Das Dankeschön der Hebamme

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…illa_wildgarten_klein.pngAlbin führte Susina Alpina durch das Atrium vorbei an Wirtschafts- und Vorratsräumen zum Nordausgang der Villa, wo er sie ein Stück in den Garten hinein begleitete. Dort saß der Pontifex Decimus Duccius Verus in der Frühlingssonne und sichtete Schriften, die dem alten Ianitor so schnuppe waren wie die Verkehrslage auf den italischen Straßen.


    "Herr Phelan, du hast Besuch. Susina Alpina möchte dich sprechen", kündigte Albin die Obstetrix kurz angebunden wie immer an, woraufhin er sich nochmal an Alpina wandte: "Ich werde Runa bescheid geben, dass du da bist."


    Begleitet von Vogelzwitschern und dem Rascheln der Blätter unter dem Eindruck einer leichten Brise verschwandt der Verwalter der Villa Duccia nun wieder durch dieselbe Tür, durch die er soeben Susina Alpina hergeführt hatte, um die junge duccische Discipula zu informieren.

  • Idyllisch wirkte der Garten der Villa Duccia. Vögel zwitscherten und Runas Vater, der Pontifex, saß in der Frühlingssonne und widmete sich irgendwelchen Schriften. Es war Alpina unangenehm ihn in seiner beschaulichen Ruhe zu stören.
    Sie stellte den Korb ab, nahm das Kräuteröl heraus, das sie als Gastgeschenk mitgebracht hatte, und näherte sich vorsichtig. Was er wohl denken würde, wenn er sie sah? Die kurzen Haare, der gebräunte Teint... würde er den sich sanft wölbenden Bauch erkennen?
    Leise, sehr leise begrüßte sie ihn.
    "Salve, Pontifex Duccius Verus", sie hielt inne und setzte dann ein "Heilsa!" hinterher, wie sie es auf ihrer Reise ins freie Germanien als Gruß der Germanen kennengelernt hatte.

  • An diesem lauen aber schönen Frühlingstag, hatte sich Phelan in den Garten der Villa begeben, um dort einige Dokumente des Cultus Deorum durchzugehen. Der Pontifex Spillus Sula aus Clarenna, mit dem er sich über die Jahre auf dem Landgut angefreundet hatte, brauchte seine Unterstützung bei einigen Dingen und hatte sich daher an den duccischen Pontifex gewandt.


    Da er keinen besonderen Besuch erwartete, verblieb er noch kurz mit den Augen auf den Schriften und entgegnete Albin eher beiläufig "Mh? Ja.. Danke Albin. Ich bin sofort fertig."
    Das "sofort" war eher relativ, denn ihn fesselten gerade ein paar Zeilen besonders.


    Als er dann von einer nicht allzu unbekannten Frauenstimme vorsichtig begrüßt wurde, hob er seinen Kopf und drehte ihn in die Richtung, aus der er die Stimme vernommen hatte. Nicht nur erstaunt sondern fast schon erschrocken fiel ihm fast die Kinnlade herunter. Er legte die Schriften beiseite, stand auf und kam mit langsamen Schritten auf die Besucherin zu.


    "Susina Alpina?" fragte er erst noch unsicher, denn sie hatte anders ausgesehen, als bei ihrem letzten Besuch vor einigen Monaten. Als er sie dann aber doch erkannte, ging er schnelleren Schrittes auf sie zu, bleib vor ihr stehen und nahm völlig geplättet seine rechte Hand vor den Mund.
    "Wahrlich, du bist es! Unglaublich.." Klar, die Frau war irgendwie eine Freundin seiner Tochter gewesen, das wusste er, aber ansonsten war sie nur eine gewöhnliche Frau, der er einen Rat gegeben hatte, auch wenn es eher ein schlechter Rat war, auch wenn er der Frau geholfen hatte. Er hatte ihr nämlich von einer weisen Frau erzählt, nämlich von der Seherin Osrun, die in Germania Magna jenseits des Limes in der Nähe der Gabelung des Visurgis lebte, wo die Marser und Chatten ihre schon ewige Jahre überdauernden Fehden austrugen. Wenn er ehrlich war: Er hatte nicht mehr mit ihrem Erscheinen gerechnet. Daher war er umso überraschter, sie jetzt hier zu sehen, auch wenn sie für ihn nur eine Frau Mogontiacums war, die ihn um Hilfe gebeten hatte.


    Er zupfte kurz an ihrer Kleidung herum, um sicherzugehen, dass sie es auch wirklich war, was er kurz darauf dann zufrieden feststellte. "Wie ich sehe, haben die Marser und Chatten dir nicht den Kopf abgeschlagen, sondern nur die Haare geschnitten." meinte er mit einem freundlichen Lächeln. Die schon gar nicht mehr so unauffällige Wölbung unter ihren Kleidern, hatte er bei seiner Zubbelei natürlich bemerkt. "Ob es eine gute Idee war, einen von ihnen mit nach Mogontiacum zu bringen, weiß ich allerdings nicht." schmunzelte er nichtsahnend, dass dieses Kind von Helvetius Corvinus war. "Ich danke den Göttern, dass sie dich wohlbehalten zu uns zurück gebracht haben. Komm, setz dich. Berichte mir. Jedes Detail will ich wissen!" Dabei beabsichtigte er natürlich nicht nur, von ihren privaten Erlebnissen zu hören, also ihren Erfahrungen mit Osrun, sondern auch ein paar Informationen über die Lage jenseits der Grenzen zu bekommen. Deshalb hoffte er, dass Runa nicht allzu früh hier auftauchen würde.

  • Der Pontifex erhob sich und kam auf Alpina zu. Mehr noch, er schien kaum glauben zu können, sie wiederzusehen und wie um sich selbst zu überzeugen, dass sie keine Geistererscheinung war, nestelte er an ihrer Kleidung herum.
    Überrascht und ein wenig irritiert ob der ungebührlichen Annäherung hielt sie den Atem an. Doch Duccius Verus war ein freundlicher Mann, der offenbar nur sicher sein wollte, dass dieses arg veränderte Wesen die Frau war, die ihn vor Monaten um Rat gefragt hatte.
    Sein Kommentar, dass die Chatten und Marser ihr nur die Haare geschnitten hatten, kombiniert mit der Bemerkung über ihren Zustand, verursachte bei Alpina einen stechenden Schmerz in der Magengrube. Einige der grausamen Erinnerungen kamen hoch, die Alpina so gut verdrängt geglaubt hatte. Nein, sie war sicher, dass dieses Kind keine Folge des Übergriffs in Novaesium war. Doch als er betonte, dass er jedes Detail wissen wollte, wurden ihre Knie weich. Dankbar nahm sie den angebotenen Stuhl und ließ sich nieder.


    Sie stellte die Flasche mit dem Kräuteröl vor Duccius Verus auf den Tisch.
    "Ich möchte mich noch enmal in aller Form und mit tief empfundenem Dank für deinen Rat bedanken. Nimm dafür dieses Bärlauchöl von mir an. Es schmeckt hervorragend über Salat, Gemüse und Fleisch und besitzte entschlackende und entgiftende Eigenschaften. Aus diesem Grund wird es besonders im Frühjahr sehr geschätzt."
    Alpina machte eine Pause und lächelte.
    "Ich habe tatsächlich die von dir empfohlene Seherin Osrun gefunden und einige Zeit bei ihr verbracht. Es waren mit Sicherheit die wichtigsten und wertvollsten Tage meines Lebens, ich habe unendlich viel gelernt. Die Weisheit dieser Frau ist unermesslich und wir Sterbliche können sie ohnehin nur andeutungsweise verstehen. Doch was ich verstanden habe und für mich annehmen konnte, hat mein Leben verändert. Ich danke dir, Ponifex. Ohne deinen Rat wäre ich jetzt nicht mehr am Leben. Die Fluten des Rhenus hätten mich längst davongespült. Ganz zu schweigen davon, dass ich es nun erleben werde, wie es ist, Mutter zu werden."


    Da sie nicht wusste auf welche Details er versessen war, hielt sie inne und schenkte ihm einen aufrichtig dankbaren Blick.

  • Dankbar nahm er das Fläschchen vom Tisch, hielt es gegen die Sonne, kniff die Augen zusammen und schüttelte es, während er hindurch sah. "Ich danke dir, Alpina. Allerdings muss ich mich aufrichtig bei dir entschuldigen. Letztenendes hast du dich natürlich aus freien Stücken auf diese waghalisge Reise begeben, allerdings hätte ich dir nie und nimmer dazu raten sollen. Die Gefahr war viel zu groß, doch die Götter scheinen es gut mit dir zu meinen. Ich denke, dass diese Tatsache für dich ebenso ein bedeutendes Zeichen sein sollte." weiter wollte er auf ihre persönliche Unruhe, die sich nun anscheinend mit Hilfe der Seherin veflüchtigt hatte, nicht eingehen, dafür kannte er sie viel zu wenig. Er war jedenfalls froh, dass es ihr besser zu gehen schien.
    "Nun Alpina, sag mir.. wie sah Osrun aus? Wie alt schien sie zu sein? Wie war ihr Zustand? Ich habe schon in meiner Jugend Geschichten von ihr gehört, dass sie seit fünf Generationen den Menschen Weissagungen machte.." demnach musste sie steinalt.. nein, sie musste unmenschlich alt sein! Die letzte Seherin, die er gesehen hatte, hatte er mit seiner Familie aufgesucht.. Loki, Witjon, Ragin, fast alle waren dabei gewesen. Dort waren sie das erste mal auf Alrik getroffen, den ihnen Runhild vorstellte und der mit ihnen als Duccius Vala zurück - und das vorerst mit Zähneknirschen - nach Mogontiacum gekommen war. Das dieser jemand, den man Widerwillen in seine Reihen eingegliedert hatte, heute Senator und sogar Consul Roms war und somit die Kinder Wolfriks mit Stolz erfüllte, hätte sich der duccische Pontifex damals niemals erträumen lassen.


    Des Weiteren brannten ihm noch weitere Fragen auf der Zunge.
    "Wie steht es um die Marser und Chatten? Konntest du sie umgehen?" Dass er in Alpina mit dieser Frage schmerzliche Erinnerungen aufwühlte, konnte er ja nicht ahnen.

  • Alpina winkte ab, als Duccius Verus sich entschuldigen wollte. Es war eine Entscheidung aus freien Stücken gewesen, die gefahrvolle Reise zu unternehmen. Niemand trug die Schuld daran, nur sie alleine. Hätte sie ihr Kind nicht abgetrieben, hätte sie den Weg zu Osrun nicht antreten müssen.
    Auf die Frage des Pontifex nach Osrun lächelte Alpina.
    „Nun, sie ist uralt und alterslos zugleich. Wenn du mich fragst, werden noch meine Kinder sie in diesem alterslosen Zustand antreffen, wenn der alte Glaube und die alten Mythen dann noch von Bedeutung für die Menschen sind..."


    Alpina war nachdenklich geworden. Und als dann die gefürchtete Frage danach kam, ob sie die Chatten und die Marser umgehen konnte, atmete sie erst einmal tief durch. Sie wusste nicht, welchem germanischen Volksstamm Duccius Verus entstammte, also musste sie vorsichtig damit sein, was sie sagte.
    "Niemand kann momentan die Chatten umgehen, wenn er sich jenseits des Limes aufhält. Sie haben ein feines Netz aus Stützpunkten gebildet, überfallen mit ihrer Anführerin Norwiga die friedlichen Dörfer, fordern Tributzahlungen und die Stellung von Kriegern von den Siedlern. Wer sich widersetzt oder im Verdacht steht, ein römischer Spion zu sein, erfährt grausamste Folter bis hin zum Tod. Als Frau ist man dort Freiwild, es gibt ja niemanden, der ihnen Einhalt gebietet..."


    Sie hielt noch einmal inne, dann fügte sie hinzu. "Ich kann dich nur beschwören, rate niemandem und schon gar keiner Frau, in der nächsten Zeit ins freie Germanien zu reisen. Ich habe diese Entscheidung selbst gefällt und bin mir sicher, dass sich mein Weg trotz alledem, was ich erlebt habe, gelohnt hat. Wer aber an seinem Leben hängt, der sollte den Limes besser nicht überschreiten."

  • Runa hatte, auch wenn es sich eigentlich nicht gehörte, eine Weile gelauscht. Aber nun befand sie, dass es an der zeit war zu den Beiden dazuzustoßen.
    „Heilsa Alpina.“ begrüßte sie ihre Freundin, die wohl nur für ihren Vater hier überraschend hier aufgetaucht war. „Heilsa Vater.“
    Runa schaute einen Moment schweigend zwischen beiden hin und her. Sie überlegte eine Weile wie sie dass nun Folgende verpacken sollte. Entschied sich dann aber wie immer doch für den TÜR-INS-HAUS-WEG.
    „Vater ich muss dir was sagen.“ Ein Mal tief durchatmen, ein Blick zu ihrer Freundin dann sprach sie weiter. „Wie du sicher schon festgestellt hast ist Alpina schwanger. Nun war ich vor ein paar Tagen in der Taberna Medica um Albins Salbe zu holen. Dort musste ich zu meinem Leidwesen dies Phryne antreffen. Und nun stell dir vor, obwohl sie Mal so gar keine Ahnung hat, wollte sie mir einreden, das dein Klient und mein Lehrer, Magister Vici Iullus Helvetius Curio, der Vater des Kindes ist. Ich weiß, dass dem nicht so ist und wenn Alpina es für richtig hält wird sie dir auch sagen, wer der Vater des Kindes ist. Aber Vater was ich befürchte, diese falsche Schlage wird nicht davor zurückschrecken diese Gerücht über Iullus Helvetius Curio zu verbreiten. Sie kann scheinbar nicht damit umgehen, das er ihren „Reizen“ nicht so verfallen ist wie der junge Petronier. Der sich neben bei mal angemerkt total lächerlich macht. Er treibt sich im Bett der Lupa herum und wirbt um die Hand der Germanica. Und hat scheinbar die beiden Frauen sogar noch zusammen gebracht. Zumindest sieht man sie häufig zusammen in der Stadt. Vater stell dir vor die Braut und die Lupa des Mannes gehen zusammen baden und einkaufen! Und so eine unverfrorene Person maßt sich an über deinen Klienten so ein Hirngespinst zu verbreiten! Stellt sie doch damit auch dein Urteilsvermögen in Frage, denn ich glaube dass du den Helvetier gerade wegen seiner tugendhaften und zurückhaltenden Art als meinen Lehrer ausgewählt hast.“

  • Ganz plötzlich tauchte Runa auf. Alpina war sich sicher, dass sie schon im Hintergrund gewartet hatte Jetzt nutzte sie die Gunst der Stunde, um ihren Vater vor der Niedertracht der intriganten Phryne zu warnen. Das einzige Problem dabei war, dass sie in Aussicht stellte, dass Alpina den wirklichen Vater nannte. Doch das wollte sie auf keinen Fall. Nicht, solange der Vater keine Ahnung hatte, dass er Vater wurde. Also atmete Alpina tief durch und setzte zu einer Antwort an.
    "Pontifex Duccius Verus. Deine Tocher hat recht. Dein Klient Iullus Helvetius Curio ist nicht der Vater meines Kindes. Natürlich muss es seltsam aussehen, wenn man bedenkt, dass wir beide im selben Haus leben und beide ledig sind. Doch ich versichere dir, hoch und heilig, bei allen Göttern, dass dieses Kind nicht das von Runas Lehrer ist. Bitte, du musst mir glauben! Ich kann dir den Namen des Vaters nicht nennen, weil er selbst noch nichts davon weiß. Es wäre nicht recht ihm gegenüber, wenn ich es dir sagen würde, bevor er es erfährt..."


    Alpina rang die Hände. Warum musste nur alles so schwierig sein? Warum hatte diese vermaledeite Phryne nur schon wieder ihre Giftpfeile verschießen müssen? Alpina hatte geahnt, dass die Tatsache, dass Curio mit ihr, einer ledigen Frau, in einem Haus wohnte, ihm zum Verhängnis werden würde. Sie hatte es an dem Abend verstanden, als sie bei Phrynes Einweihungsfest gewesen waren. Da war ihr klar geworden, welche Gefahr sie für den aufstrebenden jungen Mann darstellte. Nun war es zu spät. Nun würde er damit leben müssen, dass Phryne eine Gerüchtewelle in Gang gesetzt hatte. Curio tat ihr leid. Er hatte es wirklich nicht verdient.

  • Gespannt lauschte der Pontifex und Gode den Ausführungen Alpinas über Osrun. Durch ihre Worte bestätigten sich die Geschichten, die er über die alte Seherin gehört hatte - denn er hatte sie ja noch nie selbst gesehen. Während die junge Frau von Osrun berichtete, bekam er eine Gänsehaut..


    Seine Fragen über die Marser und Chatten hatten sie anscheinend etwas beunruhigt, jedenfalls schienen ihr seine Fragen diesbezüglich Sorgen zu bereiten. Diese Sorgen übertrugen sich Wort für Wort auf ihn selbst und spiegelten sich nun auch in seinem Gesicht wieder. Wie Besorgnis erregend es genau war, was sie da erzählte, wusste er nicht, aber eins wusste er: Es WAR Besorgnis erregend! Er würde später noch mit Witjon darüber reden. Selbst ein paar freie Germanen, die sich unter einem Anführer oder eben einer Anführerin wie diese Norwiga, die Alpina erwähnt hatte, vereinten, waren für eine Stadt mit einem Legionskastell und einer Auxiliareinheit auf der anderen Seite des Rhenus so gefährlich, wie eine Hand voll Kirschen, die man gegen die dicke Haut eines Elefanten werfen würde. Allerdings machte er sich Sorgen um die umliegenden Dörfer, Bauern und Handelswege.


    Gerne hätte er noch weitere Details gehört, die er bestimmt aus der eher zögerlich darüber erzählenden Alpina hätte herauskitzeln können, wenn nicht seine Tochter plötzlich vor ihnen gestanden und sich wie ein sprudelnder Wasserfall in das Gespräch eingeklinkt hätte - von eingeklinkt konnte man eigentlich nicht sprechen, eher war es ein Unterbrechen.


    Nach der kurzen und lapidaren Begrüßung schaute der Pontifex erst kurz verwundert. Runa wusste also, dass Alpina wieder lebendig zurückgekehrt war und wieder ihrem Alltag in Mogontiacum nachging? Sie hatte es ihrem Vater nicht erzählt? Was war denn da los? Kommunikationsschwierigkeiten im Hause der Wolfrikskyn? Verdammte Axt! Daran galt es in Zukunft aber dran zu arbeiten, natürlich nur ihrerseits! (:P)


    Die Sorgen über die Marser und Chatten sowie diese Norwiga waren wie weggeblasen, als sich Runa vor ihm mit ihren Sorgen ergoss, bei denen es überraschender Weise eher mehr um Alpina ging. Nein, glücklicherweise ging es dabei um Alpina! Als er ihr "Vater ich muss dir was sagen." hörte und kurz darauf das Wort "schwanger" war er der glücklichste Vater des gesamten orbis terrarum in diesem Moment, da er sich ziemlich sicher war vorher "ist Alpina" gehört zu haben. Hatte er das? Ein kurzer Kontrollblick auf Alpinas Bauch hatte ihn bestätigt. Er würde noch nicht Großvater werden.. innerlich wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Nicht auszudenken, was er dann hätte alles erledigen müssen.. 1. Runa verhauen, 2. den Verantwortlichen mit der Axt enthaupten.. 3. aus Wut irgendwen anders ebenfalls enthaupten.. aber darüber musste er sich ja jetzt erstmal keine Sorgen machen. Witziger Weise hatte er NOCH keinen blassen Schimmer, dass sich zwischen Curio und seiner Tochter etwas angebahnt hatte und eine mögliche Schwangerschaft gar nicht so weit entfernt war, wie er sich das in diesem Moment noch erhofft hatte.


    Wie gesagt, es ging glücklicher Weise um Alpina, die neben seiner Tochter etwas trostlos wartete, bis ihre Freundin geendet hatte.
    Phelan ließ den ganzen Sermon über sich ergehen, von beiden. Irgendwie kam es ihm komisch vor, dass Runa sich so arg von ihrem Lehrer distanzierte und ständig seinen ganzen Namen nannte, sonst gebrauchte sie doch auch immer nur seinen Cognomen, wenn sie von ihm sprach. Da ihr Vater allerdings vollkommen ahnungslos war, konnte er hier NOCH keine Verbindung zwischen dieser Unart und der sich anbahnenden Liebesbeziehung herstellen.
    Als beide geendet hatten, war seine Miene mittlerweile soweit abgerutscht, dass man ihm seine Genervtheit deutlich ansehen konnte.


    "Jaja.. wie auch immer, dieser Petronier ist ein nicht ernst zu nehmender Dummkopf. Es schmerzt mich immer mehr, dass Witjon ihn unter seine Vittiche genommen hat." winkte er zunächst ab. Auch Alpina winkte er ab, es war ihre persönliche Sache und er wollte nicht wissen, wer sie geschwängert hatte, solang es nicht sein Klient oder seine Tochter schwanger war.


    "Ich zweifle nicht daran. Curio ist nicht der Mann, der.. naja.. ich weiß schon ihr wisst schon.." natürlich wissen sie was er sagen wollte, aber er sagte es nicht. Da standen zwei junge Frauen mit Rehaugen vor ihm und er sollte hier was vom Schwängern erzählen.. bizarr.. das war ihm zu bizarr. Bei seiner Tochter wollte er sich das noch gar nicht vorstellen, da war das NOCH in weiter Ferne, auch wenn sie eigentlich nach germanischer Tradition hätte vierfache Mutter sein können bzw. müssen.


    "Mich überrascht es nicht, dass Curio derartige Unwahrheiten bzw. Gerüchte angelastet werden. Er ist neben seinem Amt als Aedituus nun auch politisch in dieser Stadt tätig. Auch wenn seine Qualitäten genug für eine Wahl gewesen wären, war das Ergebnis durch den Einfluss unserer Familie so eindeutig, dass er sich unter den anderen Kandidaten nicht gerade Freunde gemacht hat." stellte er zunächst fest. "Ein Mann, der sich im Feld der Politik bewegt, muss das aushalten. Curio wird das aushalten." bestätigte er seine Ausführungen selbst. Er wusste zwar zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie sich sein Klient bei dieser Sache fühlte, aber was sollte ihm objektiv betrachtet momentan deswegen passieren? Er hat die Wahl gerade gewonnen und ist nun im Amt. Er leistet gute Arbeit in seinem Vicus. Das was die Menschen fällt bei den Leuten stärker ins Gewicht als das, was sie hören.


    "Allerdings.." fuhr er fort "überrascht es mich keineswegs, dass diese Gerüchte von dieser Lupa in Umlauf gebracht werden." Was war los mit diesem Flittchen? Er hatte ihr den damaligen Umständen entsprechend recht diplomatisch vermittelt, was er und die restlichen Duccier von ihr hielten und dass sie sich fernhalten sollte. Ihr war genau bekannt, dass der Helvetier Klient des duccischen Pontifex war.. bei den Göttern wie ihn das nervte.. Nicht das Gerücht an sich nervte ihn.. so eine Lapalie, weder der Rede noch eines Gedankens wert.. Was ihn nervte war, dass sie anscheinend mit ihren billigen Spielchen Leute aus seinem direkten Umfeld - und damit meinte er sowohl Runa als auch Curio und letztendlich auch Alpina - dahin gehend ärgern konnte, dass diese unnötige Gedanken an sie verschwendeten. Natürlich war es eine Farce, dass sie sich immer noch wagte ihre Spielchen im Dunstkreis der Duccier abzuziehen, aber wie schon DAMALS gesagt: Diese "Person" war/ist nicht und wird auch nie der Rede wert sein! Wenn das nicht aufhören würde, müsste man eventuell.. andere Seiten aufziehen. Die Stadt war groß und klar sie war irgendwie neureich.. aber würde man sie hier wohl vermissen? Diesen Gedanken konnte man erstmal unkommentiert so stehen lassen, auch wenn er so eindeutig war, wie Alpinas Schwangerschaft.


    Diskussionsmüde kommentierte er das ganze nur mit einem "Dass ihr euch etwas aus den Worten dieser Lupa macht ist erschreckender, als ihr harmloses Gerücht selbst. Lasst die Leute darüber entscheiden, ob sie diesen leeren Worten Gehör schenken. Weiß Curio davon? Mich würde es nicht wundern, wenn er es wüsste und es mir einfach nicht erzählt hätte, weil es so unbedeutend ist, was diese Frau schwafelt."

  • Sichtlich erleichtert über die insgesamt wenig aufgeregte Reaktion des Pontifex, beruhigte sich Alpina wieder. Es war ihr mehr als unangenehm im Zentrum bösartiger und unwahrer Gerüchte zu stehen. Irgendwie hatte diese Phryne sich besonders auf sie eingeschossen. Bot sie soviel Angriffsfläche? Das Schlimmste aber war, dass sie in diesen Strudel auch ihre Freunde Curio und indirekt auch Runa zog. Was Duccius Verus noch nicht wusste und wohl auch nicht ahnte, war ja, dass gerade Curios Ruf als frommer Lehrer Runas für das junge Liebespaar von enormer Bedeutung war. Irgendwann würde er sich auf diesen tadellosen Leumund berufen wollen, wenn er vor dem Pontifex um die Hand Runas anhalten wollte.
    "Es ist ungemein erleichternd für mich, zu wissen, dass du den Unwahrheiten, die diese Schlange verbreitet, keinen Glauben schenkst, Pontifex. Ich kann dir nur noch einmal versichern, dass den Aedituus des Apollo Grannus Mogon und mich nicht mehr als eine Freundschaft verbindet. Spätestens mit seinem Umzug in die geplante Casa Helvetia wird sich die Situation sicher auch entspannen. Leider lässt der Umbau wohl noch ein wenig auf sich warten."


    Wo sie aber nun schon vor ihm standen und Klartext sprachen, wollte Alpina auch den letzten Schritt gehen und für Runa fragen, ob ihr Vater einverstanden war, wenn seine Tochter mehr Zeit mit Alpina verbrachte. Sie machte eine kurze Pause, sortierte ihre Gedanken und setzte dann erneut an.
    "Eine Frage, respektive eher eine BItte, hätte ich noch, Pontifex. Wie du sicher schon weißt, verbindet Deine Tochter und mich schon lange eine tief empfundene Freundschaft. Runa bekundet großes Interesse an Heilkräutern. Schon bei einigen Gelegenheiten hatte ich die Freude, ihr das ein oder andere aus meinem Erfahrungsschatz näherzubringen. Nun, da sich das Ende ihrer Ausbildung zur Aeditua nähert und sie hoffentlich bald nicht mehr so viel Unterricht hat, wollte ich dich fragen, ob sie mir öfter zur Hand gehen kann?"


    Mit einem entschuldigenden Blick auf den zwar erst sanft gewölbten Leib, fügte sie hinzu. "Es ist abzusehen, dass ich in einigen Wochen auf die Hilfe anderer angewiesen sein werde. Zumindest in den letzten Wochen der Schwangerschaft und in der Phase des Wochenbettes, wäre ich über Runas feinsinnigen Umgang mit den Schätzen der Natur sehr dankbar. Würdest du das erlauben?"


    Mit der Bitte am Ende ihres Vortrages verband Alpina einen sehnsuchtsvoll flehenden Blick, von dem sie hoffte, dass er den Pontifex nicht unbeeindruckt lassen würde.

  • Die Dankbarkeit Alpinas trieb einem ja schon fast die Tränen in die Augen, eine bewundernswerte Frau.. dieses Ehrgefühl, diese Aufopferung für andere.. sie hatte einen gewissen Schneid, den sich manch anderer zum Vorbild nehmen sollte. Der Dank war allerdings gar nicht der Rede wert, daher winkte der duccische Pontifex die werdende Mutter erneut ab. "Es ist alles gut, lasst uns nicht weiter von dieser Frau reden." Er wusste sehr wohl um die Wohnsituation seines Klienten Bescheid und hatte daher auch Verständnis für Alpinas Sorgen.


    Als endlich das Thema Gerüchteküche abgeschlossen war, hatte die Hebamme eine weitere Bitte. Was sie vorzubringen hatte, überraschte ihn nicht wirklich, wusste er doch von der Freundschaft der beiden Frauen und ebenso von Runas Interesse an Alpinas Handwerk, was die Kräuterkunde anbelangte. Die Idee, die sie hatte, war nett.. keine Frage. Ihm gefiel auch der Gedanke, dass sich seine Tochter in der Kräuterkunde weiterbilden wollte, allerdings war der Zeitpunkt nicht der beste. "Gerade jetzt, wo sich ihre Ausbildung dem Ende neigt, sollte meine Tochter ihre volle Aufmerksamkeit auf das bevorstehende Opfer richten." erklärte er, was sich allerdings aufgrund ihres flehenden Blickes, welcher sich nun auch in Runas Gesicht geschlichen hatte, nicht ganz so einfach gestaltete. Wieder blickte er zwischen den jungen Frauen hin und her, um schließlich nach einem leichten Seufzer fortzufahren "Ich werde mit Curio sprechen. Wenn er Runa für bereit hält, können wir das Opfer vollziehen. Das Wissen um die Kräuter des Landes wird denke ich noch einige Jahre überdauern und uns lange erhalten bleiben."

  • Das war ja mal wieder typisch ihr Vater! Auch wenn sie gerade mal wieder gern mit den Augen rollen würde, verkniff sie es sich in dem Moment dann doch.
    Sie schaute ihren Vater also mit dem nötigen Respekt einer Tochter an.
    „Also Curio, also Helvetius Curio hält mich durchaus für bereit. Er wird dir das sicher auch bestätigen, wenn du ihn danach fragst.“ Es hatte ja auch andere gründe, das Runa ihre Ausbildung so schnell als möglich abschließen wollte.
    „Also wenn du es gestattest werde ich nach meinem Opfer bei Alpina in die Lehre gehen.“
    Das sie die Kräuter und ihre Heilkräfte für Gaben der Götter hielt musste sie ja zum Glück nicht ausführen, denn dass wusste ihr Vater ja wohl zur Genüge. Schließlich hatte sie ihn schon zu Hause des öfteren mit ihrem, bei dem Dorffrauen erlernten Wissen, überrascht.
    Nun tat Runa das was sie so gern tat, wenn sie etwas von ihrem Vater wollte, sie schaute ihr mit ihren großen blauen Augen bittend an. (Ihr wisst schon dieser Blick eines Kindes, dass einen Bonbon will, wo man einfach nicht nein sagen kann ;) )

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