Klein Titus sucht seine Legion

  • Sein Vater hatte ihn nach Rom geschickt. Na toll! Ganz wunderbar! Jetzt war er hier. Ohne Soldaten. Ohne Freunde. Und überhaupt ... Und ständig sollten Cimon und Baldemar auf ihn aufpassen, das er ja zu seinem Unterricht ging und ihm nichts passierte. Na das wurde ja immer besser! Heute hatte er sich 'frei' genommen. Wie gut das alle etwas zu tun haben schienen. Er war mit den anderen gestern erst angekommen. Noch kannte er Nichts und Niemanden. Noch! Papa war krank und Mutter ging es bestimmt nicht viel besser und sie beide waren weit weg. Er war alleine. Traurig zog er seine 'Legatenkleidung' an, die er in Mantua geschenkt bekommen hatte und die ihn an seine Freunde und 'Kameraden' erinnerte.


    Leise schlich er sich aus seinem Zimmer. Schnell war Titus sehr enttäuscht, da er nicht einem Soldaten begegnete. In einem Beutel hatte er ein Holztier was er in Mantua geschenkt bekommen hatte und in einem Anderen ein paar kleine Holzsoldaten. Irgendwie war es dennoch absolut enttäuschend für den Kleinen. Schließlich endete sein Streifzug im Atrium wo er sich einfach in eine Ecke hockte und seine Holzfiguren raus holte. Nur kurz schniefte er. Das erste Mal seit sie in Mantua los sind. Schließlich war er der 'Mann'. Und er hatte seinem Paps versprochen gehabt stark zu sein. Schnell wischte er sich die Träne weg. So verhielt sich ein Legat einfach nicht! Er weinte nicht! Die Soldaten lagen achtlos auf dem Boden vor ihm und er hielt den Stief in der Hand. Er war viel einfacher geschnitzt. Aber er wusste genau von wem er war.

  • Die Nachrichten, die schließlich doch noch aus Mantua gekommen waren, waren alles andere als erbaulich. Natürlich war Sextus erleichtert, ja sogar erfreut gewesen, dass seine Cousinen zurückgekehrt waren und darüber hinaus sein Vetter ganz offensichtlich auch seiner Empfehlung gefolgt war, seinen Sohn doch in Rom aufwachsen zu lassen, damit dieser von der Bildung und den Möglichkeiten der Ewigen Stadt profitierte und auf seine Stellung als Patrizier und Politiker vorbereitet werden konnte. Allerdings waren es eben nicht nur positive Nachrichten gewesen. Und die, dass seine Cousine Flora bei der Geburt ihres Kindes verstorben war, hatte Sextus zwar gefasst wie immer entgegen genommen, er konnte ein gewissen Bedauern über diesen Umstand aber nicht gänzlich vor sich selbst verleugnen. Und dies nicht nur geschuldet der Tatsache der so unterbrochenen Verbindung zu den Tiberiern oder sonstiger politischen Möglichkeiten.


    Die abendliche Ankunft seiner Verwandten war kurz ausgefallen, was wohl der langen Reise und den damit verbundenen Anstrengungen geschuldet war. So hatte Sextus nur grobe Informationen erhalten können, wie Floras Tod bei der Geburt und der Verbleib des Kindes bei den Tiberii, aber nichts weiteres. Da Sextus auch annahm, dass Tiberius Ahala direkt zur Villa seiner Gens gereist war, hatte er es unterlassen, seinen Klienten hierüber zu informieren, da ein Bote ja erst nach dem eigentlich Erwarteten eingetroffen wäre.
    Auch mussten längere Gespräche unterbleiben, warum es für seine Cousinen Prisca und Lentidia scheinbar unmöglich war, einen einfachen Boten mit einer Antwort auf den weg zu schicken! Er hatte sich Sorgen gemacht, als er so gar keine Nachricht erhalten hatte. Aber vermutlich hatte die holde Weiblichkeit hierfür auch keinen Sinn. Hätten sie eben jenen, hätten sie ja auch einen Boten entsendet.


    Nach also einem unbefriedigenden Abend und einer unbefriedigenden Nacht war der nächste Tag mit der üblichen Salutatio gekommen. Nach dem Abschluss derselben und dem verscheuchen des letzten Bittstellers, einer kleinen Zwischenmahlzeit und der Rehabilitation seiner Nerven machte er sich also auf zu seiner Runde der täglichen Amtsgeschäfte außerhalb des Hauses, wozu er natürlich das Atrium durchqueren musste. Einer der Sklaven, die als sein Schreiber fungierten, folgte ihm und schrieb auf einem Wachstäfelchen mit, was Sextus als Nachbearbeitung der Salutatio noch vermerkt haben wollte. “... und erkundige dich wegen diesem Bäcker bei den Thermae Agrippinae... und erinnere Opimius Flaccus an den Gefallen, den er mir leisten sollte. Dann benötigt Senator Rabuleius ein Geschenk. Etwas geschmackvolles, aber nicht zu teuer. Darüber hinaus...“
    In dem Moment fühlte er etwas unter seinem Fuß, als er auftreten wollte, was sich recht schmerzhaft durch die weiche Sohle der sandalae, die er im Haus zu tragen pflegte, bohrte. Daher ging der weitere Satz in einem schmerzlichen “WOOUUUW“ unter, gefolgt von einem recht akrobatisch wirkendem Hüpfen auf dem nicht betroffenen Fuß (was in einer Toga nicht so einfach war, ohne umzufallen!). Ursächlich für diese ungeplante Tanzeinlage war, nachdem nach anschließender Betrachtung des Schadens eine kleine Holzfigur, deren Pilum in recht ungünstigem Winkel aufgeragt war und dazu wohl noch relativ spitz, hatte die Spitze doch ein schickes, kleines Loch in das dünne, weichgelaufene Leder gebohrt. Die frage war nur: Was machte dieses Holzding hier im Atrium? Und was machte die restliche, auf dem Fußboden verstreute Mini-Armme, die sich nach einem kurzen Blick offenbarte?
    “Titus?“ fragte Sextus nach dem offensichtlichsten Verursacher in den Raum hinein, ohne den Jungen gesehen zu haben. Aber von allein war Kinderspielzeug wohl eher weniger ins Atrium geflogen.

  • Noch wärend klein Titus gegen die Tränen ankämpfte hörte er eine Stimme. Sie war irgendwie dunkel und bedrohlich. Was er wohl bei jeder tiefen, männlichen Stimme so empfunden hätte. Also kroch er ein wenig rückwärts in den Schatten und hinter eine Säule. Mit weit aufgerissenen Augen sah er das er seine 'Legion' zurück gelassen hatte. Das 'Nein' konnte er gerade noch so unterdrücken und streckte nur kurz die Hand nach ihnen aus. Durus umklammerte den Stier aus Holz mit beiden Händen und hoffte das nichts schlimmer geschehen mochte.


    Doch das Glück war ihm nicht hold. Er sah einen Fuß in Sandale der sich auf den mutigsten der Legionäre 'stürzte'. Aber das Pilum des Soldaten war gut aufgestellt und so gewann seine Legion gegen den Übermächtigen Feind. Eine Stimme holte ihn vom Schlachtfeld. Ohoh ... Das klang nicht gut. Und er wusste nun ganz genau wer es war. Aber sein Vater hatte ihm beigebracht das man immer zu seinen Fehlern stand. Kurz schiefte er ein letztes mal, wischte sich über das Gesicht und stand auf. Dabei richtete er seine 'Uniform' und trat vorsichtig aus seinem versteck. "J.. Ja, Onkel Sextus?" Für Titus waren alle die Nicht Soldaten aber Familie waren irgendwie Onkel und Tanten. Sicher machte er es sich so einfach. Aber meistens waren die Erwachsenen so gnädig darüber hinweg zu sehen. Ganz unschuldig sah er ihn von unten her an. "... M.. meine Legion ist gerade aufmarschiert." Erklärte er mit einem Blick der langsam zu Boden ging. "Tut mir leid, Onkel Sextus." Papa hatte ihm beigebracht ordentlich zu sein. Und jetzt machte er ihm schande. Dabei hatte der Junge doch versprochen sich ordentlich zu benehmen. "Bitte ... Bitte sag es nicht Paps." Dann erkannte er wie er es retten konnte und wollte sich auch schon auf seine Legion werfen um sie zurück in ihre 'Unterkunft', also seinen Beutel, zu scheuchen.

  • Schuldbewusst kam Ursus Sohn hinter einer Säule auch hervor und stellte sich vorbildlich der Situation. Er trug ein Kleidungsstück, das Sextus irgendwie an den Vater des Jungen erinnerte, an dem er nervös ein wenig herumzupfte, während er sich erklärte. Und sehr schuldbewusst anfing, aufzuräumen.
    “Keine Angst, ich verrate nichts“, versprach Sextus, noch immer ein wenig fasziniert von dem Anblick. Aus dem Augenwinkel wurde er durch eine leichte Bewegung an den Sklaven erinnert, der ihm folgte, und schickte diesen mit einer stummen Handbewegung weg, um sich in Ruhe mit dem Jungen unterhalten zu können. Auch wenn Sextus es natürlich nie offen zugegeben hätte: Wenn er von einer Sache wusste, dann war es die, in jungen Jahren von der Familie getrennt zu werden. Und auch die Angst, die man da in den ersten Momenten verspürte, weil man Erwartungen zu erfüllen hatte. Er selbst war auserwählt worden, um Haruspex zu werden. So wie Sextus auch seinen eigenen Sohn genau dazu auserwählt hatte und dieser daher noch immer in Tarquinia war, um ebenso wie der Vater das gesammelte Wissen der gesamten Menschheit eingeprügelt zu bekommen. Sextus hatte damals sehr geholfen, in Marcus Cilnius Lanatus einen verständnisvollen Lehrer zu haben, der ihm zwar das Lernen mit aller Strenge dennoch aufgebürdet hatte, dabei aber nicht versäumt hatte, ihm, dem Jungen, einen Halt zu geben und das Gefühl, dass es vielleicht doch nicht so schlimm war, wie es schien.


    Nicht, dass Sextus dem Größenwahn verfallen wäre, er könnte so jemand für Titus sein. Nein, um so eine Position effektiv auszufüllen, hätte er weniger er selbst sein müssen, und mehr... irgend jemand anderes. Egal wer. Und das wusste Sextus selbst.
    Dennoch bewegte ihn irgend etwas dazu, so in der Zweisamkeit des Atriums im Moment, in die Knie zu gehen, und seinem Cousin beim zusammenräumen zu helfen. Mit nicht minder großer Verwunderung behielt er einen Moment den Legionär in der Hand, der ihn 'angegriffen' hatte, und versuchte sich daran zu erinnern, was sein letztes Spielzeug gewesen war. Bei seiner Mannwerdungszeremonie bei den Liberalia hatte er selbstverständlich alles Spielzeug geopfert und verbrannt. Und das war nun auch schon zwanzig Jahre her. Ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein, reichte Sextus den Soldaten weiter und bemühte sich, ein Gespräch zu finden und dem Jungen... so genau wusste Sextus eigentlich auch nicht, was zu tun er gerade sich anschickte. Einfach nur nett sein zu wollen kam ihm selbst fremd vor.
    “Warum bist du ganz allein im Atrium?“ fragte er also mit sanftem Unterton und hatte im Grunde gar keinen Plan, den er durchsetzen und erreichen wollte wie sonst immer.

  • "Ehrlich? ... Oh Danke." Sein 'Onkel' würde ihn also nicht verraten. Er konnte sein Glück kaum fassen. Titus strahlte Sextus aus großen Augen an. Titus hatte nur wenige 'Vorbilder' außer seinen Eltern. Und es war besser das sein 'Onkel' nicht wusste, das ein ganz besonderer Sklave dabei war. Aber das war ja auch ein germanisches Geheimnis. Kurz fühlte seine Hand über der Kleidung und Titus war froh, das sein Holzanhänger mit der Rune drauf nicht zu sehen war.
    Sextus hockte sich zu ihm und der kleine Junge konnte nicht anders als seine Worte in eine tat umzusetzen. Er umarmte den Älteren kurz dankbar. Richtete dann aber ganz 'Legatenmäßig' seine Kleidung. So wie er es bei seinem Vater abgeschaut hatte.


    Er half ihm sogar beim Aufräumen seiner kleinen 'Legion' und Titus quasselte drauf los. "Das ist Titus. Der heißt genauso wie ich und ist mein bester Freund und dass ist ..." Er zählte viele Namen auf, die er aus Mantua kannte. Durus war von kindlicher Aufmerksamkeit gesegnet und sah wie Sextus ausgerechnet Titus in den Händen hielt. Das war doch der 'Angreifer' gewesen, oder? Kurz schniefte er und musste es dann rasch überspielen. Ohne lange darüber nachzudenken schloss er einfach sie Hand seines Onkels um die Figur. "Willst du Titus haben? Er ist mein bester Mann und wird gut auf dich aufpassen."
    Ohoh ... warum er alleine im Atrium war? Titus sackte ein wenig in sich zusammen und zuckte mit den Schultern. "Naja ... alle haben was zu tun. Und... und darum hab ich keinen Unterricht ... ehrlich... hmhm ... Jawohle" Er versuchte ganz soldatisch etwas gerader zu sitzen und sah auf Sextus auf. Aber Lügen hatte sein Vater ihm nicht beigebracht ... "Ich ... ich hab aber auch nicht gefragt." Gab er schuldbewusst zu. Dabei wich er allerdings nicht dem Blick von Sextus aus... dann fiel ihm noch etwas auf und er redete einfach weiter ... "Paps und Mam sind nicht hier und ... und ... naja ... bist du jetzt mein ... ich meine ... darfst du... oder?" Titus war verwirrt und mochte dies nicht besonders also stand der kleine Junge einfach auf und umarmte Sextus. "Du bist jetzt mein Papa zwei, ja?"

  • In den letzten Jahren war vieles passiert. Sextus war in eine Verschwörung verwickelt worden, die einem guten Teil seiner Familie das Leben gekostet hatte und seine Ehe in die Brüche hatte gehen lassen. Ein Krieg war ausgebrochen in der Folge davon, in dem Sextus unmittelbarst beteiligt war. Er hatte Wochen auf einem Pferderücken verbracht, war über Berge geklettert, hatte sich Geschosse um die Ohren pfeifen lassen, hatte sterbende Männer gesehen, war im Dreck gelandet, hatte Entbehrungen und Härte ertragen. Aber in dieser ganzen Zeit hatte ihn NICHTS auch nur halb so sehr überrascht wie diese eine, kleine Umarmung von einem Kind!. An ihn! Und er hatte auch, nachdem die Überraschung verflogen war, keine Erklärung, was er getan hatte, um diese zu verdienen.
    Noch immer einigermaßen konsterniert hörte er dem Jungen bei der Aufzählung seiner Soldaten zu. Sextus konnte sich noch nicht einmal die Namen von echten Legionären merken, bei Spielzeuglegionären bestand da aber auch überhaupt gar keine Chance, dass er sich auch nur einen merkte. Dass er dann auch einen geschenkt bekam, der den Namen Titus trug, brachte seine innere Verwirrung letztendlich an ihre Grenze. “Danke“ meinte Sextus sichtlich durcheinander und nahm den kleinen Angreifer vorsichtig entgegen, ihn noch ein wenig in den Händen haltend und ansehend. “Einen Beschützer zu haben ist sicher nicht das Schlechteste.“
    Ganz sicher war sich Sextus wahrlich nicht, was jetzt die bessere Vorgehensweise war. Eigentlich sollte er seinem jungen Vetter wohl sein Spielzeug lassen. Was wollte ein erwachsener Mann mit einem Holzsoldaten, selbst wenn dessen Pilum dazu geeignet war, weiches Schuhsohlenleder zu durchstechen. Und das, wo Sextus noch nicht einmal echte Soladten wirklich leiden mochte. Aber die Geste berührte irgendwas in ihm, und er wollte den Kleinen nicht belehren. Nicht dann, wenn er selbstlos und großzügig war. “Aber wenn sein Contubernium ihn braucht, zögere nicht, Bescheid zu sagen. Immerhin scheint er ihr verlässlichster Angreifer zu sein.“ Wegnehmen wollte Sextus das Spielzeug ja wirklich nicht. Und vielleicht vermisste Titus seinen Namensvetter irgendwann einmal und so hatte er einen einfachen Weg, ihn zurückzuverlangen.


    Die Erklärungen zum ausbleibenden Unterricht waren kindlich wirr und blieben auch zunächst unbeantwortet, als Titus direkt im Anschluss an eben jene Ausflüche gleich eine weitere Bemerkung fallen ließ, die zu Sextus Konstitution nicht unbedingt beitrug, sondern die innere Verwirrung eher vergrößerte. Nicht einmal seinem eigenen Sohn war er so nahe wie jetzt dem seines Vetters, geschweige denn, dass er mit eben jenem ein solches Gespräch je geführt hätte. Überhaupt hatte er den Burschen seit langer Zeit nicht mehr gesehen und begnügte sich mit dem Wissen, dass er in Sicherheit und bester Gesundheit war.Und nun fragte der kleine Titus, ob er dessen Ersatzvater sei.
    “Nun... ich bin hier in Rom erst einmal dein Tutor“, versuchte Sextus eine Erklärung, merkte dann aber selbst, dass dies für den kindlichen Geist vor ihm vermutlich noch weniger als unhilfreich war. “Das... ist so etwas ähnliches wie ein Vater. Aber nur in etwa, dein Papa bleibt natürlich dein Papa.
    Das ist einfach ein geschwollenes Wort dafür, dass die Händler mich fragen, wenn sie nicht ganz sicher sind, ob sie dir etwas verkaufen dürfen. Du kriegst ja dein Taschengeld und darfst damit kaufen, was immer du willst. Auch wenn ich hoffe, dass du nicht alles nur für Honiggebäck ausgibst.“
    Ein kleines Zwinkern zu dem Kleinen. Kein Kind der Welt gab sein Taschengeld nicht für Süßigkeiten aus. “Wenn du nun aber was großes kaufst... ein Pferd oder einen Sklaven, dann kostet das viel Geld. Mehr als ein Junge deines Alters normalerweise Taschengeld bekommt. Und dann fragt der Händler erst einmal mich, ob das in Ordnung ist.“
    Die anderen, rechtlichen Kleinigkeiten ersparte Sextus mal dem Jungen, zumal es für ihn wohl ohnehin nicht so wichtig war, ob Sextus dessen Vermögen theoretisch verwaltete, bis er selbst alt genug war, um das zu tun, oder wer wen beerben durfte und dergleichen. Die einzig greifbare Einschränkung in dessen Leben wäre wohl erst einmal das Einkaufen von irgendwelchen Kleinigkeiten.
    “Wie alt bist du eigentlich, Titus?“ schloss sich die unvermeidbare Frage an, denn immerhin terminierte dies auch die Dauer seiner tutela.

  • Klein Titus ahnte ja nicht wie sehr er seinen Onkel verwirrte. Für den Jungen fühlte es sich richtig und gut an. Er handelte in dieser Beziehung vollkommen aus dem Bauch heraus. In Titus' Augen hatte Sextus es mehr als nur verdient. Sich beschützt fühlen war so viel wert. Vor allem hier in der Ferne. Für ihn war Rom nur ein Ort aus Geschichten. Grusel Geschichten.
    "Ja, Titus wird immer gut auf dich aufpassen. Jawohle."
    Nachdenklich betrachtete klein Titus den Soldaten und sah dann begeisternd nickend zu Sextus auf. "Oh ja ... Das machen wir. Wenn sein Contubernium nach ihm ruft komme ich ihn holen ... Jaaaa?"
    Damit hatte er nun grinsend einen Grund gefunden jederzeit zu Sextus zu laufen. Und musste dabei nicht zugeben wenn er Angst hatte. Nein, er konnte einfach den Legionär Titus als Grund vorschieben.


    "Tutor, ja? ... JA!"
    Begeistert Rieger es aus und druckte sich erneut fest an Sextus. Seine Stimme war leise und nur einmal musste er leise schniefen. "Danke. Ich mache dir auch keinen Ärger. Versprochen"
    Dann musste er doch ein wenig schief grinsen. "Und ich kaufe auch nur ordentliche Sachen. Ehhhhrlich"
    Titus war ihm sehr dankbar das er es ausgesprochen hatte und der junge wiederholte es auf seiner eigenen Art. "Ja... Papa bleibt Papa "
    Er fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Nein, er wollte doch nicht weinen. Und doch kamen nun immer mehr tränen und Titus fiel seinem 'Onkel' nun vollends um den Hals.


    Leise wimmernd am Hals seines 'Zweitpapas' flüsterte der Junge mehr als das er laut sprach. "... Fünf .. Ich ... Ich werde sechs ..." Er überlegte wann das der fall sein würde. Aber es war einfach unwichtig geworden. Irgendwann dieser Tage. Zumindest hatte er gehört wie Cimon dies zu Baldemar gesagt hatte.

  • Vorsichtig und fast ein bisschen zögerlich legte Sextus leicht den Arm um den jungen Kinderkörper und – zu seiner eigenen Überraschung – erwiderte er mit ganz sanftem Druck die Geste der Zuneigung. Es war ein fremdartiges Gefühl, als würde tief in seinem Inneren ein Ton erklingen, an den er sich einst erinnert hatte, der aber schon lange vergessen war und deshalb nun fremd und vertraut zugleich erschien.
    Allerdings währte all dies nur einen sehr kurzen Augenblick, bis Titus sich wieder richtig hinstellte und sich kindlich über Augen und Nase mit dem Arm wischte, um die Tränen zu trocknen. Männer weinten nicht. Sextus sollte genau dies sagen. Aber er unterließ es, obwohl er wusste, dass es die gesellschaftliche Konvention so verlangte. Aber möglicher Tadel wurde durch die erneute, sehr innige Umarmung unterbrochen, und dieses Mal schien es schon vertrauter, den Arm um das Kind zu legen und einfach ein wenig zu halten.
    “Fast sechs also.“ Was bedeutete, dass der Kleine auch noch mindestens acht Jahre lang unter seiner Tutela bleiben würde, sofern sein Vater nicht genesen und zurück nach Rom kehren würde. Was bei diesem Zeitraum eigentlich zu erwarten war. “Hast du dann eigentlich schon einen Lehrer, der dir Lesen und Schreiben beibringt?“ versuchte Sextus ein wenig abzulenken. Vorhin hatte der Junge ja etwas von Lehrern gesagt, und mit sechs oder sieben Jahren fing üblicherweise auch der erste Unterricht an.

  • Er fühlte sich immer mehr geborgen und sicher, weshalb Titus sich nur zu gerne in die Arme seines 'Onkels' begab. Es war einfach nur großartig so umsorgt zu werden, wo doch die letzte Zeit derartig anstrengend und chaotisch gewesen war. Eine kleine Träne wagte sich erneut aus seinem Auge und klein Titus wischte sie schnell weg.
    Nun stand er vor seinem 'Ziehvater' und sah ihn begeistert und mit kindlicher freude an.


    "Ja... ich bin schon groß" behauptete Titus voller Stolz als Sextus meinte er wäre 'fast' sechs. Für den Jungen war das wie ein 'Orden'. Auch wenn er da ein bischen viel hineindachte.
    Einen Lehrer? Mist, er war erwischt. Durus senkte ertappt den Blick, als er kleinlaut antwortete. "Ja, ich hab einen Lehrer. Phocylides, der ist Grieche, weißt du? Und richtig schlau. Aber total streng und gemein. Cimon sagt das es so sein muss, wenn man lernen will. Naja ... ach ja ... "
    Nun sah er mit einem Strahlenden Gesicht auf und unbändige Freude zeigte sich in dem Jungen. "Ich frage Cimon und Baldemar ganz viel. Die sollen auf mich aufpassen haben papa ... ich meine Vater und Mutter gesagt. Und die wissen auch ganz viel. Die erklären die Sachen auch viel ... netter"


    Dann kam dem kleinen Jungen eine verrückte Idee. Na gut ... welche Idee von Titus war nicht verrückt? Er hübfte kurz auf der Stelle und warf sich wieder in die Arme seines tollen Ziehvaters. "Dürfen die beiden auch mal meine Lehrer sein? Biiiiiiteeee." Mit einem breiten Grinsen ließ er Sextus dann doch los und trat wieder einen Schritt zurück. Das war wirklich kein Benehmen. Was würde Phocylides nur dazu sagen? So senkte Titus erneut den Blick. "Tut mir leid." Meinte er dann auch kleinlaut.



    Sim-Off:

    Es tut mir sehr leid, das ich so lange gebraucht habe. Ich will mich bessern

  • Sim-Off:

    Ich hab jetzt selber ewig gebraucht. Manchmal kommt einem das echte Leben mit den echten Problemen und den echten Freuden halt einfach dazwischen.


    Sextus hatte nicht den Hauch einer Ahnung, von wem der Junge da überhaupt redete. Er konnte sich mit Mühe und Not den Namen seines Nomenclator merken. Wenn er den einen oder anderen Namen der Sklaven, die ihm schon lange gehörten, hinbekam, dann grenzte dies schon an ein Wunder. Nicht, dass er sich auch nur im mindesten bemühte, sich irgendeinen dieser Namen ernsthaft zu merken.
    Nun aber noch die Namen der Sklaven zu wissen, die mit aus Mantua gekommen waren... das war ein Ding der Unmöglichkeit. Diese beiden Namen hätten von der Amme bis zum Leibwächter jedem Sklaven gehören können. Sextus hatte nicht einmal den Hauch einer Ahnung, von wem sie gerade redeten.


    Allerdings wollte er dem Jungen jetzt auch nicht ein kaltes Nein an den Kopf knallen. Ein diplomatisches 'Vielleicht' war da vielleicht angebrachter. “Ähm... nunja, die Griechen sind die besten Lehrer. Und dieser..... Cimon hat recht, wenn er meint, dass ein Lehrer streng sein muss. Immerhin muss er ja dafür sorgen, dass du auch alles lernst. Denn wenn du nicht richtig lernst und dann zu wenig weißt, dann ärgern dich die anderen. Und wenn ich das dann höre, dass du deshalb geärgert wirst, gehe ich zu deinem Lehrer und frage ihn, was da los ist. Und wenn er dann dir die Sachen nicht gut genug beigebracht hat, schimpfe ich ihn.“ Vielleicht waren die Sätze ein wenig lang und die Zusammenhänge ein wenig schwer für einen Jungen in diesem Alter. Sextus versuchte sich daran zurückzuerinnern, wie er in diesem Alter war. Aber irgendwie hatte er daran nur sehr schwammige Erinnerungen, allesamt geprägt von dem Auswendiglernen diverser Schriften, und folglich nicht die geringste Ahnung, ob Titus alles verstanden hatte.


    Vielleicht lenkte er das Thema besser auf die beiden, die der Junge sich als Lehrer offenbar sehr wünschte. “Was können diese beiden.... Cimon und Baldrian, dir denn so beibringen? Können sie lesen, schreiben und rechnen?“

  • Sim-Off:

    Ja, das Leben kann einen manchmal echt in Beschlag nehmen ;)


    Sein Vater hatte immer darauf geachtet, das er sich Namen merkte. Das sollte Titus später mal behilflich sein. Wobei es sich dann vermutlich auf wichtige Personen beziehen würde. Allerdings waren die beiden Sklaven sehr wichtig für Klein Titus. Er hinterfragte es auch nicht. Es war einfach so. Natürlich ging er in seiner kindlichen Naivität davon aus, das sein Lieblingsonkel genau wusste, wovon er redete und um wen es ging.
    Als es um den Lehrer ging wurden die Augen des Jungen immer größer. Er wollte nicht das jemand anderes leiden müsste, nur weil ihm etwas nicht gefiel. Gleich wie wenig er diesen Menschen mochte. "Ja, Cimon ist unglaublich schlau. Obwohl er kein Grieche ist ... Aber .... Aber ... Nein, bitte schimpf ihn nicht. Ich will auch besser lernen. Ehrlich. Ich schwöre es"
    Dabei hob er zum Schwur die Hand und nickte unterstützend. "Jawohle" Titus nahm das sehr ernst, schließlich galt sein Wort etwas. Niemals würde er es brechen. Das hatte sein Vater ihm bei gebracht.


    Schnell war er durch die nächsten Worte von Sextus abgelenkt und strahlte ihn über das ganze Gesicht an. Kurz lachte er auf, als er die Namen hörte. "Nein, nein. Er heißt Baldemar. Das ist total wichtig wo er her kommt." Ja, genauso wie sein Anhänger. Kurz hielt er mit der Hand über die Holzrune, die er an einem Lederband unter der Kleidung verborgen trug. Schnell endete er weiter um von sich ab zu lenken. "Cimon ist sehr schlau. Er kann lesen, schreiben, rechnen und so. Er macht ganz viel für Vater und hilft ihm immer bei vielem. Vater sagt er vertraut ihm. Jawohle, das hat er mal gesagt. Und Cimon passt auf ihn auf. Und jetzt passt er auf mich auf... Genau wie Baldemar. Der kann toll kämpfen und jagen und weiß viel von so Ehre und so. Ich mag die beiden, weißt du? Vater hat sie mir mitgegeben ... Warte ... Dürfen sie sich denn um mich kümmern und so... Bitte bitte bitte ..." Viel zu spät fiel ihm auf, das er bettelte und das durfte der Junge nicht. Ganz und gar nicht. "Tut mir leid" schob er dann auch leise hinterher. Dabei senkte er leicht schuldbewusst den Kopf.

  • Manchmal waren es gerade die eigentlich simplem Gespräche, bei denen man früher oder später den Faden verlor. Warum sollte er diesen Cimon schimpfen? Oder bezog sich das nun doch wieder auf den eigentlichen Lehrer? Sextus wusste es nicht, aber wenigstens wollte der Kleine fleißig lernen. Das war immerhin etwas. Wenngleich der Junge wohl nicht anders als alle anderen Jungen war, und dieses Versprechen zu gegebener Zeit auch wieder vergessen würde. Nicht aus Böswilligkeit, Sextus glaubte schon, dass Titus es ehrlich meinte. Aber auch er hatte als Kind desöfteren einige Schläge durch seinen Lehrer erhalten, weil er lieber aus dem Fenster geschaut hatte, um Vögel zu beobachten, als zu lernen. So war eben die Natur von Kindern, und die Natur von Lehrern.
    Ein bisschen perplex also über diese Einlassung es Jungen machte Sextus eine unbestimmbare Geste, die sowohl ja als auch nein heißen konnte, und hörte weiter zu. Baldemar also. Was hatte er vorhin gesagt? Sextus wusste es nicht mehr, aber es war auch nicht weiter wichtig. Und Sextus war es auch relativ unwichtig, ob das diesem Baldemar wichtig war, oder dort, woauchimmer dieser Mensch herkam. Und das war wohl so eine Art Leibwächter, wenn Sextus das richtig raushörte. Wofür sonst sollte Ursus dem Jungen einen Jäger mitgeben? In der Stadt jagten höchstens die Bewohner der Subura ab und an ein paar Ratten oder streunende Hunde.
    Dieser Cimon schien aber einigermaßen brauchbar als... Nachhilfelehrer? Ja, mit der Idee konnte Sextus sich anfreunden. “Nun, was hältst du davon: Dein Lehrer bleibt natürlich dein Lehrer und bringt dir alles bei. Aber wenn dieser Cimon so gut lesen und schreiben und rechnen kann, dann soll er mit dir nachmittags üben.
    Aufpassen sollen natürlich alle auf dich. Aber fürs Jagen solltest du noch ein wenig wachsen. Und erstmal lernen, wie man das da benutzt.“
    Bei den letzten Worten tippte Sextus dem Jungen freundlich an die Stirn.

  • Der Junge ahnte gar nicht, wie durcheinander seine Worte waren oder das Sextus wohl nicht mehr mitgekommen war. Er war einfach nur begeistert und ließ sich von seinem eigenen Redefluss mitreißen. Natürlich war es ihm klar das er niemals sein Wort brechen würde und immer ... Ja wirklich immer aufpassen würde. Das er sich schon bald im Unterricht schon nicht mehr so genau dran halten möchte, daran dachte Titus nicht und er würde es auch nie vermuten.
    Für den Kleinen war es total wichtig wie Baldemars Name war und was dieser darüber dachte. Sicher würde sein Vater das nicht gut heißen, wie viel er inzwischen von dem Germanen gelernt hatte und wie sehr beide einander verstanden. Er war eben der kleine Thingmar. Nicht das er das jemals laut aussprechen würde. Das war ein Geheimnis zwischen Baldemar und dem Jungen.


    Als Sextus antwortete, lagen die Augen von Titus auf seinem Onkel und er würde immer begeisterter. Fast hätte er gehüpft. Doch dann stoppte er und sah sich mit verdrehten Augen zur Stirn, als Sextus ihn dort antippte. "Ja, Au ja. Ich übe ganz viel mit Cimon. Aber wieso soll ich denn meine Stirn benutzen? Baldemar würde eher Pfeil und Bogen oder eine Fälle benutzen. ... Glaube ich" meinte Titus mit einem breiten Grinsen. Aber an sich waren das doch tolle Worte. Also fiel er Sextus einfach nochmal in die Arme und umarmte ihn dankbar. "Du bist toll! Ich hab dich lieb" meinte er dann leise und ließ ihn los. Rasch korrigierte er seine Kleidung. Denn so benahm sich ein Legatensohn doch nicht. "Tut mir leid" damit sah er ein wenig schuldbewusst zu Boden. Grinsend knabberte Titus an seiner Unterlippe. "Ich kann schon toll mit einem Sax ... Ehm ... Einem Schwert umgehen." Beinahe hätte er sich verplappert. Also wirklich. Kindlich begeistert blickte der Junge erneut auf und lachte Sextus gelöst an.

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