Unaufhaltsam war die Zeit voran geschritten. Auf den schönsten Tag, den Prisca seit langem erleben durfte, folgte ein weniger schöner (dafür umso entscheidener) Tag und nunmehr war jener Tag gekommen, der wohl der Unschönste von allen drei werden würde. Dabei würde Prisca ausgerechnet heute den Mann wiedersehen, mit dem sie den schönsten Tag hatte verbringen dürfen! "Ach Fortuna, warum nur hast du mich verlassen? Habe ich dir nicht genug gehuldigt? Haben dir meine Opfer nicht gefallen? .... Ach, wie soll ich es ihm nur sagen?", haderte Prisca leise seufzend mit ihrem Schicksal während sie wartete und darüber nachgrübelte, wie sie es Scato am besten sagen sollte. Das mit den Spielen und das mit der Heirat …
"Warum ...warum nur? Warum …" Warum musste es so kommen, wie es gekommen war?
Prisca wusste keine Antwort darauf und die würde sie auch nicht auf dem Papyrus finden, auf dem sich die Abschrift eines Gedichtes befand, welches sie auf schmerzliche Weise an jenen Tag erinnerte und genau ihren Gemütszustand widerspiegelte:
"Welch eine Nacht, ihr Götter und Göttinnen!
Wie Rosen war das Bett! Da hingen wir
Zusammen im Feuer und wollten in Wonne zerrinnen!
Und aus den Lippen flossen dort und hier,
Verirrend sich, unsre Seelen in unsre Seelen!-
Lebt wohl, ihr Sorgen, wollt ihr mich noch quälen?
Ich hab' in diesen entzückenden Sekunden,
Wie man mit Wonne sterben kann, empfunden!
[SIZE=7]Gaius Petronius Arbiter[/SIZE]
Wieder und wieder überflog Prisca das Geschriebene und mit jedem Mal fühlte sie sich diesen Zeilen mehr und mehr verbunden …