[CUBICULUM] Iulia Torquata

  • CUBICULUM
    IULIA TORQUATA


    Der private Bereich besteht aus einem größeren Schlafraum mit einem breiten Bett, sowie Fenstern zum Hof hin. Daneben verfügt der Schlafkomplex über ein Ankleidezimmer mit Kleidertruhe und Silberspiegel, sowie einem kleinen Vorraum, von dem die anderen beiden Räume abgehen.

  • Wenige Wochen war es her dass Torquata zur Vestalin ergriffen wurde. Sie musste die meiste Zeit in ihrem Zimmer verbringen, um sich ihrer selbst bewusst zu werden. Doch nun war es an der Zeit den Welpenschutz aufzuheben. Das Studium sowie die täglichen Aufgaben mussten von nun an wahrgenommen werden. Es warteten schwierige Tage auf Torquata. Die meisten neuen Vestalinnen waren das harte Arbeiten anfangs nicht gewohnt, wurden sie doch in ihren Familien unter anderem von Sklaven umsorgt. Doch eine Vestalin musste selbst anpacken, waren doch bestimmte Bereiche nur ihnen gestattet.


    "Darf ich eintreten, Vestalin Iulia.", sagte Nysa mit bedachter Stimme.

  • Als Torquata an diesem morgen erwachte, war das erste, was sie hörte, nicht das gedämpfte Hämmern und Dröhnen aus den vielen Werkstätten der subura, welche, bei bestimmten Windrichtungen, sogar bis hinauf zum Esquillin zu hören waren, sondern die Stille.
    Schlaftrunken rieb sie sich die Augen und stellte fest, dass sie sich auch nicht in ihrem Zimmer in der Casa Iulia befand, sondern in ihrem Cubiculum im Atrium Vestae, ihrem neuen Zuhause.
    Obwohl die junge Iulierin schon vor einigen Woche eingezogen war und seitdem den Tempel nicht verlassen hatte, fiel ihr die Eingewöhnung hier doch merklich schwerer als zu Beginn in der Casa Iulia, als sie gerade in der Urbs Aeterna angekommen war.
    Von einer seltsamen inneren Unruhe geplagt, entstieg Torquata den weichen warmen Decken ihres bequemen Bettes und tappte zu dem kleinen Tisch, wo Wasserkrug, Tücher und Spiegel bereit standen.
    Gerade, als Torquata ihre Morgentoilette beendet hatte, hörte sie von außen eine weibliche Stimme, deren Besitzerin um Einlass bat.
    “Intra“, rief sie mit gemäßigter Stimme und straffere die Schultern.
    Der Tag konnte beginnen!


    Watch your thoughts - they become words.
    Watch your words - they become actions.
    Watch your actions - they become your habit.
    Watch your habit - it becomes your character.
    Watch your character - it becomes your destiny.

  • Nysa senkte ihren Kopf und trat nach der Aufforderung ein. Sie blieb etwa ein Meter hinter der Eingangstür stehen, um die vorgesehene Distanzzone zu einer Vestalin nicht zu überschreiten. Dann erst richtete sie ihren Kopf wieder, verschaffte sich kurz einen Überblick, um anschließend fortzufahren. "Schön, dass du schon allein mit dem morgendlichen Ritual begonnen hast." Demnächst würde Torquata wohl kaum unbehelligt aufwachen. Es werden nämlich jeden Morgen einige an Sklaven anwesend sein, die damit beauftragt sind, sie als Vestalin herzurichten. Denn für jemanden allein wäre es unmöglich gewesen, außer man hätte Stunden an Zeit. "Ich soll dir ausrichten dass heute dein erster Studiums Tag beginnt und du im Unterrichtsraum erwartest wirst. Deine Lehrerin für die nächsten zehn Jahre wird Vestalin Decima sein. Sie möchte zum Beispiel über organisatorische Eigenheiten sprechen.


    Wann kann mit dir gerechnet werden?" Dies war nun vorerst die allerletzte freie Wahl von Torquata gewesen.

  • Torquata, einwenig perplex über den plötzlichen Aufruf durch den Sklaven, nickte. “Ich werde umgehend da sein.“


    Watch your thoughts - they become words.
    Watch your words - they become actions.
    Watch your actions - they become your habit.
    Watch your habit - it becomes your character.
    Watch your character - it becomes your destiny.

  • Torquata schreckte an diesem morgen mit einem heftigen Zucken aus dem Schlaf. Draußen hatte dichter Nebel die Urbs Aeterna eingehüllt und tauchte die Silhouetten der Stadt in ein tristes Grau.
    Mit einem unbestimmten Gefühl der Unruhe warf sich die Vestalin einen Morgenmantel über und verließ ihr Zimmer auf leisen Sohlen. Aufgrund der frühen Stunde lag das Atrium Vestae still und dunkel vor ihr.
    Torquata überquerte die schönen Säle und die imposanten Peristylle, wandelte durch die verschiedenen Etagen und Flure, in der Hoffnung, Ruhe zu finden. Doch es mochte sie nicht zu beruhigen.
    Niedergeschlagen wollt die junge Discipula in ihre Kammer zurückkehren, als sie auf das Postfach neben dem Eingang aufmerksam wurde. Wider jeder Erwartung war es nicht leer, sondern quoll schon jetzt über vor Briefrollen und Tabulae.
    Ohne eine bestimmte Absicht ging sie darauf zu und versuchte, Ordnung in den Haufen zu bringen. Dabei fiel ihr eine Papyrusrolle in die Hand. Ihr fiel sofort die Signatur auf.
    Avianus!
    Verschwunden war plötzlich jede Gleichgültigkeit.
    Mit der Rolle an die Brust gepresst eilte Torquata - zum Glück unbemerkt - zurück in ihr Kammer.
    Dort kroch sie schnell unter die noch warme Decke und öffnete hastig die Rolle.


    Der Inhalt ließ sie blass und ihre Glieder taub werden.
    Ihr Bruder? Tot?
    Servius....Servius....Servius....
    War ihr letzter Gedanke, bevor sie ohnmächtig wurde.


    Watch your thoughts - they become words.
    Watch your words - they become actions.
    Watch your actions - they become your habit.
    Watch your habit - it becomes your character.
    Watch your character - it becomes your destiny.

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