Besuch mit einer sehr persönlichen Frage

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…lla_kaminzimmer_klein.png Mit der offensichtlich sehr verunsicherten Hebamme im Schlepptau durchquerte Albin gemäßigten Schrittes die Eingangshalle und das Atrium und führte den Gast in das Kaminzimmer, wo das ewig währende Feuer gerade auf Sparflamme vor sich hinloderte. Er lud die Dame ein sich zu setzen und warf zwei Scheite Holz auf die Feuerstelle. Mit jedem Tag wurde es etwas kälter in der Region und niemand sollte der Familie vorwerfen können, sie würde ihre Gäste frieren lassen.


    Nachdem dies getan war entschuldigte der alte Mann sich und ging fort, den Goden zu suchen...

  • Alpina genoss die Wärme des Feuers im Kamin und wartete auf den Mann, den Albin ihm als Goden beschrieben hatte, was auch immer ein Gode war... Es schien eine germanische Ehrenbezeichnung oder ein Titel zu sein, der darauf hinwies, dass er irgendeine besondere Funktion in der Gemeinschaft hatte, die ihn als Berater auswies. Alpina konnte nur hoffen, dass er ihr helfen konnte.

  • Gerade wollte sich der duccische Pontifex zum Tempel der kapitolinischen Trias aufmachen, um die Aeditui für die nächsten Tage zu instruieren, da fing ihn der alte Albin, der auf keinen Fall sogenannt werden wollte, noch ab. Von diesem über den Gast und sein Anliegen aufgeklärt, entschied er sich kurzer Hand später zum Tempel zu gehen, immerhin hatte er sich sowieso nicht für eine bestimmte Uhrzeit angekündigt.


    Erwartungsvoll und gespannt trat er ins Kaminzimmer, wo der besagte Gast, die besorgte Frau, bereits auf ihn wartete. Es war schön zu wissen, dass er nicht nur als Pontifex sondern auch als Gode um Rat gefragt wurde. Natürlich wusste er nicht, dass Alpina generell zu den Duccii wollte, um nach einer Seherin im Allgemeinen zu fragen.


    Er trat an die Frau heran und grüßte sie zunächst "Salve. Ich bin Duccius Verus, wie kann ich dir helfen? Setz dich doch bitte." und wies dann auf einen Sessel vor dem Kamin hin. Während er zwei Becher Würzwein einschenkte, denn als gastfreundlich waren die Duccii ja allgemein bekannt, und der Frau einen Becher reichte, wartete er gespannt auf die Schilderung ihres Problems.

  • Alpina kannte den Pontfex zwar von Curios Einführungsopfer und der anschließenden Feier in der Casa Atia, doch hatte sie noch nicht persönlich mit ihm gesprochen. Es war ihr ein wenig peinlich, ihn mit ihren privaten Problemen zu belästigen, doch die Alpträume der vergangenen Wochen ließen Alpina keine Ruhe, sie musste Gewissheit haben. Also begann sie, ihm den Grund ihres Besuchs darzulegen.


    "Salve, Pontifex Duccius Verus. Mein Name ist Alpina, ich bin Hebamme und Inhaberin der Taberna Medica Alpina in der Casa Atia. Ich komme mit einem sehr persönlichen Anliegen..." Sie machte eine Pause und suchte nach den richtigen Worten. "Es ist mir wirklich unangenehm, dich mit so etwas zu belästigen, doch Helvetius Curio, der neue Aedituus, hat mir Hoffnung gemacht, dass du mir weiterhelfen kannst. Ich suche Antworten auf sehr wichtige Fragen für mich und mein Leben, das in letzter Zeit ein wenig aus den Fugen geraten ist. In meiner Heimat Raetia befragt man in solchen Fällen, weise Frauen, die oft mit Hilfe von Astragalen oder Steinen die Götter um ihren Rat bitten. Curio meinte nun, dass es in deinem Volk auch solche weisen Frauen gibt Ich suche dringend den Rat einer solchen Seherin. Kennst du womöglich eine, die mir den Willen der Götter auslegen kann? Und kannst du mir sagen, wo ich sie finden kann?"

  • Als die Frau ihren Namen nannte, viel es dem Pontifex wie Schuppen von den Augen. Das war doch die Hebamme, die Witjons Frau Octavena bei der Entbindung ihres Kindes geholfen hatte! "Ah Susina Alpina, von deiner Taberna Medica habe ich schon viel Gutes gehört. Zögere nicht, sprich.." entgegnete er daher, als sie sich vorgestellt und ihr persönliches Anliegen einleitete.
    Während die Frau von ihrer Sorge sprach, nahm Phelan einen Schluck und hörte aufmerksam zu. Als sie geendet hatte, nippte er das letzte mal von seinem Becher, stellte diesen ab und richtete sich in dem Sessel etwas auf, um ihr zu antworten. "Nun.. es freut mich, dass Helvetius mich empfiehlt. Ich verstehe deine Sorgen." Auch wenn es ihn überraschte, immerhin hatte sie eine gut laufende Taberna Medica, konnte er verstehen, wieso sie auf der Suche nach dem tieferen Sinn ihres Lebens war. "Ich kenne eine solche Seherin, Osrun, allerdings ist sie schon sehr alt und ich habe seit ein paar Jahren nichts mehr von ihr gehört. Sie lebt relativ zurückgezogen und allein. Ich denke aber, dass sie dir helfen könnte." Er rutschte etwas auf seinem Sessel hin und her und lehnte sich etwas nach vorn "Allerdings musst du dich auf nicht ungefährliche und mehrere Tage lange Reise begeben. Sie lebt in der Nähe der Gabelung des Visurgis.. in Germania Magna." Dass das Gebiet jenseits des Limes gefährlich war, wusste jeder, der im römischen Imperium lebte, obgleich er Römer oder anderer Abstammung war. "Um dieses Stück Land streiten sich seit Jahrzehnten Marser und Chatten." Natürlich hatten sich sogar diese so oft zerstrittenen Stämme damals zusammen getan, um gegen die römischen Gräueltaten vorzugehen, doch waren das alles nur kurzweilige Zweckallianzen. "Die Seherin steht zwischen den Fronten, genießt aber durch ihren Status eine gewisse Sicherheit." Wer wusste schon besser, dass diese Reise vor allem für eine junge Frau überaus riskant und gefährlich war, als ein Germane selbst?

  • Alpina fasste Vertrauen zu ihrem Gegenüber. Duccius Verus hatte eine angenehme, ruhige Art und schien ihre Sorgen ernst zu nehmen. Erst recht schöpfte Alpina Hoffnung, als er ihr den Namen einer Seherin nannte, die im freien Germanien lebte. Osrun, was für ein schöner, geheimnisvoller Name. Alpina wollte unbedingt zu dieser Frau gehen und sie nach ihrem Schicksal fragen. Die Ankündigung, dass ihr Ansinnen eine Reise von mehreren Tagen durch die Germania Magna bedeutete, in ein Gebiet zwischen den Fronten verfeindeter germanischer Stämme, machte ihr zwar schon ein wenig Angst, doch die Sorgen waren so drängend, die Alpträume so belastend, dass sie unbedingt den Rat der weisen Frau suchen wollte. Sie nickte also und schloss eine Frage an den Duccier an.
    "Vielen Dank für diesen Rat, Duccius Verus. Würdest du mir eventuell noch einen Gefallen tun und mir ein in germanischer Sprache verfasstes Empfehlungschreiben mitgeben? Ich selbst spreche eure Sprache nicht und es wird schon schwierig werden, jemanden aufzutreiben, der diese Sprache ausreichend spricht und versteht und dazu bereit ist, mich auf dieser gefahrvollen Reise zu begleiten. Vielleicht hilft mir ein Schreiben aus deiner Hand ein wenig dabei."
    Sie sah ihn bittend an, hoffend, dass er die seelische Notlage erkannte, in der sie sich befand.

  • Alpina schien sichtlich erleichtert über Phelans Rat, obwohl sie wegen des Risikos, welches ihre Reise bergen würde, etwas nachdenklich schien.


    "Nun, es ehrt mich, dass du mir einen so großen Einfluss unter der germanischen Bevölkerung unserer Stadt zutraust." ging er auf ihre Frage ein.
    "Allerdings wird dir ein Empfehlungsschreiben meinerseits nicht in deiner Sache weiterhelfen. Es ist eher eine Frage des Geldes." Wie sollte das auch gehen? Wer würde sich schon aufgrund eines Empfehlungsschreibens von irgendeinem Goden, der seit Jahren romanisiert und mittlerweile auch ein höheres Amt bekleidete, auf eine so gefährliche Reise machen?
    "Ich kann dir nicht sagen, wo du so einen Mann finden wirst, aber er wird dich sicher begleiten, wenn das Geld stimmt." Und selbst das war auch gefährlich. Solche Jobs übernahmen vor allem gerne zwielichtige Typen, die der Frau jenseits des Limes wahrscheinlich die Kehle aufschlitzen, das Geld an sich nehmen und wieder nichtsahnend zurückkehren würde.
    "Ich hoffe, du bist dir deiner Sache sicher. Überlege es dir gut. Du solltest vor deiner Abreise den Göttern opfern, um ihren Schutz zu erbitten."

  • Alpina nickte und dankte dem Duccier für seinen Rat.
    "Ich danke DIr für Deine Zeit und die wohlgemeinten Ratschläge. In den kommenden Wochen werde ich noch einmal in mich gehen, denn in der dunkeltsten und kältesten Jahreszeit ist sicher nicht die perfekte Reisezeit. Inzwischen ergibt sich vielleicht, dass ich den passenden Begleiter finde. Das Opfer an die Götter werde ich nicht vergessen, ich muss ohnehin noch ein Votum an Apollo Grannus Mogon einlösen."


    Sie stand auf und reichte Duccius Verus die Hand.
    "Vale bene", verabschiedete sie sich.

  • Auch wenn der Pontifex in keiner näheren Verbindung zu dieser Frau stand, war er doch ziemlich beruhigt ob ihrer Worte. Immerhin würde sie den Winter über mit ihrer riskanten Reise warten.


    Er stand ebenfalls auf und reichte ihr ebenfalls die Hand.. eine Geste, die er bei den Römern oft vermisste. Für Germanen war diese selbstverständlich.


    "Nichts zu danken, Alpina. Mögen die Götter dir gewogen sein. Vale" erwiderte er und begleitete sie zur Porta.

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