Vivate Compitalia! - Die Erneuerung der Kreuzungsschreine

  • Also Curio einige Tage vor dem geplanten Bauende zur Baustelle gerufen wurde, war schnell klar, dass es Probleme gab. Offenbar konnte der Baustellenleiter auf die Schnelle keinen Marmor mehr auftreiben, obwohl der Markt noch vor wenigen Tagen genug davon angeboten hatten. Der Helvetier runzelte die Stirn, versicherte sich, dass unbedingt noch Material gebraucht werden würde, nahm vier Arbeiter mit und ging gemeinsam mit Acanthos und dem Baustellenleiter die paar hundert Meter hinunter zum Hafen, wo um diese Uhrzeit normalerweise noch Waren angeboten wurden. Schnell fand er einen Verkäufer, der allerdings mit einem wohlbeleibten Mann im Gespräch war. Der Mann wirkte auf Curio irgendwie schmierig und machte nicht den Eindruck, dass er ein Experte im Steinverkauf wäre. Direkten Schrittes ging Curio nun auf den Stand zu. Der dicke, schmierige Mann hielt plötzlich inne, trat einige Schritte von dem Stand weg und schaute sich an einem anderem Verkaufsstand um, während Curio das Gespräch mit dem Verkäufer suchte. Auch dieser gab zu verstehen, dass seine Steinvorräte bereits verkauft worden seien. Curio gab aber nicht nach. Mit allem Nachdruck und natürlich auch der gewissen Amtsautorität als Magister Vici schaffte er es, dem Verkäufer doch noch kleinere Mengen abzukaufen, wobei er allerdings nicht mitbekam, wie der schmierige Kerl am anderen Stand dem Verkäufer vorher zustimmen zugenickt hatte.


    Leicht genervt von den schwierigen Verkaufsverhandlungen ordnete Curio an, dass die Stein sofort zum Kreuzungsschrein an der Porta Navaliorum zu bringen seien, ließ Acanthos und die Arbeiter zurück, die den Transport überwachen sollten und ging dann selbst zusammen mit dem Baustellenleiter zurück zum Schrein, um die Ankunft der Steine vorzubereiten. Vermutlich würde sich dadurch der Bau um einen Tag verzögern, was allerdings noch im Pufferrahmen blieb.

  • Ganze dreizehn Tage nach dem Baubeginn war nun auch der zweite Schrein fertiggestellt. Das kleine Aedicula war ebenso gefertigt, wie alle Schreine in der Stadt, hob sich daher auch in keiner Weise von den übrigen ab. Lediglich das Larenbildnis war in Absprache zwischen dem Maler und Curio auf den Ort angepasst und zeigte zu Füßen der Laren einige Flusstiere und -pflanzen sowie ein kleines Boot, um die nähe zum Hafen zu betonen. Ansonsten zeigte sich auch hier wieder das Motiv des Widderkopfes unter dem Larenbildnis, um den Stifter des Schrein hervorzuheben. Curio war sehr zufrieden mit dem Ergebnis, auch wenn es zuletzt aufgrund von Lieferengpässen beim Material zu einigen Verzögerungen gekommen war. Er wollte dem nochmal nachgehen, mit seinem Amtskollegen Merula darüber sprechen und im äußersten Fall auch mal beim Aedil vorbeischauen. Natürlich nur, wenn sich das nicht irgendwie vermeiden ließ.


    Am heutigen Tage ging es aber wieder darum, den Schrein einzuweihen. Das kurze Opfer, dass er dazu veranstaltete unterschied sich von Struktur und Opfergaben nicht von dem, das er bereits vor dem ersten neugebauten Schrein abgehalten hatte. Auch hier waren wieder einige Anwohner anwesend und Curio opferte routiniert einen übergroßen Opferkuchen zu Ehren der Laren der Wegkreuzung. Danach führte er wieder einige Gespräche mit den Anwohnern, wobei er immer wieder auf die Gerüchte angesprochen wurde, die über seine Person kursierten. Jedes Mal versuchte er geduldig die Menschen davon zu überzeugen, dass nichts an ihnen dran war und auch wenn ihm nicht jeder glaubte, ging Curio doch davon aus, dass seine Umgang damit zumindest dazu führte, dass bei vielen der Respekt seiner Arbeit und seiner Person gegenüber zurückkehrte.

  • Zum letzten Mal in der laufenden Amtszeit machte sich Curio heute wieder einmal auf den Weg zu einem der Kreuzungsschreine, um ihn einer Grundreinigung zu unterziehen. Üblicherweise war dafür nicht viel mehr nötig, als ein paar helfende Hände - zumeist von seinem guten Freund Tullus, der auch jetzt wieder dabei war - und ein paar Putzutensilien wie Eimer und Lappen, scharfe Messer und kleine Sägen für das Gestrüpp. An dem kleinen Schrein angekommen, der sich dieses Mal nordwestlich der Regia an der Ecke zu jener Gasse befand, die zur Taberna Silva Nigra führte, wurden schnell Aufgaben verteilt. Tullus übernahm die Entfernung des Gestrüpps, Curio und Acanthos die Reinigung der Altarfläche und des kleinen Aediculums. Sie hatten sich während der Amtszeit gut aufeinander einstimmen können und so waren die Reinigungsarbeiten von Schrein zu Schrein schneller vonstatten gegangen und sorgten dafür, dass die Schreine wieder in altem Glanz erstrahlten.


    Insgesamt war Curio zufrieden mit der Erfüllung seines Kernwahlversprechens. Wie geplant waren zwei repräsentative Schreine an prominenten Standorten komplett erneuert und auch beide mit jenem kleinen Widderkopf versehen worden, der unmissverständlich auf den Auftraggeber des Neubaus verwies. Beide Schreine waren ungefähr im Rahmen der ursprünglich geplanten Bauzeit fertig geworden. Beim zweiten Schrein jedoch kleine Verzögerungen gegeben, die Curio mit dem allgemeinen Engpass an Baumaterial erklären könnte, wenn er denn darauf angesprochen werden sollte. Weiterhin wurde der weitaus größte Teil der städtischen Schreine einer Komplettreinigung unterzogen worden. Lediglich ein paar der winzigen Schreine an kleinen Gassenkreuzungen waren nicht gereinigt worden, doch standen diese auch noch auf dem Plan, den sich Curio für die Zeit nach seiner Amtszeit vorgenommen hatte. Leider mussten dort Prioritäten gesetzt werden und die lagen nunmal auf jenen, die prominent postiert waren und an denen jeden Tag auch zahlreiche Menschen vorbezogen. Dadurch waren es vor allem jene Schreine an Toren und den breit ausgebauten Hauptstraßen, die zuerst abgearbeitet werden mussten, während die winzigen Schreine an den Gassenkreuzungen ganz unten auf der Prioritätenliste stehen mussten. So hatte Curio auch eine weitere Sache während seiner Amtszeit gelernt: Man musste Prioritäten setzen, denn alles auf einmal konnte man einfach nicht schaffen.


    In jedem Fall hatte er sich mit diesem Projekt im gesamten Vicus und auch über deren Grenzen hinweg bekannt gemacht, den an jedem Schrein hatte er sich auch Zeit für die Anwohner genommen, sodass er oft genug nah an den Bürgern war. Auch seine anpackende Art wurde dabei gelobt, denn Curio ließ nicht an den Schreinen arbeiten, sondern putzte sie auch selber und räumte das Gestrüpp weg, das im Laufe der Zeit an ihnen hochgerankt waren. Trotz diesem Erfolgserlebnisses war dieses Projekt aber sicherlich nicht endgültig beendet, denn nicht nur, dass ihm vom Oberhaupt der Duccier vorgeschlagen wurde, nun bei jedem Wahlkampf dieses nun wieder aufzugreifen, auch würde er nun außerhalb seiner Amtszeiten regelmäßig nach den Schreinen sehen, damit sie auch weiterhin repräsentativ für die Stadt wirken könnten.

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