Decima Calena

  • Nach so langer Zeit stand Calena allein in einem Raum, der ab heute ihr neues Zimmer sein sollte. Flaminina hatte sich in dem anderen Zimmer das als ihre bestimmt war verzogen und veranstaltete dort wer weiß etwas. Ein schmunzeln überkam sie, vielleicht genoss sie endlich den leicht krankhaften Ordnungswahn ihrer Tante endlich entkommen zu sein und endlich unordentlich ihre Sachen in den Kisten zu verstauen. Vielleicht würde sie einfach nur mal so vorbei schauen und sie mit einem gespielt bösen Blick ansehen und so ärgern. Etwas erschreckte die Decima, dass sie so ruhig war, obwohl sie von der Nachbarin der Inusla erfahren hatte das Verus dort gewesen war, sie aber nicht angetroffen hatte. Aber Nina hatte Recht gehabt erst einmal den Umzug zu vollziehen ehe sie sich weiter darum kümmerten. Ein unabhängiges Band schaffen, einen sicheren Hafen und einen anderen Rückzugsort der nicht von Verus abhängig war. Nach all den Jahren die sie nun verheiratet gewesen waren, fühlte sich diese Erfahrung fremd an - hatte aber auch etwas Befreiendes an sich. So musste sie sich nicht mehr pausenlos Gedanken und sorgen machen, was dieser verträumte Mann wieder für einen Unsinn angestellt hatte.

  • Ja, sonst etwas. Aber Calena dachte schlimmer von Flaminina, als diese wirklich war. Man mochte es kaum glauben, doch sie war kein absolut hoffnungsloser Fall. Ein wenig steckte der Ordnungswahn dann ja doch an - und es war dann auch noch dabei, dass sie Calena mehr und mehr als eine Art Ersatzmama an sah. Und die einzige "Mutter", die in der Nähe war. Calena konnte es wohl auch kaum leugnen, dass diese Ansicht doch irgendwo auf Beidseitigkeit beruhte. Auf jeden Fall war es doch so, dass sie nicht einfach auf die Art, die sie sonst bevorzugte, ihr Zimmer einrichtete. Sie hätte ebenso einfach alles in den geräumigen Schrank schmeißen können, ihre Truhe hinein stellen und Schrank zu, Problem erledigt. Doch schon beim ersten Kleidungsstück hielt sie inne - und hängte es hinein, wie es eben passend war. Bei jedem einzelnen davon kamen ihr Gedanken - meistens an ihre beste Freundin Lucia. Gleich nach diesem Einzug wollte sie es ihr eigentlich mit teilen. Aber es kam doch sowieso immer irgend etwas dazwischen. Und am Ende landete die Truhe dann doch im Schrank - und wurde auch nicht sortiert. Man musste es auch nicht übertreiben mit der Ordnung, oder? Calena würde jedenfalls wohl nicht so viel auszusetzen haben. Oder doch? Manchmal hatte Flaminina das Gefühl, dass die älter Decima sogar dort Unordnung fand, wo sie sie nicht einmal sah! "Alles fertig!" meinte sie schließlich - und stellte fest, dass Calena ja nun nicht mehr ganz so nahe war. Alles hatte eben Vor- und Nachteile. Dann würde sie also diese extra in ihrem eigenen Zimmer aufsuchen müssen. Nun gut.


    Und so klopfte es sehr bald an ihrer Türe...

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