Tirones L. Fabius Scato, S. Iulius Macro, T. Helvetius Atticus, T. Germanicus Antias



  • Hier absolvieren die Tirones


    Lucius Fabius Scato
    Servius Iulius Macro
    Tiberius Helvetius Atticus
    Titus Germanicus Antias


    unter Anleitung von


    Centurio Lucius Duccius Ferox


    ihre Grundausbildung.




    Ausbildungsplan:



    Grundausbildung - Lucius Fabius Scato


    I. Einführung / erste Exerzierübungen


    II. Theorie


    III. Kampf- und Waffenübungen


    - Ringen
    - Scutum/ Gladius/ Schwertkampf
    - Hasta


    IV. Formationen



    V. Schwimmübungen



    Grün = Abgeschlossen
    Braun = Laufend
    Rot = Ausstehend




    Grundausbildung - Servius Iulius Macro


    I. Einführung / erste Exerzierübungen


    II. Theorie


    III. Kampf- und Waffenübungen


    - Ringen
    - Scutum/ Gladius/ Schwertkampf
    - Hasta


    IV. Formationen



    V. Schwimmübungen



    Grün = Abgeschlossen
    Braun = Laufend
    Rot = Ausstehend




    Grundausbildung - Tiberius Helvetius Atticus


    I. Einführung / erste Exerzierübungen


    II. Theorie


    III. Kampf- und Waffenübungen


    - Ringen
    - Scutum/ Gladius/ Schwertkampf
    - Hasta


    IV. Formationen



    V. Schwimmübungen



    Grün = Abgeschlossen
    Braun = Laufend
    Rot = Ausstehend




    Grundausbildung - Titus Germanicus Antias


    I. Einführung / erste Exerzierübungen


    II. Theorie


    III. Kampf- und Waffenübungen


    - Ringen
    - Scutum/ Gladius/ Schwertkampf
    - Hasta


    IV. Formationen



    V. Schwimmübungen



    Grün = Abgeschlossen
    Braun = Laufend
    Rot = Ausstehend



    Sim-Off:

    Hinweise:
    Ich bin mal so frei und übernehme das von vorigen Ausbildungsthreads. Vielen Dank an den, der die ursprüngliche Idee dazu hatte^^


    Die Ausbildung wird in einer Gruppe durchgeführt, die größer ist als Ihr vier. Das bedeutet, Ihr könnt und sollt die Kameraden der Gruppe mitbeschreiben.


    Da Ihr zu viert seid und wir alle ein unterschiedliches Post-Verhalten an den Tag legen, werde ich ggf. manche Ausbildungsbereiche doch einzeln oder zu zweit mit Euch machen, je nachdem wie es in diesem Thread hier läuft – aber das sehen wir dann, wie es sich entwickelt.


    Bitte erst posten, nachdem der Ausbilder begonnen hat.

  • Es war noch recht früh am Morgen – ein bisschen früher als normal üblich war. Es ging doch nichts über einen vernünftigen Einstieg, um Frischlingen gleich schon mal klar zu machen, wie das Leben beim Militär lief. Einer der Veteranen hatte den Auftrag bekommen, die Tirones zu wecken, oder besser: brüllenderweise aus dem Bett zu werfen und hierher zu scheuchen. Als Hadamar selbst auf den Platz kam und zu der Gruppe Tirones ging, standen schon alle da – hoffte er jedenfalls für sie. Wer jetzt noch nach ihm kam, hatte ein sicheres Ticket für den ersten Rüffel des Tages.


    „In aciem venite*! State**! “ brüllte er, um erst mal Ordnung in den Haufen zu kriegen.



    Sim-Off:

    *In Linie antreten
    **Stillgestanden

  • Daran, den Tag zeitig zu beginnen war Antias gewöhnt und Gebrüll am frühen Morgen machte ihm an sich nicht viel aus, es erinnerte ihn schlimmstenfalls an die Garnison in Mogontiacum. Was er aber hasste – in kürzester Zeit hassen gelernt hatte, – war sein Helm.
    Tunika und Panzer saßen ganz passabel, die Caligae drückten ein wenig, stellten aber kein großes Problem dar. Aber der Helm! Sein ganzes bisheriges Leben hatte er barhäuptig hinter sich gebracht, und nun hatte er einen hässlichen drückenden Topf aus Bronze und Eisen auf dem Schädel, unter dem er sich fühlte, als würde er zwei Köpfe auf dem Hals tragen. Jetzt wurde ihm auch klar, warum bei der Tauglichkeitsprüfung im Valetudinarium das Gehör nicht untersucht wurde. Das Metall der eng anliegenden Bucculae verstärkte jedes Geräusch um ein Vielfaches. Unter diesem Deckel hätte selbst ein Tauber die Befehle des Centurio klar und deutlich vernommen.


    Mit angespannten Nackenmuskeln versuchte Antias sein gequältes Haupt möglichst optimal auszupendeln, und während er sich aus den Augenwinkeln an den Schultern der anderen Soldaten orientierte um sich in Reihe auszurichten, hatte er die schmerzloseste Kopfhaltung schließlich herausgefunden: Kinn hoch, Kopf in den Nacken, Augen geradeaus.

  • Ziemlich unsanft wurde ich aus meinem eh schon nicht gerade ruhigsten Schlaf gerissen. Die Betten der Legionen in ihren befestigten Lagern waren weit aus besser als die draußen im Felde, trotzdem waren sie ziemlich gewöhnungsbedürftig. Nachdem man uns dann mitgeteilt hatte, dass unsere Ausbildung beginne, sprang ich mit einem leichten Seufzen aus dem Bett. Schnell legte ich meine Tunika an und zog darüber meine Rüstung, die noch immer in sauberem Zustand war- so fand ich zumindest. Mit größter Eile band ich die Schnüre der caliga zusammen und bat einen Tiro, der ebenfalls in meiner Kohorte ist meine Rüstung hinten zu verschließen. Nachdem mir der Mann geholfen hatte, tat ich es bei ihm gleich und schnürte die Rüstung auf seinem Rücken zusammen, so das sie nicht zu eng war, aber auch nicht verrutschen konnte. Dann dankte ich ihm noch einmal mit einem Nicken und ich machte mich auf dem Weg, während sich der Tiro die Schuhe zu band. Der Hall der eisenbeschlagenen Schuhe, die wir trugen hallte von den Wänden der Baracke wider. Trotz der Hektik und Eile, die hier ausgebrochen war, seit der Offizier die Tür aufgestoßen hatte. Ich schlängelte mich durch die Reihen der Männer, die noch dabei waren sich anzukleiden und ihre Waffen zusammen zu suchen und trat ins Freie.
    Die Luft war noch kühl., sodass sich sogleich bei mir auf den Armen die Häarchen aufstellten. Der Tau hatte sich auf die Erde gelegt und nun alles in ein feuchtes Etwas verwandelt. Zur Seite des Barackenein- und ausganges stand ein Fass mit Wasser, dass ich immer nutzte ich mich zu waschen. So wie ich es auch heute tat. Ich legte meinen Helm nieder, den ich unter dem Arm geklemmt hatte und nahm eine Hand voll Wasser und klatschte es auf mein Gesicht. Dies zwei, drei mal und man war hell wach. Zum Schluß fuhr ich mit meinen Händen kurz durch mein Haar, um dies auch ein wenig in Position zu bringen, was zwar unter dem Helm sinnlos war, aber so fühlte ich mich besser und hastete dann anschließend auf den Exerzierplatz, als mir endlich wieder bewusst wurde, dass schon einige meiner Kameraden dorthin unterwegs waren. So rannte ich den Männern meiner Kohorte nach und fand mich nach kurzer Zeit auf dem eben gesagten Platz wider. Schnell verband ich den Helmriehmen und blickte mich um, nachdem auch mein letztes Rüstungsteil fest saß.


    Dann erschien der Centurio, wie man nur unschwer überhören konnte. Schnell stellten wir uns wie gefordert in einer Linie auf und achteten darauf, dass es auch wirklich eine Linie wurde und ein einheitliches Bild ergab. Vorsichtig schaute ich zu den beiden Tironen neben mir, um ja nicht außerhalb der Reihe zu stehen. Gut, soweit so gut. Dann noch Haltung annehmen- den Blick gerade aus, stramm stehen und ja keinen Mucks von sich geben. Jetzt begann das Militärleben mit all' seinen Plakereien.

  • Früh aufzustehen war eigentlich nicht so das Thema an sich. Aber sich danach gleich im Eiltempo zu waschen, anzuziehen und auf den ohne ordentliches Frühstück im Bauch hinaus auf den Exerzierplatz zu hetzen war wieder eine ganz andere Sache. Dementsprechend flau im Magen und auch unausgeschlafen stand Scato in der Reihe der Tirones, die angetreten waren, um ihre erste Lektion im Exerzieren zu erhalten. Als der Centurio seine Befehle über den Platz brüllte, zuckte der junge Fabier ein wenig zusammen und lief dann gemeinsam mit den anderen Rekruten los, um sich in einer Linie vor den Offizier aufzustellen.


    Das klappern der schwere Rüstungsteile war dabei nicht nur zu hören, sondern auch deutlich zu spüren. Der eher unbequeme Helm und der metallbeschlagene Harnisch wirken nun beim ersten Gebrauch alles andere als praktisch und angenehm. Kaum vorstellen wie es sein musste in diesem Aufzug zu kämpfen. Wenigsten waren um diese Uhrzeit noch die Temperaturen halbwegs, denn in der Mittagshitze war diese Rüstung wohl die reinste Dampfkammer. Dem zweiten Befehl folgeleistend versuchte sich Scato möglichst aufrecht hinzustellen. Brust heraus, Kopf hoch und den Rücken durchgedrückt. Blieb nur zu hoffen, dass dies für den Anfang reichte und auch den Centurio zufrieden stellte.

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    Paullus Ovidius Mento


    Der alte Optio Ovidius Mento, der von langjähriger Erfahrung eher geplagt als damit gesegnet schien, und ganz nebenbei mit dem berühmten Ovidius Naso höchstens den Namen gemein hatte, wusste natürlich schon beim ersten Blick auf den mehr oder minder geordneten Haufen, der krampfhafte versuche anstellte Haltung anzunehmen, dass er eine Truppe blutiger Anfänger vor sich hatte. Den Tagesplan hatte er nämlich schon wieder vergessen.
    "Wo bleibt euer Gruß, Tirones?!", bellte er die Reihe Frischlinge an, um dem Centurio ein wenig Unterstützung zu leisten. Geteiltes Leid war schließlich halbes Leid, auch wenn es darum ging, die Stimme zu schonen. Oder eben auch nicht. Kam ganz auf die Tirones an und wie sie sich heute noch anstellen würden.
    Insgesamt hatte er ansonsten aber schon schlimmeres zu Gesicht bekommen, denn zumindest wussten die Männer halbwegs, was eine Reihe war. Hier und da drückte er mit dem Optiostab noch einen Tiro etwas zurück, um die Reihe zu perfektionieren.


    Sim-Off:

    Sehen wir mal zu, dass wir die alte Übungseinheit zwischenzeitlich auch mal fertig kriegen... aber kein Stress. ;)

  • Verdammt übellauniger Bursche, dieser Optio. Das konnte ja heiter werden. Antias versuchte, jede Sehne seines Körpers anzuspannen und den Blick möglichst stur ins Nirgendwo zu richten. Lange würde er das nicht durchhalten, dafür war er viel zu aufgeregt. Der erste Appell! Nach wenigen Augenblicken wurde ihm schmerzhaft bewusst, dass still stehen und Stillstehen zwei völlig verschiedene paar Caligae waren. Ob es den anderen ebenso erging?


    Vorsichtig wagte er aus den Augenwinkeln einen Blick auf die Reihen. Am vorangegangenen Abend hatte er versucht, sich die Gesichter seiner neuen Kameraden einzuprägen, jetzt sah einer aus wie der andere unter diesen verdammte Helmen. Kein Wunder, dass die Laune des Optio nicht berauschend war, wie auch, wenn einem Dienstjahr für Dienstjahr dieser beschissene Helm den Schädel zusammenquetschte?


    Wo ihr Gruß blieb? Welcher Gruß denn? Antias versuchte sich fieberhaft zu erinnern, welche Grußformeln er gestern auf seinem Weg durch die Kaserne aufgeschnappt hatte. Salve? Ave? Contubernium angetreten? Letzteres schien zumindest nicht völlig abwegig, aber solange von den Kameraden kein Ton kam, würde er tunlichst den Mund halten.

  • Hadamar blieb regungslos stehen, während der Optio es übernahm, die Tirones ordentlich in Reih und Glied zu bringen. Die Aufforderung zum Gruß verhallte hingegen ungehört... so verschreckt wie manche drein sahen, dann deswegen, weil sich keiner traute einen Mucks zu machen. Das musste den Kerlen noch ausgetrieben werden, wenn sie auf Dauer bleiben wollten. Hadamar jedenfalls gab das schon mal den ersten Aufhänger. „Der richtige Gruß gehört zu den Grundregeln eures Lebens hier! Wenn ihr einen ranghöheren Soldaten trefft, salutiert ihr – schlagt mit der rechten Hand auf die linke Brust. Grüßt ihn mit seinem Rang, und mit seinem Namen, wenn ihr den wisst“, rief er laut genug, dass alle ihn hören konnten. „Also?“

  • Aaah ja. Antias' morgensteife Gehirnwindungen verkrampften sich um die eben erhaltene Anweisung und versuchten den Informationsgehalt herauszuquetschen. Salutieren, in Ordnung. Grüßen mit Rang und Namen, in Ordnung. Also kein allgemeines urbaniciani te salutant oder so was. Soweit klang alles logisch, so logisch, dass er eigentlich selbst hätte drauf kommen müssen. Nur, wen sollten sie grüßen? Optio oder Centurio? Beide?


    Er begann sich zu fühlen wie der letzte Bauerntrottel aus der Provinz, was er im Grunde auch war, obwohl es bislang noch nicht einmal zum Bauern gereicht hatte. Und zum Miles wird's auch nicht reichen, wenn das hier so weiter geht, sagte er sich ernüchtert, nicht wenn der Letzte Tiro mit der Befehlsausführung wartet, bis der vorletzte es ihm vorgemacht hat. Beim Iuppiter, bei dem Tempo würde er graue Haare bekommen, bevor die Ausbildung beendet war. Also beschloss Antias hier und jetzt, künftig lieber einen Fehler zu riskieren als sich passiv und anonym in den Reihen seiner neuen Kameraden zu verstecken. Schließlich war er nicht blöd und feige schon gar nicht. Aber mitunter verdammt unkonzentriert, wie er feststellen musste, denn ein Teil der Tirones hatten den Gruß bereits ausgeführt, während er seinen Gedanken nachgehangen war, asynchron zwar und zögerlich, aber ohne Zweife schneller als er. Mist!


    Hektisch rammte er sich die Faust gegen die Brust, streckte den Arm und pickte sich in seiner Verzweiflung den Offizier aus, der ihm am nächsten stand.
    „Salve, Optio Ovidius!“

  • Auch Scato wusste nicht, auf welchen Gruß diese Frage abzielte. Doch als ihm auch noch der Satz 'Salve Optio! Die Totgeweihten grüßen dich!' in den Sinn kam, konnte sich der junge Fabier, so sehr er sich auch bemühte, ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. So schnell es gekommen war, verschwand es jedoch wieder aus seinen Gesicht, als er den Stab des Optios in seinem Kreuz spürte, der ihn recht unsanft weiter nach vorne drückte. Als der Centurio schließlich das kleine Rätsel auflöste, versuchte Scato es vielen seiner Kameraden gleich zu tun, schlug wie geheißen mit der Hand gegen seine Brust und rief einigermaßen laut aus "Salve Optio Ovidius! Die Tot....“


    Garde noch den Fehler bemerkend, dass der Gedanke von vorhin noch immer nicht ganz aus seinem Kopf verschwunden war, würgte Scato die restlichen Worte hinunter. Zu seinem Glück gingen diese ohnehin in dem heillosen durcheinander der Rufe seiner restlichen Kameraden unter. Denn da es kein klares Kommando gab, auf den ein einheitlicher Gruß folgen konnte, machte nun jeder Tiro nach Gutdünken den Versuch den Gruß ordnungsgemäß durchzuführen.

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    Paullus Ovidius Mento


    Der Ovidius war wenig begeistert vom Gruß der Rekruten, und das war ihm deutlich anzusehen. Auch hielt er sich mit seiner Reaktion nicht lange zurück, warf nur einen kurzen Blick zum Centurio, um den Tirones sogleich seine Meinung um die Ohren zu hauen:
    "Ihr seid ja noch dümmer als ihr ausseht! Wenn euer Kopf bloß Zierde ist, wieso tragt ihr dann eure Helme?! Zu meiner Zeit hätt's sowas nicht gegeben!", zeterte der alte Optio nicht vollends wahrheitsgemäß drauf los, denn seine eigene Grundausbildung war ihm im Detail inzwischen entfallen. Spielte aber gar keine Rolle, denn an der miserablen Vorstellung der Tirones änderte diese Tatsache herzlich wenig. Und erst dann erinnerte er sich daran, dass ein paar Erklärungen vielleicht nicht unbedingt ein Nachteil wären.
    "Ich bin Optio Ovidius Mento, und euer Centurio Duccius Ferox gehört ebenso gegrüßt! Nochmal, gleichzeitig und korrekt!", befahl er und nahm sich vor, ganz genau zu beobachten, wer beim Gruß dieses Mal aus der Reihe tanzte. Vermutlich würde er scheitern.

  • Zunächst hatte Antias das bärbeißige Auftreten des vierschrötigen Optio eher amüsiert als eingeschüchtert, aber während Mento mit geschwollener Aorta auf die Tirones einbellte, änderte sich das schlagartig. Am Ton lag es nicht, damit hatte er gerechnet, schließlich war er in dieser Geräuschkulisse aufgewachsen. Es war ihm völlig klar, dass Mentos Schmähungen nur ein leiser Vorgeschmack dessen waren, was an Beschimpfungen und Zurechtweisungen noch auf sie zukommen würde. Nicht Mentos Tirade, sondern ein fast schon wieder vergessener Satz des Medicus ließ Antias erstarren: '..Vielleicht bringst du es ja sogar eines Tages zum Optio.' Also war das, was da schreiend vor ihm stand letztlich nichts geringeres als das maximal erreichbare Ziel seiner kühnsten Träume. Wirklich? Wovon Mento wohl geträumt haben mochte, als er vor einer Unzahl von Jahren das erste mal zum Appell angetreten war? Davon? Wenn ja, sah man ihm das Glück nicht an, im Gegenteil. War es möglich, dass sich in dem rauen Kasernenton auch eine leise Spur von Furcht verbarg, Angst vor den Jahren, die bald folgen würden, wenn Mentos Dienstzeit zu ende ging? Während er die hervorquellenden Augen des Optios studierte, stieg plötzlich Respekt in ihm auf. Auch wenn sich da gewiss keine Freundschaft anbahnte, an Achtung dem alten Soldaten gegenüber würde er es nie fehlen lassen.
    Antias spannte sich an, wölbte den Brustkorb und brüllte voll Inbrunst: „SALVE OPTIO OVIDIUS MENTO! SALVE CENTURIO DUCCIUS FEROX!“

  • Hadamar wusste nicht so recht, ob er lachen oder heulen sollte... am Ende wechselte er nur einen Blick mit dem Optio, nach dem dieser dann die Tirones erst mal zusammenstauchte, während Hadamar mit der Vitis spielte. Die Ansprache des Optio wirkte allerdings, jedenfalls war der Gruß, der danach kam, ordentlich – und sogar halbwegs im Gleichklang. „Und noch mal!“ brüllte Hadamar. „So lange bis es hier nicht mehr klingt, als wären wir aufm Viehmarkt!“ Ein paar Mal wiederholten sie das Begrüßungsspielchen noch, bis Hadamar zufrieden war. „Merkt euch wie ihr Ranghöhere zu begrüßen habt, sonst wird Latrinenputzen bald zu eurer Lieblingsbeschäftigung!“ Langsam schritt er die Reihe der Tirones ab und kontrollierte die Linie. Wer auch nur etwas zu weit vorne stand, bekam mit der Vitis einen leichten Schlag ab. „Latrinenputzen werdet ihr auch, wenn ihr folgendes nicht beherzigt: wenn ihr einen Befehl bekommt von einem Ranghöheren, dann befolgt ihr ihn! Und so sehr ihr euch wünschen mögt, eure Mamis zu besuchen – ihr bleibt in der Castra! Während der Ausbildung gibt es keinen Freigang, und wenn ihr das durchsteht und das Glück habt, Milites zu werden, müsst ihr den extra beantragen!“ Hadamar war inzwischen am Ende der Reihe angekommen, machte kehrt und deutete wahllos auf einen Tiro. „Welche Organisationseinheiten hat eine Legion?“

  • Keine blöde Strategie von Optio und Centurio, sich mit dem Gebrüll abzuwechseln, so blieben die Stimmbänder geschmeidig. Antias hatte diese Möglichkeit nicht, und wenn das hier so weiterging würde er am Abend keinen Ton mehr herausbekommen. Aber zunächst war erstmal der Centurio an der Reihe. Die Sauberkeit der Latrinen lag ihm wohl besonders am Herzen, das war löblich. Um sich nicht durch fehlgeleiteten Übereifer gleich als Anwärter auf einen entsprechenden Reinigungsdienst zu empfehlen, beschloss Antias, die Beantwortung der Frage des Centurios einem seiner neuen Kameraden zu überlassen. Ohnehin war er nicht ganz sicher, was genau der Centurio hören wollte. Organisationseinheiten? Ein Contubernium zum Beispiel? Meinte der so was? Irgendeiner der Tirones würde die Wissbegier schon befriedigen. Dummerweise schienen den Kameraden die gleichen Gedanken durch den Kopf zu gehen wie ihm. Keiner sagte ein Wort. Der Centurio ging die Reihe entlang, den Göttern sei's gedankt an Antias vorbei. Und dann traf es ihn doch. Vielleicht schwieg er auffälliger als die anderen. Nun gut, egal. Wenn er die Frage falsch verstanden hatte, würde er das gleich mitbekommen.
    „Contubernia, Centuries, Manipuli, Cohortes!“ Bei Carna, seine armen Stimmbänder!

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    Paullus Ovidius Mento


    Na wenigstens der Teil mit dem Gruß war inzwischen durch, und glücklicherweise hatte der Centurio zwischendurch mal übernommen, sodass sich Optio Ovidius einen Moment Pause gönnen konnte, um seinen Blutdruck wieder auf ein normales Niveau sinken zu lassen. Während Mento sich also wieder fasste und mehr oder minder aufmerksam dem Duccius bei seinen Erklärungen zuhörte, konnte man ihm allerdings die Zustimmung deutlich ansehen, die er dabei empfand. Ranghöhere grüßen, Latrinenputzen, kein Freigang… das hatte er nämlich mitbekommen, und da teilte er ganz die Meinung seines Vorgesetzten. Schön, dann wussten die Burschen auch gleich, was in den nächsten Monaten und Jahren auf sie zukam, selbst wenn es inzwischen zu spät war, es sich anders zu überlegen. Am Ende machten sich noch welche falsche Hoffnungen.
    Seine volle Konzentration setzte erst wieder ein, als der Centurio zu einer Theoriefrage überging. Und ganz klar, so verklemmt wie die Truppe Anfänger zu Beginn gewesen war, war sie es auch jetzt noch immer. Glücklicherweise war auch der Duccius alles andere als blöd, und suchte sich einfach selbst ein Opfer aus, jegliche Schadenfreude verbarg der Ovidius allerdings hinter einer dicken Wand jahrelang antrainierten Missmuts.
    "Kennst du auch die genauen Zahlen bei den Cohortes Urbanae?", fragte er geradewegs weiter, "Oder will sich mal wer anders zu Wort melden?!"

  • Warum hatte er nicht gleich den Mund gehalten! Die neuen Kameraden schwiegen noch immer, und dieser verdammte Helm störte ihn beim Nachdenken.
    Die Zusammensetzung einer Legion hätte er herunterbeten können. Sein Vater hatte immer großen Wert darauf gelegt, seinem Sohn die Strukturen ihrer übergeordneten Gemeinschaft nahe zu bringen: Acht Mann gleich ein Contubernium. Zehn Contubernia gleich eine Centurie gleich achtzig Mann. Sechs Centuries gleich eine Cohorte gleich vierhundertachtzig Mann. Neun Cohortes gleich Viertausenddreihundertzwanzig Mann. Plus fünf Doppelcenturies der ersten Cohorte, also achthundert Mann, gleich fünftausendeinhundertzwanzig Mann. Dazu Alae in der Stärke von vier Turmae, also fünftausendzweihundertachtundvierzig Mann. Plus Offizierstab und Tross, also rund zweihundertfünfzig Mann, ergibt eine Gesamttruppenstärke von etwa fünfeinhalbtausend Mann. So hatte es sich in seine Eriinnerung eingebrannt. Nur nutze ihm das jetzt nicht das geringste. Natürlich hatte er sich über die CU informiert, bevor er ihnen beigetreten war, allerdings war sein Wissen bislang eher rudimentär geblieben. Er war einfach dem Rat des Senators gefolgt und hatte sich darauf verlassen, dass man ihm das nötige schon beibringen würde. Ganz sicher war er seiner Sache nicht, aber Centurio und Optio blickten ihn immer noch herausfordernd an, und von den anderen schien sich nach wie vor keiner zu einer Antwort berufen zu fühlen.
    „Zu Befehl Optio Ovidius Mento. Wenn ich recht informiert bin ...“ gab er unsicher Auskunft. „.. bestehen die CU in Roma momentan aus vier Cohortes, der Zehnten, Elften, Zwölften und Vierzehnten zu je sechs Centuries, die sich wiederum aus jeweils zehn Contubernia zusammensetzen. Das ergibt eine theoretische Truppenstärke von eintausendneunhundertundzwanzig Mann in der Hauptstadt.“

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    Paullus Ovidius Mento


    Die Antwort des Tiros fiel deutlich detaillierter aus, als er es ürsprünglich erwartet hatte und brachte den alten Optio dazu, ihn nach den anfänglichen Fehlern der Rekruten zumindest ein wenig zu versöhnen. Allerdings nur mit dem einen, der die Fragen überkorrekt beantwortet hatte, denn zumindest der schien unter seinem Cassis nicht vollkommen hohl zu sein.
    "Gut zu wissen, dass wir einen abacus in der Truppe haben!", bekam der Tiro dennoch nicht wenig freundlich zu hören. Für irgendwelche, nach Mentos Meinung sowieso völlig unnötige Nettigkeiten war es schlichtweg noch zu früh. "Aber euch schlafen ja noch die Beine ein bei der Fragerei! 10 Runden laufen! Bewegung!"
    Auffordernd wedelte er mit dem Optiostab herum, eine Drohung für all jene, die der Meinung waren, sich nicht beeilen zu müssen.

  • Ach so läuft das hier, dachte Antias ernüchtert, für eine richtige Antwort gab es zehn Runden um den Exerzierplatz. Er wagte gar nicht, sich auszumalen, was ihn bei einer falschen Antwort erwartet hätte. Zum sicher zehnten Mal nahm er sich vor, in Zukunft erst seine Klappe aufzumachen, wenn der Dienst zu ende war. Diese zwei seltsamen volskischen Bergvögel zum Beispiel bekamen die Zähne auch nie auseinander, und niemand störte sich daran. Ohnehin war es eine ziemlich schräge Blütenlese, die sich da schnaubend in Bewegung setzte. Nassforsche Patrizier, tumbe Bergbauern, breitschultrige Zugochsen, verwachsene Fischhändler – wie er sich da in’s Bild fügte, war ihm noch nicht so ganz klar. Aber zunächst galt es erst einmal, die zehn Runden mit Anstand hinter sich zu bringen. Die ersten zwei davon schaffte er im Halbschlaf, die dritte und vierte erforderten etwas mehr Aufmerksamkeit, ab der fünften musste er sich zusammenreißen, jenseits der siebten aber wurde es richtig ekelhaft. Sämtliche Becher, Krüge und Amphoren, die er sich in Mogontiacum jemals in den Schlund geschüttet hatte, schienen noch einmal durch seine Poren zu sickern. Die Morgenluft war nicht mehr kühl und erfrischend, sondern dämpfig und schwer. Bei jedem Schritt stauchte ihn das Gewicht der Lorica mehr zusammen und der Nackenschutz seines Helmes ramponierte allmählich das, was er eigentlich schützen sollte. Mit brennender Lunge und schmerzenden Kniegelenken überstand er schließlich die letzte Runde, und als er sich japsend wieder in’s Glied einreihte, war ihm jegliche Lust zu weiteren Wortmeldungen restlos vergangen.

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    Paullus Ovidius Mento


    So amüsant es auch sein konnte, die frischen Tirones zusammenzustauchen, am liebsten sah der alte Optio ihnen noch immer dabei zu, wie sie sich plagten, während er bequem stehen durfte. Davon, seine Stimmbänder zu strapazieren, sah er dennoch nicht ab, denn nach den ersten Runden schleppte sich so mancher bereits abgekämpft über den Platz.
    "Stellt euch mal nicht so an! Habt ihr etwa noch nie eure Füße benutzt?!", so und auf ähnliche Weise feuerte er die neuen Rekruten vermutlich wenig motivierend dazu an, von ihren restlichen Energiereserven Gebrauch zu machen.
    Zufrieden beobachtete Mento schließlich wie auch der letzte seine zehnte Runde beendete und sich zu seinen mindestens genauso verschwitzen Kameraden gesellte.
    "Was glaubt ihr weshalb ihr euch hier so abrackert?! Wozu sind wir Urbaniciani da?! Was sind unsere Aufgaben?!"
    Sein Blick glitt über die Reihe der Tirones… und fand den abacus. Der besserwisserische Frischling von vorhin. Mal sehen, ob der tatsächlich so schlau war. "DU DA!!! TIRO ABACUS! Kannst du mir auch darauf eine Antwort geben?!"

  • Och nein, was wollte der Kauz jetzt wieder? Antias fühlte sich bereits völlig damit ausgelastet, seine brennenden Lungen mit Morgenluft zu versorgen, die Frage des Optios kam ihm dabei etwas ungelegen. Verflucht nochmal, man hätte meinen können, die Centurie bestünde einzig und allein nur aus ihm. Abacus? Aha. Anscheinend gehörte der Ovidius zu der Sorte Menschen, die die Addition der Finger beider Hände bereits als Sternstunde des analytischen Geistes betrachteten. Antias hatte gute Lust, diesmal eine grottenfalsche Antwort abzuliefern, um endlich seine Ruhe zu haben. Allerdings, wer die Männer einer richtigen Antwort wegen um den Exerzierplatz jagte, würde sie für eine falsche womöglich dezimieren lassen. Vielleicht sollte er einen der schweigenden Kameraden bitten, ihm nach Dienstschluss vorsorglich die Zunge heraus zu reißen. „Zu Befehl Optio!“ brüllte Antias mit ersten Spuren von Heiserkeit in der Stimme. „Die CU schützen die Urbs vor inneren und äußeren Gefahren! Sie halten die Ordnung aufrecht, verschaffen den Gesetzen Geltung und ahnden sämtliche Vergehen gegen Leib, Leben und Eigentum der Cives!“ So, und was würde nun folgen? Hinrichtung oder Schinderei?

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