• Da war er also wieder. In seinem Zuhause, falls man das wirklich so nennen konnte, denn trotz der in Rom verbrachten Jahre steckte immer noch genug Celsus in Ahala, dass er seine Heimat in Syracusae nicht vollkommen abgeschüttelt hatte. Und doch, als er nun nach all den Irrungen und Wirrungen der letzten Monate endlich wieder das Atrium seines verstorbenen Vaters betrat, womit er lange nicht wirklich hatte rechnen können, da überkam Ahala tatsächlich ein Hauch von Wehmut, die er kurzerhand als weiteres Zeichen seiner Müdigkeit abtat. Und wie hätte er auch nicht müde sein sollen, nach dieser nicht gerade kurzen Reise von Mantua nach Rom? Natürlich hatte er mit Aurelia Prisca eine überaus angenehme Reisebegleitung gehabt, die ihm die Fahrt um einiges versüßt hatte, aber das permanente Gebrüll des Babys hätte vermutlich ausgereicht, um Menschen mit weit stärker ausgeprägter Geduld und Durchhaltevermögen als Ahala mürbe zu machen. Von wem der Kleine das wohl hatte? Vermutlich von Flora, die hatte auch ganz schön laut krähen können, wenn etwas nicht nach ihrem Willen gegangen war, und das mit einer bewundernswerten Energie und Ausdauer. Ach, Flora...


    Ahala war noch nie ein allzu tiefgründiger Mensch gewesen, aber nach Mantua zu kommen um dort vom Tod seiner Stiefmutter zu erfahren, hatte ihn doch mehr mitgenommen, als er gern zugab. Nicht nur, weil sie über Monate seine Geliebte gewesen war, sondern weil sie einander auf seltsame Weise ähnlich gewesen waren, Flora und er. Gleichermaßen lebenslustig, verschwenderisch und bemerkenswert unbeschwert von all den Ereignissen um sie herum, bis das Scheitern von Durus' Verschwörung und dessen Selbstmord sie beide auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht hatte, und das recht gründlich. Und jetzt war dieses zwar oft anstrengende aber dennoch mitreißende Geschöpf tot, genauso tot wie sein Vater, und alles was von ihr geblieben war, war dieser brüllende kleine Giftzwerg, den seine Amme gerade mit beruhigenden Worten hin und her durchs Atrium schleppte.
    Ahala, der sich nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen ausgesprochen leid tat, ließ sich mit einem Seufzen auf einen der Sessel sinken und gab sein Bestes, den Geräuschpegel um sich herum zu ignorieren. Soweit er wusste, hatten in der Zwischenzeit andere, ihm bislang noch unbekannte Familienmitglieder die väterliche Villa mit Beschlag belegt, und falls er sich vorher noch Gedanken darüber gemacht hatte, wie man mit diesen am besten erstmals zusammen kommen konnte, so stellte sich die Frage jetzt eigentlich kaum noch.
    Wen dieses Gebrüll nicht herbei holte, der musste zweifellos komplett taub und vermutlich schon halbtot sein...


    Sim-Off:

    vielleicht hat ja der eine oder andere Tiberier Lust, im Atrium dazu zu stoßen :)

  • Sim-Off:

    Ich improvisiere Verus mal hinein, da ich gerne mitspielen möchte. :D


    Durch Zufall war Verus gerade zu diesem Zeitpunkt im Hause. Er hatte die Porta hinter sich gelassen, um Lepidus und Lucia zu besuchen als ihm im Atrium ein fremdes Gesicht, nein zwei fremde Gesichter, auffielen. Das eine trug aristokratische Gesichtszüge, die den jungen Patrizier stutzen ließen und die Amme, eben die fürsorgliche Züge einer ... Amme.. Leicht wankenden Schrittes, wie er ihm eigen war, näherte er sich dem Fremden. Den Lärm gekonnt verdrängend, der sich wie Kindergeschrei anhörte, betrachte der Römer den fremden Mann; Verus lebte schon lange in einer heruntergekommenen Insula und so konnte er dies recht gut. Rom war immer laut sowie schrill. Manchmal frustrierte ihn dieser Fakt. Die Neugier hatte obsiegt, so denn er den Fremdling direkt begrüßte: "Salve?" Seine Stimme erhob sich leicht, so dass die Begrüßung mehr Frage denn Ausruf war. Bei näherer Betrachtung ließ sich die Quelle des Geschreis ausmachen: ein Kleinkind. Verus lächelte breit, da er ohnehin ein sehr warmherziger Mensch war und Kinder recht liebte. Der Fremde ging mitsamt seiner Amme, die das Kind hielt, seltsam auf und ab. Wahrscheinlich ein Verhalten, es zu beruhigen, analysierte Verus schnell kritisch. Bei den Göttern, wie vermisste er es doch, eigene Kinder zu haben. Diese alte Sehnsucht nach Familie kam auf, die ihn einst in die Arme von Calena getrieben hatte: ehrliche Liebe voller Sehnsucht. Nun stand Verus da, beäugte den - wohl - Vater mitsamt seines Kindes, wie ein Karpfen sein Futter. Glubsch. Glubsch. Nun saß der Fremde und die Amme tat weiterhin ihr Beruhigungswerk.

  • Seit langem hatte Lucia wieder die Muse gefunden einfach auf ihrer Lyra zu klimpern und sie genoss es keine Zuhörer zu haben oder irgendwelche Melodien meistern zu wollen. Es war ein geruhsamer Tag, bis jetzt zumindest. Es klopfte an ihrer Tür und Arsinoe steckte den Kopf herein, die junge Sklavin wollte grade etwas sagen, da kam ein fürchterlich lautes Brüllen aus Richtung des Eingangs. „Wird da ein Kleinkind in unserer Villa abgestochen?“, fragte Lucia verblüfft. Arsinoe schüttelte den Kopf. „Ein Mann ist eben angekommen… mit einem Kleinkind. Und er verhält sich nicht wie ein Gast, eher so als ob er hierher gehörte.“ Mit einer vagen Ahnung, wer da endlich angekommen sein könnte, legte Lucia die Lyra beiseite. Immerhin warteten sie schon eine ganze Weile auf einen ganz bestimmten Verwandten. „Wie seh ich aus?“ „Einen Moment, Domina“ Inzwischen ohne Scheu trat Arsinoe an Lucia heran und zupfte hier den Stoff ihres Kleides zurecht und steckte dort eine Strähne wieder fest. „Wunderbar, Domina!“


    Mit einem Lächeln trat Lucia aus ihrem Zimmer. Das Gebrüll hörte nicht auf und war schon jetzt leicht nervig, doch Lucia war inzwischen geübt genug, um ohne weiteres gute Miene dazu machen zu können. Es war ein leichtes die Neuankömmlinge im Atrium auszumachen, man musste einfach nur der Lautstärke folgen. Wenn es wirklich derjenige war, der sie dachte, dass es ein könnte… Oh bei den Göttern, Lucia, halt es einfach! Wenn er es ist, ist er es, wenn nicht dann nicht. Du wohnst hier, zeig es! Selbstsicher trat sie auf den Fremden zu. „Willkommen in der Villa Tiberia! Ich bin Tiberia Lucia, mit wem hab ich denn das Vergnügen?“, Lucia musste ihre Stimme leicht erheben, um über das Gebrüll des Säuglings hinweg gut verständlich zu sprechen. Ja, es war eindeutig nervenaufreibend! Sie tat ihr Bestes um nichts desto trotz den Mann hier vor sich anzustrahlen.


    Da entdeckte sie, dass auch Verus im Atrium stand und grüßte ihn freundlich: „Oh, Salve, Verus! Wo hast du denn Calena und Flaminina gelassen?“ Es wäre zwar grade wohl noch etwas umständlicher, wenn diese auch hier wären, aber Lucia mochte die beiden.

  • Da Ahala in dem recht sinnlosen Versuch, sich ein wenig gegen den Lärmpegel im Atrium abzuschirmen für eine Sekunden die Augen geschlossen hatte, bekam er erst mit einiger Verspätung mit, dass er inzwischen nicht mehr allein war. Naja, allein war er ja dank mitgeführter Dienerschaft und dem brüllenden Etwas ohnehin nicht gewesen, aber die beiden Neuankömmlinge, einmal männlich und einmal weiblich, traten eindeutig anders auf als eventuelles Hauspersonal.
    Auf das 'Salve' des Mannes hin hatte Ahala die Augen wieder geöffnet, der Anblick der jungen Frau hingegen brachte ihn sogar vom Sessel hoch. Wer zum Kuckuck waren diese Beiden bloß? Vom Alter her konnten sie ein Ehepaar sein, aber das half Ahala, der sich noch nie, weder vor noch nach dem Ableben seines Vaters, übermäßig mit der übrigen Verwandtschaft des tiberianischen Stammbaums beschäftigt hatte, auch nicht weiter, genauso wenig wie die von der jungen Frau genannten Namen. Lucia und Verus? Kein Schimmer, aber wen man noch nicht kannte, den konnte man ja schließlich noch kennenlernen, denn zumindest Kontaktscheue gehörte nicht zu Ahalas ansonsten durchaus beeindruckender Liste an charakterlichen Defiziten.


    "Salvete." erwiderte er fast automatisch das Lächeln der ihm bislang noch unbekannten Lucia und begrüßte dann auch den jungen Mann. "Ich bin Ahala, Tiberius Ahala, der Sohn des Durus. Mein ähm Bruder und ich..." sein Blick wanderte kurz zu dem Kleinkind hinüber, dessen Kopf vor lauter Anstrengung inzwischen dunkelrot angelaufen war,"....sind gerade aus Mantua eingetroffen. Es wäre wohl sinnvoll gewesen, sich im Vorfeld anzukündigen, das hab ich leider verpennt." Wie so manches andere auch, aber das musste man hier und jetzt beim ersten Zusammentreffen mit der noch unbekannten Verwandtschaft ja nicht direkt zu Protokoll geben.

  • Er war es also doch! Innerlich triumphierte Lucia. Und er stand sogar wegen ihr auf. Gute Manieren hatte er also auch. So vom ersten Blick her gefiel Lucia ihr Verwandter. Doch sie hatte noch Lepidus Worte im Ohr. Vielleicht wollte er sie von hier vertreiben. Das war etwas, das sie absolut nicht haben wollte! Umso wichtiger war es wohl sich als die rechtmäßigen Bewohner der Villa zu geben. Lucia wollte dabei aber nicht unhöflich oder überheblich sein… Irgendwie würde sie das schon hinbekommen!
    „Aber das macht doch nichts, lieber Vetter!“, stellte sie ohne Probleme ihren Verwandtheitsgrad fest. Das heißt, so einfach war es ja eigentlich nicht. Allein von der Blutlinie her war Ahala tatsächlich ihr direkter Vetter, wenn man aber die Adoption bedachte… dann war das um einiges komplizierter. Lucia hatte lang genug Zeit gehabt sich damit zu befassen und sich letztendlich für die vertrautere Anrede entscheiden. „Wir hätten dich zwar ein wenig feierlicher empfangen, aber hier wird immer ein Platz für dich sein. Ob nun angekündigt oder als nette Überraschung.“ Das war doch nicht schlecht. Ihn ähnlich wie einen willkommenen Gast zu behandeln, war vermutlich nicht das schlechteste, was ihr hätte einfallen können. Sie legte federleicht eine Hand auf seinen Unterarm und lächelte ihn an. „Aber du siehst erschöpft aus, möchtest du eine Erfrischung haben? Wir können ins Triclinium gehen, während meine Leibsklavin Sekunda sich um deinen Bruder und seine Amme kümmert. Der Kleine hat ganz schön kräftige Lungen!“ Lucia machte eine einladende Geste.


    Die alte Leibsklavin Sekunda, war während Lucia sprach schon an die Amme herangetreten, musterte das Baby mit dem typischen weichen Muttergesicht, das fast jeder Frau zu eigen war, und fragte leise: „Hat er nur Hunger oder vielleicht eine nasse Windel? Oder ist das mehr? Das klingt fast so als hätte er Bauchschmerzen.“ Sie hatte keine Ahnung, wie erfahren die Frau als Amme war. Könnte ja sein, dass es ihr erstes ist und ganz dankbar für den einen oder anderen Rat war. Oder sie war schon ein alter Hase und würde sich beleidigt fühlen, wenn Sekunda gleich mit guten Tipps kam. Denn wenn der Kleine nur etwas zum Nuckeln brauchte, würde ihn sicher auch schon ein kleiner Finger beruhigen, bis die Amme ins Nachbarzimmer verschwinden und den Hosenmatz füttern konnte.

  • Noch mehr Tiberii. Das war immer gut. Eine Blutlinie brauchte nun mal Blut, also auch lebendige Personen, um zu funktionieren. Verus grinste leicht abwesend und schaute zur Decke. Calena und Flaminina? Ja, die waren wohl einkaufen und hatten ihn mal wieder vergessen. Diese Ehe war auch nicht mehr das, was sie mal war. Gut, eine römische Ehe war auch nicht immer eine teure Liebesbeziehung. Anfangs ja, nun mehr, man lebte zusammen. In Wahrheit liebte Verus seine Calena noch sehr aber sie ihn wohl weniger, da sie immer mehr Abstand suchte. Es war dieser kleine Teufel in ihren Sätzen, Haltung und Verhalten, der Verus heimlich traf, verletzte und abwies.


    "Die sind einkaufen," kommentierte er trocken und blickte dann wieder von Decke herab.


    "Ja, ein wenig Wein wäre gut. Willkommen, Tiberius Ahala- und Begleitung!" Verus grinste und betonte den Gens-Namen besonders, vielleicht ein kleiner Scherz. Die Begleitung war natürlich das Kind.


    Sim-Off:

    Aus Müdigkeit, ein wenig knapp aber dafür geht es weiter! ;)

  • "Ein feierlicher Empfang? Ach was, nicht nötig, mit derartigen Förmlichkeiten hatte ich es eh noch nie." gab Ahala, seinen Arm bereitwillig still haltend zu und fragte sich erneut, wie ihm eine derart ansehnliche Verwandtschaft so lange hatte verborgen bleiben können. Vermutlich hatte sein alter Herr häufiger mal ihren Namen erwähnt, schließlich hatte der stets den perfekten Überblick über alles, was die Familie betraf, besessen, und bei ihm war es, wie so vieles andere, ins eine Ohr rein und durch das andere wieder rausgegangen. Diese Fähigkeit zum "Tunnelgehör" war von Ahala seit frühester Jugend über die Jahre immer weiter perfektioniert worden und hatte soviel zu seinem inneren Seelenfrieden beigetragen, dass er auch weiterhin gern daran festhielt.
    "Eine Erfrischung? Oh, sehr gern sogar, ich gebe zu, dass die Reise doch ganz schön anstrengend war. Vielleicht könnten die Sklaven in der Zwischenzeit unser Gepäck reinholen und verstauen, du wirst sicher besser als ich wissen, wer von der alten Dienerschaft meines Vaters noch hier ist und dafür in Frage kommt. Und bei der Gelegenheit könnten wir uns ja vielleicht auch ein wenig besser kennenlernen, wenn es euch beiden Recht ist" Ob seine ehemaligen Räumlichkeiten überhaupt noch frei waren, bei all der neuen Verwandtschaft, die nun offenbar das Haus zu bevölkern schien? Nicht dass Ahala besonders fixiert auf genau diese Räume gewesen wäre oder das Bedürfnis gehabt hätte, jetzt und gleich in irgendeiner Form sein Revier zu markieren. Alles was ihn im Moment interessierte, war die Aussicht auf eine wenig möglichst stressfreie Erholung von der Reise, und dafür würde sich wohl sicherlich ein passendes Plätzchen finden lassen. Aber jetzt erst einmal ein oder zwei Wein, dann sah die Welt ohnehin schon gleich ganz anders aus, vor allem wenn der kleine Wutbeutel in der Zwischenzeit an anderer Stelle weiterschrie.


    "Ich denke, es wird beides sein:" erwiderte die Amme, die ebenfalls inzwischen mehr als müde war und daher wenig gegen das Interesse der alten Sklavin einzuwenden hatte. "Ich werde ihm gleich die Brust geben, in der Hoffnung, dass er sich dann wieder schnell beruhigt und eine Weile schläft. Die lange Fahrt war doch ein wenig viel für so ein kleines Kind."

  • „Einkaufen, ohne mich? Wie können sie nur?“, lachte Lucia auf Verus offensichtlich leicht verzweifelte Angabe über den Verbleib seiner Frauen. Ein wenig Wahres lag aber doch in ihren scherzhaften Worten. Auch wenn Lucia der letzte Einkauf mit Flaminina nicht in bester Erinnerung geblieben war, sie würde gerne mal wieder was mit dieser unternehmen.


    Was genau wollte Ahala mit der alten Dienerschaft jetzt andeuten? Natürlich waren noch einige alte Sklaven hier, aber auch viele neue… Eben der Wandel eines normalen Haushaltes, der sein Oberhaupt verliert, auch wenn es auf äußerst tragische Weise geschah. „Mach dir keine Gedanken, Arsinoe hier wird sich um alles kümmern!“ Diese war immerhin schon seit Kindesbeinen an in diesem Haushalt gewesen, sie würde schon wissen, worauf Ahala hier hinauswollte… und wenn nicht war es auch nicht so wild. Immerhin vertraute Lucia der jungen Sklavin blind. Sie hatte bei ihrer eigenen Ankunft sofort gefallen an dem wachen Geist Arsinoes gefunden und sie in ihre privaten Dienste genommen. Mit einer auffordernden Geste schickte sie die junge Frau davon. „Aber natürlich ist es uns recht!“, nahm Lucia dann einfach die Zustimmung Verus‘ vorneweg. „Es ist eine Schande, dass wir uns erst jetzt begegnen! Wir haben einiges aufzuholen!“ Da Ahala seinen Arm eben so bereitwillig stillgehalten hatte, berührte Lucia ihn gleich nocheinmal in einer auffordernden Geste Richtung Trilcinium. „Wart ihr lange unterwegs? Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?“, begann Lucia gleich mit den typisch interessierten Fragen, denen sich wohl jeder zu stellen hatte, der grade eine Reise hinter sich hatte.
    Ein weiterer Sklave aus dem Hintergrund war schon bei der ersten Erwähnung von Erfrischungen im Triclinium aufgesprungen und zur Küche gelaufen, so dass Verus, Ahala und Lucia schon kurz nachdem sie es sich bequem gemacht hatten Gläser in der Hand hielten und von einem Sklaven Wein und Wasser getrennt – für das persönliche Mischungsverhältnis – eingeschenkt bekamen.


    „Gib ihn eben mir, ich hatte schon lange kein so kleines Bündel mehr in den Armen!“, forderte Sekunde die Amme freundlich auf und streckte schon die Hände nach dem Kind aus. „Dann kannst du eben auf dem Weg in die Küche deine Arme ausruhen und vielleicht schaffe ich es sogar den kleinen ein wenig abzulenken.“

  • Heimkehr war eigentlich das falsche Wort, dachte Marcus bei sich. Nachdem sein Vater dem eigenen Schwert zum Opfer gefallen war, hatte man den noch sehr kleinen Marcus schleunigst aus der Stadt geschafft, um die Garde nicht auf dumme Ideen zu bringen.

    Nein, Rom war ihm nicht bloß fremd. Aufgewachsen war er mit Fabeln und Trugbildern dieses Ortes, die aus der Erinnerung derer, die sie ihm schilderten immer greller und absonderlicher empor stiegen. Wie ein Flirren in der Wüste Ägyptens, Fata Morgana der Vergangenheit. Nun hatte sich diese bestimmte Fata Morgana als echt heraus gestellt. Halb hatte Marcus gehofft, das Monstrum am Horizont würde sich beim Näherkommen auch in Luft auflösen, dann hätte er einen Vorwand, ins heimische Alexandria zurück zu kehren. Seht ihr, hätte er gesagt. Umsonst seid ihr mir auf die Nerven gegangen. Rom hier, Rom da. Jetzt war ich dort, wie ihr mich genötigt habt und eure große Stadt war doch nur das Hirngespinnst eines zugedröhnten Tempelpriesters.

    Allerdings war Rom natürlich kein Hirngespinnst und keine Fata Morgana, sondern ein riesiges, stinkendes Ungetüm und Marcus hatte hier eine Mission. Ewig konnte er nicht in Ägypten sitzen. Das ließen schon die Finanzen nicht zu. Mehr als zwei Jahrzente Exil schlugen auf die Geldbörse und zwar ganz gewaltig. Dazu kam natürlich, dass Marcus, ob er es sich nun eingestehen wollte oder nicht, einen Gutteil der über Generationen gepflegten und vererbten Ambitioniertheit und auch ein ordentliches Bisschen patrizischen Standesbewusstseins abbekommen hatte. Lange hätte er es wahrscheinlich ohnehin nicht mehr in der Stadt der Ptolemäer ausgehalten.

    Und es schien, dass er keinen Moment zu früh wieder hier aufgetaucht war. Marcus hatte nicht lange gebraucht, um heraus zu finden, dass sich seine Verwandte Tiberia Stella, Tochter des finsteren Tiberius Verus bei der Rehabilitation der tiberischen Ehre nicht unbedingt mit optimaler Politik angestellt hatte. Nun, das mochte sein wie es war. Marcus hatte jedoch die Hoffnung, dass der lange Dienst des Verus für den Kaiser über die... innovative Diplomatie seiner Tochter hinweg helfen würde.

    Nachdem er alle Hausbediensteten begrüßt hatte, freute er sich, dass seiner Bitte um ein heißes Bad umgehend entsprochen wurde. Zeit sich in diesem saukalten Moloch namens Rom wenigstens ein bisschen aufzuwärmen.

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