[Officii Quatuorviri viis in urbe purgandis] Lucius Tiberius Lepidus

  • "Ich denke diese positive Reaktion auf dein Res Gestae wirst du durchaus erhalten. Was den Festtag der Concordia betrifft, so habe ich für den Morgen dieses Tages kraft meines Amtes als Consul ein Augurium salutis in Auftrag gegeben. An dieser Zeremonie sollen auch die Magistrate des Cursus Honorum teilnehmen. Ihr werdet noch eine Einladung dazu erhalten."


    Livianus, der in der Zwischenzeit etwas in den Stuhl gesunken war, richtete sich nun wieder auf, was darauf hindeutete, dass mit dieser Geste bereits die Verabschiedung eingeleitet wurde.


    "Da auch demnächst die Kandidaten für die kommenden Wahlen vorgestellt werden und sich damit unsere Amtszeit langsam aber sicher dem Ende zuneigt, möchte ich demnächst alle Magistrate zu einem gemeinsamen Abendessen in meine Casa einladen, um ihnen noch einmal persönlich meinen Dank aussprechen zu können. Anders als der Festtag der Concordia ist dies eine private Einladung. Dennoch würde es mich sehr freuen, wenn ich mit deinem kommen rechnen darf."

  • Bei den möglichen positiven Reaktionen nahm der Tiberier dem Consul natürlich beim Wort und rechnete nun auch ganz fest mit einer selbigen durch seine Person. Der Kontrollbesuch schien sich langsam auch seinem Ende zuzuneigen. Lepidus versicherte natürlich sein Erscheinen zu beiden Anlässen: "Ich werde sowohl am Festtage der Concordia als auch zur Cena in deiner heimischen Casa mit Anwesenheit glänzen" Dem Tiberier fiel dabei auf, dass er schon lange keine Einladungen mehr abgewiesen hatte. Nicht, dass die Leute noch glaubten, er hätte nichts Wichtigeres zu tun. In der Tat war es doch sozial durchaus förderlich, wenn man sich manchmal etwas rarmachte. Doch zumindest in den vorliegenden Fällen wäre dies wohl der falsche Augenblick dafür gewesen - einerseits bei einem Consul und andererseits bei einem so wichtigen Feiertag. Das würde er sich wohl wieder für etwas weniger bedeutsamen Einladungen aufheben, wie etwa einer Factio-Vollversammlung, die er seitens seines Freundes Dives 'unglücklicherweise' zurückweisen musste. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun oder benötigst du noch bestimmte Auskünfte?" Eine Frage, wie sie wohl gern am Ende eines Gesprächs gestellt wurden - eine Konvention, die der Tiberier gern Folge leistete.

  • Nachdem Lepidus sich endlich mit seinen Kollegen auf die Höhe eines Strafsatzes geeinigt hatte, konnten nun endlich weitere Maßnahmen gegen die Fensterwerfer erfolgen. Bisher wurden derartige Vergehen relativ pauschal mit 100 Sesterzen bedacht. Obwohl diese Summe schon für einfache Leute nicht allzu leicht aufzubringen war, gab es dennoch kaum weniger registrierte Fälle. Erst vor kurzem wurde jemand wieder erschlagen, ganz zu schweigen von der ungehaltenen Sergia, die er vor kurzem in seinem Officium hatte. Nicht, dass die Schuldigen nicht zur Rechenschaft gezogen wurden, aber dennoch schien dies alles noch nicht auszureichen. Zwei Quatuorviri sprachen sich für eine moderate Erhöhung der Strafe aus. Es sollten nur 120 bis maximal 150 Sesterzen sein, doch Lepidus und ein weiterer Kollege waren für die Höchststrafe, die sie zu vergeben hatten. Das Strafmaß sollte sich insgesamt auf 200 Sesterzen belaufen.


    Diese Pattsituation sorgte für viele Streitereien innerhalb des Gremiums. Man glaubte ja gar nicht wie lange und ausgiebig man sich über so etwas unterhalten konnte. Letztlich gab es ein entscheidendes Argument, welches Lepidus vorbringen konnte und dies besagte, dass auch der Consul Decimus für entsprechende Abschreckungsmaßnahmen seine Sympathien ausdrückte. Zumindest wollte ihn Lepidus einfach so interpretieren. Dies war dann das Argument, welches zumindest einen der beiden Gemäßigten überzeugte, aber gegen eine 3 gegen 1-Mehrheit war auch der letzte noch bereit sich zu fügen. Lepidus veranlasste umgehend die entsprechende Verordnung zu erlassen und überall in der Stadt aufzuhängen und zu verkünden, auf dass auch noch die Dümmsten auf die Idee kamen, dass es vielleicht keine so gute Sache war, seinen Müll einfach aus dem Fenster zu schmeißen.

  • Nachdem die Bekanntmachung der Viermänner veröffentlicht worden war und Zeit genug hatte auch in die Kreise vorzudringen, die nicht stets auf dem Forum zugegen waren, kam prompt ein Bote vorbei der den zuständigen Oberstraßenkehrern eine Tabula vorbeibrachte:



    IVviri viis in urbe purgandis
    Basilica Iulia


    T. Duccius Vala IVviri s.d.


    Werte Viermänner, mit Freuden durfte ich vernehmen, dass ihr die euch anvertraute Aufgabe mit Emsigkeit und Pflichtgefühl erfüllt und damit sicherlich die Stadt nicht nur ordentlicher und sauberer, sondern mit Bestimmtheit auch ein wenig sicherer macht.


    Allerdings sind euch bei eurer Bekanntgabe der Strafen ob des Hinauswerfens von Müll aus den Fenstern gleich zwei Fehler unterlaufen, die dringends korrigiert gehören, da eure Maßnahmen vor Gericht sonst keinen Bestand hätten:
    1. Ihr bezieht euch in der 'Festlegung' der Strafe auf die Pars Quinta des Codex Universalis, Paragraph XXXV, Absatz VI. Da ist euch offensichtlich nicht ganz klar gewesen, dass ihr als Quattorviri vom Gesetz her in der Lage seid diese Strafe zu VERHÄNGEN, nicht aber sie FESTZULEGEN.
    Festgelegt wurden diese Strafen durch den Gesetzgeber in eben jenem Paragraphen durch eben jenen Absatz. Ihr als Quattorviri seid lediglich zur VERHÄNGUNG, also praktischen Ausführung dieser Strafe befähigt. Natürlich habt ihr einen Spielraum der vom Gesetzgeber angegebenen 200 Sesterzen und niemand hindert euch daran im Falle der von euch benannten Straftaten IMMER ein Bußgeld in der euch gestatteten maximalen Hähe zu verhängen... nur eben FESTLEGEN dürft ihr es nicht, denn FESTGELEGT werden Strafen durch das Gesetz... und wie ihr sicherlich wisst, seid ihr noch nicht in der Lage dies zu ändern.
    Dieser kleine sprachliche Schnitzer mag marginal wirken, könnte vor Gericht aber für euch unangenehme Situationen sorgen.
    Das Dilemma geht allerdings noch weiter, da ihr ohne akuten Strafbestand kein Bußgeld verhängen könnt, eine proprietäre Verhängung ist also ebenso wenig legitim wie die Festsetzung durch die Hand der IVviri.
    Ich rate daher an, dies auf euren Verlautbarungen zu korrigieren, etwa in Form von: Ihr ERINNERT daran, dass in einem solchen Fall Bußgelder bis zu 200 Sesterzen möglich sind und ihr die euch durch das Gesetz gegebenen Möglichkeiten zur Eindämmung dieses Fehlverhaltens voll ausschöpfen werdet.


    2. Die Androhung von rechtlichen Konsequenzen ÜBER DAS ZAHLEN DES BUßGELDES HINAUS ist nicht zulässig. Nach dem Grundsatz des Rechts 'Ne bis in idem', nachdem derselbe Strafbestand nicht zweimal zur Sache eines Verfahrens (zu welchem die Verhängung des Bußgelds ohne jeden Zweifel zählt) gemacht werden darf, ist diese Androhung sogar nicht fehlerhaft, sondern einfach widerrechtlich. Die einzige Möglichkeit ein solches Vergehen stärker zu ahnden ist, den Fall gleich vor Gericht zu bringen wo mit erheblichen Mehrkosten für den Angeklagten zu rechnen ist als mit einfachen 200 Sesterzen als Bußgeld.
    Dies sollte dringends korrigiert werden.


    Ich wundere mich zwar, warum es dem euch führenden Aedil nicht aufgefallen ist, aber ich gehe einfach mal von einem Bagatellfehler im Verfahren aus.


    Valete bene,


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/unterschriften/unterschriftvalaroemwachs.png]
    Casa Accia | Collis Esquilinus | Roma



  • "Ach, bin ich müde!", gab der Tiberier zum Besten als er zur gemeinsamen recht spät stattfindenden Sitzung mit seinen Kollegen zusammengetreten war. "Das ist mir doch egal! Und wenn du Tränen weinst, weil du deinen Schönheitsschlaf nicht bekommst, wir müssen das korrigieren!" Lepidus hatte dafür nur ein gelassenes Schulterzucken übrig. "Es ist beklagenswert, dass unser Handlungsspielraum so eingeschränkt ist" Der Kollege wurde schon recht ungeduldig: "Du bist doch der einzige von uns, der schon einen Cursus Iuris absolviert hat! Du hättest uns warnen können oder zumindest das Ding richtig ausarbeiten!"
    "Ja, Ja, ist ja gut. Noch ist der Schaden eingrenzbar. Wir machen uns einfach daran die neuen Entwürfe zu erstellen." "Das wird uns alle noch teuer zu stehen kommen!" "Ach, man muss auch mal Fehler machen. Selbst die größten Feldherren haben schon Schlachten verloren. Warum sollten wir als einfache Vigintiviri bereits die Perfektion erreicht haben? Nun lasst uns aber anfangen zu arbeiten. Das Ding ist schließlich erst ein paar Stunden draußen. Achja, und setzt Senator Duccius ein Dankesschreiben auf."

  • Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    ...... "Kann ich sonst noch etwas für dich tun oder benötigst du noch bestimmte Auskünfte?" Eine Frage, wie sie wohl gern am Ende eines Gesprächs gestellt wurden - eine Konvention, die der Tiberier gern Folge leistete.


    "Nein Tiberius, ich habe deine kostbare Zeit schon genug in Anspruch genommen. Was die Cena betrifft, so werde ich dir noch eine schriftliche Einladung mit dem genauem Tag und einer Uhrzeit zukommen lassen. Ansonsten danke ich dir und wünsche dir noch einen angenehmen Tag."


    Mit diesen Worten war nun endgültig die anschließende Verabschiedung eingeleitet, nach der sich Livianus wieder aus dem Officium des Vigintivirs zurückzog.

  • "Diesen wünsch ich dir ebenfalls, Consul. Dein Besuch war mir eine Ehre." Das war als Verabschiedung hoffentlich genug des Komplimentes. Der Grat zwischen übertriebener Schleimigkeit und allzu respektloser Distanziertheit war schließlich manchmal recht fließend und der Tiberier neigte manchmal gern zu ersterem zu driften. Zum Glück war diese unverhoffte Überprüfung seiner Tätigkeit recht problemlos über die Bühne gegangen. Sofort ließ der Quatuorvir seinen Scriba herbeirufen und gab das Arbeitsprogramm für den Rest des Tages bekannt. Es war noch viel zu tun und die Amtszeit neigte sich dem Ende entgegen. Ein einziges Jahr war einfach viel zu wenig, um all die Projekte zu einem Ende zu führen, die der Tiberier angestoßen hatte. Schade, dass es nicht legitim war, ein Amt zwei Mal aufeinander zu bekleiden. In diesem Fall wäre dies wahrlich mehr als notwendig gewesen. Mögen seine Nachfolger hoffentlich alles sorgsam fortführen, was er ihnen hinterlassen würde.

  • Es dauerte tatsächlich nicht allzu lange bis eine gewisse Barbula - Frau des Marcus Turpilius Tappo, der vor kurzem mit einer Geldstrafe für einen Fensterwurf belegt wurde, in Lepidus Officium erschien. Recht selbstbewusst trat sie als erstes seinem Scriba Hamilkar, der sie aufgrund der Aussichtslosigkeit ihres Anliegens schon abwimmeln wollte, entgegen und dieser wusste in der Tat kaum wie ihm geschah. Die Dame wurde laut, appellierte an seine Vernunft und letztlich bat Hamilkar sogar selbst bei Lepidus darum, dass die Frau doch bitte angehört werden möge. Natürlich hatte der Tiberier kaum etwas dagegen, obwohl ihm das Anliegen dieser Frau sehr zuwider war und er sie eigentlich nur mit Standardfloskeln vertrösten wollte.


    Als sie nun da so vor seinem Schreibtisch saß, hörte Lepidus auch nur sehr unzureichend zu. Er beschäftigte sich eher mit ein paar Schriftstücken, die es zu zeichnen galt, während diese Barbula unaufhörlich redete. Ihr starkes Auftreten, welches sie gegenüber Hamilkar zeigte, konnte sie dagegen vor Lepidus nicht aufrechterhalten. Die Unterwürfigkeit in Anbetracht dessen, dass der Tiberier, der einzige war, der sie von ihrem Unglück erlösen konnte, tat sein Übriges dazu bei, dass diese Frau recht sentimental wurde. Alles erreichte den wenig aufmerksamen Tiberier nicht, aber was er vernahm war im Grunde: "Wir haben kein Geld..." "Wir sind einfache Leute..." "100 Sesterzen sind zu viel" "Mein Mann ist ein Trottel..." "Hilf uns bitte!" "Gib uns wenigstens mehr Zeit!" "Ich bitte dich inständig! Lepidus blickte durchaus sorgenvoll drein - wie ein liebevoller Vater, doch was er zu sagen hatte, war alles andere als hilfreich. "Ihr habt eigentlich noch sehr viel Glück. Wir haben vor kurzem beschlossen, dass wir die Strafe für das Vergehen des Fensterwurfs noch stärker ahnden wollen. Im Grunde hätte ich sogar eine Strafe von 200 Sesterzen verhängen können." Das brachte der Frau natürlich kaum mehr Ruhe - sie saß unruhig da und versuchte wieder auf Lepidus einzureden: "Schon jetzt sind die 100 Sesterzen unser Untergang..." "Wir haben Schulden!" "Wir können das nicht schaffen!" "Bitte! Wenigstens eine Fristverlängerung! Wir werden zahlen! Ganz sicher!" Lepidus ließ den Kopf hin und herschwanken, als wenn er wirklich über eine Lösung des Problems ernsthaft sinnieren würde. "Nun, du musst dir darüber im Klaren sein, dass dein Mann nicht nur Müll aus dem Fenster warf. Er hätte sogar fast eine Praefecta damit erschlagen! Wie sähe es denn aus, wenn wir in so einem Falle Nachsicht üben würden? Irgendwann kommt dann jeder und denkt, er könne seine Strafzahlungen aufschieben oder gar völlig ignorieren! Nein, die Ordnung muss aufrechterhalten werden." Allerdings schien diese Frau wirklich nicht locker lassen zu wollen und wahrscheinlich würde sie sich noch an seinem Schreibtisch festketten, wenn er ihr nicht wenigstens einen kleinen Knochen hinüberwarf. Eine große Szene wollte er in seinem Officium nun wirklich nicht. "Ich werde den Fall prüfen lassen und sehen, was ich tun kann. Wenn eine Fristverlängerung möglich ist, werde ich dir das mitteilen" Die Absicht irgendetwas prüfen zu lassen zog eigentlich immer. Es bedeutete im Politiker-Sprech: Ich tue eigentlich gar nichts. Aber die Barbula war offenbar so darauf aus mit einem Hoffnungsschimmer hier hinauszugehen, dass sie kaum merkte, wie wenig das aussagte. Plötzlich dankte sie mir und wenn der große Schreibtisch nicht zwischen ihnen gewesen wäre, hätte sie Lepidus womöglich noch ganz unangenehm umarmt. Lepidus lächelte zufrieden und gab den großen Retter. Er geleitete sie sogar persönlich hinaus und wünschte ihr noch einen schönen Tag. Ebenso sollte sie Grüße an ihren Mann ausrichten, der sich glücklich schätzen konnte, eine solch fabelhafte Frau zu haben.


    Nachdem sie entschwunden war, wandte er sich umgehend an seinen Scriba Hamilkar. "Wie lange hat dieser Turpilius noch Zeit bis er gezahlt haben muss?" Hamilkar kramte in seinen Unterlagen. "Nun, morgen sind die sieben Tage abgelaufen." "Gut, dann setz schon einmal ein Schreiben an die Stadtwache auf. Der Mann kommt in den Cacer" Hamilkar wunderte sich natürlich kein bisschen mehr. Nach allem, was er bisher über seinen Magistraten nach fast einem Jahr erfahren hatte, war das natürlich irgendwie typisch.

  • "Und? Wie wo geht es heute hin?", hatte Lepidus seinen Scriba noch in der Basilica gefragt. "Heute steht die Regio VI an - vor allem der Quirinal".
    "Verstehe, wie ist der derzeitige Status?" Der Scriba sah auf die entsprechende Liste und bemerkte: "Letzte Eintragung besagt, dass die Regio annähernd sauber ist."
    "Eine echte Ausnahme. Da lohnt es sich doch, umherzuwandern. Als wir bei unseren Ermittlungen waren, schien mir die Via Nomentana aber nicht so berauschend auszusehen."
    "Stimmt, die ist relativ dreckig. Steht hier auch so nach den letzten Überprüfungen deiner Kollegen."
    "Na gut, dann werden wir uns um diese wohl ganz besonders kümmern. Und wo gehen wir morgen hin?"
    "Auf den Regio V - Esquilin."
    "Ah, das ist gut. Meine eigene Heimat. Dann kann ich vielleicht noch unterwegs ein paar Sachen zuhause erledigen. Ich werde das schon einmal mit meinen morgigen Terminen abstimmen."
    "Ja, aber nun erst einmal auf den Quirinal"

  • "Was sagt die Kasse?"
    "Soweit immer noch recht gut gefüllt. Die vermehrte Verhängung hoher Geldstrafen hat uns ziemlich viel Handlungsspielraum verschafft. Wir hätten sogar noch mehr, wenn wir nicht noch zusätzlich diese Wandmalereien hätten beseitigen müssen."
    "Hör ich da etwas Unmut heraus? Das war schließlich die beste Reaktion, die wir hätten zeigen können. Der Kaiser persönlich wird uns noch einmal dafür danken."
    Naja, ob Hamilkar irgendjemand danken würde, stand sicherlich zur Diskussion. Wahrscheinlicher war doch eher, dass (wenn überhaupt) nur Lepidus etwas von den Lorbeeren einheimsen würde.
    "Alles in allem ist die Behörde finanziell gut gefahren. Es wäre sogar noch genug da, um deine Reinigungsaktion für Straßen vor öffentlichen Gebäuden auszuführen."
    "Na, ich weiß nicht... die Zeit war leider nicht mehr da, um auch dies noch zum Abschluss zu bringen. Jetzt, so kurz vor dem Ende meiner Amtszeit, würden wohl die nächsten Quatuorviri den Lohn dafür einstreichen. Mir gefällt das nicht, also lassen wir das besser."
    "Ahja, sobald etwas gut für Rom ist, aber nicht gleichzeitig gut für dich, ist es also schlecht?"
    "Dein Horizont reicht mal wieder nur so weit, wie man es von einem Scriba nicht anders erwarten kann. Auf der politischen Bühne schenkt einem keiner was! Also ist man auch gut beraten, wenn man auch niemand anderem etwas schenkt. Ich sehe relativ wenig Sinn, jetzt noch ein großes Projekt vorzubereiten und viel Arbeit zu investieren, nur damit irgendein anderer den Gewinn einstreicht. Nein, da hab ich echt besseres zu tun."
    Lepidus wanderte ein wenig auf und ab, während der Scriba ganz ruhig vor seinem Schreibtisch saß und ein wenig den Kopf hin und her wog.
    "Ich halte es immer noch für eine sinnvolle Sache. Du musst es nur richtig verkaufen." Diese Worte brachten den Tiberier mal wieder unweigerlich zum Lachen. Nach diesem Jahr war ihm Hamilkar schon immer sehr einfältig vorgekommen und tatsächlich hatte er schon einige große Witze gerissen, doch wenn er auch noch so tat, als könne er Lepidus auch noch in solchen Dingen gute Ratschläge geben, dann wurde es fast lächerlich.
    "Wie hab ichs nur das ganze Jahr mit dir ausgehalten? Du willst mir erzählen, wie ich mich besser verkaufen kann? Wann bist du denn unter die politischen Berater gegangen?"
    "Ergieß nur deinen Spott, aber hör mir wenigstens zu: Wir werden alle Reinigungsaufträge schon einmal aufsetzen und vielleicht zwei oder drei wichtige davon auch schon abschicken. Den Rest hinterlassen wir den Nachfolgern als bereitstehendes Programm, was nur noch auf Ausführung wartet. Ja, Ja, ich weiß, was du sagen willst. Nun liegt es natürlich an dir zu zeigen, wie viel du mit dem noch kommenden Programm zu tun hast. Wenn wir dieses Maßnahmenpaket erstellen, musst du natürlich auch jedem deinen Anteil daran klarmachen. Ich denke da zum Beispiel an deine Res Gestae. Ich denke, die Senatoren werden es nicht geringschätzen, wenn du auch deinen Nachfolgern gleich etwas Sinnvolles hinterlässt und alles, was sie später noch in dieser Hinsicht machen werden, wird auch ein kleines Licht auf dich werfen. So einfach ist das."
    "Für so einfach hältst du das also."
    "So einfach, ja."
    Der Tiberier schmunzelte, starrte Löcher in die Luft und gab, sich als wenn er über etwas großes Nachdenken würde. Er ließ seinen Blick zu Hamilkar schweifen, wollte etwas sagen und dann auch wieder nicht. Dann ging er wieder auf und ab, bis er letztlich festhielt:
    "Du scheinst dann doch noch einiges von mir gelernt zu haben, während des vergangenen Jahres. Aus dir ist tatsächlich noch ein brauchbarer Schreiberling geworden."
    Hamilkar dachte sich in diesem Augenblick lediglich, dass er wohl eher froh sein konnte durch Lepidus nicht alles verlernt zu haben, was ihn auszeichnete. Wenn er auch nur irgendeinen Fortschritt gemacht hatte, dann war es trotz und nicht wegen Lepidus. Doch was er zumindest inzwischen verstand, war folgendes: Einfach alles weglächeln. Darin war der Tiberier wahrlich großartig.
    "Nun gut, setz das Maßnahmen-Paket auf und lass die Aufträge vorzeichnen. Such ein paar nette Straßen vor öffentliche Gebäude heraus, für die wir den Auftrag noch selbst losschicken sollten - Tempel machen sich ja beispielsweise immer gut. Tja, und den Rest überlass mir."
    Na klar, den Rest... also nichts.

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