Einfach mal die Castra hinter sich zu lassen und sich unters Volk zu mischen war an manchen Tagen eine nette Abwechslung. Die vielen Leute, deren reges Treiben, die Gerüche...
Die Ablenkung vom hin und wieder tristen Alltag war aber nur ein angenehmer Nebeneffekt, es gab noch andere Gründe weshalb es Avianus an diesem Tag zu den Märkten zog. Doch nicht weil er irgendetwas brauchte, jedenfalls nichts für sich selbst. Ein Geschenk. Er brauchte ein Geschenk. Ein besonderes noch dazu. Natürlich könnte er ihr auch irgendetwas schenken, aber welchen Sinn hätte das? Außerdem hatte er ihr noch nie etwas geschenkt… jedenfalls nichts, das greifbar wäre. Unmöglich, wenn er daran dachte, wie lange sie sich bereits kannten. Und dann waren da noch die Saturnalien. Die traditionellen Geschenke hatte er schon gleich zu Beginn verworfen. Wachs- und Tonfiguren oder Kerzen waren nicht … besonders genug. Abgesehen davon, dass Traditionen zwischen ihm und Sibel ohnehin keine Rolle spielten.
Er schlenderte an den Marktständen vorbei und ließ seinen Blick über die angebotenen Waren schweifen. Krimskrams, Essen, Stoffe... und irgendwo im Hintergrund pries ein Quacksalber seinen Liebestrank an: "Sagitta Cupidinis! DER Liebestrank schlechthin! Du bist ein einfacher Germane? Bauer? Die Tochter eines Bauern?"
Schöne, besondere Geschenke waren immer so kompliziert. Wenn es nicht eines dieser Standardgeschenke sein sollte, die immer halbwegs in Ordnung waren, völlig egal wem man sie überreichte, blieb einem nichts anderes übrig, als sich ewig den Kopf zu zerbrechen, bis einem etwas Besseres einfiel. Avianus kam vor allem eines in den Sinn: Er hätte Torquata gebrauchen können.
"Angle dir deine Traumfrau… oder deinen Traummann! Mit Sagitta Cupidinis!"
Dieses Mal blieb ihm jedoch nur der Händler Casperius Verus, ein Krämer, der so ziemlich alles verkaufte, was in eine Tasche passte, und auf dessen Laden er nun zusteuerte.
"Funktioniert sogar bei eitlen Patrizierinnen!"
Wer auch immer mag sei herzlich eingeladen