• Der Weg von Baia nach Rom war lang gewesen, doch endlich traf Milo am Ziel seiner Reise ein. Er hatte trotz der Widerworte seines Sklaven darauf bestanden, den Weg zu Pferde zurückzulegen. Dadurch musste er auf die Toga verzichten und eine schlichte, wenn auch teure, Tunika tragen. Aber das war Milo gleichgültig. Es handelte sich bei dem Pferd um ein stattliches schwarzes Ross, ein Abschiedsgeschenk seines Ziehvaters. Die Frau, welche ihn in den vergangenen 25 Jahren wie eine Mutter aufgezogen hatte, war beim Abschied in Tränen ausgebrochen. Doch für Milo war die Zeit gekommen, seine wahren Wurzeln zu erkennen. Er hielt vor der pompösen Villa an, sprang vom Pferd und überließ dessen Zügel seinem Sklaven. Dieser hatte den Weg auf dem Rücken eines weniger prachtvollen Tieres zurücklegen müssen. "Da! Kümmer dich um die Pferde! Hier gibt es sicher einen Stall!"


    Abschätzend musterte er das Heim seines leiblichen Vaters. Dann ging er auf den Eingang zu und klopfte an.

  • Sciurus öffnete die Tür und musterte den Mann, welcher davor stand. Er glaubte sich an dessen Gesicht zu erinnern, konnte jedoch keinen Namen mit ihm verbinden.


    "Salve, was wünscht Ihr, Herr?"

  • "Ich wünsche einen Platz im Stall für meine Pferde, einen eben solchen für Hermes in der Unterkunft der Sklaven und einen weitaus besseren für mich selbst in angemessenem Cubiculum. Ich bin Titus Flavius Milo und wünsche darüber hinaus meinen leiblichen Vater, den Senator Secundus Flavius Felix zu sprechen."


    Milo holte wieder Luft und sah den Sklaven abwartend an. Derjenige schien seine Ankunft noch mit Skepsis wahrzunehmen. Trotzdem versuchte er ihn einzuschätzen, um bereits erste Eindrücke über das Leben seines Vaters zu erhalten.

  • "Der Herr Flavius Felix weilt auf seinem Landsitz außerhalb Roms." Sciurus musterte das Gesicht des angeblichen Flaviers, eine gewisse Ähnlichkeit war nicht zu leugnen. Und dennoch konnte es ein Hochstapler sein.


    "Im Haus weilen die beiden Herren Gracchus und Furianus. Gracchus ist ein Vetter des Herrn Felix, Furianus dessen Sohn. Möchtet Ihr stattdessen mit einem der beiden sprechen?"

  • "Sein Sohn?" Milos Augenbrauen kletterten in die Höhe und er war für kurze Zeit sprachlos. Mit einem Bruder hatte er nicht gerechnet und wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte.
    "Also gut. Wenn mein Vater nicht im Hause ist, so führe mich zu meinem Bruder."
    Irritiert schüttelte er den Kopf und gab dem Sklaven Hermes einen Wink.
    "Meinem Sklaven zeige anschließend die Stallungen, damit er unsere Pferde unterbringen kann."
    Milo nahm sich fest vor, seinen Vater zu einem möglichst baldigen Zeitpunkt auf seinem Landsitz aufzusuchen. Doch nun wollte er erst diesen Teil seiner Familie kennenlernen.

  • Sciurus nickte. "Der Herr speist gerade, bitte folgt mir."


    Der Sklave würde warten müssen, wie es sich für einen Sklaven gehört.

  • Bevor ich nach Germanien abreisen würde, wollte ich mich noch hier verabschieden. Einerseits natürlich bei meinem Weggefährten und langjährigen Freund Furianus, andererseits aber auch von der einzigen Frau, der ich je mein Herz schenken würde und neben der alle anderen Flirts verblassten.
    Mit gemischten Gefühlen war ich durch die Straßen gegangen, scheinbar immer im Kreis, weil ich mich nicht recht traute, an diese Tür zu klopfen. Ich wollte sie so gern sehen, wusste aber auch, dass es gefährlich werden konnte und wir uns verraten konnten, wenn Furianus anwesend war.
    Nach etwas einer Stunde ziellosen Umherirrens fasste ich mir ein Herz und ging zur Villa. Ich wollte anklopfen, hielt mich dann aber kurz zurück. Ich atmete tief durch und klopfte dann wirklich an.


    *klopf*

  • Sciurus trat an die Porta und öffnete. Er blickte den Klopfenden an, schließlich an ihm vorbei und wieder zurück.


    "Salve."

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