Wie beim Gänsemarsch liefen sie hintereinander her, die Straßen der Stadt entlang. Shani, Vera, Irvin. Für Vera war es kein langweiliger Spaziergang. Rom war groß und bisher hatte sie von der Stadt nicht viel gesehen. Ihr Kopf ging hin und her, viele neue Eindrücke stürmten auf sie ein. Sie sog sie in sich auf. Neben dem Bestaunen der vielfältigen Architektur stand das Einkaufen im Vordergrund. "Shani, neben den Stoffen hatte ich vor nach Möbeln zu sehen, nach Vasen, Blumenschalen. Die Villa soll drinnen freundlicher wirken. Außer den Wandgemälden, ein, zwei Büsten und Mosaiken ist nicht viel da." Vera hatte sich einiges vorgenommen.
Alles was das Herz begehrt....
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Irvin sah schon gleich am Anfang, bei ihrem Gang in die Stadt, zwecks einkaufen, es würde ein interessantes aber auch schwierige Unternehmen werden. Schwierig aus dem Grund, weil er ständig Gefahr lief, die beiden Frauen vor ihm, über den Haufen zu rennen oder zumindest in die Hacken zu treten. Jedes Mal wenn er einen Schritt machte, mussten die beiden zweieinhalb bis drei Schritte machen.
Da dies aber für Irvin der erste Gang in die Stadt, seit seinem Verkauf auf dem Sklavenmarkt war, hatte er genug zu sehen und konnte ungestört stehen bleiben. Er hatte den Überblick und konnte problemlos seine Frauen im Auge behalten.
Ansonsten war das hier gerade der totale Horror für ihn. Diese Menschenmassen, der Lärm, und all die Gerüsche die auf ihn einstürzten, machten es ihm nicht gerade leicht, sich einen Eindruck zu verschaffen.
Die Stadt endlich kennen zu lernen, war für ihn der Grund warum er kommentarlos mit ging. Er wollte sich ein Bild von ihrer Größe machen und die Entfernung abzuschätzen, bis er an ihrem Ausgang war. Das was er gerade erlebte bestärkte seinen Entschluss, bald zu verschwinden. Lange würde er es hier bestimmt nicht aushalten. -
Veras Blick, wie sie sich umsah, entging Shani natürlich nicht, und es weckte zweifellos ihre Neugier. "Bist du denn zum ersten Mal in Rom?", fragte sie deshalb freundlich und sah sich selbst ein wenig um. Schade, dass sie sich in all den Jahren bereits genug an den Anblick gewöhnt hatte, dass sie sich nicht mehr derart dafür begeistern konnte. Und als sie Rom das erste Mal gesehen hatte, war es eher beängstigend und verwirrend gewesen.
Hin und wieder warf sie selbstverständlich einen Blick zurück zu Irvin, um sicherzugehen, dass er ihnen auch wirklich folgte, umso mehr natürlich je näher sie den Märkten kamen, und damit auch die Menschen und der Lärm um sie immer mehr wurden. Nicht dass er vor Staunen irgendwo hängen blieb oder sich sogar einfach aus dem Staub machte.
"Falls du nur kleine Möbel suchst, können wir uns auch hier umsehen, für größeres würde ich einen Schreiner besuchen, Herrin", kommentierte sie. "Für schöne Stoffe kenne ich bei den Trajansmärkten auch einen guten Händler." -
So sehr die Neugier Irvin vorwärts trieb, so sehr verabscheuter er aber auch Lärm und Gestank.
Ein glitzern in der Sonne hatte Irvins Blick angezogen, langsam vergaß er alles in seiner Umgebung und ging auf einen bestimmten Stand zu. Hier bot ein Händler Edelsteine in vielfältiger Art an.
Das die Römer Perlen und Edelsteine aller Art liebeten wusste er nicht. Etr wusste noch nicht einmal das es Saphire, Smaragde, Diamanten, Aquamarine, Rubine, Opale, Topase und viele andere Edelsteinsorten gab.
Fasziniert blieb er davor stehen und betrachtete alles eingehend. Der Händler hatte verschieden Schmuckstücke als Dekoration und Lockmittel zwischen seiner Auslage drapiert. Inzwischen hatte Irvin seine Frauen die er begleiten sollte vergessen und war in seinen Betrachtungen vertieft. Plötzlich entdeckte er einen Anhänger, magisch angezogen griff er danach und betrachtete ihn. Er konnte es nicht fassen. Es war ein Stein von der Sorte, die er zu Hause gesammelt hatte. In dem schön bearbeiteten Amulett war eine winzige Spinne eingeschlossen.
Ein Strahlen zog sich über sein Gesicht und er umschloss den Stein mit seiner großen Hand, schloss die Augen und hatte plötzlich seinen Geist in seine Heimat ans Meer versetzt. -
Beschäftigt alle Eindrücke, die sich ihr boten in sich aufzunehmen, wäre ihr fast die Frage Shani’s entgangen. „ Ja, das aller erste Mal und es ist so unbeschreiblich. Ich meine, alles ist so riesig und …“ Vera sah nach oben. „ ….beängstigend. Der Lärm, die vielen Menschen.“ Wieder auf die Straße blickend sah sie der wachsenden Masse an Menschen entgegen. „ Ich brauche einen kleinen runden Tisch, zwei Korbstühle, ein Regal, zwei halbhohe Säulen, zwei Schalen oder Töpfe. Ähm für mein Bett, mindestens Stoff für drei Decken und fünf Kissen.“ Zählte Vera auf. „ Fangen wir mit den Stoffen an Shani. Für Tisch und Regal einen Tischler, für die Stühle, vielleicht finden sich welche auf dem Markt.“ Ihr wurde kalt im Rücken. Ein unbestimmtes Gefühl, sie drehte sich um. Irvin war weg. „ Shani, wo ist Irvin?“ Ihre Augen suchten die Menschenmenge nach dem Sklaven ab. Schwierig bei der Masse. Sie wurde fündig. „ Da ist er.“ An einem Stand besah er sich was. „ Geh ihn bitte holen Shani, ich warte hier.“
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Ja, beängstigend, bestätigte Shani in Gedanken, denn es war doch genau das, was sie selbst zuvor gedacht hatte.
"Rom eben ...", stimmte sie dann nachdenklich zu, bevor sie aufmerksam zuhörte, wie Vera die vielen Dinge aufzählte, die sie benötigte. Klang ja fast so, als wollte sie die Villa neu einrichten, dachte sie sich mit einem leichten Lächeln. Es schien wohl wirklich so, als würde sie einziehen. Bis vor kurzem wäre die junge Frau der Nubierin vielleicht noch ein Dorn im Auge gewesen, aber inzwischen hatte sie begriffen, dass Vera die Sklaven, die sie umgaben, anständig behandelte. Jedenfalls war es bisher so gewesen und das genügte ihr.
Während sie ihre Aufmerksamkeit zunehmend der Helvetia geschenkt hatte, hatte sich doch tatsächlich Irvin aus dem Staub gemacht. "Gerade eben war er noch ..." Besorgt versuchte auch sie Irvin ausfindig zu machen. Da konnte man ja echt wahnsinnig werden. War es denn so schwer, einfach hinter ihnen herzulaufen? Und dann sah auch sie den Germanen an dem Stand stehen.
"Natürlich, ich bin gleich zurück." Sie ging zügig auf Irvin zu und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Nicht dass der gedankenverlorene Hühne wegen ihr erschrak.
"Irvin? Was machst du da? Wir müssen weiter", sagte sie ruhig, aber nicht ohne etwas Nachdruck. -
Irvins Vorstellungskraft ging soweit, dass er nicht nur den heimischen Strand vor sich sah, sondern er hatte plötzlich auch den Geruch der See in der Nase. Shanis Frage nahm er zunächst gar nicht wahr. Erst als er ihre Hand auf der Schulter spürte, kehrte er langsam in die Wirklichkeit zurück.
Verwirrt schaute er zuerst sie an, öffnete dann die Hand und sah das Amulett. Seufzend, legte er es zurück. „Schade, ich war gerade zu Hause“, meinte er laut, bevor er sich traurig umdrehte und seinen Blick suchend über die Köpfe der anderen streifen ließ, bis er Vera entdeckt und zu ihr zurück ging.
Wortlos stellte er sich hinter sie und wartete darauf, dass es weiterging. -
" Du hast von dieser großen Stadt bisher nicht viel zu sehen bekommen." Stellte sie sachlich bei Eintreffen Irvin's fest. " Shani ist die einzige von uns, die behaupten kann Rom zu kennen. Aus diesem Grund wird sie uns in all die Geschäfte führen, die sich laut meiner Einkaufsliste ergeben haben." verkündete Vera. Ihr ging es wie Irvin, die Stände luden alle ein, zu sehen, zu staunen und Sesterzen auszugeben. Vera war eisern. Heute wurde nur das gekauft, was unbedingt sein musste. Ihr Plan war, nach der Hälfte aller Dinge die sie haben wollte, eine Garküche, oder kleine Taberna an der Straße aufzusuchen, um einen Happen zu essen. " Gehen wir weiter und machen wir unsere ersten Einkäufe."
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Zu Hause ...? Shani verstand den Germanen noch immer nicht wirklich, aber wahrscheinlich war er einfach nur sentimental geworden, warum auch immer. Und da er sich widerstandslos dazu bringen ließ, wieder zurückzugehen, war sie sowieso zufrieden.
"Das Zeug, das wir selbst nach Hause bringen werden sehen wir uns am Besten zum Schluss an. Vielleicht sollten wir dann erst den Schreiner aufsuchen. Vielleicht hat auch der gerade ein paar Stühle rumstehen", meinte sie und schlug ohnehin bereits in die nächste Seitenstraße ein, damit sie gleich ihren Weg zu besagtem Schreiner fanden.
"Ich kenne da einen. Hab' meinen Hocker bei dem gefunden. Und als ich mich dort umgesehen habe, habe ich mir gewünscht, mein Zimmer wäre größer." Vera brachte sie doch nicht etwa dazu, ungefragt drauf los zu quatschen? Eigentlich war es ja gar nicht ihre Art, aber die gute Laune war ihr deutlich anzusehen, trotz Irvins kleinem, unerlaubtem Abstecher zu dem Marktstand.
Apropos Irvin. Shani verzichtete von jetzt an nicht mehr darauf, sich ständig nach Irvin umzusehen, selbst wenn sie sich kaum vorstellen konnte, dass er sich zweimal direkt hintereinander davon machte.Zwei Straßen weiter führte sie ihre Begleitung in den Laden des Tischlers, wo schon von außen diverse Arbeiten zu begutachten gewesen waren. Von günstig schlicht bis fein gearbeitet hatte der Mann scheinbar alles im Angebot.
Der Laden war klein und bestand im Grunde nur aus einem etwas größeren Raum, der zur Hälfte als Arbeitsplatz diente und zur anderen, um bereits fertig gestellte Ware zu präsentieren, und einem Hinterzimmer um Matierialien und nicht allzu oft benötigte Utensilien unterzubringen.
Kaum waren sie eingetreten trat von dort aus auch der Tischler in die Werkstatt. Servius Phaon, mittleren Alters und italischer Abstammung, führte den Betrieb seines Vaters schon seit Jahren gekonnt weiter, Sein geübter Blick machte ihm deshalb selbstverständlich sofort klar, wer von den drei Neuankömmlingen die Hauptperson war. Während er sich also Staub und Spähne von den Kleidern klopfte, wandte er sich gleich an die Helvetia.
"Wie kann ich helfen?" -
Was Shani erzählte, machte Vera Hoffnung in kürzester Zeit ausgesuchte Möbelstücke käuflich zu erwerben. Vor der Werkstatt standen fertige Stücke, die ihren Geschmack in etwa trafen. Sie nahm sich Zeit sie zu betrachten. Shani hatte recht, der Mann verstand was vom Möbel bauen. Beim Eintreten kam der Inhaber auf sie zu. „ Salve. Ich brauche einen kleinen runden Tisch, 2 Korbstühle, ein Regal für Schriftrollen.“ zählte Vera ohne Umschweife auf. „ Am Eingang der Klapphocker und die Truhe aus diesem dunklen Holz gefallen mir. Die würde ich meiner Bestellung hinzufügen.“ Vera sah sich weiter um. Eine riesige Auswahl an Hölzern. „ Den Tisch aus diesem Holz und das Regal aus dem dunklerem Holz. Bei den Korbstühlen lasse ich dir freie Hand.“ Vera’s Vorstellungen waren sehr konkret. Sie wusste was sie wollte. „ Was willst du für die Truhe und den Klapphocker?“
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