[Markt] Ein ganz bestimmter Pelzhändler

  • Am Nachmittag nach seinem Dienst im Tempel machte Curio einen Abstecher auf den Marktplatz am Forum. Dort schritt er die Stände der reisenden Händler ab, auf der Suche nach einem oder besser drei bekannten Gesichtern. Als Alpina ihm erzählt hatte, dass sie für ihre Reise nach Germania Magna einen zuverlässigen Begleiter suchte, am besten einen Händler, der sie auf dem Weg begleiten würde. Curio hatte darüber nachgedacht und ihm war jener Händler in den Sinn gekommen, der ihn auch irgendwo zwischen Noviomagus und Borbetomagus nach einem Überfall aufgesammelt und auf dem folgenden Weg nach Mogontiacum begleitet hatte. Der händler und seine beiden Begleiter hatten einen vertrauenswürdigen Eindruck auf Curio gemacht und jetzt wollte er ihn suchen, um sie vielleicht überzeugen zu können, Alpina auf dem Weg nach Germania Magna zu begleiten.


    Langsam ging er an den einzelnen Ständen vorbei, beschaute sich die Händler, die ihre Waren anboten, verkauften, kassierten, nachfüllten und blickte in jedes Gesicht, ob es ihm bekannt vorkam. Doch Fehlanzeige. Offenbar war Othmar grade irgendwo anders und es war offen, wann er wieder in Mogontiacum sein würde. Nachdenklich setzte sich Curio auf eine Bank und überlegte, wie ob und wie er ihn vielleicht ausfindig machen könnte.

  • Curio hatte ein paar Augenblicke seine Augen geschlossen, doch blieben ihm Ideen aus. Wo auch immer Othmar war, es konnte Wochen oder sogar Monate dauern, bis er wieder in Mogontiacum sein würde und selbst dann müsste Curio jeden Tag auf den Markt gehen, um zu schauen, ob der Händler wieder hier war. Der Helvetier atmete schwer aus. Ärgerlich war die ganzen Geschichte, umso mehr, dass er nicht wollte, dass Alpina mit irgendwem in wilde Germanien zu dieser Seherin reiste, von der sie sich Antworten auf ihre Fragen versprach. Hinterher war dieser Begleiter irgendein mieser Kerl, der Alpina nur unter die Tunika wollte, wie dieser grässliche Petronier oder gar ein blutlüsterner Irrer, der gerne wildfremde Leute tötet. Sowas mochte es ja auch geben, hatte Curio zumindest gehört. Nein, das galt es zu verhindern und wenn der Helvetier einen Beitrag zur mehr oder wenigen sicheren Reise nach Osten leisten konnte, würde er es auch tun, was dafür auch notwendig wäre. Im Zweifel würde er wohl seinen Bruder dazuholen müssen, denn der könnte sie sicher dazubringen, von ihren Plänen abzulassen. Wahrscheinlich würde das von ihr nicht unbedingt positiv aufgenommen werden, aber es ging ja auch um ihre Sicherheit.


    Als er die Augen öffnete, erblickte er ein bekanntes Gesicht. Da ihm die Sonne mitten ins Gesicht schien, brauchte er einige Sekunden, um seinen guten Freund Tullus zu erkennen, der mit in die Hüfte gestützen Armen Curio anschaute.


    Wer machte denn da eine Pause? Ist das nicht der ehrenwerte Aedituus Helvetius?


    Curio blinzelte, Tullus räusperte sich und grinste dann schief.


    Ich mache keine Pause, ich bin fertig für heute, werter Aedituus Fabricius.


    antwortete der Helvetier ebenso aufgesetzt förmlich, wie sein Freund angefangen hatte, stand auf und reichte ihm die Hand. Diese nahm Tullus, schüttelte sie kräftig und setzte einen neidischen Gesichtsausdruck auf, während er in Richtung der Stände ging, einen Einkaufskorb in der Hand.


    Du Glücklicher! Ich musste grade nochmal los, um einige Sachen einzukaufen und das eine oder andere zur Reparatur bringen. Auch wollte ich ohnehin mal bei euch im Tempel vorbeischauen, denn ihr bekommt ja immer mehr innerstädtischen Klatsch und Tratsch mit, als wir.


    Curio musste schmunzeln und folgte seinem Freund.


    Du musst dich mal wieder beschweren. Zu wem kommen denn die ganzen Soldaten um ihrem Lieblingsgott zu opfern? Und wer bekommt dafür brühwarm das Neuste aus dem Castellum berichtet?


    Vor einem Stand für Eisenwaren blieben sie stehen und betrachteten die Waren, die dort angeboten wurden.


    Wir haben Frieden, Curio. Die Germanen halten schon seit Ewigkeiten die Füße still. Da ist die Konjunktur bei uns eher gering.


    Curio schüttelte den Kopf. So kannte er Tullus: Am liebsten hätte er sich ja für die Legion gemeldet, wenn sein Vater ihn nicht für den Cultus vorgesehen hätte. Nun diente er dem Kriegsgott, man könnte also sagen, dass er seine Lieblingsprofession nur knapp verfehlt hatte. Dass er allerdings einen Konflikt gradezu herbeisehnte, konnte Curio nicht verstehen. Aber gut, so war Tullus nunmal und trotzdem verstanden sie sich prächtig. So gingen sie über den Markt, unterhielten sich über dies und dass und kehrten schließen in eine Caupona ein.

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