[Tablinum] Vertreter in eigener Sache

  • Macer empfing seinen Gast im Atrium und geleitete ihn in Tablinum, wo beide für das Gespräch Platz nehmen konnten. Natürlich wusste er schon, was höchstwahrscheinlich das Thema sein sollte, auch wenn es der Senatskollege es in seinem Brief nicht genannt hatte. "Salve, Duccius. Du kandidierst also als Consul, wie ich hörte?", begann er daher das Gespräch, noch bevor sich beide gesetzt hatten.

  • Vom Sklaven in das Tablinum geführt und den üblichen Dupondius losgeworden, erwartete der duccische Möchtegern-Konsul den purgitischen gewesenen und folgte artig der Einladung sich zu setzen: "Ja, ganz richtig, Purgitius, ich möchte das Abenteuer wagen. Ich habe lange darüber nachgedacht.. was unter anderem erklärt, warum ich eine Amtszeit ausgesetzt habe. Immerhin galt es viele Dinge in Betracht zu ziehen... unter anderem ein tragfähiges Programm aufzustellen. Wenn du mir erlaubst, würde ich dich gerne davon zu überzeugen suchen."

  • "Nun, gerne", erwiderte Macer, der sich natürlich freute, dass der Kandidat zu ihm kam, um ihm das Programm persönlich zu erläutern. Das gehörte wohl zum Vorrecht der Consulare, dass man solche Hausbesuche bekam. Anders als bei den ersten Ämtern des Cursus Honorum, deren Bewerber auch gerne solche Touren machten, um ihren Namen überhaupt bekannt zu machen, gab es ja hier immerhin auch etwas Spannendes zu erwarten."Ein gutes Programm ist zweifellos ein wichtiger Grundstein für eine erfolgreiche Wahl und eine erfolgreiche Amtszeit. Also, ich höre."

  • "Nun, jede Amtszeit braucht einen Aufhänger... und zu dem meiner Amtszeit mache ich das Streben nach einer Lex Provincialis. Die Civitates nicht nur meiner Heimat verlangen immer lauter danach und es ist selbstredend schon bedenkenswert, wenn die Verfassung der Provinzen nicht im Codex Universalis festgeschrieben steht. Da brauch es ein verlässliches und wasserdichtes Gesetz, mit dem Rom sich ja auch in mehreren Wochenreisen entfernt Geltung verschaffen wird." , begann Vala also aus dem politischen Nähkästchen seiner Kandidatur zu erzählen, "Das Unternehmen wird wohl eins der größeren sein, die zuletzt im Senat verhandelt wurden... zudem gilt es im Codex Iuridicialis entsprechende Anpassungen vorzunehmen, die Rechtsprechung in den Provinzen bedarf ebenso deutlicher Klärung."

  • Macer rieb sich langsam nachdenklich das Kinn, um über diese Idee nachzudenken. "Du meinst so, wie sie es schon einmal gab und abgeschafft wurde?" fragte er nach. "Eine allgemeine Verfassung für alle Provinzen, die über eventuell bei der Errichtung einer jeweiligen Provinz erlassenen individuellen Statuten steht?"

  • "Dass eine solche Verfassung die individuellen Statuten einer Provinz aufgreift, dürfte kaum nennenswerte Rechtstradition sein. Zudem ist es notwendig, eben diesen eine Form zu im Codex Universalis zu geben." , griff Vala den Haken auf, den der Consular zu sehen schien, "Und ich erinnere mich gut an jene Zeit, in der die alte Lex Provincialis abgeschafft wurde... immerhin habe ich selbst als junger Mann an dem Projekt meines Verwandten Duccius Lando und des Caecilius Metellus mitgearbeitet, wenngleich in weitaus geringerer Rolle. Ich kann mich gut daran entsinnen, dass nach der von ihnen angestoßenen Reform der Provinzen die alte Lex hinfällig geworden war, da ihr Inhalt der Reform weitestgehend nicht gerecht wurde. Allerdings entstand damit nun ein Loch, das es zu stopfen gilt. Und dies beabsichtige ich mit Leges, die den Formen der Provinzen gerecht werden."

  • "Oh, bestimmt hat es in diese Richtung wenig Rechtstradition, wenn überhaupt", stimmte Macer gleich dem ersten Punkt lebhaft zu. "Ich zähle mich nun wirklich nicht zu den Historikern, aber ich würde doch annehmen, dass es zur Zeit der Errichtung der ersten Provinzen noch nicht einmal die Idee gab, ihnen eine gemeinsame Verfassung zu geben. Umgekehrt muss ich dann allerdings auch zugeben, dass ich bisher wenig davon gespürt habe, dass es eine Notwendigkeit dazu gibt, eine solche gemeinsame Verfassung über den Codex zu regeln, eben wo doch jede Provinz ihre eigenen Statuten hat", schränkte Macer dann ein, ohne dass er seine Gedanken dazu genauer in Worte fassen zu können. Aber da ihm hier ja ohnehin nur eine Idee vorgestellt werden sollte, brauchte er das ja auch gar nicht und machte sich vielmehr die innerliche Notiz, sich beizeiten näher mit diesem Thema zu befassen, um dann später auf eine mögliche Senatsdebatte vorbereitet zu sein. "Wie manifestiert sich diese Notwendigkeit?" fragte er daher einfach nach.

  • "Nun... die Notwendigkeit manifestiert sich vor allem in der Tatsache, dass der Codex Universalis ganz klar die Erfassung von Leges Provincialium vorgibt.. aber eben noch keine einzige erfasst ist. Die Frage, die sich letztlich in dieser Sache stellt...", fuhr Vala fort, "Ist die, inwieweit sich die Unterschiede in den Provinzialstrukturen deutlich machen um mehrere Leges sinnvoll erscheinen zu lassen... oder eben nur eine umfassende, wie zuvor auch. Ich habe das Gefühl, du scheinst in dieser Hinsicht schon eine Vorstellung zu haben.. lass mich wissen, Consular, wo deiner Meinung nach die Unterschiede liegen, als dass sie in einer Lex zusammengefasst werden könnten?"

  • Macer war einen Augenblick lang verwirrt, was man seinem Gesicht in diesem Augenblick wohl auch ansehen konnte. "Moment, ja, sicher, der Codex Universalis gibt vor, dass für jede Provinz eine Lex Provincialis erstellt wird beziehungsweise dass sie eben durch den Erlass einer solchen Lex eingerichtet wird", stimmte er zu. "Aber wieso ergbit sich daraus die Notwendigkeit, eine allgemeine Verfassung zu erstellen?", hakte er nach, denn seines Erachtens legte die derzeitige gesetzliche Forderung eben sogar fest, dass es keine Blaupause gab, sondern jede Provinz ihre eigenen Statuten bekommen sollte.


    "Und wie kommst du darauf, dass es keine Provinzgesetze gibt? Ich bin mir ziemlich sicher, dass es eben das Provinzgesetzt von Aegyptus ist, das dir und mir die Einreise in eben jene Provinz verbietet", gab er dann schmunzelnd das erstbeste Beispiel, das ihm einfiel. "Und damit wären wir gleich von bei den Unterschieden: Ich war zwar aus besagtem Grund noch nie in Aegyptus, aber ich bin mir sicher, dass die Ordnung dort mit jener in Germania nicht so viel gemein hat, dass es nicht zumindest zahlreicher lokaler Präzisierungen bedürfte, sollte man dies in ein gemeinsames Gesetz fassen wollen. Für altgediente Provinzen wie Hispania oder Sicilia dürfte das analog gelten, während die östlichen Provinzen wohl schon von den verwendeten Begriffen und Namen für Ämter her so stark in griechischer Tradition stehen, dass alles andere als die Verwendung dieser Begriffe im Gesetz wohl kaum Akzeptanz erfahren würde", zählte er dann wunschgemäß ein paar grundsätzliche Unterschiede auf, die ihm in den Sinn kamen.

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