Ein Vater darf ...

  • [wrapIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir…a_arbeitszimmer_klein.png[/wrapIMG]....seine Tochter nicht verheiraten, solange sie klein ist, sondern erst, wenn sie groß ist und sagt: Diesen Mann will ich.*


    [SIZE=7]*Babylonischer Talmud
    Quelle: Kidduschin 41[/SIZE]






    Nur ein paar wenige Tage nach der Feier – an dem Abend selber hatte ihr Vater ja andere Pläne – hatte er sie nun doch zu sich bestellt. Im Grunde wusste Runa was er ihr sagen wollte und wenn es nach ihr gehen würde, dann ja dann würde sie sich um diese Gespräch herum drücken. Aber es fragte ja niemand, also blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich nun zu ihrem Vater zu begeben. Zumindest hatte sie ja schon etwas zeit gehabt zu überlegen, was sie zu seinen Plänen sagen wollte.
    Er würde sicher nicht davon ausgehen, das Runa so ganz und gar nicht mit diesen einverstanden war. Zumindest würde ihr Vater heute sicherlich eine andere Seite an Runa kennenlernen. Bisher war es ja immer so, dass sie sich den Plänen ihres Vater immer gebeugt hatte. Aber dieses Mal ja dieses Mal war so einiges anders.


    So betrat nun also eine kämpferische Runa das Arbeitszimmer ihres Vaters.


    „Du wolltest mich sehen?“

  • Es war fast schon eine Unart, dass Phelan seine Tochter an diesem Nachmittag auf Grundlage einer Art "Terminvereinbarung" zu sich ins Arbeitszimmer gebeten hatte, anstatt sie bei dem schönen Wetter im Garten von seinen Plänen zu unterrichten. Allerdings gab es - wie so oft - eine Menge zu tun und er musste die Zeit im Arbeitszimmer nutzen, welche er heute alleine dank Witjon, welcher heute nur Außentermine hatte, genießen konnte.


    Es klopfte an der Tür und Runa trat ein. Kurz schaute ihr Vater auf und begrüßte sie "Ah, setz dich doch Liebes. Gib mir noch einen Moment." Dass er ihr mit der Warterei ziemlich auf den Senkel gehen würde, wusste er natürlich nicht. Kurz darauf legte er einige Schriftrollen und Tabulae zur Seite, faltete seine Hände und ließ sie mit einem dumpfen Knall vor sich auf den Tisch fallen. "Schön, dass du es einrichten konntest. Was macht dein Dienst im Capitolium?" Ein paar einleitende Worte würden - seiner Hoffnung nach - die Atmosphäre etwas lockern, immerhin war das, was er seiner Tochter zu sagen hatte, nicht gerade harmlos für eine junge Frau.


    "Nun, du fragst dich sicher, wieso ich dich herbestellt habe." - nein, dass tat sie nicht. "Es mag für dich vielleicht jetzt etwas schnell und überraschend klingen.." - nein, dass tat es nicht. ".. nach reiflichen Überlegungen zwischen Witjon und mir, bietet sich dir die große Chance, deine Familie einen großen Dienst zu erweisen und mit Stolz zu erfüllen." Chance war natürlich eine lockerer Formulierung, schließlich sollte es keine Chance sein, sondern eine Pflicht, aber in so einem Gespräch würde sich sein Anliegen als Chance deutlich besser verkaufen. "Nicht nur ich sondern auch deine Mutter und der Rest der Familie sind sehr stolz auf dich, dass du deine Ausbildung zur Aeditua des Iuppiter so erfolgreich abgeschlossen hast." Dass er ihr Honig um den Mund schmierte, sollte rein als Zweck dafür dienen, dass sie es besser aufnahm, nicht etwa dafür, dass er hoffte, sie würde zustimmen, denn das musste sie!
    "Du erinnerst dich bestimmt noch an unser Gespräch auf der Reise nach Mogontiacum. Es ist alles so eingetreten, wie ich es für dich vorgesehen hatte. Nun folgt nach deiner Ausbildung, auch wenn dieser für dich vielleicht etwas plötzlich kommen mag, der nächste Schritt. Durch deine Ausbildung bist du nun schon etwas älter, als es normalerweise für eine junge Frau üblich ist, die vor dem einschneidensten Ereignis ihres Lebens steht." Runa musste vermutlich ob der Herumlaberei ihres Vaters schon innerlich platzen, da sie ja genau wusste, was jetzt kommen würde. "Es wird daher nun allerhöchste Zeit, dass du den Bund der Ehe eingehst." Da knallte er es ihr einfach vor den Latz - umgangssprachlich ausgedrückt - und es wurde noch heftiger "Du brauchst dir allerdings keine Sorgen zu machen. Witjon und ich haben schon zwei potentielle Kandidaten im Blick, die unserer Familie nützliche Vorteile einbringen würden. Der erste Kandidat ist Iullus Quintilius Sermo, Praefekt der ALA II Numidia. Über diese Verbindung können wir die Beziehung unserer Familien wieder auffrischen und stärken. Zumal ist er Ritter und gehört somit dem Ordo Equester an. Ebenso gilt dies für den zweiten Kandidaten, an den du dich sicherlich noch erinnern kannst. Es handelt sich um Sextus Fundanius Ticinius, Pontifex aus Clarenna. Durch diese Verbindung können die Duccier ihren Einfluss in der Provinz ausdehnen. Zudem wäre die Verbindung mit einem Pontifex hinsichtlich deiner Vorliebe für die Götter und deiner beruflichen Tätigkeit mehr als günstig."


    Während seiner Ausführungen war er aufgestanden und hatte eine Runde um seine Tochter herum durch das Arbeitszimmer gedreht. Als das letzte Wort gesprochen war, kam er wieder auf seinem Platz hinter dem Schreibtisch zum stehen und setzte sich wieder. Das jetzt ein großes Donnerwetter auf ihn hereinbrechen würde, ahnte er nicht im Geringsten.

  • Natürlich wusste sie was er ihr sagen würde und so gern sie sonst ihrem Vater zuhörte und es normalerweise sogar eher amüsant fand, dass er gern um den heißen Brei herumredete, gerade dann wenn ihm etwas schwer fiel, so sehr nervte es sie hier und heute. UND das konnte man ihr nur zu deutlich ansehen.
    Nun waren es also schon zwei Namen? Quintilius Sermo und der alt ( ja auch Runas Sicht war der sogar uralt) Fundanius Ticinius. Während ihr der erste Name mal so gar nichts sagte, tat der zweit es um so mehr. Da Mann war sicherlich mehr als doppelt so alt wie sie und ihr auch noch nie sonderlich sympathisch gewesen. Eigentlich hatte sie das auch von ihrem Vater gedacht. Also das ausgerechnet die beiden gute Kontakte pflegten war ihr zumindest neu.
    Runa schwieg. Sie ließ die gesamte rede über sich ergehen. Und wenn ihr Vater nun einen Wutausbruch erwartete, dann konnte er lange warten. Runa blickte ihren Vater nur stumm an.
    Sie atmete ein zwei nein lieber dreimal tief durch. Denn das was sie nun tun würde, würde er wohl so gar nicht von ihr erwarten.
    „Nein!“ wieder eine Pause. „Nein Vater ich werde keinen von den beiden heiraten!“ Die Worte kamen bestimmt und ruhig, ja fast schon zu ruhig über ihre Lippen. „Wenn es sonst nichts weiter gibt...“ Runa war nicht gewillt mit ihrem Vater darüber zu verhandeln, ihr Entschluss stand fest.

  • Da stand er nun, ihr Vater. Er stand hinter seinem Schreibtisch und musste kurz Revue passieren lassen, was seine Tochter da gerade gesagt hatte, denn mit so einer Reaktion, hatte er überhaupt gar nicht gerechnet. Je mehr ihm klar wurde, was Runa gerade gesagt hatte, beugte er sich immer mehr vor und somit über seinen Schreibtisch, auf dem er sich mit beiden Händen - und diese breit auseinander - abstützte. "Deine patzige Art gefällt mir ganz und gar nicht. Wann du gehen darfst, bestimme immer noch ich." stellte er zunächst bedingungslos (!) klar. "Jetzt wo ich das geklärt habe, nochmal zu deiner Antwort. Wie war das? Du wirst keinen von beiden heiraten?" wiederholte er noch einmal für beide, damit beide auf dem selben Stand waren und es sich ganz sicher nicht um einen Irrtum handelte. "Was bewegt dich zu so einer Antwort, wenn ich fragen darf?" noch war er ganz ruhig, aber das würde sich wohl nach der nächsten Antwort seiner Tochter schlagartig ändern, sofern sich Runa immer noch aufmüpfig gab.

  • Patzig? Wo bitte war sie denn patzig? Wenn sie patzig gewesen wäre hätte sie ihm wohl mit ganz andern Worten gesagt was sie von seinen Vorschlägen hielt. Aber dennoch erkannte Runa den brodelnden Vulkan der da vor ihr stand. Aber da musste sie jetzt wohl durch.
    Dass dumme an der ganzen Sache war nur, dass sie ihm ja nicht mal wirklich ihre Gründe darlegen konnte. So konnte es nicht ohne Curio zu gefährden. Verdammte Axt.
    Als nun also sein Blick auf ihr ruhte trat sie unwillkürlich einen Schritt zurück in Richtung Tür, lieber einen Fluchtweg offen halten...
    „Ich habe meine Gründe.“ war die knappe Antwort. Verdammt wie gern würde sie es ihm erklären, aber dass war zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen und es wäre gerade im Moment wohl auch eher kontra produktiv.
    Auch wenn sie mal so richtig Schiss vor ihrem Vater hatte war ihr Blick, den sie ihrem Vater zuwarf durchaus kampfbereit. Ja Runa würde nicht klein beigeben, nein das würde sie ganz sicher nicht.
    Was ihr wirklich schwer zu schaffen machte war, dass sie sich ja nicht nur gegen ihren Vater sondern sicherlich gegen die ganze Sippe stellte. Welche Duccia würde es schon wagen sich gegen die Wünsche der Familie aufzulehnen?
    Aber sie konnte nicht anders. Lieber mit der Familie anlegen als mit den Göttern!

  • Sie hatte ihre Gründe? Ungläubig musterte der Pontifex seine Tochter und antwortete "Du hast also deine Gründe?", nickte dabei mit dem Kopf mehrmals und schob sein Kinn nach vorne.
    Er hatte (noch) nicht vor, seine Tochter anzuschreien, das würde er sich für später offen halten, falls nichts anderes mehr half. "Ich sage dir das jetzt nur einmal.." fing er also an seinen Standpunkt als unangreifbar zu klassifizieren. Phelan stützte sich jetzt nur noch mit dem linken Arm auf dem Tisch in vorgebeugter Haltung ab. Mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand tippte er bei jedem nun folgenden Wort hörbar auf den massiven Arbeitstisch, um seinen Worten noch mehr Gewicht zu verleihen. Sein Blick dabei war durchlöchernd und zu tiefst dominant. "Du.. wirst.. einen.. dieser.. Männer.. heiraten." Bei dem letzten Wort, blieb sein Zeigefinger eine Weile auf dem Tisch und sein Blick wurde noch intensiver. "Du bist meine Tochter und somit eine Duccia. Du tust das, was dir aufgetragen wird."


    Nach dieser klaren Ansage setzte er sich wieder relativ entspannt auf seinen Stuhl, zog die zuvor beiseite geschobenen Schriftrollen wieder zu sich und widmete sich diesen, nachdem er seiner Tochter noch beiläufig etwas mitteilte. "Du brauchst gar nicht zu versuchen, dich bei deiner Mutter zu beschweren. In diesem Punkt sind wir uns beide ausnahmsweise mal einig." Als er seine Augen wieder auf die vor ihm liegenden Dokumente richtete, schickte er sie - und das ohne sie anzuschauen - hinaus. "Das war alles. Du kannst gehen."

  • Runa ließ die Tiraden ihre Vaters stumm an sich vorüberziehen. Und nein sie hatte auch nicht vor sich bei ihrer Mutter zu beschweren. Wie denn auch? Sie konnte ja auch ihrer Mutter nicht die Wahrheit sagen. So blieb ihr also nicht weiter zu sagen.
    Mit einem kurzen Nicken. „Vater!“ verabschiedet sie sich also und verzog sich...

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