Atrium | Besuch daheim

  • Arsineo atmete erleichtert auf, als Stesichoros wie gewohnt einfach die Tür aufhielt. Lucia konnte also aus der Sänfte aussteigen und wie eigenltich immer einfach eintreten. Lediglich die Tatsache, dass sie ins Atrium geführt wurde und nicht einfach irgendwohin gehen konnte, sei es ihr Zimmer (ob sie dieses Zimmer überhaupt noch ihr Zimmer nennen konnte?), das Triclinium oder sonst wo, störte die Illusion des normalen "nach Hausekommens".


    Sobald sie im Haus war sah sich Lucia neugierig um. Hatte ihr Bruder irgendetwas geändert seit sie weg war? Ob er zumindest ihre Arbeit daheim vermisste? Mit klopfendem Herzen betrat sie das Atrium. War er schon da?

  • Wie bei allen anderen Gästen - wozu seine Schwester jetzt ebenso zählte - tauchte Lepidus nicht sofort auf, sonder beendete erst, was er auch immer gerade tat und widmete sich dann gemächlich dem Neuankömmling. "Sei gegrüßt, Schwester", sprach er und deutete eine Umarmung eher an, als dass er sie wirklich vollzog. Schnell wandte er sich wieder ab und bot ihr einen Platz an. Ein Sklave mit ein paar Trauben für zwischendurch stand bereits neben ihnen. "Achja, bring uns noch zwei Becher Wein", gab er dem Sklaven als Auftrag. Denn schließlich kündigte seine Schwester ja in ihrem Brief an, dass sie mit ihm auf seinen Wahlsieg anstoßen wollte. Dieser Intention kam er gerne nach.

  • Er war noch nicht da… Lucias Herz wurde schwer, doch dann erinnerte sie sich daran, dass ihr Bruder sie schon früher gerne hatte warten lassen. Sie war dann manchmal einfach in sein Büro marschiert. Das würde sie jetzt natürlich nicht tun. Das hier sollte ja einen Versöhnung werden, da hieß es geduldig sein.
    Sie setzte sich auf einen der Hocker und nahm das warme Tuch von den Schultern und reichte es Arsinoe. Gerne hätte sie sich aus alter Gewohnheit von den Sklaven was zu Trinken bringen lassen, aber sie war sich nicht sicher, ob sie das sollte…
    Lucia grübelte eine Weile, bis sie endlich Lepidus kommen hörte. Sie sprang auf, um ihm gespannt entgegen zu sehen. „Bruder!“, erwiderte sie mit einem freudigen Lächeln. Die halbe Umarmung ließ sie hoffen und auch wieder nicht. Den Schein wahren würde Lepidus hier drinnen nicht wollen, also war die Umarmung… Ach Lucia, mach langsam. Überinterpretier nicht jede einzelne Geste!
    Sie setzte sich wieder und bemühte sich ein kleines Gespräch in Gang zu bringen: „Wie geht es dir Bruder? Ich hoffe der Wahlkampf war nicht allzu anstrengend für dich?“

  • "Ach was", wank der Tiberier gleich ab. "Dieser Wahlkampf hat mich nicht wirklich gefordert. Im Grunde war es mir völlig egal, ob ich gewählt werde oder nicht. Bekanntlich war ich ja bereits einmal Vigintivir" Was vielleicht auchs eine Schwester noch wissen sollte, auch wenn er sie nicht gerade als politisch bewandert hielt, so dass sie überhaupt unterscheiden konnte, ob ein Quaestor nach dem Vigintivir kam oder ob man so ein Amt überhaupt zwei Mal ausüben konnte und musste. "Von daher kann ich mich kaum beklagen. Und selbst? Wie gefällts dir in dieser Casa Accia? Muss doch ziemlich traurig sein, nicht mehr in dieser schönen Villa zu wohnen, nicht wahr?" Lepidus fragte das nicht einmal in der Intention sie zu ärgern. Er war tatsächlich rein objektiv davon überzeugt, dass diese Unterkunft des Ducciers nicht besser sein konnte als das, was er hier hatte.

  • Lucia runzelte die Stirn. Sie bemühte sich es nicht zu tun, aber sie konnte einfach nichts dagegen machen. Lepidus hatte sich im Wahlkampf nicht mal angestrengt? Das klang in ihren Ohren einfach nur überheblich und dumm. War das eine Art Trotz? „Umso beeindruckender, dass du Erfolg hattest… Aber deine guten Leistungen in deiner letzten Zeit als Virgintivir haben eindeutig für dich gesprochen, sie mussten dich ja einfach wählen.“, versuchte sie sich dennoch in einer netten Erwiderung.


    Er mochte nicht die Intention haben sie zu ärgern, doch er tat es eindeutig. „Die Casa Accia Ducciaque ist ein sehr annehmbarer Ort zum Leben.“, verteidigte sie spitz ihr aktuelles Zuhause. Streitlust funkelte in ihren Augen, aber sie zügelte sich. Sie wollte sich hier mit ihrem Bruder versöhnen und da würde sie wohl ein wenig einstecken müssen. „Aber natürlich vermisse ich die Villa Tiberia. Das hier ist mein Zuhause. Ich habe sie in Misenum vermisst und ich würde sie vermissen wenn ich in einem Palast lebte.“, sprach sie also mit einem melancholischen Lächeln. Sie zögerte, aber es musste einfach heraus: „Und ich habe dich vermisst, Bruder.“

  • "Du solltest deinem Germanen jedenfalls nahelegen, sich einen etwas repräsentativeren Ort zum Leben zu wählen. Der Mann ist jetzt immerhin Consul" Immer noch lag etwas Unglauben in der Stimme des Tiberiers, wenn er dies aussprach. Statt eine gleichwertige Erwiderung auf 'ich hab dich vermisst', schaffte es Lepidus immerhin zu einem. "Das freut mich zu hören. Es ist hier in der Tat viel ruhiger geworden seit du nicht mehr da bist. Mich beschäftigen hier eigentlich nur noch meine Klienten."





    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

  • Lucia blies die Backen auf und lies geräuschvoll die Luft entweichen. Kein besonders Damenhaftes benehmen aber das war ihr ihrem Bruder gegenüber nicht mehr so wichtig. „Da rennst du bei mir offene Türen ein!“, ergriff Lucia die Möglichkeit ein wenig Dampf zu dem Thema abzulassen. „Ich hab schon häufiger versucht ihm klar zu machen, dass die Casa einfach nicht ausreicht! Aber vor dem Consulat war der Wahlkampf und weder dann noch jetzt ist wirklich Zeit für einen Umzug.“ Wie das in ein paar Wochen aussah, da wagte Lucia noch zu hoffen. Wenn Vala erst ein wenig länger im Amt war, dann würde sich das alles schon ein wenig legen. Wie bitter würde sie auch deshalb der Tod eines ganz bestimmten Kaisers sein! „Aber du kennst mich ja, so schnell geb ich nicht auf. Es ist immerhin schon besser geworden.“, versuchte Lucia das Ganze positiv zu beenden. Immerhin hieß die Casa jetzt nicht mehr nur Casa Accia… Aber dass die Lösung eine Teilhabe und keine Übernahme gewesen ist, das hatte sie schon ein wenig geärgert.


    Wenn Lucia ihren Bruder nicht schon so lange kennen würde, wäre sie jetzt von seinen fehlenden Emotionen wohl verletzt. Doch mit der Zeit gewöhnte man sich an alles. Wenn Lucia so darüber nachsann, glaubte sie nicht, dass Lepidus in der Lage sein würde seinen eigenen Kindern gegenüber große Zuneigung auszudrücken. Da waren seine Worte eigentlich gar kein so schlechter Schnitt. „Dir ist also langweilig?“, versuchte Lucia das Ganze ein wenig in seinem Mund herumzudrehen. „Ich kann dich gerne häufiger besuchen“ Mit einem aufgesetzten frechen kleinen Grinsen hoffte sie auf eine Zustimmung.

  • "Arme Plebejer", konnte der Tiberier daraufhin nur kommentieren. "Für alles zu knauserig und und kein Verständnis für Repräsentation" Ob man sowas einem Germanen überhaupt noch anerziehen konnte? "Nun, es ist ruhiger geworden, aber langweilig ist mir deshalb natürlich noch lange nicht. Derzeit stehe ich in Hochzeitsvorbereitungen, denn falls ich es noch nicht irgendwann mal in einem Brief erwähnte: Ich werde mich mit Flavia Domitilla verheiraten, einer sehr edlen Dame aus gutem patrizischen Hause. Merk dir doch schon einmal den PRIDIE KAL MAR DCCCLXV A.U.C.*, denn dann wird unsere Vermählung stattfinden." Wenigstens einer aus ihrer Familie würde standesgemäß heiraten, wie es Lucia hoffentlich sofort durch den Kopf ging. "Vielleicht wäre es ganz nett, wenn ihr euch vorher mal kennenlernt" Konnte immerhin nicht schaden und Lucia würde ein etwas nicht-germanischerer Umgang sicherlich gut tun.


    Sim-Off:

    * (28.2.2015/112 n.Chr.)



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  • Bei Lepidus Ankündigung wurden Lucias Augen rund. Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass ihr Bruder so bald schon heiraten würde. Wenn sie ehrlich mit sich war, hatte sie eigentlich nicht damit gerechnet, dass Lepidus überhaupt einmal heiraten würde. In ihrem Kopf passte ihr Bruder und Ehe so garnicht zusammen. Aber jetzt wo es passierte zeigte sie die für Frauen wohl natürlichste Reaktion auf so eine Eröffnung: Sie strahlte freudig.
    „Ich gratuliere dir!“, sprach sie aus vollem Herzen und konnte, trotz der eindeutigen Spitze gegen sie ihr Lächeln bewahren. „Ich habe sie tatsächlich schon einmal getroffen.“, erinnerte sich Lucia vage an die Begegnung in der Therme. „Sie schien mir eine äußerst elegante und zurückhaltende Frau zu sein.“ Wobei im Vergleich zum Benehmen so manch anderer dort wohl sehr viele als elegant und zurückhaltend bezeichnet werden konnten. „Ich freue mich schon auf die Feier, wenn ich irgendwie helfen kann, gib mir Bescheid, ja?“

  • Elegant und zurückhaltend, ja, das konnte Lepidus bisher durchaus bestätigen. Ihm war noch nicht aufgefallen, dass die Flavia groß emotional veranlagt wäre oder sich gern in den Vordergrund drängte. Das war ihm aber überaus recht. So hatte eine Ehefrau zu sein und ihm würde deshalb hoffentlich einiges erspart bleiben, was beispielsweise sein Freund Dives mit seiner Sergia erdulden musste. "Die Hauptlast der Hochzeitvorbereitungen fällt zum Glück auf die Villa Flavia. Deshalb ist deine Hilfe wahrscheinlich nicht notwendig, aber du kannst sie ja bei Gelegenheit fragen, ob der Flavia selbst etwas einfällt, was du für sie tun könntest" Wenn sie sich sogar schon kannten, dann würden sie sich wohl ohnehin mal austauschen. "Wie gehts dir ansonsten allgemein? Bist du in der Lage deinen Lebensstandard an der Seite des Ducciers einigermaßen zu halten?"




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  • Lucia nickte bestätigend und nahm sich vor sich bald bei Flavia zu melden, nichts ahnend, dass ihr ihre künftige Schwägerin da einen Schritt voraus war und sie daheim eine Einladung erwartete.


    Die ehrliche Antwort wäre wohl gewesen: Nicht mal im Ansatz. Lucia war bei weitem nicht mehr so häufig und so verschwenderisch einkaufen, wie früher. Glücklicherweise hatte sie ja mehrfach im Lotto gewonnen, so dass sie ein kleines Vermögen ihr Eigen nennen konnte. Von dem Grundstück, welches er ihr abgenommen hatte wollte sie heute nicht anfangen, heute war der Versöhnung gewidmet, aber irgendwann musste sie ihn auch darauf ansprechen… Ansonsten hatte sie ja durch die früheren Einkaufsexzesse genug Auswahl, dass es bisher nicht wirklich auffiel. Ein wenig vermissen tat Lucia es schon, aber gleichzeitig fühlte sie sich, nun da sie eine verheiratete Frau war dem ganzen doch irgendwie entwachsen… Aber wie sollte sie ihrem Bruder das alles sagen?
    „Ich habe mich gut eingelebt.“, beantwortete sie also zunächst den ersten Teil der Frage. Sie war wirklich froh, dass Lepidus diese gestellt hatte, zeigte es ihr doch, dass sie ihm keinesfalls egal war. „Der Anfang war schwierig, aber jetzt komme ich gut zurecht.“ Im Durchschnitt zumindest. „Du weißt doch selbst wie es um Valas Finanzen bestellt ist, deshalb waren wir doch überhaupt erst auf dieser Insel. Aber auch da komm ich zurecht. Ich weiß nicht ob du es mitbekommen hast: Fortuna hat gut für mich gesorgt.“, erzählte sie dann auf den zweiten Teil seiner Frage, bemüht keine Verlegenheit zu zeigen.

  • Fortuna? Ja, irgendetwas war da doch, kramte Lepidus in seinen Erinnerungen. Irgendeine Bekanntmachtung, die er mal überfolgen hatte oder etwas, was ihm sein Schreiber nebenbei erzählte. Ahja, genau. "Du hast in der Lotterie gewonnen, nicht wahr? Du Glückskind. Wahrscheinlich hast du Fortuna im Vorfeld fleißig geopfert. Kein Wunder, dass sie sich dann so gut erkenntlich zeigt." Zumindest nahm Lepidus einfach an, dass seine Schwester genauso eifrig in den Tempeln zugegen war, wie das in ihrer Familie so üblich war. "Dass du das Geld aber auch schön für dich selbst verwendest. Soll sich der Duccius selbst helfen, wenn er was braucht." Offensichtlich hatte der Mann seit seinem Aedilat immer noch keine guten Geldquellen ausfindig gemacht. Seine Schwester sollte nun nicht darunter leiden müssen.

  • „Also eigentlich…“, begann Lucia und wollte ihren Bruder darüber aufklären, dass sie keineswegs Fortuna geopfert hatte. Eher im Gegenteil, sie hatte es sich tausendmal vorgenommen aus Dank ein Opfer an die Göttin darzubringen, aber sie hatte es nie durchgezogen. Dennoch hatte ihr das Glück nicht nur einen sondern gleich drei Gewinne verschafft… Das im Gegensatz zu all den anderen Lottospielern, die geopfert hatten und leer ausgingen. Lucia runzelte verwirrt die Stirn, wo war denn da bitte die Logik? Dachte Fortuna sie hätte etwas wieder gut zu machen, weil Armor Lucia so schrecklich behandelte? Da würde sie noch drüber nachdenken müssen! Sie schüttelte den Kopf und sagte stattdessen: „Sie war sehr gut zu mir, ja“


    „Ich werd‘ ihm keine Darlehen geben, dafür ist mir das Geld dann doch zu knapp. Ich muss aufpassen, jetzt wo ich kein regelmäßiges Einkommen aus meinem Grundstück mehr habe…“ Mist, grade hatte sie sich noch vorgenommen die Klappe bezüglich des Grundstückes zu halten… Naja, jetzt war es raus und zurücknehmen ging da nicht. Sie biss sich also selbst auf die Zunge und wartete die Reaktion ihres Bruders ab.

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