[Tablinum] Ein alter Klient

  • Macer hatte gerade etwas Zeit mit seiner kleinen Tochter im Garten verbracht, wo die Sonne die Luft aufs angenehmste erwärmte, so dass man im Schatten des Säulenganges eine wirklich angenehme Zeit verbringen konnte. Diese hätte er auch nur ungerne verkürzt, aber die Meldung eines wirklich überraschenden Besuchs hatte Macer dann doch zurück in sein Arbeitszimmer eilen lassen, was nur wenige Schritte waren, da sich dieses mit einer Tür eben zum Garten hin öffnete. So stand er dort also erwartungsvoll hinter seinem Schreibtisch, als Senator Annaeus Modestus zu ihm geführt wurde.


    "Salve, Annaeus Modestus! Ich bin wahrlich überrascht, dich hier so unerwartet leibhaftig vor mir zu sehen", begrüßte er ihn herzlich und umrundete den Schreibtisch, um ihm entgegen zu gehen.

  • Modestus folgte dem Haussklaven seines Patrons durch das Haus. Den Weg kannte er gut. Er war ihn oft gegangen, wenn auch vor vielen Jahren. Diesmal wurde jeder seiner Schritte von dem Klicken begleitet. Die Ende seines Stocks auf dem steinernen Boden des Hauses. Ein verzierter Spazierstock, dem Stab des Äskulap nachempfunden. Eine richtige Krücke war Apollo sei Dank nicht mehr notwendig. Damit hätte sich Modestus auch nur ungern in der Öffentlichkeit gezeigt.


    Auf den Stock gestützt und leicht hinkend betrat er das Tablinum und sah auch schon seinen Patron ihm entgegenkommen. Was er wohl sagen würde? Viel war in den vergangenen Jahren passiert. Modestus war mit seinen Legionen auf Rom marschiert um einen Kaiser zu stürzen. Seinen Patron hatte er dabei weder um Rat gefragt, noch informiert. Nahm ihm der Purgitier das vielleicht Übel? Aber seine ersten Worte zeugten eher von Herzlichkeit. Etwas erleichtert machte er weitere Schritte in dem Raum und erwiderte die Begrüßung.


    "Salve, Purgitius Macer. Verzeih mir den unangemeldeten Besuch. Ich bin gerade erst wieder in Rom angekommen, aber es war Sache, die nicht nicht aufschieben wollte." begann Modestus. Dabei fiel ihm auf, dass Purgitius Macer nichts von einem Aufenthalt im Ausland wissen konnte. Deshalb fügte er noch etwas hinzu. "Nachdem mich die Nachricht vom Tod des Imperators in Cyprus erreicht hat, bin ich bin sofort aufgebrochen."

  • "Das ehrt mich, dass du mich dann so umgehend aufsuchst", stellte Macer fest und tatsächlich fand er, dass dies ein gutes Zeichen war, was die Beziehung zwischen Klient und Patron anging. "Aber bitte, nimm doch Platz. Es gibt sicher einiges zu bereden." Mit einer Geste lud er zum Sitzen ein und begab sich selber auch zu seinem Sitzplatz. Nach Getränken fragte er erst gar nicht, sondern schickte den Sekretär einfach los, entsprechendes zu organisieren.


    "Sagtest du gerade Cyprus? Wie hat es dich denn dorthin verschlagen? Du warst doch nach Germania beordert und bist dann mit deinen Legionen nach Rom gezogen, wenn ich mich richtig erinnere", rekapitulierte er die letzten Aufenthaltsorte und Taten, die er von seinem Klienten wusste. Er war neugierig darauf, was dieser ihm über die Geschehnisse zwischen damals und jetzt erzählen konnte.

  • "Ich danke dir." entgegnete Modestus und meinte es auch. Länger zu stehen, selbst mit seinem Gehstock, war immer noch unangenehm. So trat er zu dem Stuhl und setzte sich. Seinen Stock lehnte er zunächst gegen die Seite des Stuhls. Dann kam ihm jedoch, dass er bei einer Bewegung klappernd umfallen könnte. Also behielt er ihn in den Händen und stützte sich nach vorn gelehnt auf ihn.


    "Du wirst sicherlich gehört haben, dass ich in der Schlacht von Vicetia verwundet wurde. Zwei Bolzen einer Manuballista, wie mir später gesagt wurde. Einer Durschlug meinen Brustpanzer, der andere traf mich im Oberschenkel. An viel kann ich mich nicht erinnern, aber ich bin wohl ins Lager gebracht worden. Nach der Schlacht übernahm Flaminius Cilo das Kommando und ich verblieb in Mantua. Die Wunden waren schwer und entzündeten sich. Es vergingen Wochen, bis ich das Bett verlassen konnte. Doch damit war die Sache noch nicht überstanden. Mein linkes Bein machte mir immer noch große Probleme. Ich lies verschiedene Ärzte kommen, aber keiner konnte mir helfen."


    berichtete Modestus und verschwieg dabei doch einige Dinge. Manches musste sein Patron auch nicht wissen. Wie die Verbitterung und der Schmerz ihn in den Suff getrieben hatte. Diese Episode seines Lebens war vorbei und es war am Besten sie in der Vergangenheit zu belassen.


    "Einige Freunde ermunterten meine Suche nach Heilung auf das Gebiet außerhalb Italias auszudehnen. Der Bürgerkrieg war gerade erst am abklingen, weshalb ich keine große Aufmerksamkeit auf mich ziehen wollte. Ich brach nur mit einigen engen Vertrauten auf, ohne jemandem davon zu unterrichten. Ich hoffe du kannst das verstehen. Kurz zuvor hatte mein Name noch die Proskriptionslisten angeführt und wer konnte schon ahnen, wo die Anhänger des Ursupators noch überall lauerten?"


    Während er dies erklärte, wunderte sich Modesus wie es seinem Patron während des Bürgerkriegs ergangen war. Er war immerhin Patron eines der führenden Rebellen gewesen. Nachdem Purgitius Macer noch am Leben und erfreut gewesen war ihn zu sehen, konnte es ihm nicht all zu schlecht ergangen sein.


    "Ich konsultierte also die berühmtesten Ärzte in Achaia und Asia. Ich besuchte die großen Tempel des Apollo überall im Osten des Reichs. Aber erst im Asklepieion, dem Heiligtum des Aesculapius in Pergamon fand ich wonach ich gesucht hatte. Im Gegenzug für meine Heilung machte ich den Göttern einige Versprechungen. Eines der Gelübde führte mich dann auch nach Cyprus. Man kann sagen, dass ich seitdem ein großer Förderer des Apollo-Kults geworden bin."


    Und damit beendete Modestus auch seine längere Ausführung zu seiner langwierigen Abwesenheit. Zum Schluss kam er aber nicht umhin die Frage zu stellen, wie sein Patron die letzte Zeit überstanden hatte.


    "Und wie ist es dir ergangen? Ich hoffe du hast den Bürgerkrieg gut überstanden. Ich muss gestehen, dass ich nicht ganz im Bilde bin, was in der Zeit meiner Abwesenheit hier in Rom passiert ist."

  • Aufmerksam hörte Macer dem Abriss über die jüngere Lebensgeschichte seines Klienten zu. Es ergaben sich nicht wenige neue Fragen daraus, aber Macer verzichtete darauf, seinen Klienten damit zu überschütten, sondern beantwortete erst einmal die an ihn gerichtete Frage. "Ja, ich kann mich nicht beklagen. Die turbulente Zeit ist weitgehend spurlos an mir vorüber gegangen, was zweifellos auch damit zu tun hatte, dass ich mich sehr aus der Öffentlichkeit zurückgenommen habe", fasste er zusammen. Sein letztes öffentliches Amt war schließlich schon eine ganze Weile her und abgesehen von seiner Tätigkeit als Senator hatte er sich tatsächlich kaum in der Öffentlichkeit gezeigt, sondern auf seine Familie konzentriert. "Wenn die Legionen auf Rom marschieren, muss man sich ja nicht unbedingt in die Schusslinie drängen", versuchte er dieses Verhalten auch ein wenig zu rechtfertigen. "Nach dem Tod meiner Frau bei der Geburt unserer Tochter hatte ich zudem ohnehin privat einige andere Schwerpunkte zu setzen. Aber das ist für dich gerade wohl weniger relevant", schloss er dieses Thema mit einem leichten Lächeln ab. "Was die Geschehnisse in Rom angeht, gibt es für dich dann aber sicher einiges nachzuholen. Wobei ich doch annehme, dass du die eine oder andere Nachricht schon per Brief oder von Reisenden bekommen hast, oder nicht?" erkundigte er sich dann, denn er konnte sich kaum vorstellen, dass ein Senator selbst im freiwilligen Exil so völlig ohne Kontakt nach Rom blieb.

  • "Mein Beileid. Ich hoffe deine Tochter bereitet dir viel Freude."


    sagte Modestus und entschloss sich nicht weiter auf den Tod der Ehefrau seines Patrons einzugehen. Was immer er auch sonst sagen mochte, anderen hatten es wohl schon gesagt, und er wollte keine alten Wunden aufreißen. Immer wieder darauf angesprochen zu werden, hatte Modestus nach dem Tod seiner Frau, doch als sehr unangenehm empfunden.


    "Ich habe in der Tat vieles gelesen und einiges gehört. Aber die Details bleiben meist auf der Strecke. Ich denke ich werde mich in den nächsten Tagen erst einmal wieder einleben müssen."


    Entgegnete Modestus und dachte schon an all die Dinge, die zu erledigen waren, bevor an eine Rückkehr ins gesellschaftliche Leben zu denken war. Insbesondere der Weinkeller musst unbedingt wieder aufgestockt werden. Aber das hatte noch etwas Zeit. Die ersten Tage wollte er in Ruhe und Frieden verbringen. Ohne Heerscharen von Bittstellern oder feurige Debatten im Senat.


    "Momentan bin ich auch am überlegen, wie es für mich weitergehen soll. Vielleicht kandidiere ich irgendwann für das Consulat, wenn die Zeit reif ist. In zwei Dingen bin ich mir allerdings sicher. Zum einen werde ich mich wieder einem der Priestercollegia anschließen. Zum anderen werde ich Munera zu Ehren von Lucius Annaeus Florus veranstalten."


    Damit offenbarte Modestus seine Pläne für die nächste Zeit und wartete, ob dieser Einwände oder vielleicht Ratschläge für ihn hatte. Schließlich war er sein Patron und es war nur Brauch ihn vorab zu informieren.

  • "Oh ja, das tut sie", bestätigte Macer auf die Frage nach seiner Tochter und ging damit insbesondere auch wortlos über die Beileidsbekundung zum Tod seiner Frau hinweg. Der Tod war lange genug her, um seinen Schrecken verloren zu haben und was blieb, war stille Trauer, aus der Macer nicht unbedingt ein Gesprächsthema machen wollte. "Wenn du sie nachher sehen willst, sie ist draußen im Garten", sprach er daher auch gleich weiter über seine Tochter und deutete über seine Schulter durch die geöffnete Tür in den Garten hinter dem Haus.


    "Die Zeit zum Einleben solltest du dir wohl auch nehmen", stimmte Macer dann zu. "Es ist wirklich einiges passiert. Alleine die personellen Veränderungen im Senat was Magistraturen angeht und so weiter sind ja schon eine Menge, wo du so lange weg warst", gab er dann ein Beispiel, ohne konkrete Namen zu nennen. Aber das Gespräch ging ja auch gleich in diese Richtung weiter. "Aber wenn du ein Consulat anstrebst, wirst du ja ganz sicher ohnehin mit möglichst vielen Senatoren sprechen und die Entwicklung aus ihren Blickwinkeln mitbekommen. Spannend wird es zu sehen sein, in wie weit du politisch auf der einen oder anderen Seite aufgenommen wirst, denn mit der Wahl unseres neuen Kaisers hat der Senat sich nun ganz offenbar für eine neutrale Position entschieden, die nicht durch den Bürgerkrieg belastet ist. Du hättest da wahrscheinlich einen schwereren Start", warnte er seinen Klienten vor, ohne ihm den Mut nehmen zu wollen.


    Die andere Idee nahm er dagegen umso freudiger auf. "Eine Munera für Annaeus Florus? Verzeih mir die direkt Antwort, aber das ist ein wenig spät, oder? Aber trotzdem eine gute Idee, auf jeden Fall. Solltest du dabei Unterstützung brauchen, lasse es mich wissen. Immerhin war er eine Zeit mein Stellvertreter an der Academia Militaris", erinnerte er. Was ihn dann selber wiederum auch an etwas erinnerte: "Ach ja, genau, die Academia Militaris. Die gibt es nicht mehr. Das hat sich wahrscheinlich nicht bis Cyprus herumgesprochen."

  • "Nun dann bin ich gespannt, was die nächsten Wochen zeigen werden." antwortete Modestus seinem Patron, nachdem dieser die neuen politischen Verhältnisse beschrieb. Ihm war klar, dass er in den nächsten Wochen viele Gespräche und führen musste um alte Kontakte zu reaktivieren und neue Kontakte zu gewinnen. Dann kam er auf die Sache mit Annaeus Florus zu sprechen. "Nun Annaeus Florus starb, als ich gerade meine Statthalterschaft in Germania angetreten hatte. Mein Vetter Decimus Annaeus Varus, war zu jener Zeit Praefectus Aegypti. Es gab niemanden aus der Familie in Rom der sich darum hätte kümmern können. Die Annaeer waren über das Imperium verstreut, wenn man so will. Und als ich das letzte Mal in Rom war, lebte Annaeus Florus noch." Sein letzter Satz war eigentlich unnötig, aber diese Erkenntnis hatte ihn selbst verblüfft. Es waren mehr als nur wenige Monate. Es waren Jahre die er außerhalb Roms verbracht hatte. Einige Jahre.


    "Aber ich danke dir für dein Angebot. Bei der Organisation würde ich gerne auf einige deiner Klienten zurückgreifen wollen. Vielleicht fallen dir ja einige tüchtige Organisationstalente ein." nahm Modestus das Angebot gerne an. Spiele waren immer eine große Herausforderung und man konnte nie genug Helfer und Helfershelfer haben. Dann fuhr Modestus im Hinblick au die Academia fort. "Der Fokus muss nun auf einer eher praktischen Ausbildiung der Offiziere liegen. Ich vermute, dass wir das gar nicht ungelegen ist, eine weitere Belastung los zu sein."

  • "Oh, sicher ist mir das nicht ungelegen", kommentierte Macer auch seinerseits die Schließung der Academia Militaris. "Die Schließung wurde ja nicht über meinen Kopf hinweg veranlasst, sondern vielmehr auf meine eigene Initiative hin. Nicht, weil ich die Belastung los werden wollte, aber weil mir die rein theoretische Ausbildung eben tatsächlich nicht angemessen erschien. Eine praktische Ausbildung in der Truppe dürfte nutzbringender sein und hat sich ja auch in den vielen Jahren vor der Einrichtung der Academia bewährt", gab Macer in Kurzfassung noch einmal seine Beweggründe für die Abschaffung wieder.


    "Und bei der Munera kannst du gerne auf meine Klienten zurückgreifen", bekräftigte er noch einmal sein Angebot. "Und es ist in der Tat erstaunlich, wie schnell die Zeit manchmal vergeht", fügte er dann noch versonnen hinzu, denn tatsächlich hätte er wohl kaum richtig geschätzt, wie lange der Tod des Annaeus Florus nun schon zurück lag und wie lange sein Klient außerhalb Roms gewesen war.


    "Wie wirst du denn die nächsten Wochen angehen?", erkundigte er sich dann, denn genauere Pläne hatten sie ja noch nicht erörtert. "Wie ich dich eben verstanden hatte, weiß ja bisher kaum jemand, dass du wieder zurück bist, oder nicht? Aber spätestens bei der nächsten Senatssitzung weiß es dann doch halb Rom", mutmaßte er.

  • "Nun das macht Sinn." kommentierte Modestus die Ausführungen seines Patrons. Trotzdem hielt er es für richtig, dass ein Kandidat für die ritterliche Militärlaufbahn bestimmte Grundkenntnisse nachweisen musste. Aber in Zukunft würde dies eben auf informellerem Wege geschehen. Schließlich kontrollierte die kaiserliche Kanzlei die Vergabe der Posten. Und diese würde sich nicht nur nach den Beziehungen eines Mannes richten.


    "Ich danke dir. Momentan spiele ich auch mit dem Gedanken neben den klassischen Gladiatorenspielen auch wieder eine Naumachie zu veranstalten." erklärte Modestus seinem Patron. Sicherlich waren Naumachien keine besonders billige Angelegenheit, aber deswegen sah man sie auch so selten in Rom. Aber nach seiner Statthalterschaft hatte er keine Geldsorgen mehr. Denn selbst welcher ehrliche Statthalter war je ärmer aus seiner Provinz zurückgekehrt. Nicht zu vergessen die Besitzümer des Vesculariers und seiner engsten Vertrauten im Norden Italias. Vor Viceta hatte er noch einniges bei Seite schaffen lassen. Für den Fall, dass seine Partei im Bürgerkrieg unterlag und der fliehen musste. "Ich habe mir sagen lassen, dass Rom seit meiner Naumachien keine mehr gesehen hat und womit könnte man einen ehemaligen Praefectus Classis besser ehren?"


    "In den nächsten Tagen werde ich erst einmal um einige Familienangelegenheiten kümmern. Was danach kommt? Nun ich werde wohl mit dem Pontifex pro Magistro sprechen. Sobald ich meine Rückkehr im Senat bekannt gebe, wird sicherlich die eine oder andere Einladung folgen. Dann gilt es erst einmal wieder mit den anderen Senatoren ins Gespräch zu kommen. "

  • Auf die Idee, eine Naumachie zu veranstalten, wäre Macer selber sicher nicht allzu schnell gekommen, aber in der Tat war sie angesichts des Kommandos des Annaeus Florus ziemlich naheliegen. "Da hat du Recht!", stimmte Macer daher lebhaft zu. "Eine passende Sache und eine seltene noch dazu, auch da hast du recht. Ob deine wirklich die letzte war, weiß ich nicht genau, aber in den letzten Jahren gab es keine, das stimmt", konnte er zudem bestätigen, denn auch wenn seine Gedächtnis schlecht war, so hätte er sich doch zumindest an eine Naumachie erinnert.


    "Und mit dem Priesteramt scheint es dir dann auch sehr ernst zu sein, wenn du gleich mit dem Pontifex pro Magistro sprechen möchtest", kam er dann auch noch auf den anderen Punkt zu sprechen, der ihn durchaus ein wenig persönlich interessierte. "Ich muss ja zugeben, dass ich mich schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken trage, auch ein Priesteramt anzustreben, aber mich andererseits noch nicht dazu aufraffen konnte, es wirklich in Angriff zu nehmen."

  • "Nun dann gab es auf jeden Fall keine mehr, die es Wert war sich daran zu erinnern." entgegnete Modestus seinem Patron schmunzelnd. Dann fuhr er mit dem Grund seines Eifers für die stadtrömischen Collegia fort. "Es liegt gewissermaßen in der Familie. Mein Großvater Tiberius Annaeus Sophus war bereits Augur. Er hat mir seine Unterlagen und seine Bibliothek vermacht, sodass ich mich verpflichtet fühle in seine Fußstapfen zu treten."


    "Nun eine Position in den stadtrömischen Collegien erfordert sicherlich eine gründliche Vorbereitung. Manche Collegien sind auch nur für Mitgliedern bestimmter Familien zugänglich, die ihr Wissen über die alten Mysterien nur intern weitergeben." Modestus hatte Verständnis für das Zögern seines Patrons. Schließlich gab es einige Hürden zu nehmen. Erst ein intensives Studium religiöser Texte, dann das erlernen und üben bestimmter Rituale. Anschließend musste man je nach Collegium die Mitglieder überzeugen einen aufzunehmen. Mit letzterem würde sein Patron aber weniger Probleme haben. "Trotzdem glaube ich, dass es ein erstrebenswertes Ziel ist. Es würde ich freuen, wenn ich dich in diesem Bestreben unterstützen kann. Gibt es denn ein Collegium zu dem du eine besondere Verbundenheit empfindest?

  • "Ja, ich weiß", entgegnete Macer auf den Hinweis auf die notwendige Vorbereitung oder die familiäre Tradition einzelner Collegien. "Daher dürfte ich wohl auch am ehesten im Collegium Septemvirorum einen Platz finden, aber andererseits wäre ich dort als Consular vielleicht doch ein wenig fehl am Platz", legte er dann seine bisherigen, eher ungeschliffenen Gedankengänge dar. Bis auf eine kleine Bemerkung hier und dort hatte er auch noch nie länger mit jemandem über dieses Thema gesprochen und die verschiedenen Optionen erörtert. "Die andere Möglichkeit wäre wohl, auf einen Platz im Collegium Pontificium zu hoffen, aber das ist natürlich ungleich schwieriger zu erreichen", führte er daher weiter aus. "Für die anderen Collegien fehlt es mir jedenfalls am nötigen Hintergrund, schätze ich."

  • "Nun es wäre sicherlich nicht das erste Mal in der Geschichte Roms, dass ein Consular Septemvir wird. Aber ich verstehe deine Bedenken." Immerhin kümmerten sich die Septemviri eher um das Alltagsgeschäft, was einem Consular im Ruhestand vielleicht nicht ganz entgegen kam. Auch war Collegium Septemvirorum nicht so angesehen, wie die anderen Collegia. Allerdings sah Modestus keinen Grund, warum sein Patron nicht das Amt eines Pontifex anstreben sollte. "Zwar kämst du sicherlich auch für andere Collegia in Frage, aber ich glaube das Collegium Ponficium entsprecht deinem Status. Du bist weithin für diene Verdienste und deine Integrität bekannt. Daher kann ich mir nicht vorstellen, dass das Collegium dich ablehnen würde. " Natürlich spielte Politik noch eine entscheidende Rolle, aber Purgitius Macer war weithin geachtet.

  • "Um ehrlich zu sein habe ich mich nicht genauer damit befasst, welche Männer schon zu diesem Kollegium gehörten, aber ich vermutete einfach mal, dass ein Consular in einem Collegium, das sich vor allem um die administrative Seite des Cultus Deorum kümmert, zumindest nicht ganz die typische Besetzung ist", antwortete Macer mit einem Schmunzeln. Vor der Arbeit wollte er sich zumindest sicher nicht drücken und wenn er ehrlich war, traute er sich jegliche Art von administrativer Aufgabe eher zu als die Durchführung eines Staatsopfers. "Aber wahrscheinlich sollte ich einfach mal den einen oder anderen Priester ansprechen und mich erkundigen, wie die Chancen stehen und auf welcher Aufgabe man mich sehen würde", schloss er dann an, denn wer sollte sich schon besser zu diesem Thema äußern können als amtierende Mitglieder verschiedener Collegien?


    "Ich nehme mal an, dass du mit deinen Plänen diesbezüglich wesentlich schneller sein wirst, zumal man dich ja schon kennt. Du willst in dein früheres Collegium zurückkehren?", fragte er dann noch einmal nach den Plänen seines Klienten, denn auch wenn das hier keine offizielle Salutatio war, sollte es seiner Meinung nach trotzdem vor allem um ihn gehen.

  • Modestus nickte zustimmend, nachdem Purgitius Macer gesprochen hatte. Wenn er sich erst einmal langsam herantasten wollte, konnte Modestus das verstehen. Außerdem hatte Purgitius Macer mit seiner Tochter auch wichtigere Prioritäten. "Es gibt da einige Komplikationen im Hinblick auf mein altes Collegium. Die Proskription. Das ist einer der Punkte, die ich mit dem Pontifex pro Magistro besprechen muss." stellte Modestus fest. Hatte er den Quindecemviri gegenüber noch Verpflichtungen? Er wusste es nicht. Vielleicht würde es schwieriger sein seinen alten Sitz zurückzufordern als sich einen neuen zu suchen. Und vielleicht war ein Neuanfang auch besser. "Aber selbst wenn die Möglichkeit gegeben wäre, weiß ich nicht, ob ich wieder den Quindecemviri beitreten werde. Ich kann mir vorstellen in die Fußstapfen meines Großvaters zu treten und die Aufgaben eines Auguren zu übernehmen. Einen Sitz im Collegium Pontificium würde ich sicherlich auch nicht ablehnen. Das würde nicht zuletzt das Problem deiner Kooptation vereinfachen." sagte Modestus schmunzelnd. Im Mindesten würde er seine Chancen ausloten.

  • "Gibt es denn speziell mit den Quindecemviri ein Problem wegen der Proskription?", fragte Macer nach, denn der Zusammenhang war ihm nicht ganz klar. "Mir ist nicht bekannt, dass dieses Collegium im Zusammenhang mit der Proskription irgendeine besondere Rolle gespielt hätte."


    Andererseits erschien es ihm bei einem entsprechenden familiären Hintergrund keineswegs abwegig, wenn sein Klient jede Chance zu einem Wechsel in ein anderes Collegium nutze, mit dem er eine Familientradition fortsetzen konnte. Was seine eigene Kooptation ins Collegium Pontificium betraf, musste er dann aber doch schmunzeln. "Gegen Schützenhilfe von dir im Collegium Pontificium habe ich sicher nichts einzuwenden, aber so oder so würde ich natürlich durchaus meinen eigenen Teil dazu beitragen wollen, mir diesen Platz zu verdienen."

  • "Im Zuge der Proskription habe ich sämtliche Ämter und Würden verloren. Also auch meinen Sitz im Collegium. Cornelius Palma hat zwar die Proskription aufgehoben, aber keine vollständige Rehabilitation verordnet. Daher ist mir momentan unklar, ob ich noch Verpflichtungen gegenüber dem Collegium habe, oder ob ich vollständig ausgeschieden bin. Schließlich wird man normalerweise Mitglied auf Lebenszeit. Eventuell müsste dies in einem größeren Verwaltungsakt geklärt werden, der nicht nur mich betreffen würde. Schließlich gab es noch andere Männer, die ebenfalls im Zuge der Proskriptionen Ämter verloren haben. Und es gibt bestimmt einige Fälle, in denen solche Ämter bereits an einen neuen Kandidaten vergeben wurden. Es ist also eher komplizierte Angelegenheit. Und bevor ich die Büchse der Pandora öffne, will ich erst einmal sehen welche Alternativen es gibt." erklärte Modestus den Sachverhalt all zu sehr ins Detail zu gehen. Schließlich gab es viele kultische Traditionen und Regeln, die man dabei im Auge behalten musste. Entsprechend konnte die Sachlage unterschiedlich interpretiert werden. Daher hielt es Modestus für besser gleich die Interpretation in Erfahrung zu bringen, die die größte Rolle spielte. Die des Pontifex pro Magistro.


    "Selbstverständlich. Wenn du möchtest, kann ich mich aber schon einmal unverbindlich über die Situation im Collegium erkundigen. Vielleicht gibt es ja gerade einen freien Sitz, oder es wird zumindest für die nahe Zukunft erwartet." schlug Modestus vor. Schließlich würde er sich in naher Zukunft sowieso mit Manius Flavius Gracchus treffen. Da konnte er diesem auch gleich auf den Zahl fühlen.

  • "Ah, ich verstehe", antwortete Macer, während sich sein Gesichtsausdruck erhellte. "Da hatte ich dich dann missverstanden. Ich nahm an, dass es speziell mit deinem Collegium ein Problem gab, aber du hast natürlich Recht: Wenn du deinen Sitz dort durch Proskription verloren hast und diese wieder aufgehoben wurde, hast du vielleicht auch deinen Sitz schon wieder, ohne es zu wissen. Andererseits wird man doch wohl vielleicht versucht haben, dich ausfindig zu machen, wenn dem so wäre, oder nicht?", spekulierte er dann weiter, nur um den Gedanken quasi beim Sprechen schon wieder zu verwerfen. "Aber gut, du warst ja eher schlecht erreichbar. Vielleicht hat man den Sitz auch nur deswegen neu vergeben. Das musst du wohl wirklich erfragen und wir können es hier bestimmt nicht ergründen", beendete er damit dann auch seine eigenen Spekulationen, da sie wohl zu ohnehin nichts führten.


    Stattdessen nahm er das Angebot einer ersten Kontaktaufnahme lächelnd an. "Nun, das lehne ich sicher nicht ab, wenn du meinen Namen unverbindlich ins Spiel bringst und die Lage prüfst. Wie gesagt, bin ich selber noch weit von einer definitiven Entscheidung entfernt, aber jegliche Information würde mir vielleicht helfen, einer solchen näher zu kommen", blieb er weiter vage, da seine Ziele eben auch für in selber noch immer unklar waren.

  • "Vielleicht ist es sowieso an der Zeit etwas neues zu beginnen." kommentierte er die Situation bei den Quindecemviri. Damit war die Sache erst einmal für ihn abgeschossen. Alles andere würde sich im Gespräch mit Manius Flavius Gracchus klären. Dann würde man sehen, welche Optionen es gab.


    "Nun, dann werde ich dein generelles Interesse einen aktiven Part in den stadtrömischen Collegien bei meinem Gespräch mit Manius Flavius Gracchus erwähnen. Bei Gelegenheit werde ich dich dann davon unterrichten, wie es aussieht und welche Möglichkeiten es gibt." schlug Modestus seinem Patron vor. Schließlich kam es immer darauf an, ob gerad ein Sitz in einem der Collegien frei war, den der Princeps nicht selbst vergeben wollte.

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