Inmitten der Märkte Roms

  • Zufrieden hatte Apolonia festgestellt, Babila war wieder zu Hause und hatte den Brief in der Villa Helvetia abgegeben. Nun brauchte sie endlich Luft. Sie brauchte Leben um sich, sie brauchte Rom. Schnell zog sie sich um, dieses Mal wollte sie als einfache Bürgerin gehen. Dennoch würde sie sich dem Luxus leisten und einen Sklaven mitnehmen. Dieser Sklave wäre natürlich Babila und so wie der war, so ein Nervenbündel, mit sich selber beschäftigt, käme niemand drauf, dass der zu ihr gehörte.
    Noch einen Korb mitgenommen und schon befand Apolonia sich mitten im Getümmel der Märkte.
    War das eine Wohltat für sie, dieser Lärm, diese Gerüche, diese Menschenmassen, ja das war ihr Rom. Zu ihrem Glück fehlte ihr eigentlich nur noch eins oder besser gesagt nur noch eine.
    Schon schweifte ich blick umher, vielleicht kam gerade ein Trupp Urbaner vorbei und vielleicht war er ja dann dabei. Ihr Antias.

  • Rom hier war sie nun im Zentrum der Macht, wie die Römer es gern nannten, aber Varia hatte bisher auf ihrer Suche nach Apolonia nur die schmutzigen Seiten der Millionenstadt gesehen, zu viele Menschen auf zu wenig Raum, das konnte man sehen, an dem Dreck der sich in den gassen stapelte und riechen. Ja man konnte es riechen. Wenn man nicht gerade an einem der Gewürzstände war, die den penetranten Geruch der Subura zu verdecken mochten, dass stank Rom sprichwörtlich zum Himmel.
    Varias anfänglich gute Laune war mit der Dauer der Suche, die sich um so länger sie dauerte, als Suche nach dem sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen entpuppt hatte, einer gewissen Übellaunigkeit und Gereiztheit gewichen.
    Sie hatte sich nun also mit der Masse treiben lassen und war nun auf einem der Märkte in Rom angelangt. Gerade schaute sie sich um, damit sie einen Orientierungspunkt aus machen konnte, als irgend so ein Tölpel sie doch tatsächliche anrempelte. Und eine gereizte Amazone, weicht natürlich nicht aus, nein sie steht wie ein Fels in der Brandung und keift eben jene Deppen erst mal ordentlich zusammen. So musste nun also jener erst mal eine Schimpftirade über sich ergehen lassen. Natürlich gefiel das diesem nicht und so flogen nach einer kurzen Verbalschlacht auch schon die Fäuste. Varia Gegenüber mag zwar überrascht gewesen sein, das sie die Frau zu wehren wusste, entpuppte sich aber als relativ geschickt, so das die beiden sich eine ordentliche Prügelei lieferten.

  • Bei all ihrer Freude über den Besuch der Märkte, beschäftigte Apolonia der Gedanke an ihre Zukunft. Sie hatte ihre Arbeit im Lupanar aufgegeben, das hatte aber für sie auch große Nachteile. Sie hatte kein Einkommen mehr. Ihr Gespartes würde irgendwann, auch wenn sie noch so sparsam war aufgebraucht sein. Einiges würde sie noch verkaufen können. Doch was dann? Ihre schöne Wohnung musste sie dann aufgeben. Wohin sollte sie dann und wovon Leben? Ihr bliebe also nichts anderes übrig, als ihrer alten Beschäftigung nach zu gehen. Gut sie war aus der Übung aber das wäre bestimmt nur für kurze Zeit ein Problem.


    Suchend schaute sie sich um. Nein heute wollte sie noch nicht anfangen. Nur probieren ob sie noch den richtigen Blick für lohnende Opfer hatte.
    Ha da vorne war ein kleiner Menschenauflauf. So etwas war immer gut. Die Menschen waren abgelenkt und ihre Hände konnten arbeiten.
    Einige Kommentare der Zuschauer wie, “mach ihn fertig, …. also so etwas macht eine Frau doch nicht, …bin gespannt wer gleich auf wem liegt… die hat es vielleicht drauf, …..was für ein Rasseweib”, weckten ihre Neugierde.
    Natürlich war ihr die Sicht versperrt, doch Apolonia ein Kind Roms wusste schon wie man durch kam. So dauerte es nicht lange und sie stand in vorderster Reihe. Nach dem sie endlich das Gesicht deutlich sehen konnte, kam von ihr ein Gemisch aus Verwunderung, Frage, Unglaube und Wiedererkennen. “Varia?!”

  • Varia hatte sichtlich Spaß an der Sache, ja inzwischen konnte ihr Gegner sie auch nicht mehr überraschen, sie spielte also regelrecht mit ihm. Es wäre ja auch verhext, wenn ein Gassenlümmel einer ausgebildeten Kriegerin auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnte. Aber wenigstens war der Gegner hier anspruchsvoller, als der Helvetier, den sie vor ein paar Tagen windelweich geprügelt hatte.
    Und gerade als sie so richtig anfing Spaß zu haben hörte sie ihren Namen, reflexartig wandte sie ihr Gesicht der Stimme zu und erkannte Apolonia. Ja bei den Göttern, da latschte man sich den ganze Tag die Füße platt auf der Suche nach eben Jener und wie aus dem nichts stand sie dann einfach da.
    Varia konnte gerade noch verhindern, das die Faust ihres Gegners in ihrem Gesicht landete, in dem sie diese abfing. „Apolonia, warte einen Moment ich muss mit dir reden. Aber die Kleinigkeit hier will ich noch zu Ende bringen.“
    Ja nun machte die erfahrene Kriegerin kurzen Prozess mit dem armen Tölpel, als er endlich, nach einer Reihe von nicht unerheblichen Treffern, am Boden zum liegen kam, beugte Varia sich über ihn und flüsterte. „Für einen Mann nicht schlecht, aber du musst noch viel lernen.“
    Dann erhob sie sich, ging auf Apolonia zu als ob nichts gewesen wäre, gerade so als sei sie von einem Spaziergang gekommen und nicht so als ob sie sich gerade wie eine Katze, die ihr Revier verteidigt, durch die Gassen in Rom geprügelt hatte. „Ich bin froh dich zu sehen, denn genau nach dir suche ich – nein nicht ich der Helvetier, also der Varus Helvetius. Er möchte dich gern treffen.“ Sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen, ja die sportliche Einlage hatte ihre Laune mehr als nur ein bisschen angehoben.

  • Schon tat es Apolonia leid, dass sie den Mund aufgemacht hatte bei dem Erkennen von Varia, die wie sie sich erinnerte, da sie bei iher Ersteigerung anwesend war, eine Amazone war und jetzt als Custos Corporis des Helvetiers diente.
    Was das jetzt allerdings sollte, dass der Helvetier sie ihr auf den Hals schickte, wusste sie auch nicht. Wollte der sie etwa jetzt den Claudiern ausliefern? Sie hatte ihm doch eine Nachricht zu kommen lassen und darin erklärt, dass sie ihren Dienst im Lupanar kündigte und sie ihre Freiheit haben wollte.
    Mit finsterer Miene schaute sie Varia an. “Warum? Hat er meine Nchricht doch nicht bekommen?” Hatte dieser Babila sie etwa belogen? Nein das glaubte sie nicht. Auch wenn er ein Angsthase war, so war er zuverlässig und treu. Was konnte sonst schiefgegangen sein? Zur Klärung fügte sie noch hinzu.
    “Ich schrieb doch ich würde nicht mehr für ihn arbeiten.” Schnell drehte sie sich um. Sie wollte weg. Aber wohin nur? Varia würde bestimmt an ihr kleben wie eine Zecke.

  • Und genau das tat Varia auch, denn als Apolonia Anstalten machte zu verschwinden ohne auch nur den versuch zu machen, auf eine Antwort von Varia zu warten, war es Varia, die mit ein paar schnellen Schritten neben der Anderen war.
    „Sag mal machst du das immer so? Fragen stellen und dann ohne auf die Antwort warten verduften?“ fragte die Amazone fast schon spöttisch. Varia sah sich um und entdeckte eine kleine Gasse, in die sie Apolonia mit sich zog.
    „Also. Er hat deinen Brief bekommen und will deswegen wohl mit dir reden. Was du ihm geschrieben hast, hat er mir nicht gesagt, als ob der mir was sagen würde oder es mich interessieren würde was er sagt – er ist nicht mein Dominus. Einzig, dass ich hier endlich mal einen Tag mehr oder weniger für mich habe, hat mich dazu veranlasst zuzustimmen, dass ich nach dir suche.“
    So damit hatte Varia wohl klar gestellt wo sie stand. „Also er will mit dir reden. Willst du das auch oder soll ich ihm sagen, dass ich dich nicht finden konnte und auch keiner was über deinen Verbleib weiß?“ fragte Varia und schaute Apolonia dabei mit einem fragenden Blick an. „Ach und bevor ich es vergesse, er hat diese Morrigan von dem Claudier freigekauft sie ist jetzt erst mal auf seinem Landgut. Als ich die das letzte Mal gesehen habe war sie – nun sagen wir mal in einem nicht so guten Zustand.“ Varia gab diese Information völlig emotionslos preis, denn sie hatte ja auch keinerlei Bindungen zu dieser Perserin, warum also sollte sie sich mit ihrem Schicksal belassten. „Was soll ich dem Helvetier also sagen?“

  • In der kleinen Gasse angekommen, drehte Apolonia sich heftig um dem Griff der Amazone zu entkommen. Was dieser Babarin einfiel, nur weil sie sich prügeln konnte, dachte sie wohl alles mit ihr machen zu können. Mit finsterer Miene hörte sie dieser dann zu. Langsam entspannte sie sich ein wenig, wenn sie der Amazone auch noch nicht wirklich traute. Wie konnte man auch? Eine Frau die sich auf der Straße mit einem Kerl herumwälzte. Sie war eben eine Barbarin und würde es wohl immer bleiben.
    Grimmig antwortet sie: ”Es sollte mich keiner finden, leider hast du das mit deiner Streitlust verhindert. Hast du eigentlich keine Würde als Frau in dir? Prügelst dich mit dem Mop rum.”
    Dann aber, bei dem was diese dann sagte, stockte Apolonia aber fast der Atem. Am liebsten wäre sie der Barbarin für ihre Nachricht über Morrigan um den Hals gefallen.
    “Nun sag schon wo habt ihr sie gefunden? Wie habt ihr sie frei bekommen? Was habt ihr mit ihr vor?"
    Völlig unwichtig war im Augenblick für sie, Varias Fragen zu beantworten. Im Moment stand Morrigans Schicksal für sie im Vordergrund und dies ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie sehr ihre beide oder dreien, wenn man an Dracon dachte, Schicksal mit einander verbunden war.

  • „Was weißt du schon von der Würde einer Frau!“ entgegnete Varia und hob eine Augenbraue missbilligend an.
    Die dann folgenden Fragenflut hätte sie beinahe überfordert, sie hob die Hände und machte eine beschwichtigende Bewegung.
    „He he mal ganz langsam mit den jungen Pferden. Wo sollen wir sie schon gefunden haben in der Villa von ihrem Herrn natürlich. Der war nicht gerade sanft zu ihr. Der Helvetier hat sie gekauft und ich habe sie auf sein Landgut vor den Toren der Stadt gebracht. Und hatte ich nicht schon erwähnt, dass mich seine Pläne nicht interessieren und er mich auch sicher nicht in so was einweiht, also woher soll ich wissen, was er mit ihr vorhat? Ich denke aber nicht das er ihr irgendwas antun will, sein Gesicht, als er die kleine Perserin und ihren Zustand gesehen hat, hat Bände gesprochen.“
    Nun schaute Varia Apolonia wieder fragend an. „Also was soll ich ihm sagen? Willst du ihn treffen?“

  • Ja, nein sicherlich würde der Helvetier Morrigan gut behandeln, so verschossen wie er in sie war. ”Ja auf dem Weingut wird es ihr sicher gut gehen, da war sie ja schon einmal und kam sichtlich zufrieden, um nicht zu sagen glücklich zurück” Leise murmelte Apolonia das vor sich hin. In Gedanken so mit Morrigan beschäftigt hatte sie Varia, die wie etwas drohendes vor ihr stand und auf eine Antwort wartet, für einen Augenblick vergessen.
    Was sollte sie der nun sagen, sie wollte doch weg von allem, ihre Freiheit, etwas neues anfangen. Was hatte sie gesagt? Er war nicht ihr Dominus? Wieso arbeitet sie dann für den? Die will mich doch tatsächlich überlisten. Auf Vertrauen machen und rums hat sie mich am Haken. Nein, Nein meine Liebe nicht mit mir. Apolonias Gedanken wirbelten durcheinander.
    “Warum soll ich dir antworten wenn das nicht dein Dominus ist, willst dir wohl etwas heimlich dazu verdienen? Was bezahlen sie dir? Und nun lass mich in Ruhe und verschwinde, oder...”

  • „Oder was?“ nun lag wirklich was drohendes in Varias Stimme, sie packte Apolonia an den Armen nun würde wohl auch die Frau vor ihr begreifen, dass wenn Varia es wollte sie sie einfach zu diesem Helvetier schleifen würde. „Ich habe dich einzig aus dem Grund gefragt, weil ich denke das wir Frauen durchaus selbst entscheiden sollten was mit uns passiert.“ Ihre Stimme war nun um einiges schärfer als noch vor einen Moment. „Wozu sollte ich mir was dazu verdienen? Das was ich wirklich will werde ich mir mit Geld nicht kaufen können. Also ich frage dich zum letzten Mal was soll ich ihm sagen?“
    Die Amazone konnte nur hoffen, dass die Frau vor ihr endlich begriff, dass sie die Wahl hatte. Das sie ihr eine Chance bot frei zu entscheiden.

  • “Oder ich rufe die Urbaner” kam nun von Apolonia etwas kleinlaut, wobei sie natürlich gleich an ihren Antias gedacht hatte. Ob diese Antwort die Amazone beeindruckte, oder gar einschüchterte bezweifelt sie nun auch. Wenn sie ihre Ruhe haben wollte musste sie nun eine Antwort geben. Im Geiste sah sie schon wie dieses rohe Weib über die Schulter warf und mitnahm, die andere Variante war, dass sie an den Haaren durch die Straßen geschleift wurde.
    “Dann sag ihm du hast mich nicht gefunden, vielleicht darfst du dann noch einen Tag raus. Ich will echt nichts mehr damit zu tun haben, Hauptsache Morrigan geht es gut. Grüße sie bitte lieb von mir und sag ihr meinen Dank. Sie weiß schon wofür.”
    Nun hoffte sie nur noch die Barbarin würde gehen und damit wäre alles erledigt.

  • Die Drohung mit den Urbanern verursachten eher ein müdes Lächeln bei Varia.


    Nach den dann folgenden Worten ließ Varia die Frau los und nickte. Es ging doch, warum zum Henker nochmal musste man das hier immer gleich aus allen raus prügeln? Wie dem auch sei, sie hatte ihre Antwort.
    „Ich werde es ihm sagen, aber wann ich die Perserin sehe und ob überhaupt nochmal weiß ich nicht, von daher werden deine Grüße warten müssen. Viel Glück wünsche ich dir und passe auf dass sie dich nicht finden, nicht das wir noch so ein häufen Elend bei den Claudiern abholen müssen.“ sagte Varia, nickte der Frau zu und verschwand aus der Gasse.
    Sie akzeptierte die Entscheidung der Frau und wenn diese es für besser hielt nicht gefunden zu werden, dann war das eben so.

  • Voller Skepsis schaute Apolonia Varia hinterher, als diese um die Ecke verschwand atmete sie erleichtert auf. Sie selber ging die Gasse entlang, nicht ohne sich immer wieder umzuschauen, um von dort aus wieder zu den Märkten zu gelangen.


    Nicht lange und sie war wieder im dichtesten Gewühle, doch irgendwie war ihr die Lust am Marktbummel vergangen. Ständig hatte sie das Gefühl als würden ihr hundert Augen folgen. Kurz entschlossen machte sie eine Kehrtwende und schlug die Richtung Mont Esquilinus ein in der Hoffnung dort würde es ruhiger sein und sie könnte die Straßen besser überblicken und wenn nötig auch beobachten.
    Ja und so war es dann auch, die Straßen wurden ein wenig ruhiger und nach einer gewissen Zeit war Apolonia sich sicher nicht beobachte und verfolgt zu werden. Beruhigt schlug sie dann irgendwann den Weg zu ihrer Wohnung ein.

  • Heute war es soweit, mit einem Einkaufskorb ausgerüstet machte Apolonia sich auf zu den Märkten. Jetzt war die erste Tour angesagt. Sie hoffte inständig, das ihre Finger die frühere Behändigkeit erreicht hatten. Wirklich üben hatte sie nicht können, damals hatte sie aber auch einfach so angefangen und es hatte immer wunderbar geklappt, warum also sollte es jetzt nicht gehen?


    Bei den Märkten angekommen schaute Apolonia sich in aller Ruhe um. War das jetzt ihre Aufregung oder war es heute wesentlich ruhiger als sonst? Unsicher schaute sie sich um. War sie früher dran wie sonst. Hatte sie ein Fest, ein Rennen besondere Gladiatorenkämpfe oder sonst etwas verpasst?
    Völlig verunsichert aber ohne wirkliches Interesse betastete sie im vorübergehen Stoffe eines Persischen Stoffhändlers. “Ah da seit ihr ja wieder, was darf es denn heute sein? Ach ich sehe du bist heute alleine” Erschrocken schaute sie hoch. Es war die Stimme jenes Händlers bei dem sie meist mit Morrigan eingekauft hatte. Nein hier konnte sie nicht bleiben, hier gab es noch mehr ihnen bekannte Händler sie musste sich eine andere Ecke suchen. “Ja ich bin alleine, ich wollte auch nichts kaufen. Bist demnächst.” Fluchtartig verließ Apolonia den freundlichen Händler.
    Sollte sie es jetzt wirklich an einem anderen Ort versuchen oder besser nach Hause gehen? Der Tag schien nicht unter einem guten Stern zu stehen.

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