In der Via Biberacta

  • Vom Sklavenmarkt aus, war Apolonia in der Via Biberacta angekommen. Dort gab es zahlreichen Läden, mit einem vielfältigen Angebot, hier würde sich bestimmt die eine oder andere Beute machen lassen.


    Die Schmuckläden, ließ sie vorerst außer acht, man würde ihr ansehen, das sie nicht zahlen könnte. Doch die Auslagen mit Bändern und Kordeln betrachtete sie interessiert. Das eine oder andere Band für ihre Haarpracht wäre nicht schlecht, dann würde Menecrates bestimmt zufrieden sein und sie brauchte ihre Frisur nicht großartig zu ändern.
    Einige Bänder gefielen ihr, sie schien sich nicht wirklich entscheiden zu können. Gerade wollte der Händler sie ansprechen, als eine eilige Kundin diesen ablenkte. Das war die Gelegenheit auf die Apolonia gewartet hatte. Möglichst langsam und unauffällig wandte sie sich ab, um zur gegenüberliegenden Straßenseite zu wechseln. So würde sie schnell aus dem Blickfeld des Händlers verschwinden, noch ehe dieser bemerkte das ihm drei Bänder fehlten.


    Eilig war Apolonia weiter gegangen, nun galt es wenigstens einen geeigneten Geldbeutel zu finden.

  • Apolonia lauschte noch einmal kurz nach hinten, ob nicht doch ein Geschrei des Händlers zu hören war. Nichts der Gleichen hörte sie und ging weiter, immer ein achtsames Auge auf die verschiedensten Käufer bei den Läden.
    Da jetzt hatte sie entdeckt was sie suchte. Eine ältere Sklavin, bestimmt wie sie gekleidet war, aus einem rechen Hause, hatte ihren Geldbeutel in ihrem Einkaufkorb abgelegt und prüfte gerade bei einem Fischhändler die Frische der verschiedensten Muschelsorten. Beim näher kommen hörte Apolonia die harten Verhandlungen zwischen ihr und dem Händler. Es schen um eine größere Austernlieferung zu gehen
    Günstiger kann es nicht laufen dachte sie und stellte sich an die rechte Seite neben die Sklavin. Besah sich in aller Ruhe die Ware. Während ihre rechte Hand leicht schräg vor die Sklavin griff um sich eine Auster zu nehmen, ergriff ihre linke Hand die Geldbörse in dem Korb. Die Auster holte sie näher zu sich heran, betrachtete diese, roch daran und legte sie zurück. Dabei achte sie darauf ob sie von den beiden Feilschenden beachtet würde. Sie war beruhigt, bei den beiden entwickelte sich ein Streitgespräch, welches ihre Aufmerksamkeit vollständig beanspruchte.
    Apolonia legte die Auster zurück, machte eine Linksdrehung und ging langsam weiter. Hier mal schauend da mal lauschend und war bald am Ende der Straße angekommen.
    Nun wählte sie den Weg durch ein paar kleine Nebenstraße zurück zum Sklavenmarkt

  • Apolonia war wieder einmal in der Via Biberacta, hier gab es immer reichlich zu beobachten und sehr oft ein schönes Beutestück zu ergattern.
    Heute hatte sie sich einen kleinen Einkaufskorb mitgenommen.
    Ihr Hauptaugenmerk wollte sie auf Honig richten. Der Honig war nicht zum süßen für Speisen gedacht. Nein sie brauchte ihn für Gesichtsmasken. Sie hatte das Rezept dazu on ihrer letzten Herrin erhalten. Jener Dame die Apolonia bei der intensiven Betreuung ihres Mannes erwischt hatte. Dank ihr war sie nun in der Villa Claudia gelandet. Was sich nicht als das schlechteste herausstellte. So gut wie da hatte sie es noch nie irgendwo angetroffen. Keiner kümmerte sich um sie und sie hatte alle Freiheiten. Der Nachteil dabei war, sie musste sich anderweitig ihr Vergnügen suchen.


    Jetzt stand sie vor dem Stand eines Händlers, welcher den Ruf hatte, den besten Honig in Rom zu verkaufen. Diesen hatte Apolonia sich extra ausgewählt, weniger wegen der Qualität, mehr wegen dem Andrang der dort herrschte. Solch ein Gedränge war immer zum Vorteil für sie.
    Sie nahm wie einige Kundinnen einen kleinen Topf mit Honig, prüfte dessen Konsistenz roch daran und streckte ihn wie diese dem Händler entgegen. Hier eine Frage einer Kundin, da ein kleiner Plausch mit einer guten Stammkundin.Dort Wechselgeld herausgeben. Leichtes ungeduldiges Gedränge und geschubse und schon stand man nicht mehr vorne. Denn es gibt immer wieder Frauen die gut mit Ellebogen oder Körpereinsatz ihren Platz in einer wartenden Menge verbessern können. Apolonia nutzte dies für ihre zwecke in umgekehrte Weise. Sie wollte nicht vorne stehen sie gab gerne dem Geschiebe nach um nach hinten zu rücken. Dann plötzlich war der Honigtopf im Einkaufkorb. Jetzt brauchte sie sich nur möglichst unauffällig zu drehen und die Einkaufsstraßeweiter entlang zu schlendern.


    Etwas Obst wäre auch nicht schlecht dachte sie, so kann ich den Korb auffüllen und der Honig ist nicht so alleine im Korb.

  • Es kam aber anders, Apolonias Aufmerksamkeit richtet sich auf einen neuen Schmuckladen. Dieser schien heute zum ersten Mal geöffnet zu haben.
    War das ein Andrang. Der Besitzer hatte zur Eröffnung einen langen Tisch vor seinen Laden gestellt. Preisgünstige Sonderangebote dienten als Lockmittel. Zahlreiche einfache Bürgerfrauen betrachteten voller Interesse die ausgelegte Ware. Ringe, Armreife, Ketten, Fibeln und kunstvolle Kämme wurden betrachtet, übergestreift, bewundert und meist seufzend wieder zurückgelegt.
    Im Innenraum des Geschäftes war das Gedränge nicht minder. Die Damen der gehobenen Gesellschaft gaben sich gerade die Klinke in die Hand. Sklavinnen und Sklaven warteten, meist im Hintergrund. Bis auf ein paar Leibwächter die weiter sorgfältigste auf das Leben ihrer Domina achteten.
    Apolonia stand noch ein wenig abseits um die Lage zu sondieren. Sollte sie gleich reingehen oder doch lieber nur bei dem Tisch schauen?
    Sie entschied sich für letzteres, drinnen war es eindeutig zu voll und würde somit eine eventuell notwendige Flucht verhindern. Außerdem waren die Sklaven dort zu aufmerksam.


    Nicht lange und es stand für Apolonia fest, heute musste es sich lohnen. Sie ging zurück zu einem Stand mit Umhängen, irgendwie gelangte in einem Moment der Unaufmerksamkeit des Verkäufers eine lacerna auf ihrem Arm.
    Wieder zurück an dem Schmuckstand kämpfte sie sich langsam zum Tisch vor. Schnell gehörte sie zu den eifrigen Betrachterinnen.
    Verkäufer und Sklaven des Geschäftsinhabers konnten ihre Augen nicht auf jede einzelne der zahlreichen Kundinnen haben. So kam es das das Apolonias Arm weit nach vorne griff.
    Eine schöne Fibel nahm sie in die Hand, um diese zu betrachten. Seufzend legte sie diese wieder zurück und fuhr mit ihrem Arm tief über den Tisch. Die lästige lacerna legte sie dann sorgfältig über den Korb, denn schließlich wollte ihr Dominus keinen zerknitterten Umhang.
    Zufrieden machte sie sich auf den Heimweg. Sie wusste auch schon genau wo sie ihre Beute unterbringen würde.

  • Wie lange war es her dass sie hier gewesen war. Damals hatte alles hier begonnen, hier hatte Apolonia ihr Talent entdeckt. Nicht dass sie nicht schon früher etwas, was nicht ihr Eigentum war in ihren Besitz gelangt wäre aber dies geschah immer nur in den Häusern ihrer jeweiligen Besitzer. Hier hatte sie sich an der Kunstfertigkeit geübt Passanten und Kundschaft vor und in den Läden ein wenig zu erleichtern. Nachdem sie Morrigan versprochen hatte dies zu unterlassen war sie auch nicht mehr hier gewesen. Gemieden hatte sie die Via Biberacta, doch nun wollte sie hier ihr Glück und ihr Können testen.


    Am Abend vorher, als ihre Sehnsucht nach Antias ihren Urbaner wieder einmal sehr groß gewesen war, hatte sich plötzlich eine wahnwitziger Gedanke in ihr breitgemacht. Sie hatte herumgesponnen und überlegt wie es wäre, wenn sie von den Urbanern erwischt würde. Auf dieser Art wäre sie dann ihrem Antias sehr nahe. Vielleicht würde sie dann in den Carcer gesperrt und er könnte sie immer besuchen. Schnell verwarf sie den Gedanken wieder, denn sie glaubte nicht, dass es nach allem was man hörte, ein angenehmer Ort wäre. Jetzt war sie aber erst einmal hier und wollte an die Arbeit gehen. Um das Wiedersehen mit Antias würde sie sich dann später kümmern.


    Aufmerksam ging sie an den Läden entlang, entweder waren die Frauen alle vorsichtiger geworden oder es war einfach nur ein schlechter Tag. Kein Beutel war in einem Korb zu entdecken. Ein kleiner Menschenauflauf wäre jetzt nicht schlecht oder Gedränge in einem Laden dachte Apolonia noch und da sah sie die beiden stehen. Zwei Sklavinnen die sich lauthals stritten. Immer lauter und heftiger wurde ihr Streit. Natürlich ging es um einen Mann und die Eifersucht. Es sah so aus als würden sie sich gleich in die Haare geraten. Schon stellte die eine ihren schweren Einkaufkorb ab. Immer mehr Passanten blieben stehen, schon bald hatte sich ein Kreis Schaulustiger um die beiden gebildet. Apolonia wählte ihren Platz ganz dicht bei dem Einkaufskorb. Einige Zuschauer stachelten die beiden mit Bemerkungen an und eine der Beiden griff wütend in die Haare der Anderen und schon ging der Kampf los. Die Aufmerksamkeit aller schien auf die rauflustigen Sklavinnen gerichtet zu sein. Apolonia hatte bald den Korb in der Hand, sie musste nur noch aus dem Menschenauflauf heraustreten.


    Sim-Off:

    Wer immer auch möchte

  • Nach einer enttäuschenden Ausbeute in Trans Tiberim hatten Medis und Vitu ihre Erkundungsgänge allmählich auf weitere Viertel der Urbs ausgedehnt. Das etwas abgelegene Handwerkerviertel war zwar der ideale Standort für die Caupona selbst, nur leider tummelten sich dort fast ausschließlich Peregrini aus den östlichen und südlichen Grenzregionen des Imperiums. Einem syrischen Handelspartner syrische Ware anzubieten bedeute Eulen nach Athen zu tragen. Je exklusiver die Kundenwünsche, desto langwieriger der Auswahlprozess.


    Den Augen eines Laien boten die Häuserschluchten der Urbs Aeterna sicher ein kaum überschaubares Überangebot an anmutigen jungen Frauen und Mädchen. Für einen kundigen Geschäftsmann aber gestaltete sich die Suche nach erlesener Ware in Roma ebenso schwierig wie in Salona, Pisaurum oder anderswo. Medis war dennoch guter Dinge. Durch die täglichen Massagen war sein Bein schon viel beweglicher geworden und die gemächlichen Sondierungswanderungen durch die Stadt taten ihm zusätzlich gut. Festina lente, sie brauchten nichts zu überstürzen.


    „Siehst du das, Dekurio?“ riss ihn Vitu plötzlich aus seinen Gedanken.


    Medis sah sich kurz in dem ausgedehnten Ladengebäude um und erfasste schnell, was Vitu meinte. In einem Pulk aufgedrehten Pöbels, der sich um zwei plärrende Sklavenweiber versammelt hatte, angelte eine dunkelhaarige junge Frau sehr fingerfertig nach einem Korb, der mit Sicherheit nicht ihrer war.


    „Was denkst du? Jung, schön, talentiert, arbeitet offenbar selbstständig.“
    „Schon richtig.“ antwortete Medis nachdenklich. „Aber allem Anschein nach Römerin. Keine Exportware.“


    „Gut, also nichts für die Cella. Aber vielleicht was für’s Obergeschoss?“
    Vitu ließ sich nicht beirren. Seine nervigste Charaktereigenschaft, eine verblüffend sture Zielstrebigkeit, war gleichzeitig einer seiner größten Stärken. Vitu betrachtete ihm völlig fremde Frauen mit dem Blick des Bildhauers für seinen Marmorblock. Wo andere nur das Offensichtliche sahen, erblickte er bereits das künftige Kunstwerk.


    „Nun ja, vielleicht.“ lenkte Medis ein. "Sehn wir mal, ob sie sich da ungeschoren rauswindet.“

    Belanglos plaudernd traten die beiden Daker etwas näher an den lärmenden Haufen und die hübsche kleine Diebin heran.

  • Nur immer mit der Ruhe und keine Hektik aufkommen lassen, gab sich Apolonia selber gedankliche Befehle. Zunächst einmal blieb sie stehen wie all die anderen Gaffer. Wer hatte schon von denen mitbekommen, ob sie einen Korb bei sich trug oder nicht. Langsam begann sie sich rückwärts nach hinten arbeitend, denn zu gerne würde man den Weg freigeben, denn schließlich wollte doch jeder nach vorne. Jetzt war noch ein guter Zeitpunkt bevor der Pulk zu dicht würde. Noch eine letzte viertel Drehung nach rechts und schon war sie aus der Masse herausgetreten. Zufrieden grinsend strich sie sich ihre vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn und ging mit ihrem frisch geangelten Korb, die ausgelegte Ware betrachtend, die Via Biberacta entlang.
    Bei nächster Gelegenheit würde sie den Korbinhalt prüfen, nach dem Gewicht zu urteilen befanden sich bestimmt Nahrungsmittel in ihm.
    Sie überlegte kurz, für heute wollte sie es lieber gut sein lassen, der Korb war schwer und zum Beutel fischen brauchte sie freie Hände und Bewegungsfreiheit.

  • In ihrer Wohnung angekommen hatte sich die Vermutung von Apolonia bestätigt, in dem Korb befand sich Gemüse und Obst.
    Natürlich war der Inhalt des Korbes für ihren Lebensunterhalt wichtig, doch genauso wichtig war Geld. Geld für Miete und sonstiges. So hatte sie sich überlegt. Geldbeutel befanden sich meistens nicht in Einkaufkörben, eher waren sie an Gürtel befestigt oder sie wurden um den Hals getragen. Also musste sie für eine Lösung ihres Problems sorgen, dazu war ihr auch schon eine Idee gekommen und aus diesem Grunde war sie heute wieder in der Via Biberacta unterwegs.
    Ihr erster Weg führte zu einem Händler, der eine reichliche Auswahl von Messern führte. Nach einigem suchen fand sie in etwa was sie brauchte. Zumindest war es das kleinste Messer was er führte. Nachdenklich strich sie über die Klinge und prüfte die Schärfe. Gut, zu Hause sollte Babila es noch nachschärfen. Jetzt wollte sie prüfen ob ihr Erdachtes gelang, eilig bezahlte sie und verließ den Händler. Wieder draußen beobachtete sie genau die Passanten, wenn gelingen sollte was sie vorhatte musste sie zu einem Laden wo großes Gedränge herrschte. Langsam ging sie weiter die Via Biberacta entlang und da hatte sie bald die richtige Stelle gesehen.
    Sich selber zur Ruhe mahnend näherte sie sich einem wohlbeleibtem älteren Mann, dessen Geldbeutel für jeden sichtbar am Gürtel hing. Wie der Zufall es wollte stolperte sie doch wirklich gegen diesen. Bestürzt bat sie um Entschuldigung für ihre Ungeschicktheit, ehe sie weiter ging.

  • [Blockierte Grafik: http://oi65.tinypic.com/v4s3fl.jpg]| Vitu Zilas




    Vitu ließ sich sein Entzücken nicht anmerken. Da war sie wieder. Endlich. Scheinbar zu Tode gelangweilt löste er sich aus dem düsteren Hauseingang schräg gegenüber der Insula, in der die diebische Schönheit vor einer knappen Stunde verschwunden war. Es hatte sich also doch gelohnt, der jungen Frau unauffällig nach zu gehen. Sie war wohl wirklich ein Profi wie er bereits vermutet hatte, und brach nun höchstwahrscheinlich zu ihrem nächsten Raubzug auf.


    Wenn du dir so sicher bist, dann geh, hatte der Decurio gesagt. Und ob er sich sicher gewesen war. In gebührendem Abstand schlenderte Vitu der Diebin langsam hinterher. Ein wenig heikel war die Sache schon, zum einen musste er nach dem Decurio Ausschau halten, zum anderen durfte er das anmutige Täubchen nicht aus den Augen verlieren. Aber schlussendlich war auch er ein Profi und hatte schon viel unübersichtlichere Situationen gemeistert. Auch wenn das eingeschüchterte Personal der Caupona ihn ausschließlich als Mörder betrachtete, war Vitu weit mehr als nur das. Er war ein Jäger, ein Sammler, ein kreativer Geist. Ja, imgrunde war er ein Künstler. Der Decurio wusste das, wofür der Rest der Welt ihn hielt, war ihm völlig gleichgültig.


    Lächelnd beschleunigte er seine Schritte. Das emsige Bienchen schien in das Angebot eines Straßenhändlers vertieft. Ganz hervorragend. So konnte er unbemerkt einige Schritte gut machen. Als er fast auf gleicher Höhe war, konnte er schließlich erkennen, was sie da erworben hatte: Ein kleines Messer. Wunderbar. Jedes Bienchen brauchte einen Stachel und jede Rose einen Dorn.

  • Zählen würde sie später zu Haus, nach dem was sie fühlte hatte sich der Griff gelohnt. Jetzt aber wollte ie etwas anderes erledigen zu lange hatte sie es aufgeschoben und Babila wollte sie nicht schon wieder losschicken. Sie war schon ganz zappelig in den letzten Tagen geworden, ihr verlangen wollte sie möglichst schnell stillen. Zügig schritt sie aus, um so schnell wie möglich
    an ihr Ziel zu gelangen

  • Medis schob sich nachdenklich ein paar Pinienkerne zwischen die Zähne und beobachte dabei die junge Frau vom Vortag, die sich tatsächlich wie von Vitu prophezeit wieder an den Ständen eingefunden hatte, um ihrem verstohlenen Handwerk nachzugehen. Auf Vitus Urteil war Verlass, das wusste Medis. Hätte er daran gezweifelt, wären sie heute nicht noch einmal in die Via Biberacta zurückgekehrt. Aber es hatte alles seine Grenzen. Sollte Vitu in der Zwischenzeit herausgefunden haben, dass seine Neuentdeckung für eine organisierte Bande arbeitete, würden sie das anmutige Kleinod wohl besser ziehen lassen. Talent hin oder her.


    Kaum hatte er der Diebin bei einem geschickten Manöver zugesehen, nahm er auch schon Vitus massige Gestalt im Gedränge wahr. Dessen zufriedenes Gesicht bedeute dann wohl, dass die junge Frau alleine arbeitete.


    „Was hab ich dir gesagt, Decurio.“ grinste Vitu.
    „Gut, ich gebe dir Recht. Das Mädchen ist etwas Besonderes. Zu schade, um als gewöhnliche Straßendiebin zu enden. Dennoch ..“ mit abschätzendem Blick sah er der vielversprechenden Römerin nach bis sie in der Menge verschwunden war.


    „Du kannst ihr nicht durch die ganze Stadt folgen. Wir sind hier noch nicht fertig.“
    Mit einer lässigen Handbewegung tat Vitus Medis Bedenken ab.
    „Das muss ich auch nicht. Ich weiß jetzt, wo sie lebt. Möglicherweise ist sie ja zu überreden.“


    Medis sah Vitu kaltlächelnd an. „Wenn du meinst.“ Vielleicht sollte er Vitu gestatten, bei seinen nächtlichen Fangzügen noch einmal nach dem begabten Mädchen zu schauen.
    „Ich denk drüber nach, Vitu. Aber jetzt müssen wir weiter. Wir dürfen uns nicht von einer einzigen strahlenden Blume den Blick auf den ganzen Garten trüben lassen.“
    „Jawohl Decurio.“


    Nickend schwang Medis seinen Gehstock und ging voran. In erster Linie suchten sie nach den blassesten Blüten des Gartens, den bleichen Töchtern der Kelten und Germanen, groß, stolz, kräftig und selten.

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