der Nachwuchs die nötige Ausbildung bekam für den jeweiligen angedachten Karriereweg – wie bei ihm ja auch. „Und der Nachweis... könnte damit nicht die jeweilige Einheit vor Ort betraut werden? Wenn es in den Provinzen faktisch sowieso schon so läuft, dass sich jemand in der Legion um die Abnahme der Prüfung kümmert und die Academia nur die Bestätigung bekommt, würde das nicht einmal einen großen Unterschied für die Beteiligten machen. Ob sie das nun an die Academia schicken oder an die Kanzlei, ist ja egal... Nur hier in Rom würde sich dann wirklich was ändern, wenn es in Zukunft zum Beispiel über die Urbaner läuft.“
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"Ganz so einfach wird es leider nicht sein", erwiderte Macer sofort. "Derzeit machen es zwar die Provinzen tatsächlich eigenständig, aber die Themen und Inhalte der Prüfungen sind vorgegeben. Ob ein junger Mann seine Prüfung nun hier in Rom oder in Germania oder in Aegyptus ablegt, er bekommt sehr ähnliche Fragen", erläuterte Macer. "Wenn es nun die Academia Militaris als diejenige Instanz, die über Themen und Fragen entscheidet nicht mehr gibt, muss möglicherweise ein anderer Mechanismus her. Oder der Kaiser entscheidet eben, dass ihm einheitliche Prüfungen nicht so wichtig sind. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Kanzlei letztlich nur Nachweise sehen möchte, wie sich ein jeweiliger Kandidat bei seinem letzten Offiziersposten angestellt hat und es überhaupt keine förmliche Ausbildung mit Kursen und Prüfen mehr gibt." Aber letztlich würde auch da wohl nur ein Gespräch mit der Kanzlei helfen, weshalb Macer seinen Gegenüber auch mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Spaß am Ideen wälzen anschaute.
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„Und in der Kanzlei sitzt nicht immer unbedingt jemand, der wirklich genug Ahnung vom Militär hat, um die Inhalte der Prüfungen vorgeben zu können... irgendwie müsste sicher gestellt werden, dass da militärischer Sachverstand mitspielt, wenn die Prüfungen mal überarbeitet werden“ ergänzte Aquila, was zumindest er selbst als ein Problem sah. Klar konnte es sein, dass da ein Ritter saß, der schon mal Tribun gewesen war, aber Voraussetzung war das ja nicht unbedingt. Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite, während er sich kurz am Kinn kratzte. „Dann würde ich diese Punkte dem Duccius mitteilen, damit er sie in seinen Reformvorschlag einarbeiten kann, wenn du einverstanden bist. Meinst du es reicht, wenn der Kaiser in einer Senatsdebatte zu dem Thema dann seine Meinung kundtut, oder sollte er vorher um eine Stellungnahme gebeten werden?“
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Die letzte Frage war immerhin mal eine, die Macer sofort beantworten konnte, ohne lange nachdenken zu müssen. "Ich würde den Kaiser in dieser Angelegenheit auf keinen Fall übergehen. Er ist Oberbefehlshaber der Armee und die Academia Militaris wurde auf kaiserlichen Erlass hin gegründet. Ihm im Rahmen einer Senatsdebatte eine Möglichkeit zur Stellungnahme zu geben, scheint mir etwas wenig zu sein", antwortete er sehr bestimmt. "Ich kann es gerne übernehmen, den Kaiser schriftlich über die Pläne zu unterrichten", bot er dann gleich an, denn immerhin zählte das wohl zu seinem Aufgabenbereich als Kommandeur der Academia. "Gegebenenfalls spreche ich auch persönlich bei ihm vor, falls er dies wünscht. Aber da müssen wir wohl abwarten, wie wichtig ihm das Thema ist", fuhr er dann fort, denn bisher kannte er die Einstellung des neuen Kaisers zur Academia Militaris eben nicht.
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Aquila nickte. „Ich werde Senator Duccius deine Einschätzung mitteilen. Und auch dein Angebot, dass du den Kaiser selbst unterrichten würdest, ob nun schriftlich oder persönlich.“ Er räusperte sich. „Viel mehr kann ich zu dem Thema leider nicht sagen, da es ein Projekt von Senator Duccius ist. Aber wenn du möchtest richte ich ihm aus, dass er einen Termin mit dir vereinbaren soll, so dass ihr euch direkt über die Academia Militaris unterhalten könnt. Und wie sie möglicherweise umstrukturiert werden könnte.“
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"Danke. Und ja, gerne kannst du den Senator dabei auch von mir grüßen und ihm ausrichten, dass ich der Idee offen gegenüber stehe und einem weiteren Gedankenaustausch dazu nicht abgeneigt bin", antwortete Macer mit einem Lächeln. Damit war dann aber wohl auch alles gesagt, was diese beiden Männer zu dem Thema sagen konnten, eben weil jener Duccius Vala nicht hier war und der Kaiser erst recht nicht.
"Hast du noch weitere Anliegen?", fragte Macer daher nach einer kurzen Pause, ohne dass er den Decimer damit zum Bleiben nötigen wollte.
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