• Nachdenklich meinte ich, "ja ich denke es auch, sie war es bestimmt auch, die mir in den Minuten der Not beistand. Aber lass dir von dem Tier, Gurox ist sein wahrer Name, berichten. Zu dem Zeitpunkt wo er die Taberna betreten hatte war ich nicht dort. Als ich seine Stimme hörte eilte ich in die Küche und holte mir ein Messer. Auf dem Weg zur Taberna rief ich um Hilfe, Alpina hatte inzwischen auch schon geschrien. Mit dem Messer in der Hand stürzte ich hinein und stieß es in seine Richtung, da flog Alpina auch schon gegen den Ladentisch und in einer Drehung schoss sein Fuß gegen meine Brust, ich konnte noch das Messer hochreißen und traf ihn wohl an seinem Bein ehe ich gegen den Türrahmen flog. Wieder zu mir kommend sah ich Alpina auf dem Boden knien von ihm dort runter gedrückt. Ich wusste einen Kampf gegen ihn würde ich nie gewinnen. Da fiel mir der Mutter sei dank das kleine Messerchen an an meinem Gürtel ein. Leise schlich ich zu ihm stieß es ihm in den Hals zusätzlich gelang es mir noch ihn von den Beinen zu stoßen. Fast hätte ich ihn dann tot getreten."
    Sinnend starrte ich noch eine Weile auf den Boden. "Er war wohl in die Taberna gekommen weil er rasend vor Eifersucht, mich dort suchte. So gesehen ist alles meine Schuld gewesen.
    Doch nun sag mir geht es dir wirklich gut, hat er dir und deinen Leuten nichts mehr angetan? Ich meine du wärst ein wenig blass, kann ich etwas für dich tun? Du weißt ich würde alles für dich tun."

    Besorgt betrachtete ich sie und schaute auch kurz zu Korone, vielleicht konnte ich bei ihr etwas sehen, da ich wusste wie sehr sie an ihrer Herrin hing.

  • Mit bestürzter Miene hörte Phryne den Schilderungen Kaesos zu. Sie hegte ja nicht allzuviel Sympathien für die kleine graue Maus Alpina, doch sie konnte sich annähernd vorstellen, was das Kräuterweib durchgemacht hatte.
    Als sie jedoch hörte, wie Kaeso Phrynes ehemaligen göttlichen Osiris verletzt hatte, entwich ihr ein entsetzter Schrei. Kaeso mochte es der Angst um ihn zuschreiben, doch die Libertina litt eher mit dem Mann, dessen Härte und Bedingungslosigkeit sie erregt hatten.


    Oh, bei Kybele! Du hast wahrhaft heldenhaft gekämpft, Kaeso! Ist er schwer verletzt?


    Phryne versuchte die Frage nach purem Interesse klingen zu lassen, doch schwang die Sorge um Appius oder Gurox, wie auch immer er wirklich hieß, mit.


    Rasend vor Eifersucht! Wie süß! Phryne spürte schon wieder dieses eigenartige Gefühl aufkommen. Nein, sie musste diese Sentimentalität lassen. Er war ein Verbrecher! Man würde ihn hinrichten. Sie musste sich von ihm distanzieren.
    Anscheinend sah man ihr die Sorge an. Kaeso jedenfalls stellte eine gewisse Blässe fest. Phryne legte ihren Arm auf seinen Unterarm.


    Keine Sorge, mein Süßer, ich fühle mich wohl. Sehr wohl und ich bin stolz, dass ich unter meinem Herzen das Kind eines solchen Helden trage! Kaeso, ich bin so stolz auf dich! Dein Sohn wird sicherlich ein ebenso mutiger Held werden, wie du es bist.


    Phryne strahlte Kaeso an. Sie wartete auf die Reaktion des jungen Mannes.

  • An die Bewohner des Hauses


    Io Saturnalia!


    Salve ehrenwerte Bürger Mogontiacums!
    Die Zeit der Feste und des Zusammenseins steht uns wieder bevor, und wir wollen diese Zeit unter Freunden und Mitgliedern der Gemeinde begehen.
    Feiert mit uns auf unserem Anwesen vor den Toren der Stadt bei reichlich Wein, Bier und guten Speisen und tanzt zur Musik der Darsteller!
    Das Fest beginnt am ersten Tag der Saturnalien* auf dem Landgut des Praefectus Alae Aulus Iunius Seneca an der Via Borbetomagus, nahe dem Kastell der Ala II Numidia statt. Wir freuen uns über ein zahlreiches Erscheinen von Menschen aller Stände und Herkunft!


    Noch einmal: Io Saturnalia!


    Mögen die Götter euch und die euren stets behüten.


    Gezeichnet
    Praefectus Alae Aulus Iunius Seneca


    Sim-Off:

    *Die Saturnalien beginnen erst am 17.12. jedoch wollte ich den vorweihnachtlichen Spirit etwas ausnutzen, um den Thread gebührend zu bespielen. Deshalb werde ich das Thema bereits am 01.12. eröffnen! :)

  • Zitat

    Original von Phryne
    Phryne strahlte Kaeso an. Sie wartete auf die Reaktion des jungen Mannes.


    „Den Göttern sei Dank, dass du dich wohl fühlst, aber ein ….“ ein Held bin ich gewiss nicht, wollte ich noch hinzufügen, als mir aufging was meine Göttin noch gesagt hatte. Sie anstarrend hielt ich also mitten im Satz inne. Ich Vater? Das konnte doch nicht sein. Wie konnte das denn sein? Dumme Frage, schallt ich mich selber. „Du meinst du und ich, wir beide haben ein Kind miteinander gezeugt?“ Nur zur Sicherheit, um mich zu vergewissern, dass ich sie richtig verstanden hatte, stellte ich diese Frage.
    Sie noch immer bestimmt nicht gerade intelligent anstarrend murmelte ich vor mich hin, „meine Göttin und ich bekommen ein Kind miteinander. Ich war ihrer würdig.“
    Es blitzten Bilder meiner Mutter vor mir auf. Ich sah wie schlecht es ihr während den letzten Schwangerschaften ging. Hastig ergriff ich Phrynes Hand, „du bist sicher, dass es dir gut geht?“ Voller Sorge betrachtete ich sie.
    Eine weitere Sorge tat sich in mir auf. „Wie soll ich mich um euch kümmern, da ich noch nichts bin und habe? Gerade habe ich mich entschlossen eine Ausbildung als Chirurgicus zu beginnen. Ich muss doch für euch da sein.“
    Noch während ich meine Göttin verzweifelt anschaute kam mir ein anderer Gedanke, heimlich hinterhältig hatte er sich eingeschlichen. Was wenn ich gar nicht der Vater war? Hatte Glaucus mir nicht von der seltsamen Nacht im Keller der Taverne erzählt? Für mich gab es plötzlich keinen Zweifel, er hatte auch meine Göttin genommen und das bestimmt nicht nur dort, wieso sollte er sich sonst ständig in der Casa Acilia aufgehalten haben. Hatte er dort nicht gerufen mein Schatz? Nachdenklich kaute ich an meiner Unterlippe. Nein, meine Göttin wusste schon wer der Erzeuger ihres Kindes war. Ich wollte zu ihr stehen, deshalb kam voller Überzeugung meine Frage. „Meine Göttin, was kann ich für dich tun?“

  • Wie süß naiv Kaeso doch war! Phryne lächelte diebisch. Er kam gar nicht auf Idee anzuzweifeln, dass es sein Kind war.


    Natürlich bist du der Vater dieses Kindes. Ich habe keinen Zweifel!


    Wie schamlos sie lügen konnte, wenn es drauf ankam - sie war eine hervorragende Schauspielerin. Und Kaeso war wirklich zu süß. Er machte sich Sorgen um sie und sorgen darüber, wie er sich um sie und das Kind kümmern sollte. Phryne streichelte ihm mit dem Zeigefinger über die Wange. l


    Du bist allerliebst, Kaeso. Ja, darüber wie du für uns aufkommen willst, habe ich auch schon nachgedacht. So ganz ohne eine wohlhabende Familie im Hintergrund, ohne Ausbildung und passenden Beruf....


    Sie machte eine bedeutsame Pause.


    ... die Helvetier werden ja wohl kaum für deinen Sproß aufkommen wollen, nicht wahr?


    Phryne sah Kaeso herausfordernd an. Jetzt würde sich zeigen wie eng er mit den Bewohnern der Casa Helvetia verbunden war.

  • Ohne lange nach zu denken platzte ich heraus, „ich gehöre nicht zum Helvetischen Haushalt. In dem Sinne Habe ich das auch nie. Ich war immer frei und unabhängig. Die letzten Ereignisse haben mich dazu gebracht, zum Wohle Alpinas die Casa Helvetia zu verlassen. Niemand hat mich dazu aufgefordert.“ Letzteres schob ich schnell ein, damit es nur keine Missverständnisse gab.
    „Ich hatte beschlossen, für ein paar Tage einen Tempel aufzusuchen, um ein wenig Abstand zu bekommen, dann wollte ich zum Ludus um meine Lehre zu beginnen. Alpina wird in der Zwischenzeit die Bedingungen für meine Lehrzeit mit dem Chirurgicus besprechen. So wie es jetzt aber aussieht werde ich mich um eine andere Arbeit bemühen müssen, damit ich meinen Pflichten nachkommen kann.“ Nachdenklich schaute ich mich um und stellte resigniert fest, diesen Lebensstandard würde ich ihr nie bieten können.

  • Erstaunt hob Phryne die Augenbrauen. Kaeso fühlte sich dem Helvetischen Haus nicht zugehörig. Frei und unabhängig. Das klang schön, aber musste es nicht heißen: ohne Unterstützung und mittellos? Das wohl eher!


    Er wollte also die Casa Helvetia verlassen. Zu Alpinas Wohl! Das war ja mal interessant! Wieso zu ihrem Wohl? Die Freigelassene hegte wirklich keine Sympathien für die Peregrine, die sich geschickt ins gemachte Nest der Helvetier gesetzt hatte. Hatte sie nicht einem der beiden Brüder ein Kind angehängt? So machte man das wenn man geschickt war...
    Aber was hatte das dumme Weib davon? Nichts! Der Kerl an den sie sich gehängt hatte, war fort. Hatte sie mit der Brut zurückgelassen. Nun, Phryne war da deutlich besser dran. Sie war frei und unabhängig! Genau das, was Kaeso gerne wäre. Und warum? Weil sie Geld hatte! Sie hatte auf das richtige Pferd gesetzt!


    So so, Kaeso hatte also vor eine Lehre bei einem Chirurgicus zu machen, nach einigen Tagen der Kontemplation. Doch dieses blutige Handwerk war unter ihrer Würde. Sie würde sich nicht mit einem Chirurgicus zeigen in der Öffentlichkeit. Niemals!


    Du hast dir also bereits Gedanken über deine Zukunft gemacht. Das halte ich für vernünftig. Ich hoffe du wirst dort eine Unterkunft haben. Denn leider kann ich dir hier keine dauerhafte Bleibe bieten.


    Phryne schenkte Kaeso ein zuckersüßes Lächeln.


    Natürlich bist du hier immer als Gast willkommen und sollst dich auch wie Zuhause fühlen, doch werde ich unsere gemeinsames Kind so lange als das meine aufziehen, solange du brauchst um dir einen Namen in der Stadt zu machen. Das wirst du sicher verstehen, nicht wahr?


    Sie öffnete ihr Kleid und legte seine Hände auf ihre von der Schwangerschaft bereits volleren Brüste. Ihre Stimme wurde ganz weich.


    Und nun komm her zu mir, mein Süßer! Ich möchte, dass du mir und unserem Sohn ganz nahe kommst. So nah es geht...

  • Seltsam so schön die Botschaft war, Vater zu werden, so war da etwas in mir was zu Vorsicht, wenn nicht sogar zu Widerspruch riet. Die Freude bei meiner Göttin zu sein, war nicht mehr so groß. Ich war nicht gekommen, weil ich um eine Unterkunft betteln wollte, ich kam weil ich in Sorge war.
    Ich wollte unabhängig und eigenverantwortlich leben.
    Was dann kam war ein ein Schlag ins Gesicht, ich hatte verstanden, ich war nicht würdig Vater dieses Kindes zu sein, ich durfte nur ein süßer Bettwärmer sein.


    Die folgende Aufforderung ignorierte ich. „Du hast da etwas Missverstanden, ich kam nicht um hier eine Unterkunft zu finden oder zu erbetteln. Auch wollte ich dir heute nicht beiliegen. Ich kam, weil ich mir Sorge um dich machte. Vielleicht noch mit einer Frage, doch die ist jetzt unwichtig.
    Jetzt mache ich mich auf dem Weg um mir eine einträgliche Arbeit zu suchen. Als Süßer möchte ich nicht mehr durch Leben laufen.
    Wenn ich den Ansprüchen als Vater für dein Kind nicht genüge tut es mir leid, vielleicht findest du noch eine bessere Lösung wie das Problem gelöst werden kann. Schade ich hatte gedacht das dir unser gemeinsames Beten zur Magna Mater gezeigt hätte wie wichtig du mir bist. Bitte Verzeih jetzt muss ich mich wirklich zurückziehen.“

  • Siehe da! Der kleine Mistkerl! Jetzt wollte er sich also einfach aus dem Staub machen. Man hatte es schon einfach als Mann. Ein Kind - Frauensache. Nicht sein Problem....


    Phryne kochte innerlich. Natürlich kam Kaeso als offizieller Vater des Kindes nicht in Frage, es sei denn man könnte den Helvetiern damit eins auswischen. Doch so wie es aussah bestand keine Chance dort Unfrieden zu stiften. Oder doch?
    Phryne könnte es probieren! Sie war wütend und es war sehr ungeschickt sich mit ihr auf einen Zweikampf einzulassen. In der intriganten Schauspielerin reifte ein Plan. Sie gedachte ihn baldmöglichst umzusetzen.


    Ich wünsche dir dass du bald eine einträgliche Arbeit findest, denn nur so wirst du einer Familie eines Tages ein guter Familienvater sein können. Viel Glück dabei. Dennoch hoffe ich, dass wir uns in der Kultgemeinschaft der Großen Mutter wiedersehen. Du kommst doch zu den Treffen, nicht wahr?

  • Es bereitete mir fast körperliche Schmerzen ihre Worte zu hören. Ich wahr wahrlich mit der Gunst der Götter am heutigen Tag überschüttete worden. Wer schaffte mehr als drei Rauswürfe an einem Tag?
    Zögernd hielt ich inne und wandte Phryne mein Gesicht zu. Was sie zum Schluss sagte, lies mich aufhorchen. „Außer mich nach deinem Wohlbefinden zu erkunden, war dies doch was ich noch zu hören hoffte. Du weißt wie ich der Kultgemeinschaft zu getan bin und kam in der Hoffnung du könntest mir helfen dort für einige Tage der Kontemplation unterzukommen um dann möglichst bald in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden.“
    Wieder näher an meine Göttin herangetreten konnte ich dem Reiz ihres geöffneten Kleides nicht widerstehen und trat mit einem liebkosenden Blick nahe an sie heran. Ich spürte wie es sich in mir regte und pochte und senkte verlegen den Blick.

  • Anscheinend hatte der Bezug auf die Große Mutter bei Kaeso eine Änderung bewirkt. Er wollte nicht nur zum gemeinsamen Treffen gehen sondern um eine Auszeit im Tempel bitten. Phryne lächelte.


    Wir gehen gemeinsam zum Treffen und ich spreche mit dem Gallus. Arbeit gibt es im Tempel genug und ich nehme an, dass du dort sicherlich einige Tage im Zwiegespräch mit der Großen Mutter verbringen kannst.


    Kaeso war näher gekommen und Phryne spürte, dass nicht mehr viel fehlte um ihn wieder in ihren Bann zu ziehen. Sie stand auf, füllte zwei Becher aus der nebenstehenden Karaffe mit gemischtem Wein und gab ihm einen davon.


    Auf deinen Neuanfang! Und auf unseren Sohn! Möge er eines Tages stolz auf seinen Vater sein können!


    Sie prostete ihm zu und schielte über den Rand des Bechers hinweg wie ihr Trinkspruch bei Kaeso ankam.
    Als er getrunken hatte, nahm sie ihm den Becher wieder aus der Hand und stellte ihn zurück. Sie nahm zärtlich seine Hand.


    Und nun komm! Schlaf noch eine Nacht in einem weichen, warmen Bett, bevor du auf einer Pritsche im Tempel und später in der Gladiatorenschule nächtigen musst.

  • Wie unhöflich er doch empfangen wurde, nun ja nun den, er war ja einige zeit weg gewesen und machte durchaus keinen feinen Anblick mehr.


    "Sag deiner Herrin bescheid das druwid Myrddin Ariamir da ist, sie wird mich empfangen wollen"


    damit wartete er gedultig.


    Der alte Schäfer auf Einsamen Feld kennt seine Schafe und auch die Welt, er lächelt leise, weil er es versteht, das Glück der Erde es kommt und geht.

    Einmal editiert, zuletzt von Myrddin Ariamir ()


  • Glaucus


    Dem guten Glaucus blieb der Mund offen stehen. Der Kerl ließ sich nicht abwimmeln. Sah er doch aus wie ein Bettler und hatten sie nicht erst unlängst viel Ärger damit gehabt, dass sie einen wildfremden eingelassen hatten?
    Mürrisch ließ Glaucus den Mann ein und führte ihn ins hübsche Atrium der Schauspielerin. Er wies ihm einen Stuhl am plätschernden Brunnen des Impluviums zu, dann rief er Korone zu sich. Sie sollte Phryne Bescheid geben, wer gekommen war. Er selbst würde den Kerl keinen Augenblick aus den Augen lassen.



    Korone


    Die Leibsklavin wiederum fand ihre Herrin in ihrem Triclinium, bereit für die abendliche Cena. als sie den Namen des Mannes hörte, den Korone mit sichtlicher Mühe aussprach, hob Phryne die Augenbrauen.


    Na, mit dem hätte ich ja gar nicht mehr gerechnet. War es nicht Sommer als er versprach mir seine Aufwartung zu machen? Nun, denn. Ich bin neugierig. Führe ihn herein und frag ihn was er trinken möchte.


    Sie rückte sich auf ihrer Kline in Positur. Ein türkisblaues Gewand umfloss den Körper der rotblonden Schönheit. Sie zupfte sich das Haar zurecht und schob ihre Brust im Strophium so weit nach oben, dass sie im Aussschnitt schön zur Geltung kam. Ein Druide hatte noch nicht zu ihren Liebhabern gezählt. Ob die Kostverächter waren? Lebten sie womöglich zölibatär? Phryne nahm sich vor, es herauszufinden.

  • Phryne wartete auf ihre Konkurrentin. Heute spürte sie zum ersten Mal die Schwangerschaft. Beim Aufstehen wurde ihr schwindelig und ihre Brust spannte unangenehm. Sie würde das Strophium lockern müssen.
    Eine Schwangerschaft passte der auf ihr Äußeres bedachten Phryne so gar nicht in den Kram. Jetzt in der Anfangsphase machte es sie noch attraktiver, dessen war sie sich bewusst. Der größere Busen, das Glänzen in den Augen, der weiche wiegende Gang. Aber in einem halben Jahr würde sie einem rollenden Fass gleichen, einem Walross auf zwei Beinen. Unförmig und hässlich! Phryne hatte all die Jahre pingelig darauf geachtet, dass sie nicht schwanger wurde. Sie hatte Pessare aus Schwämmen mit Essig und Alaun benutzt, hatte mit Kupferlösung gespült und Granatapfelschalen ausgekocht um Bäder und Spülungen zu machen. Jede erdenkliche Möglichkeit hatte sie ausgeschöpft. Zwei Mal hatte sie abtreiben müssen. Beide Male hatte sie die Schwangerschaft früh bemerkt und gleich einen entsprechenden Trank bereitet. "So schwanger" wie jetzt, wo die Blutung schon fast 4 Wochen ausgeblieben war, war sie noch nie gewesen.


    Phrynes ganzes Kapital war ihr Aussehen, ihr begehrenswerter Körper, die verführerischen Bewegungen, die Eleganz und die eingeübten Tricks mit denen sie die Männer umgarnte. Einmal schon hatte sie Glück gehabt und einen ganz dicken Fisch an Land gezogen. Dann noch dieser Antoninus aus Rom, der war auch ein Mann ganz nach ihrem Geschmack gewesen. Jetzt aber hatte sie nur noch Nieten gezogen. Das Tächtelmächtel mit Kaeso war kurzweilig gewesen, aber er taugte definitiv nicht als Vater ihres Kindes und von Appius - nein Gurox - hatte sie sich täuschen lassen. Seine Dominanz hatte sie gefesselt. Dabei hatte sie seine Verbrechernatur übersehen oder übersehen wollen. Wie auch immer.


    Eigentlich war es höchste Zeit für ein Kind. Phryne zählte 28 Sommer. Sie war spät dran um Mutter zu werden. Doch eigentlich hoffte sie darauf, auch in Mogontiacum noch einen Mann mit viel Geld und Ansehen in ihr Bett zu locken. Wie sollte sie das nun, mit dickem Bauch oder später mit einem Kind? Welcher Mann würde sie da noch ansehen?
    Mit sorgenumwölkter Stirn lag sie auf der mittleren Kline des Tricliniums und trommelte ungeduldig auf das Holz der Liege. Wo blieb dieses Flittchen?

  • Ihr Umzug in den alten heruntergekommenen Bauernhof hatte länger gedauert als erwartet. Flore hatte zuerst einen günstigen Zeitpunkt für ihr Verschwinden aus der Taberna abwarten müssen und Laverne die gerne sofort mitgekommen wäre, konnte nicht gleich mitkommen.
    Der alte Bauer, bei dem sie untergekommen war, hatte gemault als er hörte sie müsse noch einmal fort. Erst die in Aussicht gestellte zweite Hilfe durch Laverne hatte ihn versöhnt und er hatte Flore ziehen lassen. Anschließend musste sie noch den Rest von Gurox Wertsachen verstecken.
    So stand sie nun ein wenig abgehetzt wartend am Eingang der Casa Acilia nach ihrem anklopfen.


  • Glaucus öffnete die Tür. Er wusste, wen seine Herrin erwartete. Wenn dieses vorlaute Schankweib nicht so ein loses Mundwerk hätte. Unverholen taxierte der Wachsklave Phrynes die Kurven Flores. Sie gefiel ihm.
    "Salve, Flore", begrüßte er sie. "Phryne erwartet dich".


    Er führte Flore ins Atrium, wo sie von Korone übernommen wurde.



    Die Leibsklavin bedachte Flore mit einem herablassenden Blick. Unverschämtes Weibsstück! Sie würde sich noch wundern. Dann geleitete sie Flore ins Triclinium. Mehrere Kohlebecken erwärmten den Raum. Es war kuschelilg warm. Phryne lag, in ein weites gelbes Kleid gehüllt auf der mittleren Kline. Vor sich stand ein Tisch mit verschiedenem Gebäck. Zwei Becher mit dampfender Flüssigkeit warteten darauf getrunken zu werden.


    Flore! Ich freue mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist. Nimm an meiner rechten Seite Platz.


    Sie wartete bis ihre Konkurrentin es sich auf der Kline bequem gemacht hatte. Korone brachte ein Wasserbecken, das nach Orangen duftete und in dem kleine Orangenschalenstücke schwammen. Die Sklavin wusch der Schankmagd die Hände und die Füße, dann trocknete sie mit einem Handtuch ab.


    Ich habe Gebäck auftragen lassen und ich hoffe es ist dir recht, dass wir einen heißen Trank zu uns nehmen. Ich habe mich von der Hebamme Susina Alpina beraten lassen. Sie empfiehlt diese Kräutermischung für die Schwangerschaft. Soll Wunder wirken: gegen Übelkeit und Kreislaufstörungen und natürlich dem Kind helfen.


    ... vorzeitig auf die Welt zu kommen dachte die Freigelassene bei sich.


    Möchtest du etwas Honig in deinen Trank?

  • Natürlich hatte Flore Glaucus Blicke gesehen. Auch wenn er rein äußerlich betrachtet das Gegenteil von Gurox war, so hätte sie ihn bestimmt nicht von ihrer Bettkante gestoßen. Schon von von weitem sah man ihm den ganzen Kerl an und er gefiel ihr ausnehmend gut, wenn er nur nicht das Eigentum dieser Schlampe wäre.


    Glaucus zunickend, halbwegs freundlichem ihr Gesicht verziehend, folgte sie neugierig aber auch sehr wachsam der Schlampengehilfin Korone.
    Ehe sie richtig wusste wie ihr geschehen, befand sie sich auf einer Kline, neben Phryne, in ihrem Triclinium. Vollkommen überrumpelt ließ sie sich von der Sklavin bedienen. Sie überlegte noch wie dies geschehen war und ob sie die Gastgeberin überhaupt begrüßt hatte, als diese schon weiter auf sie einredete.
    Ehe sie richtig realisiert hatte was diese alles redete, hörte sie die Frage nach Honig. "Ehm nein, doch, ja sicher doch", stotterte sie herum.
    Flore nicht auf Kopf und Mund gefallen, riss sich zusammen. Was hatte dieses Weib da von einem Kräutertrank erzählt? "Die Hebamme kennt mich doch gar nicht, wer sagt ihr den das der Kräutertrank der richtig für mich ist?" Ihr Misstrauen war heraus zu hören. Sie fand das ganze hier war doch schon sehr merkwürdig, besonders diese Freundlichkeit. Wollte das Weib etwa bei ihr absahnen weil sie ahnte, dass Flore sich an Gurox Schätze schadlos gehalten hatte? Typisch Lupa dachte sie.

  • Der misstrauische Blick Flores war Phryne nicht entgangen. Und der dazu passende Kommentar ließ die Libertina ahnen, dass sie vorsichtig sein musste.


    Es ist so ein typischer Kräutertrank mit blumigem Namen. Wie war das gleich "für glückliche 9 Monate" oder so. Du weißt schon, so was mit allem was nicht schadet und gut schmeckt, so dass die Frauen ihn fleißig jeden Monat kaufen. Bei so vielen Geburten, wie sie hier in der Stadt Jahr für Jahr stattfinden ein einträgliches Geschäft für die Hebamme. Wahrscheinlich ist es gefährlicher eine Karaffe Wein unvermischt zu trinken als einen Becher dieses Tees. Möchtest du lieber Wein?


    Nun war Phryne aber gespannt was Flore antworten würde. Sie hob die Hand um Korone zu winken, damit diese dem Gast jeden Wunsch erfüllen möge.

  • Jetzt wo Phryne ihr die Wahl zwischen Kräutertrank und Wein ließ, wich ihr Misstrauen ein wenig. Flore kam aus einfachen Verhältnissen, ihr waren solche Tränke unbekannt, aber wenn sie helfen würden, dass diese Kreislaufbeschwerden nachließen, denn die konnte sie bei der neuen Arbeitsstelle noch weniger brauchen, sollte es ihr recht sein.
    Während sie noch immer leicht zögernd zu dem Becher griff, musste sie noch eine Frage stellen. "Nun gut Kreislaufbeschwerden plagen mich schon, doch sag wieso plötzlich diese Freundlichkeit?"
    Schnuppernd hob sie den Becher zu ihrer Nase.

  • Phryne stelte mit Genugtuung fest, dass ihr Ablenkmanöver geglückt war. Wenn Flore den Wein gewählt hätte, hätte die Libertina versucht die Konkurrentin betrunken zu machen um ihr dann den Trank einzuflößen. Aber so war es ja noch viel einfacher.
    Doch so ganz war das Eis noch nicht gebrochen. Natürlich nicht. Flore war nicht dumm. Eine gewisse Bauernschläue konnte man ihr durchaus zusprechen und wenn sie nicht so erbitterte Konkurrentinnen um die Gunst eines bestimmten Mannes gewesen wären, hätte sich Phryne durchaus eine gute Zusammenarbeit mit Flore vorstellen können. Nun ja, vielleicht war dafür die Gelegenheit, wenn das leidige Kinderthema erst durch war. Phryne schaltete also auf den Honigtopf-Modus und säuselte.


    Ich habe nachgedacht, Flore. Als ich hörte, dass Appius ... äh Gurox verhaftet wurde, ist für mich zunächst eine Welt zusammengebrochen. Ich hatte mich darauf gefreut, die Mutter seines Sohnes zu werden und mit ihm gemeinsam ein kleines Imperium der Unterwelt zu regieren. Mit meinen Beziehungen hätten wir hervorragend harmoniert, geschäftlich wie auch... privat. In diesem kleinen Universum war leider kein Platz für dich und dein Kind. Versteh das nicht falsch - es war unpassend.


    Die Schauspielerin trank einen großen Schluck ihres Tranks. Korone hatte zwei verschiedene Kräutertränke gebraut. Für Phryne einen leichten Brennnesseltee für Flore die Abtreibungsmischung stark und unverdünnt. Die Dosis, die man sonst über den Tag verteilt trinken sollte in einem Becher. Phrynes Trank schmeckte sanft und leicht nach Honig. Sie zauberte erneut ein Lächeln auf ihre Lippen.


    Nun aber ist alles anders. Gurox hat sich als Verbrecher der schlimmsten Art entpuppt und das fatale daran ist, dass er sich dabei auch noch so dumm angestellt hat. Ich dachte, er wäre ein Verbrecher mit Hirn, der im Dunkeln seine Geschäfte macht und nach außen als Saubermann dasteht. Doch sein übermäßiger Trieb ist ihm zum Verhängnis geworden. Und uns damit auch. Wir beide müssen nun Spießrutenlaufen. Wenn bekannt wird dass wir schwanger sind, werden die Leute in der Stadt mit dem Finger auf uns zeigen. "Seht, die Huren des Verbrechers! Sie tragen seine Brut! Verbannt sie aus unseren Augen!"


    Wild gestikulierend untermalte Phryne ihre Aussagen und sah dann die Schankmagd an.


    Für mich ist das eine Katastrophe, denn gerade versuche ich mich von dem Makel der Freigelassenen in die Schicht der geachteten Bürger Mogontiacums zu erheben. Ich komme von ganz unten, Flore. Dort will ich nicht mehr hin. Und auch für dich wird es nur Nachteile haben. Die Schergen von Gurox, die nicht festgesetzt wurden oder von euch beiden wussten, ahnen auch wessen Kind du bekommst. Und sie werden es dafür hassen. Dazu kommt, dass sie glauben werden, dass du auch zu ihnen ins Bett steigst. Eine, die es mit einem Verbrecher treibt, macht doch für jeden die Beine breit. Haben sie es schon versucht? Es wird nicht mehr lang dauern, dann werden sie dich zwingen ihnen zu Willen zu sein. Am Ende bleibt für dich ohnehin nur die Prostitution. Was willst du jetzt schon arbeiten? Schwanger und später mit einem Kleinkind. Wer nimmt dich da in eine Anstellung?


    Phryne richtete sich auf. Sie sah Flore tief in die Augen.


    Wir müssen zusammenhalten, Flore. Und gegenseitig helfen. Gemeinsam können wir stark sein.

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