Haustiere der Römer

  • Ihr kennt das sicher: Manchmal, wenn man sich intensiv mit etwas beschäftigt, kommen total unzusammenhängende Fragen auf, die einen dann auch nicht mehr in Ruhe lassen.


    Hatten Römer Haustiere im Sinn von Zier- und Kuscheltieren?
    Gab es schon Züchtungen à la Schoßhund?
    Papageien werden sie eher noch nicht gehabt haben (oder?) aber wie sieht es mit anderen Vögeln (zB Pfau) aus?


    ?(

  • Na, Hofhunde hatten sie bestimmt. Später kamen dann Katzen dazu, die waren ursprünglich in den nobleren Haäusern Ägyptens heimisch. Die römischen Patrizier haben sich ja alles in die Pfanne hauen lassen, was fliegen, rennen oder kriechen konnte. Da werden sicher auch so einige Spezies zum Angeben im Haushalt überlebt haben. :)

  • Römer hatten in der Tat auch schon Haustiere, auch wenn sie dazu sicherlich ein anderes Verhältnis hatten als wir heutzutage. (Sprich: Wenn es in der Stadt durch fehlende Getreidelieferungen mal wieder eine Hungersnot gab, gab es danach auffallend weniger Hunde. Die Römer haben alles gegessen, auch die eigenen Kuscheltiere.)


    Gerade bei Hunden gab es quasi zwei Arten (von Rassen kann man zu dem Zeitpunkt bei keinem Tier wirklich reden. Wirkliche Züchtungen wie Schäferhund etc. sind relativ neumoderne Erfindungen).
    Einmal sogenannte Molosserhunde. (Das sind die, die heutzutage Richtung Dogge, Boxer, Bernhardiner gehen. Also Rassemerkmal großer, eckiger Kopf und Schlappohren). Das waren Kriegs- und Wachhunde, die für ihre besondere Aufmerksamkeit berühmt waren.
    Daneben hatten Römer aber auch eine kleinere Züchtung, über die nicht so viel bekannt ist. Da gibt es einige Textpassagen hier und dort, dass das wohl zierlichere Hunde waren, und gerade Frauen die gerne bei sich in den Zimmern hatten. Genaue Beschreibungen oder Bilder fehlen da (so ein großer Wachhund macht halt bei einem "Cave Canem" mehr Eindruck als eine kleine Fußhupe als Mosaik) größtenteils.
    Wirklich reiche Römer hielten sich auch schon spezielle, schlankere Hunde für die Jagd, oder besonders sensible Tiere als Hilfe für Blinde. Das ist aber wohl die absolute Ausnahme gewesen.


    Dennoch schätzten die Römer schon gerade den Hund sehr als Begleiter. Ich müsste nochmal die genaue Textstelle heraussuchen, aber ich meine, Cassius Dio beschreibt einmal sehr lobend einen Hund, der seinem ermordeten und in den Tiber geworfenen Herrchen hinterherspringt, um ihn wieder an Land zu ziehen und lobt das als "wahre Freundschaft". Wie gesagt, das müsste ich nochmal suchen, aber ich glaube, der war's.


    Katzen hatten Römer nur "testweise". Sie kannten das von den Ägyptern, dass man Katzen auch irgendwie zahm kriegt und dann wohl auch streicheln kann. Aber so wirklich rausgekriegt, wie man das macht und dass die keine fauchenden Bestien sind, haben die Römer das erst schon fast am Umbruch zum Mittelalter. Also Katzen waren fast ausschließlich Mausefänger.


    Was Römer sich gerne auch mal hielten, waren Schlangen. Die halten auch die Speisekammer von Mäusen frei und galten als Glücksbringer und Heiltiere. Deshalb ist bei jeder Heilgottheit (Aesculap, Serona, selbst Merkur...) eigentlich auch immer irgendwo eine Schlange mit bei den Symbolen. Auch das Lararium ist mit Schlangenzeichen geschmückt. Bei Römern war da also ncihts mit "Iiiih, Schlange! Erbsünde, pfui", sondern eher "Oh, Schlange, geheimnisvoll, Zeichen des Lebens". (Wobei man dazu sagen muss, dass die meisten europäischen Schlangenarten für den Menschen auch nicht wirklich gefährlich sind.)


    Papageien kannten Römer nur bedingt. So viele Papageienarten gab es in Europa nicht, die Haltung war schwierig. Die Tiere waren also teuer und starben durch falsche Haltung auch gerne mal. Aber ncihts desto trotz wurden die Tiere durchaus auch gehalten, mitunter auch verspeist. Graupapageien sind da auch belegt.
    Daneben hielten Römer aber auch gerne Singvögel (zum Teil auch, um sie später zu futtern).


    Siebenschläfer wurden in speziellen Tongefäßen gehalten, um sie zu essen, die galten als ganz besondere Delikatesse.


    Für Kinder ein besonderer Spaß war es wohl auch, einen Ziegenwagen zu besitzen. Ist in etwa so wie ein kleiner Streitwagen, nur halt mit einer Ziege oder einem Schaf als Zugtier. Diese Darstellung findet man mitunter auf Grabsteinen von Kindern.


    Und natürlich ließen es sich gerade die Kaiser nicht nehmen, irgendwelche exotischen Tiere in Zoos zu halten, um die dann in der Arena sterben zu lassen. Um mal zu zitieren: "Kaiser AUGUSTUS (63 v. Chr. - 14 n. Chr.) soll eine Sammlung von 3500 Tiere besessen haben, darunter ein Nashorn und ein Flusspferd, angeblich 420 Tiger und 260 Löwen, ferner Robben, Bären, Elefanten, Adler, Krokodile und eine Riesenschlange." (http://www.zoodirektoren.de/in…7:zur-geschichte-der-zoos)
    Die zählen aber alle nicht wirklich als Kuscheltier.



    Kurz zusammengefasst: Zum Angeben oder zum Essen hielten die Römer recht viel. Zum Kuscheln und Liebhaben eigentlich nur Schoßhunde (und wenns hart auf hart kam, auch die zum essen.)

  • Also ich bin bei der spontanen Google-Suche zum Beispiel auf diese Seite gestoßen.


    Und dort wird Ovid angeführt in der Frage, ob Römer auch Papageien als Haustiere hatten (hatten sie scheinbar). Ferner gibt es auch eine Fabel des griechischen Aesop, wo Papagei und Katze bereits als Haustiere gehalten werden:
    Ein Mann hatte einen Papagei gekauft und hielt ihn sich in seinem Hause. Ein solches Entgegenkommen nutzend, flog der Vogel auf den Herd, ließ sich da nieder und krächzte ganz wohlgemut. Die Katze, die das sah, fragte ihn, wer er denn sei und woher er komme. Der Papagei antwortete: »Der Herr hat mich neulich gekauft.«
    »So, du unverschämtes Vieh«, erwiderte ihm die Katze, »obgleich du solch ein Neuankömmling bist, machst du ein derartiges Geschrei, wie es mir, die ich im Hause geboren bin, die Herrschaften niemals erlauben; vielmehr, wenn ich je so handelte, würden sie mich mit Schimpf und Schande davonjagen.« Doch der Papagei erwiderte: »Liebe Hausgenossin, mach dich nur weit weg! Über meine Stimme empfinden nämlich die Herrschaften nicht solches Missvergnügen wie über die deinige.«


    Ferner gibt Wikipedia zur Hauskatze zum besten:


    Eindeutige Darstellungen von Hauskatzen finden sich auf griechischen Vasen aus der Zeit um 480 und 440 v. Chr. Wenngleich Bezüge zu Göttinnen zu finden sind, galt die Katze mehr als Haustier, die Verehrung durch die Ägypter erschien den Griechen als befremdlich. Die Furcht vor schwarzen Katzen übernahmen die Griechen von den Babyloniern. Die älteste literarische Erwähnungen stammen von Aristophanes und kurz später Herodot, auch der Philosoph Aristoteles erwähnt die Waldkatze. Der Dichter Kallimachos erwähnt im 2. Jahrhundert erstmals einen Zusammenhang von Katze und Maus.
    Die Römer bezeichneten die Waldkatze als feles und führten im 1. Jahrhundert n. Chr. das Lehnwort catta (Martial, um 75 n. Chr.) ein, welches erstmals ausschließlich die Hauskatze bezeichnet.
    Im 1. bis 3. Jahrhundert verbreitete sich die Hauskatze im Römischen Reich und erreichte Hildesheim-Bavenstedt nach Funden im 3–5. Jahrhundert n. Chr und Wiesbaden-Biebrich im 6. Jahrhundert.


    Zum Schoßhund habe ich nichts gefunden, nur zum Wachhund (einmal mehr aus Wiki):


    Seit etwa 1000 v. Chr. gibt es Wachhunde. Der Mastiff, der bereits ca. 2200 v. Chr. auf Reliefs dargestellt ist, war wohl der erste, der bei den alten Babyloniern für diesen Zweck eingesetzt wurde. Er war die erste gezielt auf Größe und Kampfbereitschaft gezüchtete Rasse und wurde auch als Kriegshund eingesetzt.
    Im Römischen Reich (um 400 v. Chr.) spielten Hunde als Wachhunde ebenfalls eine große Rolle, wovon unter anderem erhaltene Mosaikinschriften cave canem (hüte dich vor dem Hund) zeugen.

  • Ja, doch Schoßhunde gab's natürlich auch und sie haben sogar Eingang in die Literatur gefunden. Das schönste Hundegedicht ist Martials Hymnos auf die Hundedame Issa, die das Schoßtier eines Publius war, "das Freude und Schmerz mit ihm teilte". Selbstverständlich gab es auch schon fette und verpäppelte Hündchen, wie das im Haushalt von Trimalchio: "Eine schwarze und abscheulich fette Schoßhündin (..), ein Sklave wickelte sie in eine grüne Schärpe ein, legte ihr ein halbes Brot auf das Polster und nudelte das Tier, das vor Überfressenheit nichts mochte" (Petronius).

  • Naja, Trimalchio darf man als Quelle nicht ernst nehmen :D Das ist eine komödiantische Satire :D Aber ja, man kann davon ausgehen, dass die Schoßhündchen auch viele Leckerli gekriegt haben.
    Was ich oben meinte, war, dass es keine genaue Beschreibung gibt (oder nur wenige, wie durch die oben aufgeführte Statue), wie diese Schoßhündchen genau ausgesehen haben. Man weiß, sie waren klein. Und die Darstellungen, die man hat, lassen darauf schließen, dass sie wohl etwas flauschiger waren, also längeres Fell gehabt haben könnten. Aber während man zu Molosserartigen ganze ABhandlungen in diversen Landwirtschaftbüchern findet, was einen guten Wachhund ausmacht (und daraus schließen kann, wie die Hunde so ausgesehen haben müssen), gibt es halt außer der Beschreibung "klein, flauschig und niedlich" nicht wirkliche Anhaltspunkte, wie so ein Schoßhund generell ausgesehen hat.


    Was ich noch vergessen hatte in der obigen Haustieraufzählung: Frettchen! Da die Katze dem Römer wie bereits oben gesagt zwar bekannt, aber zum einen im Laufe der Jahrhunderte erst importiert und insgesamt eher ein bisschen fremd war, hielten Römer aller Schichten gerne auch Frettchen, um die Mäuse- und Rattenplage einzudämmen. Ich kenn jetzt auch kein römisches Rezept für Frettchen (was nicht heißt, dass es die nciht gibt), weshalb ich denke, dass die auch eher weniger gegessen wurden.
    Frettchen wurden auch mitunter zur Kaninchenjagd eingesetzt. Inwieweit die kuschelfähig damals waren, oder ob das reine Nutztiere waren, kann ich jetzt aber nichts zu sagen.

  • wow, ich hatte nicht so schnell mit so vielen und so ausführlichen Antworten gerechnet - danke =)


    wenn ich das richtig verstehe, dann ist es also relativ sicher gestellt, dass es sich bei den kleinen Hündchen tatsächlich um eine eigene Rasse handelt und nicht einfach um Welpen. Das ist interessant!


    Das ist ja ne riesen Auswahl an (auch ziemlich unerwarteten) Tieren! Aber vorallem die Ziegenwägen der Kinder haben es mir angetan :D Gabs da auch (geplante) Nachbarschaftsrennen? :D


    könnte man dann theoretisch eine Voliere mit exotischen Vögeln in den Garten einer reicheren Familie erwarten? ich hätt da spontan so ein zwei Ideen, was man damit spielerisch alles anfangen könnte :D

  • Zitat

    Axilla: Naja, Trimalchio darf man als Quelle nicht ernst nehmen. Das ist eine komödiantische Satire.


    Nein, die Quelle für das fette schwarze Schoßhündchen ist nicht Trimalchio, sondern Petronius Arbiter. Richtig ist, dass es sich um eine Satire handelt. Man muss aber in Betracht ziehen, dass auch die Satire sich am normalen Leben orientiert, woher sonst soll sie denn ihren Stoff nehmen? :]


    Somit ist bewiesen: Es gab schwarze Schoßhündchen im römischen Reich. =)


    G Sergius Plautus

  • Die Darstellungen auf den Grabsteinreliefs bilden ja üblicherweise nur das verstorbene Kind ab. (Ich hatte da mal so ein schönes Bild gefunden... nur wo war das? :hmm: ) Und ich weiß auch nciht, ob eine römische Mama es so toll fand, wenn der Sohnemann mit Karacho um die Ecke über das Pflaster geflitzt ist, obwohl in Rom absolutes Fahrverbot eigentlich herrschte.
    ABER: Wer weiß schon, was Klein-Gaius gemacht hat, wenn Mama grade nicht hingesehen hat? :D Ich würde mir da dann soviel künstlerische Freiheit rausnehmen mangels Gegenbeweis :D


    Und eine Vogelvoliere ist wohl nicht unerwartet. Vogelkäfige sind da auch belegt, warum dann nicht auch ein größerer mit mehreren Vögeln drin? Solange darin keine australischen Wellensittiche sitzen, sollte das im Bereich des realistischen liegen :D

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