• Bei Aelias Bemerkung mußte ich auflachen.


    Nachdem ein nochmaliger kurzer Blick nach oben mir bestätigte, das Iupiter nicht die Absicht hatte mich mit Blitzen zu strafen, antwortete ich ihr.


    "Da die Götter auch unsere Gedanken lesen können, wissen sie, das ich fest an sie glaube. Jedoch scheint mir ein baldiger Besuch in unserem Lararium als Sühne für meinen kleinen Scherz angeraten zu sein, wiewohl ich dort heute bereits gebetet habe. "

  • "Tu das lieber.", bestätigte ich nickend. "Besser einmal zu viel gebetet, als schließlich doch noch vom Blitz getroffen zu werden."
    Was wohl auch nicht die angenehmste Art zu sterben war. Mehr Pech konnte man ja schon fast nicht haben, doch wie ich meinen Bruder so kannte...
    "Lassen wir das lieber, bringt nur Unglück.", meinte ich schließlich und schmunzelte.


    "Kann ich dich mal was fragen Bruderherz?"

  • "Lassen wir mal die Tatsache mit der Verlobung nach einem Tag weg...was hälst du von Victor? Er hat erzählt, ihr wart mal zusammen bei den Vigiles?!", fragte ich also. Viel wusste ich ja in der Tat nicht über den Mann den ich heiraten wollte.

  • "Victor und ich dienten zusammen bei den Urbanern, bevor mich der Imperator mit dem Aufbau der Vigiles betraute." begann ich zu erzählen.


    "Ganz ehrlich gesagt, habe ich von Victor eine positive Meinung. Ich halte ihn für einen fähigen, dem Kaiser treu ergebenen Offizier. Menschlich erscheint mir Victor auch in Ordnung. Ich kam immer ausgezeichnet klar mit ihm und er ist zuverlässig. Er ist ein guter Freund für mich. Über seinen Werdegang weiß ich, das er genau wie ich, seine militärische Laufbahn bei der Legio I begann und von dort zu den Cohortes Urbanae wechselte. Bei den CU hat er sich von der Pike auf bis zu deren Kommandeur hochgearbeitet."


    Hoffentlich lobte ich Victor jetzt nicht zu sehr, dachte ich kurz nach. Ich wollte die beiden schließlich nicht verkuppeln. Allein Aelias Gefühle sollten entscheiden, wen sie zum Manne nahm. Aber meine Schwester und ich waren immer offen und ehrlich miteinander gewesen und ich sah keinen Grund dies jetzt anders zu halten.

  • Aufmerksam lauschte ich Falcos Worten und nickte ab und an.
    Das klang eigentlich genauso, wie auch sie den ersten Eindruck von Victor hatte.
    "Na, das klingt doch gut." Ich war allerdings wohl auch voreingenommen, auf Wolken schwebend übersieht man ja auch so manche Kleinigkeit.
    Glücklicherweise schien mein Bruder ihn ja auch zu mögen, was meine Meinung schonmal bestätigte. Er würde ihn sicher nicht über alle Maße loben, nur damit ich einen Mann heiratete.
    In Gedanken versunken fiel mir plötzlich noch eine Frage ein. "Glaubst du an so etwas? Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?"

  • "Ja, das tue ich, meine liebe Schwester. Man sieht einen Menschen, schaut ihm in die Augen und weiß irgendwie, man gehört mit diesem Menschen zusammen." antwortete ich ernst und dachte dabei an meine erste Begegnung mit Liliana. Ich hatte damals sofort gewußt, das dies die Frau ist, mit der ich mein Leben verbringen möchte.


    "Die Zeit muß dann allerdings erweisen, ob die Gefühle auf beiden Seiten so stark sind, das es für ein gemeinsames Leben reicht."


    Auch in dieser Hinsicht fühlte ich mich selbst als echter Glückspilz, denn die Liebe zwischen Liliana und mir war noch immer genauso fest und stark wie am Tage unserer Hochzeit. Ich hoffte für Aelia, das ihr einst genausoviel dauerhaftes Glück beschieden sein möge.

  • Seufzend nickte ich. "Denkst du ich mache einen Fehler?", fragte ich schließlich. Wirkte ich nach außen hin oft immer so selbstsicher wie eh und je war ich doch oft im Inneren unsicherer, als man dachte.

  • "Ach, Schwesterherz, du stellst schwere Fragen." seufzte ich jetzt und zog Aelia - ihre Unsicherheit spürend - jetzt an mich, damit sie ihren Kopf auf meine Schulter legen konnte.


    "Nur die Götter allein wissen, was die Zukunft bringt. Wir Menschen sehen oft erst im Nachhinein ob wir richtig oder falsch gehandelt haben."


    Nach einem Moment des Nachdenkens fuhr ich fort. "Nein, ich habe nicht das Gefühl, das du im Begriff bist einen Fehler zu begehen, Schwesterherz. Jedoch prüfe vor einer Entscheidung gründlich dein Herz. Laß dir Zeit dafür, dann wird es dir den rechten Ratschlag weisen."

  • Den Kopf an Falcos Schulter gelegt, nickte ich.
    "Herrje, kaum bin ich wieder zu Hause mach ich dir nichts als Probleme.", sagte ich schließlich schmunzelnd und drückte mich von meinem Bruder los. "Ich werde das schon hinbekommen, habe ich bisher doch immer!"
    Jedenfalls hoffte ich das.
    "Genug von Problemen, erzähl mir jetzt lieber von deiner Frau...Liliana, richtig? Wie hast du sie kennen gelernt?"

  • "Aelia, du und ich, wir haben immer offen miteinander über unsere Probleme gesprochen und uns gegenseitig Rat und Hilfe gegeben. Laß es uns auch weiterhin so halten. Du wirst schon zum richtigen Entschluß kommen." sagte ich aufmunternd. "Ich habe da volles Vertrauen in dich."


    Nicht unfroh über den von Aelia vorgeschlagenen Themenwechsel berichtete ich ihr, wie ich meine Liliana kennengelernt hatte.


    "Wie ich dir schon sagte, war es auch bei Liliana und mir Liebe auf den ersten Blick. Man kann sagen, die Götter selbst haben Liliana und mich zusammengeführt. Liliana war kurz vor unserem Kennenlernen in Rom eingetroffen und hatte hier keine Familienangehörigen. Jedenfalls besuchte Liliana eines Morgens eine Bekannte aus dem Cultus Deorum, Flavia Messalina. Messalina ist seit langem eine gute Freundin von mir und wie der Zufall so spielte und unser Schicksal es so wollte, war ich an eben diesem Morgen wegen einer geschäftlichen Sache ebenfalls zu Messalina unterwegs. Vor ihrem Haus trafen wir uns und lernten uns so kennen. Messalina war aber an diesem Morgen überraschenderweise gar nicht zu Hause. Da Liliana und mir der Magen knurrte, nahmen wir in einer Taverna ein gemeinsames Frühstück ein. Wir redeten lange miteinander und fühlten uns sofort voneinander angezogen. Da Liliana kein Heim in Rom hatte, zog sie zu mir in die Casa Didia und ich nahm sie in die Gens Didia auf. Eine eher ungewöhnliche Vorgehensweise, aber dafür sind wir Didiusse ja bekannt..." .sagte ich grinsend ."...und unser Imperator selbst gab schließlich seinen Segen dazu. Auf unserer Hochzeit erwies uns der Kaiser persönlich die Ehre und fungierte als Brautvater. Nun sind wir schon einige Zeit mieinander verheiratet und ich fühle mich mit Liliana an meiner Seite als der glücklichste Mann auf Erden.

  • "Bei allen Göttern!", rief ich überrascht, nachdem Falco zu Ende erzählt hatte. "Der Imperator persönlich? Ich werde mir nie verzeihen, dass ich das verpasst habe!"
    Typisch, wenn einmal etwas wirklich aufregendes passierte hockte ich in Lugdunum und hielt einer altersschwachen Großtante Händchen. Das Leben war einfach ungerecht.
    "Du siehst auch sehr glücklich aus Brüderchen.", bestätigte ich schließlich schmunzelnd. "Das letzte Mal hast du so ausgesehen, als du unserer Mutter einen Honigkuchen stibitzt hast."

  • "Ja, da hast du echt was verpaßt. Die Hochzeit von Liliana und mir war wunderschön." bestätigte ich Aelias Worte.


    Über ihren Vergleich mit dem Honigkuchen mußte ich grinsen. Die Honigkuchen, welche unsere Mutter immer für uns gebacken hatte waren zwar überaus lecker gewesen, jedoch hielt ich Liliana für weitaus leckerer als jeden Honigkuchen. ;)


    "Du wirst ja Liliana bald kennenlernen und ich denke, das ihr euch gut miteinander verstehen werdet."

  • Nickend stimmte ich dem zu. "Da bin ich mir sicher, wenn du sie liebst kann sie ja nicht so verkehrt sein.", entgegnete ich und schmunzelte.
    "Wenn nicht lebst du eben in einem Haus in dem sich deine Schwester und deine Frau andauernd ankeifen." ;)

  • Mit fragendem Gesichtsausdruck verfolgte ich den Blick meines Bruders nach oben und runzelte die Stirn.
    "Ich weiß gar nicht was du hast, dann würde hier mal richtig Leben ins Haus kommen." :D
    "Es ist wirklich auffallend ruhig hier...was ist los? Alle Didiusse ausgeflogen?"

  • "Seitdem du hier bist, ist es mit der Ruhe doch sowieso vorbei, Schwesterherz." entgegnete ich lachend.


    "Aber du hast recht, es ist um den Jahreswechsel wirklich etwas einsam hier. Ich denke aber, das sich dies bald wieder ändert. Wahrscheinlich waren die Saturnalien so anstrengend, das sich alle erst davon erholen mußten. Typisch, aller verkrümeln sich und lassen den Pater Familias mit der ganzen Arbeit allein zurück." ;)

  • "Pfff, verklag mich doch!", brummte ich und verschränkte grinsend die Arme.
    "Wenn sich beim Feiern eben alle ein Beispiel am Pater Familias nehmen musst du dich nicht wundern!", konterte ich und machte meine Unschuldsmiene, als noch jemand den Raum betrat.
    "Salve!", begrüßte ich ihn. War das am Ende einer von den Feiertagsgeschädigten Didiern?

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