Cella servorum | Schlafzimmer von Cimon und Phaeneas

  • Aus der Entfernung hatte Cimon immer wieder beobachten können wie die Katzen seinem Gefährten immer wieder nahe kamen. Sie schienen sich anzufreunden. Ein Umstand der Cimon immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Auch wenn diese so viel mehr bekamen als der Nubier in dieser Zeit. Dennoch wartete er. Und wurde belohnt. Mehr als er es sich hatte erhoffen können. Zu sehen wie der Bithynier zu seiner Erlösung kam war etwas ganz wunderbares. Dieser Körper war so anziehend und diese Augen so tiefgründig und verlockend. Schade das Cimon eine ganze Zeit nicht die Beachtung in dieser Routine bekam wie er es sich gewünscht hätte.


    Es war unsagbar aufbauend in den folgenden Tagen zunehmend von Phaeneas wahrgenommen zu werden. Der dunkle Sklave beobachtete seinen hellhäutigen Freund mit Abstand und überlegte sich wie es wohl in ihm aussah. Er nahm die kurzen Fragen ebenso wie die Unterhaltungen zur Nacht als besonders wahr. Sie redeten miteinander. Wenn auch nicht viel. Aber sie redeten. Und Cimon achtete darauf nicht mehr zu reden als Phaeneas. Im Gegenteil, er versuchte sich mehr und mehr in nonverbaler Kommunikation. Auch gerne nur für einen kurzen Blick quer durch den Raum, der meist recht banales aussagte. Wie zum Beispiel ein Nicken oder der Fragende Blick ob der Andere alles hatte was er für seine Aufgabe bräuchte. Oder einfach nur das freundliche ‚mir geht es gut, wie geht es dir?‘.


    Der Kuss überrumpelte ihn dann aber doch eines Morgens so sehr, dass Cimon eine ganze Weile nur so da stehen geblieben war und in den Raum geschaut hatte. Nur um in die Leere hinein zu fragen, was das eben war. Und das es sich gut angefühlt hatte. Am Ende musste er sein Frühstück ausfallen lassen, da er einfach zu lange rum gestanden hatte und rasch zu seinen Aufgaben hatte eilen müssen. Und dennoch hatte man ihm den ganzen Tag das Lächeln nicht aus dem Gesicht bekommen können. An diesem Abend legte er wie automatisch die Hände sanft um den Körper des Anderen als dieser ja beinahe über ihn herfiel. Dieser Kuss war wie die Erlösung aus einem schrecklichen Alptraum. Die Augen trafen einander und Cimon wurde vom Blick des Bithyniers gefangen gehalten. Es gab nur noch das hier und jetzt. Nur noch den Anderen und diesen Raum. Dieser Kuss war alles was wichtig zu sein schien.


    Endlich war da die ersehnte Nähe. Endlich. Und er hatte nichts dagegen der passivere der beiden zu sein. Ganz im Gegenteil. Er mochte es wenn Phaeneas das Kommando in die Hand nahm. Cimon würde sich zu gerne ihm ergeben und in Besitz genommen werden. Das war eine Abhängigkeit, die ihn nicht störte und die er nur zu gerne bereit war anzunehmen. Misstrauen gegenüber diesem Mann kannte er nicht. Er liebte ihn. Ganz ohne jede Bedingung oder Einschränkung. Und damit war er der erste Mensch dem er solch eine intensive Liebe entgegen brachte. Und nun waren da diese Blicke die ihn verzehrten. Unsicher sah Cimon zu Boden. Er wollte jetzt nichts Falsches machen. Langsam beugte er sich zum Ohr des Anderen und hauchte ihm in selbiges. „Du darfst dir nehmen wonach dir auch immer der Sinn steht“ Er wollte Phaeneas nicht drängen, ihm aber auch deutlich machen das der Nubier bereit war ihm alles zu geben wonach es dem Bithynier gelüstete. Sollte Phaeneas es zulassen, so würde Cimon den Kuss innigst erwidern und mit Liebkosungen umspielen um sich schließlich lächelnd umzudrehen und sich an ihn zu schmiegen. Alles Weitere würde er den Vorlieben des Anderen überlassen und die Nähe einfach nur genießen. Die Nähe und das Vertrauen. Dabei stand ihm Dankbarkeit ins Gesicht geschrieben.


    Nun war es jedoch an Cimon ein wenig mehr zu unternehmen. So das er nach einem Abend voller Inniger Liebe seinen Geliebten ein wenig verwöhnen würde. Beginnend mit einer Massage welche in wohliger Zweisamkeit enden sollte. In den kommenden Tagen beschloss Cimon dem Bithynier insofern besonders zu gefallen, dass er ihm kleine Aufmerksamkeiten schenkte. Angefangen mit kleinen zarten Berührungen, über Nachrichten auf kleinen Tafeln die so bereit lagen das nur Phaeneas sie finden würde bis hin zu der Frage ob er nicht mit ihm spazieren gehen würde wollen. Ein Nein würde er akzeptieren. Allerdings würde er dennoch diese Frage zu gegebener Zeit widerholen. Denn die Zeit mit seinem Geliebten war ihm besonders wichtig.


    Erst Tage später als sie still nebeneinander unter einem Olivenbaum saßen und die Sonne genossen, entschied er sich zu einem Vorstoß von dem er hoffte das er nicht zu weit ging. Sie waren eine ganze Weile bereits still gewesen. Cimons Blick ging in die Ferne. „Du bist der erste dem ich meine Seele schenken würde.“ Nachdenklich sah der Dunkle noch immer hinaus in die Unendlichkeit des Himmels. „Ich werde dich niemals verlassen“ und das meinte er so. Der Nubier wusste das er Ursus auf seiner Seite hatte und sie beide nicht getrennt würden. Er wusste auch, dass er sein Leben geben würde um eben dies auch zu verteidigen.

  • Hungrig erwiderte Phaeneas den Kuss. Cimons unsicherer Blick und was er ihm ins Ohr flüsterte, das fiel ihm zunächst schwer einzusortieren. Dann erinnerte er sich, sein aktueller Liebster war noch relativ unerfahren. Anders als die Männer, mit denen der Bithynier vor ihm geschlafen hatte. Da er selber früher behutsam eingeführt worden war, hatte er vor, auch Cimon einen entspannten langsamen Einstieg zu ermöglichen. Auch wenn die Zeit mit Arion inzwischen schier Ewigkeiten zurücklag und Phaeneas immer noch nicht näherungsweise satt von Cimon wurde, so ungeduldig war er dann auch wieder nicht. Und im Gegensatz zu anderen Menschen wollte er seinen Geliebten nicht durch seinen sozialen Status zu Dingen drängen, bei denen der sich nicht wohlfühlte, wenn sie miteinander intim waren. Außerdem gab es mehr als genug, wofür die meisten keine Vorerfahrungen brauchten, was sich der Bithynier gerne bei Cimon holte. Diesen Körper immer wieder neu zu erkunden war in jeder Hinsicht traumhaft.
    Und in der Leidenschaft mit seinem Liebsten erlebte er etwas, was in seinem Leben selten genug vorgekommen war. Seinen Körper erlebte er plötzlich als eine Quelle von Genuss, statt von Schmerzen und Demütigung oder einfach nur dumpfer Leere und Gleichgültigkeit. Es war eine dringend benötigte Auszeit von Phaeneas‘ Normalität.
    Einer von sehr vielen Gründen, warum der Bithynier bisher in keiner seiner Liebesbeziehungen der Zweisamkeit mit seinem Geliebten je auch nur näherungsweise überdrüssig geworden war. Ganz im Gegenteil.


    Und mit Cimon war das möglich wie noch nie zuvor, schließlich lebte er mit ihm im gleichen Haushalt. Mahir hatte er zum Beispiel nur an den Abenden und anschließenden Nächten gesehen, wenn dessen Herr den Eigentümer des Bithyniers besucht hatte. Jetzt im gleichen Haushalt war es gar kein Problem, seinen Liebsten jeden Morgen und jeden Abend zu verführen. Oder es zumindest zu versuchen. Und schließlich war die Zeit mit Arion viel zu lange her, sodass Phaeneas erst mal eine Menge nachholen wollte, jetzt da der Nubier und er nicht mehr voneinander getrennt waren. Aber eigentlich war er am Anfang jeder seiner Beziehungen der Meinung gewesen, sich für die Zeit davor, ohne Liebesbeziehung, entschädigen zu müssen. Und solange er einen Partner in seinem Leben hatte, wollte er die Möglichkeit zur Intimität so viel wie möglich nutzen. Schließlich war das erfahrungsgemäß nie lang der Fall und er würde wieder früh genug allein aushalten müssen.


    Für Phaeneas war es immer noch ungewohnt, schriftliche Erinnerungen an Cimons Liebe und Zuwendungen zu besitzen. Und wenn das so weiterging, konnte er die kleinen Nachrichten, die sein Liebster ihm im Alltag hinterließ, nicht mehr alle aufbewahren. An andere Menschen, die in seinem Leben wichtig gewesen waren, hatte er nur die Erinnerungen, die sein Geist abrufen konnte. Von materiellen Erinnerungsstücken hielt er nichts. Umso weniger war für ihn begreiflich, wenn andere einen Aufstand veranstalteten, sobald sie die Kette ihrer Mutter verloren hatten. Das, was Phaeneas‘ Mutter ihm gegeben hatte, konnte er nicht verlieren. Seine ganze Art zu leben hatte er von ihr gelernt. Trotzdem waren die Botschaften in Schrift irgendwie anders. Und so löschte er die Worte vorerst noch nicht und bewahrte sie weiter auf.
    In der Öffentlichkeit legte er wert darauf, dass die zärtlichen Gesten unauffällig blieben. Schließlich sollten bloß keine Zweifel an ihrer beider Arbeitsmoral aufkommen. Und dem Bithynier war es wichtig, mit Cimon so aufzutreten wie ein anständiges römisches Ehepaar, nicht wie ein Prostituierter, der auf der Straße einen Kunden anwarb.


    Zeit mit Cimon war jedes Mal wieder wundervoll. Dementsprechend waren die Worte aus dessen Mund genau das, was er hören wollte. Sein Herz hüpfte vor Glück und er strahlte seinen Liebsten von der Seite her an, bevor er seinen Kopf an dessen Schulter schmiegte. „Ich werde dich auch niemals verlassen, Cimon.“ Nach einem kurzen Moment ergänzte er: „Leider hat mir das Schicksal immer und immer wieder die Menschen genommen, die mir wichtig waren. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass ich endlich mit dir zusammen bleiben kann. Aber wahrscheinlich wird das nicht so kommen …“, fügte er mit leiser trauriger Stimme hinzu.

  • Es war dem Nubier ein Leichtes sich dem Mann an seiner Seite vollkommen hinzugeben. Noch nie in seinem jungen Leben hatte der dunkle Sklave sich derartig geborgen und wohl geliebt gefühlt. Es gab einmal eine Zeit da war es ähnlich gewesen. Aber nur ähnlich und diese Zeit war sehr lange her gewesen. Hinzu kam das Phaeneas ein liebevoller Mann war. Zumindest in den Augen des Nubiers. Mit ihm wollte er alles erleben, mit ihm wollte er jede Form der innigen Liebe erforschen, die sie beide als forschenswert empfanden.
    Der Körper des Bithyniers zog ihn wie magisch an. Der Körper ebenso wie die Seele. Mit allen Ecken und Kanten. Ja, Cimon liebte einfach alles an diesem manchmal herrlich komplizierten Mann. Kein Wunder also das er es eines Tages so, oder so ähnlich hatte ausdrücken wollen.


    An diesem Tag, unter einem Olivenbaum war es also so weit. Nur kurz spürte der Nubier eine düstere Unsicherheit und Angst, Phaeneas würde ihn auslachen. Allerdings musste er es riskieren. Und er wollte es. Mit jeder Faser seines Körpers.
    Sein Blick war in die Ferne gerichtet, doch als er die Worte seines Liebsten hörte, sah er ihn von der Seite her an. Die Augen des Dunkleren leuchteten schier vor Liebe und Dankbarkeit. Es verlieh ihnen einen geheimnisvollen Glanz. Doch als sich die etwas traurigeren Worte anschlossen, legte er ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Dabei sah er ihm fest in diese wunderbar tiefgründigen Augen. „Niemals, hörst du? Niemals wird mich jemand oder etwas von dir trennen können.“ Sein Lächeln wurde noch eine Spur zärtlicher und sollte beruhigend wirken. „Lass uns die Zeit genießen und nicht an Schlechte Dinge denken.“ Bat er Phaeneas mit leiser, sanfter Stimme.


    Langsam stand er auf und zog den Mann an seiner Seite sachte mit sich. Sanft lächelnd nickte er nur um ihm ohne Worte zu verstehen zu geben das er ihn verstand, diese düsteren Gedanken jedoch vertreiben wollte. Es war nur eine kleine sanfte Geste, die er ihm mit der Hand gab und ihn sachte am Arm berührte. Eine Geste, die sie beide schon oft ausgetauscht hatten. Eine Geste der Liebe und des Vertrauens.
    Zu mehr ließ auch er sich in der Öffentlichkeit nun nicht hin reißen. Vor allem um als liebendes Paar wahrgenommen zu werden und nicht als etwas unaussprechlich Käufliches. Denn so etwas war in den Augen des Nubiers nichts Erstrebenswertes. „Komm, ich möchte dich gerne vergessen lassen, was es schlechtes gibt und dich an Gute Dinge erinnern.“ Raunte er ihm leise zu und würde ihn mit leichten Berührungen dazu überreden wollen mit ihm zu gehen.
    Es gab da einen Raum in dem eine Liege, etwas Obst und Wein auf den hellen Sklaven wartete. Dort wollte Cimon ihn etwas verwöhnen. Ursprünglich um ihn vielleicht sogar verführen zu können. Jetzt allerdings wollte er ihn wirklich nur vergessen machen. Ihn massieren und die Muskeln wie auch die Gedanken lockern. „Vertrau mir, du hast es dir verdient. Und ich will keine Widerrede hören“ Zwar sprach er es wie einen Scherz aus, doch er meinte es auch so. Denn wo der Nubier sonst defensiv und zurückhaltend, manchmal sogar ängstlich war, da wollte er nun Stärke zeigen. Wollte klar stellen wer gerade in der Beziehung das Sagen hatte und das Phaeneas ihm ruhig vertrauen durfte. Sich einfach mal dem Moment hingeben könnte. Blieb nur zu hoffen das er seinen Mann nicht wieder überforderte, wie er es so gerne machte.

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