Im Anschluss an die Stubenkontrolle ging es mit den Tirones ab auf den Exerzierplatz, während sich die restlichen Milites auf den Wachdienst vorbereiten würden – was vermutlich so viel hieß wie: Sie legten noch einmal für ein paar Minuten die Beine hoch, um sich vom frühen Appell zu erholen. Aber wenigstens der Iunier, der selbstverständlich dafür gesorgt hatte, genug Schlaf zu bekommen, war noch immer bei bester Laune.
"Tirones, in aciem venite!", rief Avianus über die Köpfe der Rekruten hinweg und wartete bis jene sich wieder in Reih und Glied aufgestellt hatten und Ruhe einkehrte. "Der Centurio hat mit euch inzwischen die Grundlagen erarbeitet, deshalb werdet ihr heute etwas Kampftraining genießen dürfen. Haben von euch schon welche Erfahrung im Ringen?", fragte er dann eher rhetorisch, denn gleich im Anschluss würde die Truppe sowieso eine Erklärung hören: "Weg mit den Loricae, weg mit den Waffen, sucht euch einen Partner. Kein Beißen, kein Kratzen, kein Ziehen an den Haaren, ihr seid keine kleinen Mädchen. Und ich würde es vorziehen, wenn ihr mir hier keine Schwerverletzten produziert", sagte er mit einem breiten Lächeln. "Spätestens wenn euer Partner auf den Boden klopft, ist der Kampf vorbei, verstanden?"
Fabius Scato, Germanicus Antias & Iulius Macro: Kampf- und Waffenübungen
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- Grundausbildung
- Aulus Iunius Avianus
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Die Tirones waren hocherfreut. Obwohl sie sich mittlerweile an das Gewicht der Ausrüstung gewöhnt hatten, war es ihnen deutlich lieber, Teile abzulegen als aufzunehmen. Gut gelaunt legten sie die Scuta ab und stellten die Hastae zusammen. Während Antias hastig damit beschäftigt war, Gladius und Pugio abzuschnallen um sie zusammen mit dem Helm ordentlich auf das gewendete Scutum zu legen, ging er im Geist bereits Vor- und Nachteile möglicher Gegner durch. Hispo? Einerseits schnell auf den Beinen, zäh und natürlich groß, verdammt groß. Andererseits etwas unkoordiniert in den Bewegungen und mental nicht immer auf Idealhöhe. Fimbria? Kleiner als er selbst und erheblich langsamer, dafür hochkonzentriert und stark wie ein Braunbär. Dann waren da noch die Zwillinge, aber die konnte er vergessen, wer die zu trennen versuchte, hatte unweigerlich beide am Hals. Macro? Nahezu austrainiert und gesegnet mit bewundernswerten Reflexen aber im Gegensatz zu Antias noch völlig unerfahren in den dreckigeren Variationen körperlicher Auseinandersetzung. Scato?
Weiter kam er nicht mehr in seinen Überlegungen, denn kaum hatte er grübelnd das Kettenhemd zusammengelegt, wurde er seitlich angesprungen und von den Beinen gerissen. So viel zum Thema Aufmerksamkeit. Obwohl ihm der Aufschlag die Luft aus den Lungen gepresst hatte, versuchte er sich sofort auf die Seite zu rollen, aber der Angreifer hatte ihn bereits am rechten Arm gepackt und drehte diesen nun gnadenlos nach hinten. Antias spuckte Staub und blinzelte keuchend nach oben. „Hispo, du dumme Sau!“ Eine Antwort blieb aus, stattdessen wurde ihm zu allem Übel noch ein Knie zwischen die Schulterblätter gerammt. Das Gesicht in den Dreck gepresst, überdachte er seine Möglichkeiten, viele waren derer nicht. Würde Hispo ihm den Arm auskugeln? Wohl kaum, brauchte er auch gar nicht. Der konnte in aller Ruhe so auf ihm hocken bleiben, wenn's sein musste bis zum Abendappell. Oh Elend, war das alles peinlich! Fluchend klatschte er die linke Hand auf den Boden, der Griff löste sich sofort und Hispo erhob sich mit einem selbstgefälligen Grinsen.
„Guten morgen Kleiner.“Brummend rappelte Antias sich hoch und warf einen finsteren Blick zum Optio hinüber, der sie reglos aber aufmerksam beobachtete. Glotz nicht so blöd, kann jedem mal passieren!
„Und du ..“ wandte er sich wütend zu Hispo um, aber der stürmte schon wieder grinsend auf ihn zu. Antias blieb gerade noch genügend Zeit, den Kopf einzuziehen und den Oberkörper nach vorn zu nehmen, da schlug Hispo auch schon ein. Diesmal nicht, Freundchen! Keuchend drehte er sich aus der Hüfte nach hinten, packte Hispo an den Schultern, ließ dessen Schwung seitwärts ins Leere laufen und warf sich nun seinerseits von auf den vorbeistolpernden Riesen. An der Taille gepackt taumelte Hispo seitwärts, blieb an Antias' vorgestelltem Fuß hängen und schlug krachend zu Boden. Mit einem heiseren Triumphschrei auf den Lippen hechte sich Antias nach vorn und knallte schmerzhaft mit der Brust gegen Hispos nach hinten gezogenen Ellbogen. Wieder wich ihm die Luft aus der Lunge. Auf allen vieren krabbelte Antias japsend zur Seite, was Hispo genügend Zeit verschaffte, sich ebenfalls auf die Knie zu wuchten.In einer wirbelnden Wolke aus Staub warfen sie sich einander entgegen. Antias bekam ein Stück Tunica zu fassen, zerrte Hispo zu sich heran und knallte ihm den Kopf gegen die Stirn. Jaulend fuhr Hispo zurück, holte aus und hämmerte Antias die Faust auf die Schläfe. In einer flimmernden Wolke aus bunten Lichtern zwang Antias sich auf die Beine und fing sich einen schwungvollen Tritt in die Rippen. Von langen gierigen Armen nach vorn gerissen klatsche er benommen gegen Hispo, der nun versuchte, seine Beute auszuwringen wie einen nassen Lappen. Antias bekam den Arm frei und schlug Hispo zwischen die Augen, bekam einen Schlag in die Nieren und erwischte im Gegenzug Hispos Leber. Schädel an Schädel ineinander verkrallt wie läufige Katzen beackerten sie sich mit Fäusten, Ellbogen und Knien, bis ihnen Schweiß und Staub die Augen dermaßen verklebt hatten, dass sie sich erst einmal wieder orientieren mussten, in welchem Teil des Exerzierplatzes sie gelandet waren.
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So weit, so gut. Aufmerksam beobachtete er das Treiben der Rekruten, versuchte sich einzuprägen, wer sich wie anstellte… bis sein Blick auf den Germanicus und seinen Partner fiel, die sich scheinbar vollkommen planlos und in einer Wolke aufgewirbelten Drecks über den Exerzierplatz prügelten. Zumindest hatte er jetzt ein Beispiel dafür, wie ein Übungskampf nicht funktionierte. Mit zügigen Schritten und einem leisen Seufzen ging er auf die zwei zu und verpasste jedem einen Stoß mit dem Optiostab, um auf sich aufmerksam zu machen.
"Surgite*, Tirones", befahl Avianus den beiden Schwachköpfen deutlich hörbar. "ATTENDITE**! Augen und Ohren zu mir!", hieß es dann an alle gerichtet. "Sollte es sonst noch jemand nicht verstanden haben: Das hier ist kein Wettkampf und erst recht keine Tavernenschlägerei, haben wir uns vestanden?! Es geht darum, eure Reflexe zu schulen und zu lernen, euren Gegner einzuschätzen, nicht darum, eure Kameraden möglichst bunt aussehen zu lassen …" … bevor sich hier noch wer die Rippen brach. "Weitermachen. "
Aber vielleicht sollte er sie auch einfach selbst machen lassen… ja, schlagt euch doch die Schädel ein. Abhärtung eben, oder? Aber doch nicht so. Da könnte er sie doch gleich alle hintereinander einfach einmal mit dem Optiostab verprügeln. Und da diese Sache vorerst geklärt war (dachte jedenfalls der Iunier), wandte er sich wieder ab, um zu sehen, was der Rest der Männer so an Kämpfen fabrizierte. Wenn es so weiterging, konnte es ja noch richtig witzig werden mit der Truppe.Sim-Off: * Aufstehen
** Achtung! -
Lädiert und mit schuldbewusst gesenkten Köpfen schlichen Antias und Hispo über den Exerzierplatz zu ihrer Ausgangsposition. Was war das denn gerade? fragte sich Antias irritiert. War da irgend etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen oder hatten sie sich einfach nur hinreißen lassen, um den wachsenden Druck loszuwerden? Fragte sich nur, um welche Art von Druck es sich da handelte. Wie auch immer, Pluspunkte hatten sie bei Optio Iunius damit sicher nicht gesammelt. Hispo schlurfte wortlos neben ihm her und wischte sich missmutig das Blut von den Nasenlöchern. „Du hast deinen Schädel nur noch im Lupanar!“ grummelte er plötzlich. Das hatte ja kommen müssen, als ob er mit der Keilerei angefangen hätte. „Und du hast mal wieder den Schwanz zwischen den Ohren!“ maulte Antias zurück. Schweigend stapften sie vor sich hin und beobachteten dabei verstohlen die anderen Rekruten. Nach gehobener Kampfkunst sah das zwar auch nicht bei allen aus, aber offensichtlich hatten die begriffen, worum es ging.
„Lassen wir das auf uns sitzen?“ fragte Hispo mit einem Anflug von Grinsen. „Im Leben nicht.“ Mit tiefen Atemzügen beugten sich beide nach vorn, konzentrierten sich und begannen sich lauernd zu umrunden. -
Avianus machte seine Runde durch die kämpfenden Tirones, beobachtete, wie seine Leute sich schlugen, wies immer wieder mal wen zurecht, und seine kleine Ansprache hatte dazu geführt, dass er hier und da doch einen halbwegs anständigen Kampf konzentrierter Tirones zu sehen bekam. So anständig, wie es bei Anfängern eben sein konnte. Aber aus keinem anderen Grund waren sie schließlich da. Er würde zweifellos dafür sorgen, dass aus jedem der Anfänger in den nächsten Wochen und Monaten ein akzeptabler Kämpfer wurden. Doch mit Sicherheit lagen noch viele Übungskämpfe vor ihnen, bis er die Rekruten auf die Stadt loslassen konnte, aber er hatte schließlich Zeit.
Früher oder später musste ihn sein Kontrollgang zwangsläufig wieder zu dem Germanicus und seinem Kameraden zurückführen. Das letzte was er von den beiden gesehen hatte, war wie die beiden sich lauernd umrundet hatten. Hoffentlich gab es jetzt etwas mehr zu sehen.
"Na los, ihr zwei Leuchten. Ich will euch schwitzen sehen", kommentierte er ungerührt und mit prüfendem Blick wartete er ab, wie die sich jetzt wohl anstellten.Sim-Off: @Macro/Scato: Ich mach an dieser Stelle mal weiter, ihr könnt natürlich trotzdem jederzeit einsteigen.
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Mich schwitzen sehen? repetierte er im Geiste den Ausspruch des Optio, ohne dabei den lauernden Hispo aus den Augen zu lassen. Was glaubt der Kerl, was mir da von der Stirn tropft, Pisse? Aber gut, er soll seine Vorstellung haben. Antias wischte die Handflächen an der Tunica ab, machte sich klein, stürmte unvermittelt auf Hispos' Körpermitte zu und umschlang die Hüften des Riesen. Wie erwartet konterte Hispo den Angriff, in dem er seinen Gegner am Nacken packte und nach unten drückte. Antias zog sich schnell zurück und versuchte es auf's neue, zweimal, dreimal, Hispos lange Arme bekamen ihn immer wieder zu fassen und es wurde jedes mal kraftaufwändiger, sich aus den Griffen zu lösen. Nach dem vierten Versuch ging Hispo zum Gegenangriff über. Mit triumphierendem Grinsen schoss er heran und versuchte Antias' Schultern zu erwischen. Der hingegen wich einen Schritt zurück, schnappte sich beidhändig Hispos linken Arm und riss den Angreifer in einer Abwärtsdrehung auf die Knie. Den Arm immer noch fest umklammert schwang Antias das Bein über Hispos Rücken und hebelte dessen Arm so lange gegen die rechte Schulter, bis Hispo keuchend auf dem Gesicht landete und mit der verblieben freien Hand in den Staub schlug. Antias ließ los, Hispo kam schnaubend auf die Beine und sie umrundeten sich wiederum. Ein paar Finten folgten, zweimal knallten sie mit den Köpfen zusammen, dann stürzte Hispo wieder vor. Antias hatte mit einer erneuten Attacke auf Schultern und Nacken gerechnet, aber Hispo glitt seitlich vorbei, erwischte mit der Armbeuge Antias' Hals und schleuderte ihn mit dem Rücken voran auf den Boden. Mit klebrigem Staub in Mund und Augen versuchte Antias, sich zu drehen aber Hispo war bereits zur Stelle und presste ihm das Knie auf's Sternum. Antias hieb in den Dreck, Hispo ließ ihn hochkommen und das Spiel ging wieder von vorn los. Finten, Angriffe, Würfe, Hebel – so lange, bis sie verdreckt und verschwizt so glitschig geworden waren, dass sie sich kaum mehr zu fassen bekamen.
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Avianus beobachtete den Germanicus und seinen Kollegen noch eine Weile. Hier und da ein paar kleine Fehler, aber fürs erste doch ganz in Ordnung, musste er schließlich feststellen, und war damit im Großen und Ganzen zufrieden. Zuvor hatten sich die zwei quer über den Platz geprügelt, und im Anschluss hatte er schon fast befürchtet, sie würden nach seiner Ansage zu zaghaft miteinander umgehen, stattdessen bekam er tatsächlich das zu sehen, was er sehen wollte. Und auf jeden Fall erkannte er eine deutliche Verbesserung, wenn er in Gedanken einen Vergleich zum ersten Versuch eines Kampfs der zwei anstellte. Dabei schlich sich ein leichtes Grinsen in seine Züge. Vielleicht würde ihm das hier wirklich noch Spaß machen. Ausgerechnet ihm, wo er doch normalerweise nie gerne im Mittelpunkt von irgendetwas gestanden hatte, sondern lieber unauffällig zwischen allen anderen. Aber die Leute, die sich um ihn herum gegenseitig in den Dreck warfen, waren nur ein paar Tirones, im Gegensatz zu früher war er hier derjenige, der das Sagen hatte, welchen Grund hätte er also, nervös zu sein.
Jedenfalls hatte er genug gesehen, und seine Aufmerksamkeit wurde auch noch bei den anderen Rekruten gebraucht.
"Gut so, Tirones", sprach er also erstmals ein schlichtes Lob aus und ließ die beiden wieder alleine.
Den ganzen Vormittag lang ging es noch so weiter, bis die Sonne bereits hoch am Himmel stand und unangenehm auf den Übungsplatz brannte, und weil eine gestrichene Mittagspause der Moral der Männer wahrscheinlich ein ganzes Stück abträglicher wäre, als sich ein paar Runden Ringkampf mehr für die erschöpften Tirones lohnten, beschloss der Optio, dem Exerzieren vorerst ein Ende zu bereiten.
"Das reicht. Gönnt euch eine Pause. Abite*."Sim-Off: * Wegtreten.
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Nachdem sich die Tirones in der Woche zuvor vor allem im Ringkampf geübt hatten, waren für heute Waffenübungen geplant. Man wollte schließlich für etwas Abwechslung sorgen, nicht dass bei den zukünftigen Soldaten noch Langeweile aufkam. Davon wussten jene allerdings noch nichts, denn der Tag fing nicht merklich anders an als sonst: Früh, laut und auf taufeuchtem Boden.
"Guten Morgen, Tirones!", begrüßte Avianus die antretenden Männer wie gewohnt vergleichsweise gut gelaunt. Inzwischen hatte der Iunius festgestellt, dass die Ausbildung der neuen Rekruten zu den angenehmeren Aufgaben seines bisherigen Soldatendaseins gehörte. Der Wachdienst als Miles hatte sich meistens zum Einschlafen langweilig herausgestellt, es sei denn eine gewisse Patrizierin hatte Einlass begehrt, und das gewöhnliche Exerzieren, zu Beginn eher lästig, war nach und nach schlichtweg zur Routine geworden. Dagegen war das Ausbilden einer halbwegs talentierten Truppe eine willkommene neue Herausforderung.
"Wärmt euch erst einmal auf, drei Runden um den Platz."
Außerdem hatte sich das Aufwärmen als gutes Mittel herausgestellt, alle endgültig aufzuwecken. Zwar hatten sich die meisten inzwischen an den Tagesablauf während der Grundausbildung gewöhnt, aber selbst wenn die Tirones bereits wach und bei der Sache waren, ein paar Meter laufen hatten noch niemandem geschadet. -
Stöhnend trabte Antias los. Das würden ein paar verdammt harte Runden werden. Die Augen brannten, sein Kopf fühlte sich irgendwie geschwollen an und seine Beine waren nicht seine Beine. Mochten die Götter wissen, wem die Stelzen gehörten, auf denen er sich schleppend fortbewegte, ihm gehörten diese störrischen Schlegel jedenfalls nicht. Je verbissener er sich mühte, einen Rhythmus zu finden, desto zäher wurde sein Getrampel. Die Zwillinge hatten sich offenbar zu einem Wettrennen entschlossen und fegten glucksend davon wie von Bestien gejagt. Kindsköpfe! Hispo schnellte leichtfüßig heran, überholte ihn, ließ sich zurückfallen, schnitt eine alberne Grimasse und federte wieder von dannen, nur um sich erneut zurückfallen zu lassen und das Spielchen von vorn zu beginnen. Witzbold! Fimbria näherte sich mit schweren Schritten und schloss langsam zu ihm auf. Sogar Fimbria! Der berüchtigtste Morgenmuffel der ganzen Centurie! Grimassierend tänzelte Hispo herbei. „Wie wär’s mal mit schlafen Kleiner?“
Genau das war der Punkt. Schlafen. Wenn es sein musste, kam Antias zwar eine Weile mit ein, zwei Stunden Schlaf pro Nacht aus, aber so ganz allmählich hatte er sich ein stattliches Defizit zusammen gewacht, dem er nicht mehr so ohne weiteres davon laufen konnte. Wieder hatte er die Nacht damit verbracht, im trüben Schein der Kochstelle über einem leeren Blatt Papyrus nach Worten zu grübeln. Vieles war ihm in den Sinn gekommen, von dem er glaubte, Apolonia unbedingt erzählen zu müssen, zu vieles. Er hatte nur dieses eine Blatt, erstanden beim sechsten Contubernium in Tausch gegen drei Lucanicae, und durfte es nicht nur für sehnsüchtige Liebesschwüre verschwenden, so sehr ihm auch danach war. Aber nicht nur die Suche nach Formulierungen hatte ihn wach gehalten, auch die Frage, wohin der den Brief schicken sollte, war nicht geklärt. In die Wohnung? Ins Lupanar? All dies geisterte noch immer durch seinen Schädel, als Fimbria schnaufend dazu ansetzte, ihn zu überholen. Götter! Nicht auch noch Fimbria! Unter Aufwendung der letzten Reserven an Stolz und Ehrgeiz gelang es ihm schließlich, der fremden Beine einigermaßen Herr zu werden. Noch zwei Runden. Als Letzter konnte er den Lauf nicht beenden, auch wenn ihm diese steifen Keulen danach abfallen würden!
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Mit einem dünnen Lächeln musste Avianus feststellen, dass es unter den Tirones noch immer welche gab, die bereits nach drei Runden etwas außer Puste waren. Einerseits verleitete es ihn zu einem breiten Grinsen, dass ein so kurzer bei manchen bereits für Schnaufen sorgte, andererseits bedeutete es für ihn, dass er mit den Tirones noch lange nicht fertig war. Was aber wiederum auch sein gutes haben konnte.
Jedenfalls hatte er nur drei Runden angeordnet, damit danach noch alle fit für die restlichen Übungen waren. Daran würde er noch arbeiten müssen, beziehungsweise würde er seine Leute einfach vor und nach den Einheiten noch ein wenig mehr Laufen lassen. Vorerst war jedoch etwas anderes an der Reihe.
"Tirones, in aciem venite! State!", rief er über den Platz und wartete ab, bis sich die Männer aufgestellt hatten. "Wie ihr sicherlich wisst sind eure wichtigsten Waffen der Gladius und das Scutum...", setzte er fort, während er mit dem Optiostab die Reihe abging und perfektionierte. "Und es wird langsam Zeit, dass ihr lernt, mit ihnen umzugehen. Doch zuvor: Wer kann mir noch etwas zu beidem sagen?"
Er musterte die Männer mit einem Blick, der soviel bedeutete wie: Freiwillige vor. -
In Ordnung, die Beine kamen ihm nun schon etwas bekannter vor, nur die Lungen schienen sich noch nicht recht daran erinnern zu können, wozu sie gedacht waren. Keuchend nahm Antias Haltung an. Welche Schmach hatte er da eben auf sich geladen! Er war nicht nur gelaufen wie eine schwangere Kuh, nein, gegen Ende der dritten Runde war tatsächlich auch der breite Abruzzenbulle Fimbria an ihm vorbei gezogen. An besten, er strich diese drei Runden sofort aus seiner Erinnerung und versuchte, sich anderweitig zu profilieren. Wenn ihn der Optio angesichts seiner Laufleistung für körperlich unterbegabt hielt, ließ sich das im Moment ohnehin nicht ändern. Morgen war auch noch ein Tag. Immerhin hatte die Blutzirkulation so langsam sein Hirn erreicht. „Zu Befehl, Optio Iunius Avianus!“ bellte er eifrig. "Standardbewaffung unserer Infanterie! Der Gladius ist eine Hieb- und Stichwaffe für den Nahkampf mit einer beidseitig geschliffenen Klinge aus Norischem Stahl. Im Gegensatz zur längeren Spatha der Alae wird er an der rechten Seite getragen und in der Formation meist als Stoßwaffe eingesetzt. Das Scutum dient zum Schutz gegen Nah- und Fernkampfwaffen, wird im Nahkampf aber auch als Hiebwaffe eingesetzt. In geschlossener Reihe kann mit den Scuta die Testudo-Formation eingenommen werden!“ Außerdem konnte man sich wunderbar daran auflehnen, wenn keiner hinsah.
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Vor dem Tiro, der sich zu Wort gemeldet hatte, blieb er stehen. Ach, der Germanicus. "Zum Reden reicht die Puste, was?", meinte Avianus trocken, aber keineswegs boshaft, und in Gesprächslautstärke. Ein leichtes Lächeln stahl sich dabei auf seine Lippen.
"Ganz recht, Tiro Germanicus Antias", bestätigte er dann wieder für alle deutlich hörbar, trat etwas von der Reihe zurück und richtete sich wieder an alle Rekruten. "Ihr habt euren Kameraden gehört. Der Gladius dient vor allem Stichwaffe, wird rechts getragen und mit der rechten Hand gezogen, denn mit Scutum und in engen Formationen fehlt ganz einfach der Platz um das Schwert gut von der linken Seite ziehen zu können. Aber mit etwas Geschick und Übung werdet ihr euch bald daran gewöhnt haben."
Zur Veranschaulichung wechselte er den Optiostab in die linke Hand und zog mit einer flüssigen Bewegung das Schwert aus der Scheide. Soviel zur Theorie.
"Also gut: Gladios stringite!*"
Gespannt beobachtete er seine Rekruten. Mit etwas Glück hatte sich der ein oder andere schon daran versucht, doch er hatte die Männer nicht zum Spaß in einer einzelnen Reihe antreten lassen. Für den Fall, dass irgendeinem Genie das Schwert ausrutschte, war es besser, wenn niemand vor jenem Tiro stand, um die Klinge am Ende im Rücken stecken zu haben.Sim-Off: * Schwerter ziehen
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Den Gladius irgendwie aus der Scheide zu bekommen war nicht das Problem. Schon gar nicht, wenn man es so anstellte wie Fimbria. Noch während sich das restliche Contubernium konzentriert die Arme verdrehte, hielt Fimbria das gezogene Schwert stolz in die Höhe. Nur eben verkehrt rum mit dem Daumen am Knauf wie einen Wanderstab. Antias grinste, er kannte das. Der erste Reflex. Ihm war es nicht anders gegangen, als er sich damals den Gladius seines Vaters unerlaubterweise umgeschnallt hatte. Die darauf folgende Backpfeife hallte noch immer in seinen Ohren, ebenso wie die begleitende Mahnung: ‚Zieh ihn nur, wenn du bereit bist, ihn zu benutzen! Und vor allem, zieh in richtig!‘ Also zog er ihn richtig. Eine Drehung des Handgelenkes, den Ellbogen nach hinten, die Handflächen nach außen und den Daumen an den Griffschutz. So flüssig und natürlich wie beim Optio sah das allerdings noch bei weitem nicht aus, von der Geschwindigkeit ganz schweigen. Vielleicht hätte er doch schon im Vorfeld etwas üben sollen. So wie Hispo, dessen Klinge fast von alleine aus der Scheide zischte. Kunststück, der hatte auch seit der Waffenausgabe jeden Abend mit dem Schwert rumgespielt, obwohl ihnen schon Optio Mento eingeschärft hatte, genau das nicht zu tun. Egal. Also weiter. Raus mit dem Gladius, rein mit dem Gladius, raus, rein, raus, rein ...
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Zumindest war keinem das Schwert auf die Füße gefallen, allerdings musste Avianus feststellen, dass es unter seinen Tirones ganz andere Problemfälle gab. Ein wenig verblüfft darüber, wie jemand das Schwert mit einer solchen Selbstsicherheit falsch herum ziehen konnte, während alle Kameraden um einen herum sich damit abmühten, es richtig zu machen, ohne den eigenen Fehler zu bemerken, und noch dazu nachdem er es korrekt vorgezeigt hatte. Vielleicht sollten sie bei der Tauglichkeitsprüfung in Zukunft auch einen Intelligenztest machen. Und irgendwie hatte er das Gefühl, er sollte eigentlich ein ganzes Stück mehr verärgert sein und dem Tiro den Stab auf den Cassis hämmern lassen, dafür dass er ihm offensichtlich keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Natürlich war er verärgert, aber noch überwiegten Verwunderung und die Faszination dafür, dass jemand tatsächlich so blöd sein konnte. Mit einem Stirnrunzeln ging er auf Fimbria zu.
"Da du den Dreh ja schon raus hast …" … zumindest dem Gesichtsausdruck des Tiros nach zu urteilen … "Wie würdest du deinen Gladius jetzt benutzen?" Mit ehrlicher Neugier wartete er die Antwort ab. Außerdem wollte er dem Rekruten damit die Chance geben, seinen Fehler selbst zu bemerken. -
Während Antias das korrekte Ziehen des Gladius allmählich flüssiger von der Hand ging, linste er verstohlen auf seinen so übereifrigen wie unbeholfenen Kameraden hinüber, dessen Blick unsicher zwischen Schwert und Optio hin und her flackerte. Armer Kerl. Der einzig waffenähnliche Gegenstand, den Fimbria bis dato in der Hand gehabt hatte, war vermutlich der Schmiedehammer seines Vaters. Aber auch den hielt man üblicherweise andersrum, stellte Antias mit gutmütigem Grinsen fest. Der bärenstarke Bursche war nicht dumm, auch wenn er das selbst von sich dachte, sondern einfach nur nervös. Fimbria war einer, der immer alles richtig machen wollte und gerade deshalb oft über das Ziel hinausschoss. So langsam schien es ihm zu dämmern, dass er mit dem Gladius aus dieser Haltung heraus höchstens Getreidesäcke durchlöchern konnte. Verlegen und umständlich fummelte er die Klinge in die Scheide zurück. „Schon kapiert, Optio Iunius Avianus. Verzeihung ..“
Mit großer Geste ließ Antias seine Hand zum Schwertgriff sinken, drehte sich leicht in Fimbria’s Richtung und zog den Gladius betont langsam aus der Scheide. Fimbria beobachtete alles fasziniert und versuchte es dann erneut. Das sah schon viel besser aus. Noch ein- oder zweitausend Wiederholungen und Fimbria würde mit seinem Gladius verwachsen wie ein Skythenarsch mit der Satteldecke.
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Avianus sagte erst einmal gar nichts mehr, sondern beobachtete lediglich wie der Tiro allmählich begriff, zog abwartend die Brauen in die Höhe, als dieser es doch noch schaffte, seinen Gladius wegzustecken und zwang sich schließlich ein dünnes Lächeln auf die Lippen, als er es mit nicht allzu diskreter Hilfestellung des Germanicus doch noch zustandebrachte, die gestellte Aufgabe zu bewältigen.
"Du wirst das üben, von mir aus bis du Blasen an den Fingern hast. Alles klar?", sagte er und seine Worte hörten sich dabei eher wie ein Ratschlag als ein Befehl an. "Das gilt übrigens auch für alle anderen! Ich will nicht, dass irgendein Soldat abgestochen wird, weil er nicht fähig war sein Schwert zu ziehen."
Er ließ seinen eigenen Gladius zurück in die Schwertscheide gleiten und trat wieder zurück. Zeit für die Scuta, denn die waren fast noch wichtiger.
"Scuta sursum*! Nehmt die Grundstellung ein! Linke Schulter und linkes Knie stützen das Scutum!"Sim-Off: * Schilde heben.
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Beim Aufnehmen des Scutums verging ihm das Grinsen gleich wieder. Im Gegensatz zum Gladius, dessen Handhabung er wenigstens ansatzweise beherrschte, hatte er im Umgang mit dem Schild keinerlei Erfahrung. Natürlich war ihm bewusst, dass Scutum und Gladius eine Einheit zu bilden hatten wie Bogen und Sehne. Jedes Kind wusste, dass es zu einem großen Teil ebendiese Einheit war, mit der das Exerticus Romanus die feindlichen Horden an alle vier Weltenden zurück gedrängt hatte. Zumindest theoretisch war ihm das alles glasklar. Aber zunächst einmal bedeute das Scutum nur eine ungewohnte Last, die ihn in seiner Bewegungsfreiheit einschränkte und seinen Gleichgewichtssinn herausforderte. Immerhin ging es allen anderen Tirones ebenso. Die Scuta hoben sich, die Oberkörper neigten sich leicht nach vorn, aber wie eine perfekt geschlossene Schildwand wirkte das ganze noch nicht so recht.
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Erneut ging er die Reihe ab, zerrte an den Schilden und korrigierte die Haltung der Tirones, wo er nicht zufrieden war - im Grunde bei jedem. Unterdessen fiel ihm auf, dass ein paar übereifrige sich bereits daran versuchten eine Schildwand zu bilden. Das Ergebnis war zum einen nicht besonders zufriedenstellend, zum anderen hatte er den Befehl dazu noch gar nicht gegeben.
"Um eine geschlossene Reihe kümmert ihr euch erst, wenn ich den Befehl scuta premite gebe. Seht erst einmal zu, dass ihr eure Scuta richtig haltet!" Und außerdem mussten sie das nicht unerhebliche Gewicht gewohnt werden, das sie beim Großteil ihrer zukünftigen Einsätze mit sich herumschleppen würden. "Unerlaubtes Absetzen des Schildes bedeutet 20 Liegestütze für alle."
Man konnte von Kollektivstrafen halten was man wollte, wenn allerdings im Ernstfall in der Formation nur ein einziger versagte, sein Scutum richtig zu benutzen, konnte es für mehr als nur den einen richtig gefährlich werden.
"Tirones, euer Kamerad hat die Testudo-Formation erwähnt. Wozu wird sie eingesetzt?", fragte er, während er die Rekruten noch immer die Schilde halten ließ. -
[Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/29uzqsg.jpg]
Caius Raecius FimbriaSo, jetzt aber! „Die Testudo-Formation!“ brüllte Fimbria, bevor es ein anderer tun konnte. Von der Tatsache beflügelt, dass er wenigstens das Scutum richtig herum hielt, witterte er hier eine willkommene Gelegenheit, seinen schmählichen Schnitzer mit dem Gladius wieder wettzumachen. „Dient der Verteidigung!“ Vielleicht konnte dies doch noch sein Tag werden. Das Scutum jedenfalls, dessen war er sich sicher, würde er noch halten können, wenn allen anderen Tirones längst die Arme abgefallen waren. Dass seine völlig korrekte Aussage keine Reaktion hervorrief, brachte ihn allerdings etwas in’s Grübeln. Was war denn jetzt schon wieder? Unsicher blinzelte er den Optio an. Nun ja, möglicherweise bedurfte die Angabe noch einiger Ergänzungen. „Speziell der Verteidigung gegen Fernkampfeinheiten wie Steinschleuderern, Speerwerfern und Bogenschützen! Oder auch gegen Zeugs, dass man von Hausdächern schmeißt! Wie der Name schon sagt, ist die Formation sehr stabil aber auch sehr träge! Zum Angriff ungeeignet, lässt sie nur ein sehr langsames Vorrücken unter Beschuss zu!“ War’s das jetzt? Reichte das? Wenn nicht, konnte ja ein anderer weitermachen.
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Verdammt nochmal, der Tiro war ja fast noch lauter als er. Der Raecier verblüffte ihn damit heute schon zum zweiten Mal, vor allem als dann nach der recht kurzen, lauten und nicht gerade brauchbaren Antwort erst mal nichts mehr kam. Abwartend blickte Avianus den Kerl an, der mit seiner Grübelei nur dafür sorgte, dass seine Kameraden ihre Schilde noch etwas länger halten mussten. Er unterdrückte ein Seufzen und erinnerte sich abermals daran, dass der Mann genau dafür da war. Damit er lernte, und nicht weil er bereits ein erfahrener, alles-könnender Soldat war. Und am Ende kam doch noch eine passable Antwort.
"Richtig, vor allem beim Vorrücken auf feindliche Stellungen ist die Testudo deshalb von großer Bedeutung. Scuta deorsum*!", schallte es über den Platz, als er den Tirones einen kurzen Augenblick gab, die Schilde abzustellen. "Scuta sursum!", hieß es jedoch gleich darauf. Im Grunde hatte er die Tirones ihre Scuta lediglich aus dem Grund absetzten lassen, um zu sehen, ob dieses Mal alle von selbst in eine akzeptable Haltung fanden.
Dennoch war ihm bei der Anwort des Tiros ein kleiner Fehler aufgefallen, oder zumindest eine Lücke. Schließlich waren nicht alle Wurfspieße grob geschnitzte Holzspeere, und das Pilum erwieß sich als außerordentlich hilfreich gegen feindliche Schilde.
"Doch du sagtest gegen Speerwerfer. Wer kann mir allerdings sagen was passiert, wenn Pila auf Scuta treffen?", stellte er erneut eine Frage in die Runde.Sim-Off: * Schilde ab
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