Weil Lucianus gewusst hatte, dass Cimon und Phaeneas ein Paar waren, hatte der Vinicier bestimmt, dass Phaeneas im Falle seines Todes an Aurelius Ursus überschrieben werden sollte. Dem Bithynier wäre tausendmal lieber gewesen, Lucianus hätte sich nicht dieser haarsträubenden Verschwörung angeschlossen und hätte dabei nicht sein Leben riskiert. Und Phaeneas hätte dafür eben nicht mit Cimon zusammengelebt. Aber in Anbetracht dessen, dass er nun endgültig tot war, fand der Sklave es sehr rücksichtsvoll von seinem verstorbenen Herrn, dafür gesorgt zu haben, dass Cimon und Phaeneas erst einmal zusammenbleiben konnten.
Der Auszug aus der Villa Vinicia war wie die vielen davor gewesen. Keinen Blick hatte er zurückgeworfen. Lucianus war das einzige gewesen, was ihn mit diesem Ort zeitweise verbunden hatte. Der Ort selber war ihm völlig egal. Lucianus' Bruder auch, genauso wie seine jetzt ehemaligen Mitsklaven.
Dass Cimon und Phaeneas ein gemeinsames Schlafzimmer zugewiesen worden war, hatte der Bithynier ganz selbstverständlich hingenommen. Schließlich waren sie ein Paar.
Auch wenn er es nicht zeigte, war er trotzdem nervös deswegen, dass sie jetzt zukünftig zusammenleben sollten. Schließlich hatte er sein Leben lang immer mit mehreren Sklaven in einem Zimmer geschlafen. Bis auf einmal, als Jener eine Zeit lang mit ihm Raum und Bett geteilt hatte. Zu lang ... Aber damit würde seine neue Schlafsituation hoffentlich nichts zu tun haben, schließlich war Cimon ja so ganz anders als jener Herr, nicht wahr? Hoffentlich jedenfalls …
Nachdem Phaeneas in seine neue Lebenssituation und Arbeit eingewiesen worden war, war er Cimon überlassen worden, mit dem Auftrag ihm vor allem seinen neuen Schlafraum zu zeigen. So war er dem Nubier über den Gang gefolgt, mit ausdruckslosem Gesicht.
Seit ihrem letzten Treffen war etwas Zeit vergangen und der bithynische Unfreie hatte sich wieder beruhigt. Er hatte auch nicht mehr wirklich über das merkwürdige Verhalten des aurelischen Sklaven dabei nachgedacht. Schließlich hatte er wichtigeres zu tun gehabt. Um Lucianus trauern.
Dann betraten sie einen durchschnittlich großen Raum im zweiten Stockwerk der Villa. Darin standen zwei schlichte, aber hochwertige Betten mit je einer Truhe und einem Tischchen mit einem Öllämpchen darauf. Die Wände waren mit schlichten Blumenranken und Mustern verziert. Sie kamen nicht entfernt an die üppigen Landschaften und die leuchtenden Farben in dem repräsentativen Teil der Villa Aurelia heran, aber sie waren längst nicht so karg gestaltet wie der durchschnittliche Raum eines Wirtschaftstrakts. Das einzige, was Phaeneas an der Gestaltung des Zimmers irritierte, war die Tatsache, dass sie an einigen Stellen eher in germanischem denn römischem Stil gehalten war. Schließlich war er lange genug mit Lucianus in Mogontiacum gewesen, um das zu erkennen. Woran auch immer das lag, dass hier dieser Stil mit hineinspielte. Aber den Bithynier interessierte es auch nicht wirklich.
Ich habe die Raumbezeichnung auf "Cella servorum" geändert, weil ich das hier gefunden habe:
Link 1
Link 2
Das legt nahe, dass da wohl doch eher der Plural (servorum) gebräuchlich war.
Es macht auch inhaltlich mehr Sinn, schließlich haben sich in der Regel mehrere Sklaven einen Raum zum Schlafen geteilt.