• Auch wenn Sextus keine Ahnung hatte, was ein ihm völlig unbekannter Helvetier mit ihm zu schaffen hatte oder von ihm wollen könnte, hatte er in seinem Terminkalender ein Momentchen gefunden, die er mit derlei Kurzweil dann belegen konnte. Also hatte er eine entsprechende Nachricht verfasst und an die Helvetii geschickt und harrte an diesem Tag der Dinge, die da unbekannterweise kommen mochten.

  • Von der porta kommend, führte ein kleiner Sklavenjunge den angemeldeten Besucher ins tablinum, wo der Hausherr diesen hatte empfangen wollen. Entsprechend dem Anlass hatten andere Sklaven bereits einige Erfrischungen und Obst auf einem Tisch angerichtet, um diese den Herrschaften auf Wunsch zu reichen.


    "Herr, dein Besuch ist da ...", rief der kleine Sklavenjunge beim Eintreten laut aus, um sogleich auf der Stelle kehrt zu machen und vergnügt hüpfend wieder den Raum zu verlassen. Seine Pflicht hatte er ja getan und nun wollte er sich (als Belohnung) sogleich ein Honigküchlein aus der Küche stibitzen ...

  • Commodus betrat das Tablinum und sah sich mit einem kurzen Blick um, um danach seine volle Aufmerksamkeit an den Hausherren der zu richten. Er wartete allerdings zunächst ab bis dieser ihn bemerkte und fing nicht gleich an los zu quatschen. Konnte ja gut sein das dieser gerade beschäftigt war, denn das Commodus heute einen Termin bekommen hatte war zwar ein guter Anfang aber er machte sich keine Illusionen das das er jetzt exklusive Rechte hatte sondern sehr wahrscheinlich irgendwo dazwischen eingebaut worden war.

  • Irgendwann musste Sextus sich die Zeit nehmen, sich doch einmal die Namen der Sklaven zu merken. Einzig und allein aus dem Grund, dass er später zuordnen konnte, welchen der Sklavenjungen er übers Knie legen musste, damit diese lernten, vernünftig Meldung zu machen. Es gab nichts schlimmeres, als peinliche Sklaven.
    Sextus schüttelte nur kurz den Kopf, als sein Gast eintrat und erst einmal schwieg. “Salve, Helvetius. Du hättest in deinem Brief vielleicht erwähnen sollen, dass es um Staatsangelegenheiten geht. Ich fühle mich irgendwie für unser Gespräch zu leger angezogen“, versuchte Sextus, den Beginn mit einem kleinen Scherz aufzulockern. Aber in der Tat trug er selbst lediglich eine bequeme Tunika, wenngleich aus feiner und teuer eingefärbter Wolle, und seine Hausschuhe. Wer sollte auch ahnen, dass man bei einer persönlichen Bitte besser das volle Amtsornat trug, inklusive Toga mit latus clavus und Purpurstiefeln?

  • Der launige Kommentar brachte Commodus erst einmal kurz aus dem Konzept. Er hatte irgendwie mit einem steifen Patrizier gerechnet und weniger mit einem lockeren jüngeren Mann. So jedenfalls sein erster Eindruck der auch von der Reaktion über die Aktion des Sklaven gefestigt wurde.
    "Salve Sextus Aurelius Lupus...danke das du mich heute empfängst", ein kurzes Lächeln dazu und weiter im Text der sich nun bereits vom sorgfältig vorbereitenden unterschied.
    "Also um Staatsangelegenheiten geht es nur im begrenzten Umfang... aber dennoch sind sie nicht weniger wichtig und bei einem Besuch in so hohem Haus sollte man als Gast doch entsprechend erscheinen will ich meinen."


    Commodus ließ eine kleine Pause um seine nächsten Worte zu sortieren und um dem Gastgeber Gelegenheit zu bieten ihm einen Platz anzubieten und dergleichen.

  • Offenbar war sein Gast nicht gewillt, dieses Gespräch hier möglichst einfach und effizient zu gestalten. Plebejer waren doch immer wieder lustig, wenn es um deren Vorstellungen ging, was innerhalb eines patrizischen Hauses angemessen war. Sextus hingegen zweifelte ernsthaft daran, dass auch nur irgendein Mensch auf der Welt existierte, der sich in dieser Unmenge an Stoff wohlfühlte, die nichts außer einem kerzengeraden Stand ermöglichte und bei jeder noch so kleinen Gelegenheit drohte, von der Schulter zu rutschen. Noch dazu, dass man selbst dann alle zwei bis drei Stunden sich neu wickeln lassen musste, da die Falten sonst wirr und platt aussahen. Gäbe es die Vorschrift nicht, dass im Senat eine Toga verpflichtend war, so war Sextus sicher, innerhalb einer Woche würde weniger als eine Handvoll sie tragen.


    “Nun, wenn es um derart wichtige Angelegenheiten geht, sollten wir wohl schnell zum Punkt kommen.“ Sextus wandte sich an einen Sklaven am Rand, der mit Wein und Wasser bereit stand, schenkte sich einen Becher, großzügig verdünnt ein, und fragte seinen Gast mit einer wortlosen Geste in seine Richtung, ob er ihm auch etwas einschenken solle.

  • Commodus schloss sich seinem Gastgeber an was das Getränk anging.


    Das schnell zum Punkt kommen brachte Commodus zwar ein wenig aus dem Konzept aber gut, er würde sich Mühe geben. Merkwürdig eigentlich dabei hieß es doch immer das bei den Patriziern immer erst jede Menge Brimborium und Drumherum gemacht werden musste bevor man zum Kern des Pudels vorstieß. Fing man gleich mit dem eigentlichen Thema an galt das als unschicklich.... jedenfalls meinte Commodus sich zu erinnern das ihm das immer erzählt wurde. Nun war ja jetzt einerlei ob es generell anders war oder nur bei diesem speziellen Patrizier.


    "Gut ich will deiner Bitte natürlich gleich nachkommen. Bevor ich aber formuliere weswegen ich heute hier bin und als Bittsteller vor dich trete muss ich noch eine einleitende Frage loswerden. Diese lautet ob dir bekannt ist wer ich bin... also nicht nur mein Name sondern halt auch das Haus oder besser gesagt welcher Familie ich entspross wer mein Vater und mein Großvater war und wessen Erbe ich damit fortführe?"

  • 'Erbe' war für Sextus ein sehr gewagtes Wort. Außer, man bezog sich darauf, dass man im Grunde genommen kein weitreichendes Vermögen oder Einfluss oder dergleichen meinte, sondern schlicht und ergreifend... nichts.
    Sextus setzte sich also auf eine der bequemen Liegen am Rand – in Erwartung, dass sein Gast wohl selber so klug wäre, sich hinzusetzen, wenn er es wollte, die akkuraten Falten seiner Toga weniger schätzte als seine Bequemlichkeit und nicht auf ein explizites Aussprechen wartete. Er nippte an seinem Wein und bemühte sich um eine diplomatische Formulierung. “Du hast die Namen in deinem Brief geschrieben. Dein Vater hat es wohl als Ritter weit gebracht, und dein Großvater war zumindest Ädil und Senator.“
    Aber all das war schon so lange her, dass es schon zu der Zeit, als Sextus selbst so alt gewesen war wie der Mann hier vor ihm, schon im Reich der Vergessenheit anzusiedeln war. Große Namen, die allerdings nichts hinterlassen hatten. Ähnlich seinem Großvater, der zu Urzeiten auch einmal Proconsul gewesen war. Sextus' eigener Einfluss aber begründete sich aber auf langer, harter Arbeit durch ihn selbst und seine Verwandten, lange aufrecht erhaltene Familienbande und geschickte Hochzeiten. Und einem nicht unerheblichem Familienvermögen. Und soweit Sextus informiert war – was er zugegebenermaßen nur äußerst rudimentär war – hatten die Helvetii im Moment mit nichts von alledem aufzuwarten.

  • Nun war Commodus schon ein wenig gekränkt. Er versuchte dies nun natürlich nicht sichtbar zu machen. Gerade bei Patriziern die so viel Wert auf Abstammung legten war er der Meinung gewesen das diesen doch ein gutes "Haus und Herkunft" wichtig war und die Leistungen die die Vorfahren erbracht haben. Fast dachte er er würde einen Homo Novus gegenüber stehen bei denen fraglos nur das zählte was man selbst erreicht hatte.
    Nun ja wie auch immer ein paar Sätze dazu musste er dann doch noch verlieren:
    "Ganz recht mein Vater, Lucius Helvetius Falco, hat es bis zum Praefectus Praeterius und Praefectus Augustus gebracht und ist während letzteren Amtes bei einer gefährlichen Mission gegen die Parther für das Reich gestorben", wahrscheinlich jedenfalls und viel weiter konnte man es als Eques jawohl kaum bringen.


    "Mein Großvater, Titus Helvetius Geminus, war viele Jahre Senator Ädil, Princeps Senatus und Klient von Divus Iulianus."


    Commodus räusperte sich kurz
    "Nun aber ich will dich nicht länger mit der Vergangenheit dieser Männer meiner Vorfahren langweilen. Ich wollte lediglich sagen das ich der Erbe dieser Linie bin, zweifelos noch am Anfang des Weges was die politische Laufbahn angeht aber dennoch bereits heute Oberhaupt der Gens Helvetia und Inhaber der Ländereien und Vermögen dieser genannten Männer.
    Der Grund für mein heutiges erscheinen und dafür dir kostbare Zeit zu stehlen ist der das ich mich gerne nach deiner Verwandten Aurelia Prisca erkundigen wollte. Der Tot ihres ehrenwerten Mannes ist ja nun bereits einige Jahre her und auch wenn sie nicht mehr, mit Verlaub, blutjung ist, so ist sie doch noch lange nicht...in einem Alter wo man ewig Trauer trägt."

  • Irgendwie wanderte der Schluck Wein, den Sextus in diesem Moment zu sich nehmen wollte, weniger in seinen Magen als in seine Nase, was zu einem mittelprächtigen Hustenanfall führte. Und auch, nachdem sich selbiger gelegt hatte, musste Sextus sich mehrfach räuspern, ehe er zu einer Antwort ansetzen konnte.
    Er sah noch einmal den Helvetier vor sich von oben bis unten an, dann noch einmal, ehe er Luft holte und versuchte, seinen Gast so wenig wie nur irgend möglich zu beleidigen. Auch, wenn das in diesem speziellen Kontext mehr als schwer war.


    “Nun, Helvetius, wie dir unlängst bekannt sein sollte, gehört Aurelia Prisca wohl zu den zehn wohlhabendsten Frauen des Imperiums. Sie ist den Lebensstil als Patricia gewohnt und verdient auch schlicht nichts anderes. Natürlich wird sie wieder heiraten.
    Aber wie kommst du darauf, dass sie irgend jemanden heiraten würde, der gleich mehrere Stufen unter ihr steht? Ein Plebejer, der nicht einmal der Nobilitas angehört, oder in absehbarer Zeit dazu gehören wird? Noch dazu, und da verzeih mir die offenen Worte, nachdem er selbst noch nicht einmal als Vigintivir in Erscheinung getreten ist, so dass es absehbar ist, dass er noch mehrere Jahre benötigen wird, um auch nur Senator zu sein?
    Welchen offensichtlichen Vorteil einer solchen Verbindung habe ich also übersehen, nachdem es eigentlich genügend Junggesellen patrizischer Abstammung gibt, die meiner Cousine ein angemessenes Ansehen durch die Eheschließung bringen – abgesehen von einem herausgehobenen Lebensstil?“

  • Also doch.... ein typischer Vertreter der Patrizier saß ihm gegenüber. Commodus war sich nicht sicher ob er sich nur hatte blenden lassen von dem lockeren Auftritt oder ob das Masche von dem Aurelier gewesen war. Er ärgerte sich das er nicht wie geplant sein Anliegen langsam vorgetragen hatte. Das er sich hatte blenden lassen und einfach herausgeplatzt war. Wie ein kleiner Anfänger war er auf die Falle hereingefallen. Alle zurecht gelegten Argumente, Verbindungen und Kontakte über die er verfügte... all das war ungesagt geblieben. Der Hinweiß das Prisca reich war konnte der Aurelier sich schenken... als arm konnte man ihn ja wohl auch kaum bezeichnen. Aber wie auch immer all das was hätte sein können, konnte nun nicht sein. Statt dessen stand er da wie ein kleiner Junge und musste sich von diesem Fossil auslachen lassen. Wenigstens gab er sich die Mühe und versuchte wenigstens, wenn auch mit wenig Erfolg, das als Husten zu verschleiern. Nur mühsam gelang es Commodus die Contenance zu wahren.
    Sein erster Drang war es gewesen dem Aurelier ins Gesicht zu schleudern das seine Verwandte beschädigte Ware war und deshalb wohl noch nicht wieder geheiratet hatte. Immerhin war sie weit über 20, hatte bisher noch kein Kind zur Welt gebracht usw.
    Doch es gelang ihm, mühsam, sich nicht diese Blöße zu geben. Immerhin hatte er das trotz seiner Jugend inzwischen begriffen und anders als in seiner Anfangszeit hier in Roma inzwischen umgesetzt.
    "Nun verehrter Sextus Aurelius Lupus...ich bin da dann wohl falscher Informationen aufgesessen und gratuliere natürlich schon einmal zu der bevorstehenden Hochzeit. Angesichts der Länge seit dem Tod ihres ersten Ehemannes und der Tatsache das deine Verwandte ja auch nicht jünger wird kann es ja nicht anders sein als das eine Heirat kurz bevor steht.
    Das war mir wie gesagt nicht bekannt. Da dies aber ganz offensichtlich der Fall ist bitte ich meine Dreistigkeit zu entschuldigen. Jegliche weiteren von mir vorgetragenen Argumente und Aussagen als Werbung für meine Person wären an dieser Stelle dann doch, da wirst du mir sicherlich zustimmen, pure Zeitverschwendung. Da ich dir ja ohnehin schon ungeplant Zeit geraubt habe denke ich das man sich das sparen kann. Wie gesagt ich freue mich für dich und deine Gens und hoffe das du mich als würdig genug erachtest wenigstens zur bald statt findenden Hochzeit eingeladen zu werden."


    Er stellte sein Wein, unberührt, ab und gab dem Gastgeber noch kurz Zeit für ein paar Abschiedsfloskeln.

  • Also gab es keine Gründe, die für eine solche Hochzeit sprachen. Leute gab es, die gab es gar nicht. Ganz offensichtlich war der Helvetius schwer gekränkt, nichts anderes ließ seine Wortwahl oder sein Benehmen als Schlussfolgerung zu. Aber gut, er war offenbar noch sehr jung und reichlich unerfahren darin, wie man sich selbst verkaufte. Sextus war heute in großmütiger Stimmung und ging daher über das Trotzverhalten hinweg.


    “Nun, wenn ich eines gelernt habe, dann, mich bei keiner Hochzeit in die Gästeliste der Braut einzumischen. Wenn sie dich einläd, wirst du selbstverständlich willkommen sein.“
    Sextus erhob sich, seinen Wein noch in den Händen haltend, um seinen hitzköpfigen Gast zu verabschieden. “Ich würde zwar nicht so weit gehen, ein Gespräch jedweder Art als Zeitverschwendung zu betiteln, allerdings möchte ich dich auch nicht unnötig aufhalten. Wenn du also an weiterer Konversation nicht interessiert bist, danke ich dir für deinen Besuch. Mein Sklave wird dich gerne nach draußen begleiten.“ Nicht, dass der Kerl in seiner Wut noch randalierte. Oder sich verlief – wenngleich rechts aus der Türe hinaus und dann immer geradeaus bis zur Porta nun so schwer nicht zu finden war. Aber man wusste ja nie.


    Sextus drehte sich schon wieder halb zur Seite, als dann doch der Lehrer in ihm sich rührte und dem Burschen noch einen gutgemeinten Rat mit auf den Weg geben wollte.
    “Achja... nur für den Fall, dass du eine politische Karriere einer militärischen vorziehst: Es zeugt von Schwäche, auf Fragen nicht mit Argumenten, sondern mit Angriffen zu antworten. Ein geübter Redner wird darin immer den Hinweis erkennen, dass dem Gegenüber sachliche Argumente fehlen. Du solltest dich darin üben, zu überzeugen, nicht zu verhandeln. Und dies möglichst auf Augenhöhe.“
    Vermutlich würde das in dem hitzigen Gemüt nur zu einem noch größeren Wutanfall führen. Auch wenn das nicht Sextus' Intention war. Aber vielleicht sickerte irgendwann in dem jungen Geist die Erkenntnis durch, dass er sich ein wenig mehr um Diplomatie bemühen musste, wenn er jemals die Chance auf eine andere Antwort bezüglich eines Heiratsantrages hoffen wollte.

  • Sein gegenüber schien nicht nur in Innereien lesen zu können sondern auch in lebenden Menschen. Ansonsten hätte er wohl kaum noch solch einen Ratschlag losgelassen. Ganz so als ob er Commodus ware Gedanken kannte und gehört hatte.


    Bei der Sache mit der Einladung hatte Commodus nur verstehend genickt und mit einem Lächeln ein
    "Natürlich", von sich gegeben.


    Auch zum zweiten Vorwurf äußerte er sich mit augenscheinlich freundlicher Miene und lächeln.
    "Nein natürlich ist nicht jedes Gespräch Zeitverschwendung aber ein weiteres Gespräch über eine mögliche Hochzeit wo die Braut doch bereits einen Bräutigam hat macht wohl keinen Sinn."


    Erst nach dem Ratschlag wurde sein Lächeln etwas schmaler und verließ seine Augen. Doch sein Ton blieb weiterhin ruhig.
    "Ich danke dir für diesen väterlichen Rat eines alten und erfahrenen Mannes wie dir. Auch wenn das jetzt wieder sehr militärisch klingt aber man soll Kämpfe nur führen wenn man sie auch gewinnen kann."

  • Und schon wieder diese kleine Stichelei mit der 'baldigen Hochzeit'. Als ob es Sextus auch nur im geringsten juckte, was ein dahergelaufener Plebejer über seine Cousine dachte! Er hatte nie behauptet, dass Prisca bald heiraten würde, und er sah auch nicht die Notwendigkeit, warum sie das tun müsste. In ihrem jetzigen Alter konnte sie noch gut sechs Kindern das Leben schenken – Mehrlingsgeburten nicht mitgerechnet - und selbst, wenn sie kein einziges bekommen sollte, war sie immer noch eine Frau aus bestem Hause mit politischen Verbindungen und gewaltigem Reichtum. Wenn 'Kinder kriegen' der einzige Grund für eine Eheschließung wäre, würde sich wohl auch der Kerl vor ihm eine Vierzehnjährige suchen, die noch ein Dutzend Nachkommen werfen konnte. Wieso also glaubte der Helvetier, dass diese Stichelei auch nur den Hauch eines Nährbodens finden könnte? Sextus fand sie allenfalls ermüdend und lästig.


    Sextus ließ den Helvetier einfach abdampfen und ruhig in dem Glauben, das letzte Wort in der Sache gehabt zu haben. Es gab wahrlich wichtigere Dingen, mit denen er seine Zeit 'verschwenden' konnte. Gewiss würde er es nicht mit einem Dementi oder gar einer Rechtfertigung für seine Cousine tun, und auch nicht mit einer Diskussion, ob man Schlachten schon bei der geringsten Gegenwehr gleich als verloren ansehen sollte. Bei den Göttern, da hatte ja selbst der Waschlappen Piso seinerzeit mehr Kampfgeist bewiesen, als sein Vetter Corvinus seinen Heiratsplänen mit Prisca erst einmal einen Riegel vorgeschoben hatte.
    Sextus wartete also, bis er auch das Schließen der Porta hinter dem Gast vernahm, und schüttelte dann einfach nur den Kopf. Er überlegte, ob er Prisca überhaupt irgend etwas davon sagen sollte. Vielleicht später, wenn sie ihm wegen irgend einer Kleinigkeit in den Ohren lag, um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es würde ihr sicher nicht gefallen, wenn Sextus ihr vorwarf, dass sie nicht genug auf ihre Stellung achtete, dass schon dahergelaufene Plebejer meinten, sie 'einfach so' zur Frau kriegen zu können, weil die Gens Aurelia sie offensichtlich loswerden musste. Ja... sowas würde ihr ganz sicher den Wind aus den Segeln nehmen.
    Aber für den Moment war der ganze Vorfall schlicht zu unbedeutend, um sich über irgend etwas davon weiter Gedanken zu machen. Sextus leerte seinen Becher und gab ihn an den Sklaven zurück. Den vollen Weinkelch reichte er ebenfalls an diesen. Da war es Sextus egal, ob er damit die Blumen goss oder es selbst trank. Solange das Ding nicht herumstand und am Ende noch irgendwo Flecken hitnerließ.

  • Die fortschrittlichen Ansichten seines Gegenübers was den Sinn einer Heirat anging konnte Commodus natürlich nicht erahnen und blieben daher auch unkommentiert.


    Doch einfach so wie ein beleidigtes Kind wollte Commodus auch nicht abdampfen. Daher räusperte er sich nach seinen letzten Worten, ordnete die leidigen Falten seines Gewandes und reichte dem Aurelier die Hand.


    Begleitet war diese Geste mit den freundlich gesprochenen Worten:
    "Nun gut verehrter Aurelius ich bedanke mich dafür das du mich empfangen hast und verbleibe mit den besten Wünschen und Gedanken an deine Person und deine Gens. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder."
    Begleitet wurde Geste und Worte mit neutralem Gesichtsausdruck.


    So erwachsen war Commodus inzwischen natürlich schon das nach einem Moment der Schwäche auch schon wieder die Contenance gewahrt wurde. Ob sein Gegenüber sich ähnlich verhielt konnte er ja natürlich nicht wissen. Er wusste nur eindeutig das er nicht einfach so abdampfen würde denn wann und ob er das tat oblag ja seiner Entscheidung.

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