Mutter und Sohn auf nicht ganz so geheimer Mission

  • Es waren inzwischen einige Tage ins Land gezogen seitdem Vespa Seianas Einladung gefolgt war und diese im Hause der Decima aufgesucht hatte. Für die Feierlichkeiten war alles soweit besprochen worden und auch ein paar Termine waren in die engere Auswahl gekommen. Es gab einiges zu tun. Dennoch nahm sie sich an diesem Tag gern Zeit für ihren Sohn. Neben dem praktischen Nutzen, dass er sich so einen Stoff für Hochzeit aussuchen konnte damit man ihm daraus etwas zum Anziehen fertigen konnte. Auch wollte sie gern die hoffentlich nicht ganz so gezwungene Atmosphäre nutzen um sich mit ihm zu unterhalten. Er wirkte noch ein wenig nachdenklicher als ohnehin schon und sie wollte gern wissen was ihn so beschäftigte.


    Nachdem sie sich also das Angebot besichtigt hatten, waren sie zu einer Garküche gegangen um sich dort eine Kleinigkeit zur Stärkung zu besorgen. Auch etwas zur Erfrischung durfte nicht fehlen. Es war doch einigermaßen warm in der Stadt und man wurde schnell durstig. Auf dem Rand eines Brunnens fanden sie noch etwas Platz zum Sitzen und dort saßen sie nun. In der einen Hand ein Brot mit Käse gefüllt und in der anderen etwas zu Trinken.


    "Wie geht es dir?"


    Vespa und ihr Sohn sprachen immer offen und so war es nicht verwunderlich, dass sie ohne großes Vorgeplänkel gleich zur Sache kam.

  • Der Tag der erneuten Heirat seiner Mutter mit dem Consular Decimus Livianus rückte nun unaufhörlich näher und dementsprechend schlecht war auch Gaius Laune, als er seine Mutter auf ihrer Einkaufstour begleitete. Er hielt nicht sehr viel von der Vorstellung in Bälde einen Stiefvater zu haben. Auch wenn er gerne schon Erwachsen tat, so fühlte er sich dennoch nach wie vor sehr geborgen bei seiner Mutter. Vor allem nach den turbulenten Zeiten die sie hinter sich hatten - die Flucht, der Bürgerkrieg und nun die Obdach bei den Germanicern - war seine Mutter immer die einzige Konstante gewesen, der sogenannte Fels in der Brandung, in seinem noch recht jungen Leben. Das letzte, das er daher wollte, war seine Mutter nun auch noch mit jemand Fremden zu teilen.


    Zuerst zuckte der Junge daher lediglich mit den Schultern und biss statt einer Antwort zu geben herzhaft in sein Käsebrot. Nachdem er auch noch einen Schluck getrunken hatte, ließ er sich doch dazu hinreißen, seine Mutter ein wenig mehr an seinen Gedankengängen teilhaben zu lassen. "Es geht so. Ich kann mir halt noch nicht so recht vorstellen wie es werden wird. Also… das mit dem Decimus. Die Heirat und dass wir dann in seine Casa ziehen. Können wir denn nicht wieder in unseren eigenen Domus zurück? Ich dachte das Onkel Lucius mit dem Kaiser spricht. Es wäre mir viel lieber wenn alles wieder so werden könnte wie es war." Der junge Purdentier warf seiner Mutter einen kurzen bekümmerten Blick zu, ehe er sich wieder seinem Brot widmete und erneut abbiss. So wie früher konnte es nicht werden, dass wusste er nur zu gut. Schließlich war sein Vater nicht mehr da und auch wenn seine Erinnerungen an ihn und die Zeit im Palast schon sehr verschwommen waren, so war da doch dieses Gefühl der Geborgenheit geblieben, wenn er an diese zurückdachte.

  • Manchmal war ihr ihr Sohn etwas zu nachdenklich. Dieser Moment wirkte genauso auf sie. Er zuckte mit den Schultern und aß erst mal. Innerlich seufzte sie etwas. Sie hätte ihn gern öfter viel fröhlicher erlebt, aber auch er hatte in seinen jungen Jahren eine ganze Menge erlebt. Zu viel wie sie oft fand. Dann redete er doch. Sie konnte seine Zweifel und Wünsche verstehen. Doch es gab nichts was sie dagegen tun konnte. Das musste sie ihm leider auch so sagen.


    "Ich kann dich verstehen und wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich das auch nicht so ganz. Also wie das werden wird. Ich weiß, dass dein Vater sehr viel von ihm gehalten hat. Außerdem war er bisher immer nett zu mir und er hat angeboten sich auch deiner anzunehmen. Das ist mehr als man erwarten kann. Es ist für uns beide neu und gemeinsam werden wir das schaffen. Außerdem kann er auch dafür sorgen, dass du eine gute Ausbildung erhälst und wenn du später in die Politik gehen möchtest, der Weg für dich nicht so steinig ist."


    Das hoffte sie wirklich. Aber vielleicht half es ihrem Sohn ja etwas, dass sie auch nicht alles wusste und ihre Gedanken da ganz ähnlich waren. Das andere Problem konnte sie leider nicht lösen. Kurz legte sie ihre Hand auf den Arm ihres Sohnes und zog sie dann wieder zurück.


    "Ich bin ehrlich zu dir. Es wird nicht mehr so werden wie es war. Unsere Familie hat kein Anrecht mehr darauf auf dem Palatin zu wohnen. Wir gehören nicht mehr zur Kaiserfamilie. Ich weiß, dass es schwer zu verstehen ist. Das hat viel mit Politik und so zu tun. So oder so würden wir über kurz oder lang in ein anderes Heim müssen. Wir können unseren Gastgebern nicht ohne Ende zur Last fallen. Die wollen sicher auch irgendwann wieder ihr eigenes Leben führen "


    Um zu zeigen, dass sie den Germanicii deswegen nie böse wäre oder etwas in der Art, lächelte sie etwas. Sie war ihnen wirklich sehr dankbar, dass sie sie so lang schon ertrugen. Nein, irgendwann mussten sie wirklich gehen und ihr eigenes Leben leben.

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