[Hortus] Ein heikles Gespräch

  • Eigentlich störte Lana doch, na ja, zumindest ein wenig, denn jetzt lag noch ein weiteres Augenpaar auf ihnen beiden, von dem Curio wusste, dass deren Besitzerin in der Lage war, alles, was sie hier sah, brühwarm an seine Eltern weiterzugeben. Lana mochte ja der Sonnenschein der Familie und allseits beliebt sein. Das hinderte sie aber nicht daran, auch mal auszuteilen oder zu tratschen. Natürlich konnte er das nicht sagen, zumal Silvana sie schon eingeladen hatte, sich dazuzusetzen.


    Meine ganze Familie ist im Moment hier. Und das habe ich dir auch gesagt... glaube ich zumindest...


    verteidigte sich Curio recht schwach, erhob sich dann aber und ließ Silvanas Hand vorsichtig auf den Tisch gleiten. Mit einer kurzen Handbewegung bat er Lana, sich zu setzen, was sie auch tat. Natürlich...


    Ich hole schnell einen weiteren Stuhl... und... ähm... Lana, du erzählst Runa natürlich nichts, solange ich nicht hier bin.


    Sein Blick war nicht streng, ganz im Gegenteil strahlte er eine gewisse Herzlichkeit und Freude aus, seine Schwester und seine baldige Verlobte hier sitzen zu sehen. Zwei wundervolle Menschen direkt nebeneinander. Dennoch: Wusste sie Sachen, die für Curio unangenehm waren? Ja und sogar mehr, als ihm lieb sein konnte. Würde sie sie erzählen? Ja, sogar brühwarm ohne mit der Wimper zu zucken. Verhindern könnte er das sowieso nicht. Vielleicht könnte er aber die eine oder andere Geschichte abwürgen, denn seine Schwester wusste nur allzu gut, dass er, da er ja älter war, ungleich mehr solcher Geschichten über sie kannte und sie in einem schnellen Racheakt auch ebenso problemlos ausplaudern konnte. Das einzige was ihn davon vielleicht abhalten konnte, wäre die Lawine an Geschichten die darauf noch folgen würden.


    So verschwand Curio nun für ein paar Augenblicke im Triclinium und ließ die beiden Frauen allein im Garten zurück.


    | Helvetia Coriolana


    Lanas Unsicherheit war derweil komplett ihrer sehr, sehr, seeeeehr großen Neugier gewichen. Mit einer schnellen Bewegung schnappte sie sich eine Weintraube, steckte sie sich in den Mund und schenkte Silvana ein breites Grinsen.


    Also, was willst du wissen?


    Verbündete waren immer gut und soweit Lana wusste, konnte Silvana eine weitere Verbündete in der helvetischen Familie gut gebrauchen. Ihr Mutter jedenfalls wäre wohl einige Zeit noch sehr reserviert gegen die arme Silvana, die sicher viel netter war, als ihre Mutter sich das auch nur vorstellen konnte.

  • Runa schenkte Curio ein breites Grinsen und winkte ihm fröhlich als er einen weiteren Stuhl holte. Pah nichts erzählen? Das hätte er wohl gern. Nein nein diese Gelegenheit würde Runa sich nicht entgehen lassen und falls er – wovon Runa sogar ausging – schneller als sie zwinkern konnte wieder da wäre. Würde sie seine Schwester einfach zu sich einladen. Und zwar ALLEIN. :D
    Sie kicherte also, schnappte sich auch eine Weintraube, zwinkerte Lana verschwörerisch zu.
    „Alles! Und zwar bis ins Detail.“

  • | Helvetia Coriolana


    Lanas grinste noch breiter. Silvana war wohl ebenso neugierig, wie sie selbst. Doch musste sie erstmal überlegen, was sie erzählen wollte. Kindergeschichten kannte sie ja nur aus zweiter Hand.


    Alles, hm?


    antwortete sie daher erstmal, lachte leise und legte dann mit einer Geschichte los, die unter den Geschwistern eine Art Dauerbrenner war, wenn sie Curio ein bisschen ärgern wollten.


    Du kennst Curio ja bestimmt als nachdenklichen, zurückhaltenden Menschen. Wir alle sind da, glaube ich, sehr von unserer Mutter geprägt... Na ja, alle außer Lucius, aber das ist ein anderes Thema.


    Erneut grinste sie, als sie an ihren ältesten Bruder dachte. Viel hatte sie von ihm nicht gehabt, da er bereits früh zur Legion gegangen ist, Curio aber, den kannte sie besser, viiieeel besser.


    Einmal waren wir alle auf den Weinhängen des Landguts unseres Vaters und Curio wollte unbedingt dabei helfen, die reifen Trauben zu ernten. Normalerweise machen das bei uns die Pächter, aber er ließ sich nicht davon abbringen. Also bekam er einen der großen Rückenkörbe und machte sich an die Arbeit. Er kam sogar gut voran, bis er am höchsten Punkt des Hanges war. Dort rutschte er auf hinabgefallenen Trauben aus und da er so gar keine Kontrolle über den Kob hatte, fiel er schnurstracks nach hinten und die ganzen Trauben purzelten den Hang hinab. Puh, war Vater da sauer...


    Titus und sie hatten dementgegen lauthals gelacht. So kamen Sturheit und Unerfahrenheit ihres großen Bruders zusammen und sorgten für eine riesige Implosion.


    Oder das eine Mal, als er sich heimlich zum Saturnschrein geschlichen, die Zeit vergessen und erst nach Einbruch der Dunkelheit zu Hause war. Er versuchte sich leise in sein Zimmer zu schleichen, traf aber ganz genau jene Dielenbretter, die immer am lautesten knarrten.


    Dann wurde sie aber ein bisschen nachdenklicher, denn letztlich war ihr Bruder ja auch in den ersten Jahren nach seiner Abreise praktisch totgeschwiegen worden. Lana wusste zwar, dass Briefe gekommen sein mussten, doch wurden sie, im Gegensatz zu denen ihres ältesten Bruders nie verlesen. Erst die letzten Briefe waren der Familie wenigstens wieder zu Kenntnis gegeben.


    Du weißt ja bestimmt, dass er es besonders kurz vor seiner Abreise hierher nicht leicht hatte mit unserem Vater. Er ist ja auch letztlich aus dem Haus geworfen worden. Na ja, bei meinen Brüdern hat er seitdem wohl eine Art Heldenstatus. Da weiß Vater allerdings nicht so wirklich, was er davon halten soll.


    Flupp, die nächste Traube war weg. Diesmal war die Bewegung aber bewusster und langsamer.


    Iullus und du... ihr... empfindet wirklich viel füreinander, oder?

  • Runa verfolgte mit Spannung eben jene Geschichte. Und sie sah ihn förmlich vor sich, wie er den Hang hoch stiefelte und dann bestimmt noch mit den Armen rudernder Weise nach hinten überfiel.
    Oder wie er auf eben jene Dielenbett trat.
    Sie wusste es war gemein, aber sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.


    Doch dann wurde auch Runa wieder ernst.
    „Ja ich weiß es.“ sagte Runa und schaute nachdenklich in den Garten. „Es ist falsch. Falsch von deinem Vater. Curio wird seine Weg gehen. Das kann keiner verhindern. Nicht jeder ist zum Soldaten geboren. Dein Vater... „ Runa blicke Lana nun an. „...sollte nur eins sein, stolz! Ja stolz auf seinen Sohn, der in kurzer Zeit schon so viel erreicht hat und sicher noch viel viel mehr erreichen wird. Er wird es sein, der dazu beiträgt, dass der Name deiner Familie bald weit über Mogontiacum hinaus bekannt ist.“ Ruan sagte die mit einer solchen Bestimmtheit, dass man keine Zweifel an ihren Worten haben konnte.
    „Wir lieben uns Lana. Und diese Liebe ist von den Götter gewollt. Nicht ein mal unsere Eltern könnten sich unserer Liebe in den Weg stellen.“
    Runa spielte nun nachdenklich mit einer ihrer Haarsträhnen.
    „Ich weiß gar nicht wie ich dir das erklären soll. Aber bei deinem Bruder fühle ich mich... sicher, aufgehoben, geliebt. Es fühlt sich einfach so richtig an. Ich kann es gar nicht richtig in Worte fassen. Aber ich weiß, wenn ich mich fallen lasse, fängt er mich auf und umgekehrt. Es ist wie ein tiefes Verständnis für den jeweils anderen.“
    Runa schaute nun Lana wieder direkt an. „Verstehst du was ich meine?“

  • | Helvetia Coriolana


    Mit großen, interessierten Augen blickte Lana Runa an. Sie war erstaunt darüber, mit welcher Selbstverständlich sie Dinge aussprach, die bei ihr in der Familie einiges durcheinandergeworfen hatte.


    Vater ist nunmal Soldat. Und er hätte wohl lieber einen Tribun, der unseren Namen bekannt macht, als einen Priester im Cultus Deorum. Aber diese Schlacht hatte er schon verloren, als er Curio von zu Hause weggeschickt hat.


    Sie wusste wirklich nicht, wie lange ihr Vater es Curio noch nachtragen würde. Aber gegen die anstehende Hochzeit hatte er ja offenbar nichts einzuwenden gehabt. Gut, er schimpfte in den letzten Tagen immer mal wieder darüber, dass er an einer barbarischen Hochzeitszeremonie teilnehmen musste, aber er würde es wohl tun, schon, weil er ja bereits seine Zustimmung erteilt hatte.


    Auch die nächsten Worte der jungen Duccia ließen Lana schweigend dasitzen und mit bewunderndem Blick auf sie schauen. Die junge Frau hat wirklich Mut, dachte Lana, musste dann aber auf ihre letzte Frage wahrheitsgemäß den Kopf schütteln. Lediglich bei ihren Eltern hatte sie solch ein Gefühl und es wirkte auf sie irgendwie unwirklich, dass ihr großer, rebellierender Bruder ein solches Gefühl entstehen lassen konnte. Doch sprach Runa so nachdrücklich davon, dass es wohl auch tatsächlich so war.


    Als Mutter und ich hier angekommen sind, hat er den ganzen Abend so über dich gesprochen, wie du grade über ihn gesprochen hast. Stärke und Sicherheit waren die Worte, die er gesagt hat.


    stellte sie staunend fest, was sie seinerzeit noch nicht so ganz verstanden hatte.


    Nur in den Wochen nach dem Frst vn Virtus und Victria... Also... da hat er sich förmlich vergraben, hat nichts mehr gegessen, sein Zimmer nicht mehr verlassen und auch niemanden zu sich gelassen. Der arme Acanthos hat sich sogar ein Kissen neben Iullus' Zimmertür gelegt, um irgendwie da zu sein. So habe ich ihn noch nie gesehen... Es wirkte... als hätte er vollkommen aufgegeben. Sogar Vater war ein bisschen besorgt.


    Was im Vergleich zum Gefühlsleben von Gaius Normalrömer schon einer regelrechten Gefühlsexplosion glich.


    Erst Alpina hat ihn aus dieser Verfassung wieder rausholen können, auch wenn er danach auch noch.. komisch blieb.


    Mittlerweile hatte sie sich wieder etwas zurückhaltender gebärdet und sich auch körperlich mit ihrem Rücken an die Stuhllehne zurückgezogen, ohne aber ihren Rücken durchzudrücken. Wahrscheinlich erzählte sie nun wirklich mehr, als Curio wollte. Aber irgendwie wollte sie, dass Silvana das wusste. Auch wenn sie nicht genau verstand, warum das so wichtig war.

  • Runa lächelte und nickte, als Lana erwähnte, dass Curio genau so gesprochen hatte.
    „Nun weißt du es ist einfach so, als wäre ich nicht vollständig, wenn er nicht da ist. Wie die zwei Seiten einer Münze.“ So versuchte Runa zu erklären, was das zwischen ihr und Curio war. Ja es stimmte schon, man konnte es kaum in Worte fassen und wer das nicht selbst einmal erlebt hatte, verstand es nur schwer.
    Als das Mädchen weiter sprach konnte man sehen, wie sich Runas Blick veränderte, eine Spur von Traurigkeit lag nun in ihren Augen. „Dein Bruder hat gesagt, dass dies wohl eine Prüfung der Götter für uns war.“ Runa seufzte. „Es tut mir leid, dass du.. nun ja das dein Bruder... das er so leiden musste.“ Runa schaute gedankenverloren in den Garten. „Ich denke ihm ging es genau so wie mir. Wir hatte und dem Willen unserer Eltern gebeugt. Dennoch wussten wir, dass es falsch war. Aber wir hatten keine Hoffnung...“ Das sie sich selber hatte wohl noch mehr gehen lassen, als Curio, dass sie mit ihrem Leben abgeschlossen hatte, nein damit wollte sie die Kleine nicht belasten.
    Schließlich schaute sie nun wieder lächelnd zu Lana. „Ja wir haben Glück, dass wir in Alpina eine so gute Freundin haben. Ich freue mich schon sehr auf das Zusammenleben mit ihr.“

  • gemeinsamit mit


    | Helvetia Coriolana


    Auch wenn Lana sehr gute Antennen für die Gefühlswelten in ihrer Umgebung hatte, verstand sie noch nicht jede einzelne Gefühlsschattierung. Was sie allerdings sah und erkennen konnte, davon war sie überzeugt: Silvana und ihren Bruder verbindete irgendwas ganz besonderes.


    Ich freue mich für euch beide, dass ihr euch gefunden habt.


    sagte sie schließlich mit einem zurückhaltenden Lächeln und war froh, dass Silvana auch gleich wieder das Thema wechselte und zwar auf ihr andere baldige Schwägerin.


    Ja, Alpina ist wirklich toll. Ich mag sie sehr und ich glaube für Curio ist sie auch sehr wichtig. Und weißt du was ganz besonders toll ist: Ich werde bald Tante!


    Mit einem kleinen Anflug von Euphorie hatte Lana diese Neuigkeit ausgesprochen. An eigene Kinder war ja noch lange nicht zu denken, aber dass sie bald Tante wurde, das war schon was ganz besonderes.


    In dem Moment kam auch Curio schon wieder, trug einen weiteren Stuhl zum Tisch und zückte dann auch einen weiteren Becher, den er zu den beiden anderen auf den Tisch stellte.


    So, da bin ich wieder. Ich hoffe Lana hat nicht alle Familiengeheimnisse ausgeplaudert?


    Ein kurzer Blick zu seiner Schwester und ihr darauffolgendes unschuldiges Lächeln ließ ihn hoffen, dass sie längst nicht alles, aber doch die eine oder andere Geschichte zum Besten gegeben hatte. Na ja, mal schauen womit Silvana ihn gleich aufziehen würde.

  • „Ja das wirst du.“ sagte Runa lachend und etwas leise sagte sie zu Lana mit einem Zwinkern und wer weiß vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft sogar gleich nochmal.


    Dann blickte sie immer noch lachen zu Curio, der nun endlich, mit einem weiteren stuhl bewaffnet wieder kam.

    „Nun...nein hat sie nicht, aber was nicht ist...“
    Runa zwinkerte Lana noch mal zu. „Deine Schwester ist wirklich bezaubern. Ich hoffe deine Familie bleibt noch eine Weile hier. Ich möchte alle gern kennenlernen.“

  • gemeinsam mit


    | Helvetia Coriolana


    Lana zwinkerte zurück und lehnte sich nun etwas entspannter in ihrem Stuhl zurück, um ihrem Bruder wieder das Feld zu überlassen. Curio wiederum griff wie automatisch zu Silvanas Hand, drückte sie leicht und hielt sie dann erstmal wieder fest.


    Ja, Lana ist bezaubernd.


    antwortete er, nickte seiner Schwester zu, die leicht errötete und ihr Gesicht schnell hinter ihrem Becher verschwinden ließ und Curio wandte sich wieder Silvana zu. Bei seiner Schwester hatte sie ganz klar gepunktet, vielleicht hatte sie auch eine weitere Verbündete in der Familie gefunden, aber darüber wollte er jetzt erstmal nicht spekulieren.


    Lana, Lucius und meine Mutter kennst du ja bereits und meinen Vater lernst du ja auch in ein paar Tagen kennen. Mein jüngerer Bruder Titus ist aber leider viel in der Stadt und in den nächstliegenden Weinguten unterwegs. Wie lange sie noch hier sein werden, weiß ich nicht. Mutter und Lana werden aber auf jeden Fall noch bis zur Geburt von Lucius' und Alpinas Kind hierbleiben.


    Jetzt, da wohl auch die ersten Planungen für die Hochzeit anstanden, wollte er nicht ausschließen, dass sie auch noch länger hierblieben. Sein Vater und Cornutus konnten aber nicht allzu lang vom Weingut fernbleiben. Man würde sehen, wie lange sie hierbleiben könnten... Zumal sie ja auch eigentlich vor allem für die Eröffnungsfeier der Casa hergekommen waren, die aufgrund der zahlreichen Probleme in jüngster Zeit immer und immer wieder verschoben werden musste.

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