Roma Aeterna _ Tag XIII

  • „Jetzt reicht's!“ stöhnte Antias in das staubflimmernde Zwielicht des Deversoriums. Eben noch hatten ihn wohlige Träume davongetragen, weit fort von diesem muffigen Verhau, in dem er die Nächte seit seiner Ankunft in Roma verbrachte, hinauf über die schaurigen Berggipfel an die grünen Ufer des Rhenus. Eben noch hatten die Bürger von Mogontiacum Antias und seinem Gefolge einen jubelnden Empfang beschert und ihn zu seiner prächtigen Domus geleitet, wo seine betörend schöne Frau ihn bereits mit hungerndem Schoß erwartet hatte. Auf duftendes Moos gebettet war er friedvoll und sanft durch die Nacht getrieben. Eben noch. Jetzt nicht mehr. Jetzt war er wieder auf seiner grob zusammen genagelten Pritsche gelandet, in die lärmende Wirklichkeit zurückgezerrt von diesen zwei gallischen Arschlöchern! Seit nunmehr fünf Nächten teilte Antias das Stabulum mit seinen keltischen Mitbewohnern, und kein Tag war seitdem angebrochen, ohne die obligatorische Keilerei im Morgengrauen. Ein immer gleiches Ritual nach immer gleichen Regeln: Einer der beiden erwachte verkatert und begann im Gepäck des anderen nach einem Weinrest im Trinkschlauch zu kramen. Von den lautstarken Aktivitäten geweckt, schlug der zweite Kelte die Augen auf, sah den Kumpan in seinen Sachen wühlen und stürzte sich grunzend auf denselben.


    Antias hätte gar nicht hinüber zu sehen brauchen, er wusste auch so, dass sich die zwei Trottel mittlerweile über brechende Pritschen und splitternde Hocker auf den Fußboden vorgearbeitet hatten. Er sah trotzdem hin. Richtig, die Gallier hatten sich zu einem keuchenden Knäuel verkrallt, das pulsierend auf ihn zu rollte. Antias schwang sich von seiner Pritsche und blickte kopfschüttelnd auf die Radaubrüder hinunter. „Wer hat euch Witz der Götter überhaupt in die Stadt gelassen?“ Die Gallier ließen sofort von einander ab und winkten ihrem Zimmergenossen gutmütig zu.
    Aus der Schankstube nebenan wurde gutturales Gefluche vernehmbar. Die wurmstichige Zwischentür flog auf und der Wirt – ebenfalls Gallier – stampfte schnaubend herein. Von der donnernden Tirade, die sich nun über den Streithähnen entlud, verstand Antias kein einziges Wort, und war Minerva dafür dankbar. Stattdessen wechselte er schweigend die Tunika, zog sich die Sandalen über und packte seine spärliche Habe zusammen. Keine Nacht länger in diesem Loch! Er war nicht nach Rom gekommen, um seine Zeit ziellos im Gestank der Suburia zu vergeuden. Sollte ihm die Weisheit des Senators verwehrt bleiben, würde er sich eben ohne Ratschlag eine Aufgabe suchen.
    „Das Bett wird frei.“ knurrte Antias dem Wirt im Vorbeigehen zu, warf noch einen letzten Blick auf die beiden erschöpften Gallier, die ihm mit reumütigem Grinsen nachwinkten und verließ durch den Schankraum die Taberna.

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