• Ich presste fest die Kiefer zusammen. Vor Wut und auch um nicht doch noch loszuheulen. Keine Träne würde ich deswegen vergießen, das schwor ich mir.
    In letzter Zeit schien sich alles gegen mich verschworen zu haben. Erst diese Sache mit Sulla und nun das. Was kam denn nun noch?
    Matt lehnte ich meinen Kopf an Falcos Schulter. Im Moment der einzige Mann, auf den ich nicht sauer war.


    "Ich will ihn nochmal sehen, ja. Ich will wissen, was er zu sagen hat, ob es ihm das wert war, ob er mir noch in die Augen sehen kann..."


    'Einst unser gemeinsamer Waffenbruder...', hörte ich Falco sagen. Einst...und nun alles zunichte wegen einer Frau, wegen mir...das würde ich mir nie verzeihen.


    "Tut mir leid Falco. Seid ich wieder zu Hause bin, mache ich dir nichts als Scherereien."

  • Ich hielt meine Schwester weiter in den Armen, um sie zu trösten. Victors Verrat an ihrer Liebe war ein schwerer Schlag für sie.


    "Gut, geh zu Victor und sprich ein letztes Mal mit ihm. Ich werde dir einen Sklaven mitgeben. Am besten Gabriel, den Neuen. Ich werde ihn nachher rufen lassen. Meinen Brief an Victor nehmt ihr bitte auch mit. Ich schreibe ihn nachher gleich."


    Danach sagte ich leise, auf Aelias letzten Worte eingehend. "Nein, Schwesterchen. Sag nicht sowas. Du machst keine Scherereien. Du bist nicht schuld an dieser Situation. Einzig und allein Victor ist es. Aber ich bin heilfroh, das sich sein wahrer Charakter jetzt entlarvt hat und nicht erst nach der Hochzeit. Ich werde es mir im dienstlichen Verhältnis zu ihm nicht anmerken lassen..." Was schwer genug sein würde, fügte ich in Gedanken hinzu. "...aber privat möchte ich ihn am besten nie wieder zu Gesicht bekommen."

  • Stumm nickte ich vor mich hin.


    "Ich weiß zwar nicht, warum ich noch jemanden mitschleifen soll...aber in Ordnung, wenn du willst."


    Einen Seufzer später und Falcos letzten Satz abwartend, brachte ich schließlich doch noch ein kleines Lächeln zustande.
    "Ja...eigentlich weiß ich auch, dass ich nicht direkt Schuld bin, aber indirekt...egal, jetzt ist es ohnehin zu spät."


    "Weißt du...du warst immer mein Lieblingsbruder.", fügte ich schließlich grinsend hinzu. ;)

  • Als sich erstmals seit dem Beginn unseres Gesprächs wieder ein scheues Lächeln auf dem Gesicht meiner Schwester zeigt, war ich sehr erleichtert. Sie schien langsam mit der Situation umgehen zu können, gleichwohl es noch geraume Zeit dauern würde, bis sie den ihr durch Victor´s Verhalten versetzten Schmerz überwunden haben würde. Ich hoffte, das ihr das geplante letzte Gespräch mit Victor und die Möglichkeit, reinen Tisch mit ihm zu machen, dabei helfen würde. Vorsichtshalber würde ich ihr für diesen Besuch bei Victor einen Sklaven mitschicken, da ich nicht wollte das Aelia sich in ihrer gerechten Wut auf Victor stürzte, wenn dieser mit Lügen und Ausflüchten beginnen würde.


    "Und du, Aelia, warst immer meine Lieblingsschwester und wirst es immer sein." antwortete ich schließlich mit einem frohen Lächeln. Ich drückte sie noch einmal fest, bevor ich unsere Umarmung löste und ihr ins Gesicht schaute. Sie hatte keine Träne vergossen, aber ihre Augen schimmerten feucht.

  • "Ich werds überleben.", sagte ich schließlich mit tapferem Lächeln, als ich Falcos besorgten Blick sah.
    Bei Victor kann ich dafür noch nicht garantieren, dachte ich noch, wischte den Gedanken jedoch schnell beiseite.


    Ich holte nochmal tief Luft und blinzelte die aufsteigenden Tränen weg. Keine Träne würde ich vergießen, nicht wegen diesem...


    "Also...wenn du den Brief hast, gib mir bescheid, dann gehe ich gleich zu...ihm...", bat ich und stand auf.

  • "Ich werde mich gleich hinsetzen und den Brief entwerfen, damit du die Sache rasch hinter dir bringen kannst." versprach ich Aelia.


    "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.."

  • Schmunzelnd sah ich meinen Bruder an.
    "Sieh an, Papa scheint dir ja seine dichterischen...*ähem* Fähigkeiten vererbt zu haben."
    Die Gedichte unseres alten Herrn waren in der Familie schließlich berühmt-berüchtigt.

  • "Ja, unser Papa hat mir einiges vererbt. Nur Gutes natürlich." antwortete ich grinsend.


    Ich war froh, das Aelia schon wieder lächeln und erste Witze reißen konnte.

  • "Oh...ja...richtig...wie das Stellen von lästigen Fragen, die eben schon erwähnte, viel gerühmte *hust* Dichtkunst und das Nase in Angelegenheiten anderer Stecken.", zählte ich frech grinsend auf und zwinkerte Falco zu.
    "Gut, dass ich mehr von unserer Mutter hab." :]

  • Lachend antwortete ich"Ja, unser Vater hat sich durch seine Angewohnheiten viele Freunde gemacht."


    Dann spielte ich den Beleidigten.


    "Du bist ja bloß neidisch darüber, das ich Papas ganze Gaben abbekommen habe."


    Anschließend fragte ich Aelia in leicht provozierendem Tonfall "Was hast du denn deiner Meinung nach von Mama?"

  • "Ohja, wie gerne wäre ich wie der gute alte Falco Sr....", sinnierte ich und blickte zur Decke.
    Wäre nicht noch der Gang zu Victor, den ich vor mir hatte, ich wäre glänzender Laune gewesen.


    "Von Mama? Na, schau mich an und schau dich an. Alles was anders ist, habe ich von ihr."

  • Wären wir beide an diesem Tage unbeschwert gewesen, hätten wir an dieser Stelle sicher noch endlos weitergefrotzelt.


    So aber gab ich mich weit rascher als üblich versöhnlich und sagte: "Weißt du, Schwesterchen, ich glaube Mama und Papa sind auf uns beide ziemlich stolz und darauf, was aus uns geworden ist. Es wäre schön, sie bald einmal wieder zu sehen."

  • "Ja...", murmelte ich und lächelte beim Gedanken daran.
    "Du kannst ihnen ja schreiben, dass sie bald wieder Großeltern werden. Ich bin sicher, dann sausen sie so schnell ihre Gehhilfen sie tragen nach Rom, um den jüngsten Didius-Spross anzusehen."

  • Bei Aelias Worten lachte ich laut auf.


    "Das werden sie, Schwesterlein, ja das werden sie."


    Da ich erst sicher sein wollte, das es mit Lilianas Schwangerschaft keine Komplikationen gab, hatte ich die Information an unsere Eltern immer noch hinausgeschoben. Jetzt aber erschien mir der richtige Augenblick für diesen Brief zu sein.


    Mit Freuden würde ich diese Nachricht Mama und Papa zukommen lassen, dachte ich. Leider fiel mir in diesem Augenblick wieder der Brief an Victor ein, den ich auch noch zu schreiben hatte. Diesen Brief aufzusetzen würde mir ganz gewiß keine Freude machen, aber nichtsdestotrotz war es notwendig.


    Das Leben eines Pater Familias bringt nicht nur Freuden mit sich, dachte ich und seufzte leise.

  • "Papa wird ohnehin froh sein, von seiner "Lieblings"insel wegzukommen.", setzte ich mit fröhlichem Grinsen hinzu.


    Als ich jedoch Falcos Miene sah, wurde ich auch wieder ernster, an mein Vorhaben in Bezug auf Victor erinnert.
    "Dann lass ich dich jetzt mal in Ruhe deine Briefe schreiben...und schreib Papa und Mama einen schönen Gruß von mir und sie sollen bloß nicht auf deine Schauermärchen über mich hören." ;)

  • "Hoffentlich kann sich Papa von seiner Ersatz-Silbermine trennen, die er sich gerüchteweise in seinem Garten eingerichtet haben soll, um die Erinnerungen an vergangene Zeiten auszuleben." lästerte ich mit einem breiten Grinsen.


    "Deine Grüße werde ich ausrichten und dazu schreiben, das du seit deiner Ankunft in Rom immer noch auf den Besuch des ersten Verehrers wartest."


    Mein Grinsen wurde noch breiter.


    "Davon werden Mama und Papa zwar kein Wort glauben, aber immer noch besser, als wenn ich ihnen von dieser unglücklichen Episode mit Victor erzähle. Da würden sie sich bloß wieder Sorgen machen um ihr armes Töchterlein."

  • "Tja, mit Mama als Ersatzsklavenaufseher wird er da viel Freude haben." :D


    "Schreib ihnen lieber, dass du deine arme Schwester schon auf dem Forum an den Meistbietenden versteigern wolltest, nur damit sich endlich jemand anderes mit mir herumärgern muss."
    Ohja, da würde ich mir sicher noch einiges anhören dürfen, wenn sie erstmal hier waren...



    Edit: Rechtschreibung...

  • "Ich glaube, wenn ich deinen Vorschlag aufgreife, werden sie mich enterben oder bei ihrer Ankunft andere schlimme Dinge mit mir veranstalten." antwortete ich lachend.


    Aelia und ich würden unseren Eltern viel zu erzählen habe, dachte ich. So vieles war in letzter Zeit passiert. Zum Glück aber meist gute Sachen. Mama und Papa würden sich über die neue Blüte unserer Familie sehr freuen. Mittelpunkt würde aber sicher ihr Enkel sein, wenn er erst das Licht der Welt erblickt hatte.

  • "Umso besser, dann erbe ich ja dementsprechend mehr.", meinte ich mit triumphierendem Gesichtsausdruck.
    "Und bei den anderen schlimmen Dingen geh ich ihnen mit Freuden zur Hand." :D


    Wie ich allerdings meine Eltern kannte beschränkte sich das allerdings nur aufs durch die Haare wuscheln und Ähnliches...

  • "Sadistische Neigungen hast du also auch, Schwesterchen." stichelte ich weiter.


    "Ich kann dich ja demnächst mal in den Carcer der Vigiles mitnehmen, wenn ich aus einem Gefangenen die Wahrheit herauslocken muß. Ich bin mir sicher, als Folterknecht bist du eine 1A-Besetzung."


    Bei der Vorstellung lachte ich schallend auf.

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