Atrium | Die Ankunft der Claudia Agrippina

  • Müde ließ ich mich auf eine Kline nieder, die im Atrium aufgestellt war. Eleni blieb wie immer an meiner Seite. Inzwischen schleppten die Sklaven schnaufend alle Kisten herein, in dem meine Sachen verwahrt waren und stellten sie vorerst hier ab. Nur der Maevius blieb stehen, um mit prüfenden Blicken das Treiben der Unfreien zu beaufsichtigen.


    „Domina, die beiden Zimmer für dich und deinen Begleiter werden im Augenblick vorbereitet. Wenn du hier noch einen Augenblick warten möchtest. Darf ich dir etwas bringen?“ Die Sklavin, die uns ins Atrium begleitet hatte, begann mir zu gefallen. Natürlich konnte sie mir etwas bringen! Ich war durstig, hungrig, müde und schmutzig.
    „Das könntest du in der Tat!“ ,stellte ich fest. „Ein Wein und einen kleiner Imbiss wäre nicht schlecht. Außerdem kannst du veranlassen, dass man mir später ein Bad bereitet.“


    [Blockierte Grafik: http://fs2.directupload.net/images/150601/vxtyhtud.jpg] | Cnaeus Maevius Tullinus


    „Für die Domina keinen Wein!“, warf der Maevius schulmeisterlich ein. „Bringe ihr stattdessen verdünnten Wein!“ Die Sklavin nickte freundlich. „Darf ich dir auch etwas bringen, Dominus?“ Maevius schüttelte den Kopf. „Nein, im Augenblick nichts. Danke,“ meinte er bescheiden.
    Was war das denn jetzt! Ich hatte gar nicht protestieren können! Wieso durfte ich denn keinen Wein trinken? Schließlich war ich doch kein Kind mehr. Demnächst schon wäre ich die Frau von irgendjemand und da verbot er mir den Wein?!
    „Was sollte das denn, Maevius?“, fragte ich deshalb sehr erbost. Der Maevius, der sich gerade die Büsten meiner claudischen Vorfahren begutachtete, wandte sich nur langsam zu mir um. „Purer Wein wird dir gleich zu Kopf steigen. Ich nehme an, wir werden Senator Menecrates spätestens zur Cena treffen. Dann solltest du keinen trunkenen Eindruck hinterlassen.“
    Einen trunkenen Eindruck? Ich hörte ja nicht recht! „Ich werde keinen trunken Eindruck machen und außerdem…“, begann ich aufzubegehren, wurde von ihm aber mit scharfen Worten unterbrochen. „Es reicht, Agrippina! Dein Vater mag zwar nicht mehr unter den Lebenden weilen, doch deinem Bruder bin ich verpflichtet, da ich ihm mein Wort gab, mich um dich zu kümmern und auf dich zu achten. Und mein Wort gedenke ich auch zu halten! Deshalb wirst du meinem Wort folgen, als wäre es das deines Vaters!“
    Puh, das hatte gesessen! Ich war entsetzt. Der Maevius hatte mir gegenüber noch nie einen solchen Ton angeschlagen. Das konnte ja noch richtig lustig werden! Heute mochte er damit durchkommen, doch ich würde mir von ihm nicht die gute Laune vermiesen lassen. Ich sehnte schon den Tag herbei , an dem er wieder zurückreiste.


    Wenig später erschien die Sklavin wieder mit einem Tablett. Auf einem Tisch stellte sie einen Teller ab, auf dem etwas Brot, einige Oliven, etwas getrocknete Wurst, Käse und ein Ei angerichtet waren. Dann reichte sie mir einen Becher mit verdünnten Wein. Sofort tat ich mich gütlich daran. Nun ja, ich hatte schon besseres Brot gegessen und natürlich schmeckten die Oliven von unserem Landgut auch viel besser. Aber was aß man nicht alles, wenn man hunger hatte!


    ***


    [Blockierte Grafik: http://fs2.directupload.net/images/150529/57qfgm58.gif] | Naevia


    Später dann nahm ich ein Bad und ich wunderte mich bereits, dass auch hier wieder die gleiche Sklavin zur Stelle war, die mich bereits im Atrium bedient hatte. Sie goß gerade einen wohlriechenden Badezusatz ins Wasser und sorgte dafür, dass das Wasser eine angenehme Temperatur hatte. Dann begann sie mich zu entkleiden, damit ich ins Becken steigen konnte. Auch Eleni tat es mir gleich. Ich wollte nicht von fremden Sklaven gewaschen werden. Eleni tat dies schließlich schon sechzehn Jahre lang. Dennoch blieb die andere Sklavin, um bereit zu sein, falls ich noch einen Wunsch hatte.


    Ach war das entspannend! Nach der langen Reise war ein Bad das Beste, was man für sich tun konnte. Genussvoll schloss ich die Augen, während Eleni meine Kopfhaut massierte.


    „Wer weilt denn außer Senator Menecrates noch in der Villa?“, fragte ich irgendwann ganz unvermittelt.
    „Niemand, Domina!“ Die Antwort der Sklavin machte mich nun doch etwas stutzig und ich öffnete schnell wieder die Augen. „Niemand? Wieso das denn?“
    „Die Herrschaften weilen derzeit nicht oder nicht mehr in Rom. Außer Domina Romana…,“ entgegnete die Sklavin etwas zögerlich.
    „Domina Romana?“ Das war für mich das Stichwort. „Also ist doch noch jemand hier!“, stellte ich leicht ungehalten fest. Was druckste die Sklavin auch so herum! Gab es da etwa noch mehr, was man wissen sollte?
    „Nicht direkt,“ meinte die Sklavin. „Domina Romana ist Vestalin. Sie lebt schon seit einigen Jahren sehr zurückgezogen im Atrium Vestae.“ Eine Vestalin! Und eine, die sich auch noch aus dem Leben zurückgezogen hatte! Das mochte zwar für die Familie sehr ehrenvoll sein, mir jedoch nutzte es im Augenblick wenig.
    „Wie steht es mit den Sklaven? Und wie lautet eigentlich dein Name?“, fragte ich etwas später. Schließlich sollte man ja wissen, von wem man die Neuigkeiten hatte. „Mir scheint, die Anzahl des Personals ist sehr begrenzt.“ Was ja aufgrund dessen, dass es bislang „nur“ den Senator zu bedienen galt, nicht verwunderlich war.
    „Man ruft mich Naevia, Domina,“ ließ mich die Sklavin wissen. „Ja, das stimmt Domina. Einige der Sklaven wurden verkauft oder reisten mit ihren Herrschaften ab. und einige sind noch flüchtig…“, versuchte mir Naevia zu erklären, wobei sie sich mit den letzten Worten etwas schwer tat. Mich machte dies natürlich hellhörig. Es waren also einige Sklaven geflohen!
    „Geflohen sagst du? Und man hat nicht nach ihnen gesucht?“ Die Sklavin verneinte meine Frage und begann mir zu erzählen, was sich in den letzten Monaten hier zugetragen hatte. Sie berichtete mir von einigen Todesfällen, die es gegeben hatte und von einer geflohenen Sklavin, der man nach einiger Zeit wieder habhaft geworden war. Interessant, interessant, dachte ich mir. Letztendlich aber kam ich zu dem Entschluss, gleich morgen dem Sklavenmarkt einen Besuch abzustatten. Naevia aber nahm ich fortan unter meine Fittiche. Sie gab eine vorzügliche Leibsklavin ab.

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