SACELLVM BONI EVENTI
Standort: Vicus Victoria
Beschreibung in Bearbeitung.
SACELLVM BONI EVENTI
Standort: Vicus Victoria
Beschreibung in Bearbeitung.
Einen Tag nach dem für ihn zugleich surrealsten und schönsten Gesprächs seines Lebens galt es, den ersten Teil eines Gelübdes einzulösen, das er der Göttin der Liebe gemacht hatte. Sie hatte ihren Teil der Abmachung erfüllt und nun war es an ihm, seinen Teil zu leisten. Da es kein eigenständiges Venusheiligtum in Mogontiacum gab, hatte er sich das Heiligtum ausgesucht, dass seinem Gelübde am nächsten kam, nämlich das des Bonus Eventus, des guten Gelingens, im Vicus Victoria. So hatte er sich dort einen Termin am frühen Abend geben lassen, denn zu diesem Zeitpunkt war nicht mehr so viel los in dem Vicus, hatte gemeinsam mit Acanthos ein weibliches Lamm, Blumen und Wein als Opfergaben besorgt und kam nun zum vereinbarten Zeitpunkt am Schrein an. Er hatte mit dem zuständigen Verwalter ausgemacht, dass er nur die Hilfe eines weiteren Helfers, der das Opfertier während des unblutigen Opfers beaufsichtigte, und eines Opferstechers benötigte. Daher konnte das Opfer in kleinem Kreis stattfinden und nur er und Acanthos würden sich im Tempel befinden, wenn er das Gelübde explizit anspräche.
Aufgrund des halbprivaten Charakters des Opfers hatte Curio auch auf eine Opferprozession verzichtet. Stattdessen trat er nun mit Acanthos an die Pforte des Schreins, wechselte ein paar Worte mit dem Verwalter und bereitete dann die Opfergaben im Innern des Tempels vor. Für Venus sollte es Wein, Blumen und Kuchen geben und auch der Gastgeber, Bonus Eventus, sollte ein kleines Opfer in Form von frischem Gemüse bekommen. Draußen war das naturweiße und geschmückte Lamm auf die übliche Grünfläche geführt worden, sodass allles vorbereitet war. Mit einem Nicken machte Curio schließlich deutlich, dass er anfangen wollte, sodass Acanthos nun als erstes die Handwaschschale herbeibrachte. Curio verhüllte sich derweil den Kopf mit seiner Toga, wusch sich dann die Hände und die Unterarme und trat dann zur Weihrauchschale. Mit den Fingerspitzen nahm er ein paar Körnchen heraus und ließ sie auf die angeheizte Glut fallen. Schon verbreitete sich der Rauch in labilen, ungleichmäßigen Säulen nach oben und erfüllte den kleinen Raum des Schreins.
Mit seiner mittlerweile vorhandenen Opferroutine streckte er die Hände mit den Handflächen nach oben aus und begann zu sprechen.
Bonus Eventus. Du stehst für das gute Gelingen und sorgst nicht nur dafür, dass die Bauern am Ende des Jahres eine gute Ernte einfahren, sondern auch dafür, dass die Menschen ihre Ziele erreichen. Ich danke dir dafür, dass du heute Gastgeber bist für dieses Opfer, mit dem ich ein von mir getätigtes Gelübde erfülle. Nimm daher dieses Gemüse als Zeichen meines Danks an und erinnere dich meiner, wenn deine Reise durch die Provinzen des Reichs antrittst.
Mit einer bewussten Handbewegungen deutete Curio auf das frische Gemüse und stellte es vor die Füße der Kultstatue des Bonus Eventus. Nach einer kurzen Pause, in dem er den süßlichen Geruch des Weihrauchs auf sich wirken ließ fuhr er dann schließlich fort.
Liebliche Venus! Überlegte Venus! Siegreiche Venus! Du bringst die Liebenden zusammen und ermöglichst ihnen ein gemeinsames Leben in Eintracht und Zuneigung. Mit findigen Plänen sorgst du dafür, dass sie sich finden, und bist zum Schluss siegreich, wenn die Liebe zwischen den Liebenden endgültig triumphiert. Vor dir steht Iullus Helvetius Curio, der dir ein Opfer versprach, wenn du dafür sorgst, dass der clarennische Pontifex Sextus Fundanius Ticinius sich in eine andere Frau verliebt und sich diese zur Frau nimmt. Dies ist nun geschehen. Daher löse ich nun mein Gelübde gerne und verdientermaßen ein. Nun bringe ich dir diesen Wein von den Hängen vor der Stadt, diesen frischgebackenen Opferkuchen und diese bunten, duftenden Blumen als Dank dar. Nimm sie an und denke bitte auch an den zweiten Teil meines Gelübdes, den ich hier nochmal bekräftigen möchte.
Erneut deutete er auf die Opfergaben, stellte eines nach dem andern auf den Altar und goss den Wein mit einer silberen Patera in die entsprechende Öffnung. Danach hielt er wieder einen Augenblick inne und wandte sich nach rechts ab.
Wie immer wartete Curio einen Augenblick, bevor er zum blutigen Opfer überging. Warum, das wusste er selbst nicht so ganz. Es hatte sich halt so bei ihm eingebürgert und jetzt sah er auch keinen Grund darin, daran etwas zu ändern. Erst nach einigen Augenblicken drehte er sich dann um und trat gemeinsam mit Acanthos hinaus. Draußen standen nur ein paar wenige Einwohner des Vicus, sodass es nicht viele Zuschauer gab. Umso besser. Erneut wurde dem Helvetier die Handwaschschale gereicht und er wusch sich nochmal Hände und Unterarme. Danach trat er zum Altar, ließ sich das Opfertier bringen und an den Opferstecher übergeben. Der Einfachheit halber sprach er selber das
FAVETE LINGUIS!
und da es ohnehin nicht allzu laut war auf dem Platz, herrschte schnell absolute Ruhe. Vorsichtig nahm er das Lamm seinen Schmuck ab, fuhr dessen Rücken mit dem Opfermesser ab und beträufelte das Tier mit etwas Wein und Mola Salsa und trat dann seinerseits einen Schritt zurück, um dem Opferstecher genug Platz zu lassen. Danach nahm er wieder die übliche Gebetshaltung ein, schloss kurz die Augen und hob dann wieder die Stimme.
Oh, siegreiche Venus! Kaum jemand kann dir widerstehen und so hast du nun erneut triumphiert. Dafür danke ich dir. Nimm dieses Lamm als gerechtes und verdientes Opfer an. Es ist makellos, wohlgenährt und gesund und möge dir wohlgefallen. Steh auch weiterhin auf der Seite der Liebenden, damit sie dir, so wie ich heute, auch weiterhin verdiente Opfer darbringen.
Er formulierte hier recht kryptisch, nannte im Gegensatz zum Gebet beim unblutigen Teil keine Namen und erwähnte auch nicht sein Gelübde, alles für den Fall dass dort unten doch noch jemand stand, der irgendwelche Gerüchte zu streuen gedachte. Mit einer weiteren Bewegung nach rechts schloss er nun auch dieses Gebet ab. Nach einer kurzen Pause war die klare Stimme des Opferstechers zu hören.
Agone?
fragte er in routinierter Weise und als von Curio schnell und ohne jegliches Zögern das
Age!
als Erwiderung kam, war wieder das altbekannte Pfft zu hören. Schnell war Acanthos mit zwei Paterae zu stelle. Die erste reichte er Curio, der damit die Vitalia des Tieres übernehmen würde, mit der anderen fing der Sklave das Blut des Tieres auf. Danach trat Curio einige Schritte beiseite und wartete einige Augenblicke, bis der zweite Opferdiener bei ihm angekommen war. Diesem übergab er die Patera, rückte sich wieder Toga und Untertunika von den Armen weg und griff zur Eingeweideschau in die Vitalia hinein. Schnell untersuchte er die entscheidenden Stellen des Organs. Würde Venus wohl diesen ersten Teil des Gelübdes als abgegolten ansehen?
Venus hatte den Ruf des Sterblichen vernommen und war ihm vom warmen Süden in den angenehmer temperierte Norden gefolgt. Der Vater hatte sich also wirklich eines besseren besonnen. Sehr schön. Wieder ließ sie die beiden weißen Tauben dem Sterblichen erscheinen. Ihre so treuen Begleiter flatterten um die Opfergaben im Tempel und natürlich auch um das wunderschöne Tier vor dem Tempel. Dann landeten sie neben dem Sterblichen und verrenkten ihren kleinen Hälse so, dass sie ihn kurz anschauen konnten. Dieser Mann war wirklich ein sehr ehrenwerter Sterblicher. Er hatte sein Wort gehalten und das wusste Venus auch anzuerkennen. Sie würde sich als kleine Überraschung noch etwas ausdenken. Die wenigsten Menschen waren so schnell mit der Einlösung ihrer Versprechen und das imponierte der Göttin. Ja, schon. Er hatte es ja auch versprochen und er war ein Diener der Götter. Doch hätte er sich auch mehr Zeit lassen können, aber er hatte nicht getrödelt und war gleich seinem Eid nachgekommen. Venus schien hier einen treuen Gläubigen gefunden zu haben. Denen konnte sie auch mal so etwas zukommen lassen. Er würde also mit seiner zukünftigen Frau noch den ein oder anderen Besuch von ihr bekommen ehe sie genau wusste wie das Geschenk aussehen mochte. Doch jetzt sollte er erst mal wissen, dass sie das Opfer angenommen hatte. Ein leichter Windhauch sowie auch die Tauben sollten ihm sein Zeichen sein, dass die Göttin Wohlgefallen an den ihr dargebotenen Dingen gefunden hatte.
Curio untersuchte die Vitalia und fand keine besonderen Zeichen. Die brauchte es aber auch nicht, denn seit längerem flatterten die beiden Tauben umher. Sie waren in sogar in den Tempel geflogen und hatten die ganzen Zeit interessiert ihren Blick auf das Opfer gerichtet. Der finale Windstoß komplettierte das Bild. So nickte Curio und sprach laut genug, dass man ihn hören, aber mehr zu sich, als zu der nicht vorhandenen Menschenmasse.
Litatio!
Erleichtert gab er Anweisungen das Fleisch abzukochen und die Teile für Venus auf dem Opferaltar zu verbrennen. Währenddessen unterhielt er sich mit Acanthos und dem Opferstecher und nachdem alles abgekocht, aufgeräumt und abgeschlossen war, erhielten alle Beteiligten einen Teil des Fleisches, während Curio den Rest für das Abendessen mit nach Hause nahm.
Am Tag nach der Hochzeit - die Geburt seiner kleinen Nichte lag grade wenige Stunden zurück - erreichte Curio gemeinsam mit seiner Ehefrau Silvana den Schrein des Bonus Eventus im Vicus Victoria. Eigentlich konnte er heute gar nicht oft genug sagen, dass sie nun seine Ehefrau war und so stellte er sie auch jedes Mal, wenn ihnen ein bekanntes Gesicht auf dem Weg entgegenkam, genau so vor. Jetzt galt es, den zweiten Teil seines Gelübdes zu erfüllen und der Venus ein weiteres, dieses Mal großes Opfer darzubringen. Hierzu zuckelte Acanthos mit einem Karren hinter ihnen her, in dem sich eine Amphore mit Wein, einem Opferkuchen und einem größeren Blumengesteck befanden. Die große Sau, ein stolzes, wenn auch etwas beschränktes Tier, wurde direkt über den Schrein bezogen und so wartete der Händler direkt dort, darauf, dass man ihm das Opfertier abnehmen würde. Entsprechend ihrer Aufgabe als Opfertier für Venus war die Sau weißgetüncht und wartete nun, dass sie noch ein bisschen geschmückt werden würde. Auch hierzu fanden sich einige Accessoires im Karren.
Vor dem Schrein angekommen wechselte Curio einige Worte mit einem Aedituus, der den Schrein pflegte. Und wandte sich dann seiner Frau zu. Da diese noch am Vormittag bei der Geburt geholfen hatte, war danach ein umfangreiches Reinigungsritual nötig geworden, damit sie jetzt am Opfer teilnehmen konnte. Daher hatte Curio seinen Termin ein bisschen nach hinten verlegen müssen, was aber offenbar kein Problem gewesen war. Mit ruhiger Stimme sprach er sie an.
Danke, dass du mitgekommen bist, Runa. Venus wird sich sicherlich darüber freuen, zu sehen, dass ihre Anstrengungen Früchte getragen haben.
Natürlich hätte curio auch - wie beim ersten Teil des Gelübdes - alleine herkommen können. Gemeinsam mit Silvana fühlte er sich jetzt einfach wohler und gleichzeitig könnte sich auch die Liebesgöttin an diesem Erfolg erfreuen.
Um nichts in der Welt hätte sie das hier versäumen wollen. So hatte sie auch ohne Murren das Reinigungsritual über sich ergehen lassen. Sie selbst sah das als vollkommen überflüssig an, denn sie hatte nichts andere getan als einem Kind ins Leben zu helfen. Das konnte doch vor den Augen der Götter nichts schlechtes sein, denn schließlich hatte doch genau sie dieses Leben geschenkt. Nun ja hier und heute war nicht die Zeit um derlei Grundsatzdiskussionen zu führen.
Sie Trug eine lange weiße Tunika und heute das erste Mal auch ihre Haare hochgesteckt, so wie eben verheiratete Frauen ihre Haare trugen. So würde es jeder erkennen können, dass sie nun eine verheiratete Frau war. Entsprechend stolz grüßte sie auch jeden den sie trafen und bedankte sich für die entgegen gebrachten Glückwünsche.
Sie selber trug einen riesigen Strauss frischer Herbstblumen, die sie in aller Frühe noch gepflückt hatte. Sie wollte unbedingt was eigenes dabei haben, denn schließlich hatte sie Venus auch zu danken. Runa würde der Göttin auf ewig dankbar sein.
So lächelte Runa ihren Mann nun auch an, konnte sich aber eine kleine Neckerei nicht verkneifen. „Gern mein Gemahl. Und es ist doch die Pflicht der Frau ihrem Mann beizustehen, nicht das du noch denkst dass du eine schlechte Ehefrau abbekommen hast.“ Sie grinste, denn das hier war keine wirkliche Pflicht für sie war konnte ein Blinder sehen. Ja nichts in der Wlet hätte sie davon abgehalten.
Curio schmunzelte, denn Silvana hatte jetzt grade richtig dick aufgetragen. Dann aber fiel ihm ein, dass sie ja vor kurzem noch mit seiner Mutter gesprochen hatte und die ihr wahrscheinlich genau das einzutrichtern versucht hatte. Als wenn seine Frau das nicht auch selber wusste - und auch selber wollte. Daher ging sein Schmunzeln nun in ein Grinsen über. Wenn sie es denn so wollte...
Dann ist ja gut, Weib. Als Ehefrau musst du dich nämlich erst noch beweisen.
Dann allerdings nahm er ihre Hand, drückte sie leicht und hielt sie danach auch weiter. Acanthos brachte derweile die Gaben für das unblutige Opfer in das kleine Gebäude des Schreins. Erst als Acanthos den beiden ein Zeichen gab, setzten sie sich in Bewegung und hielten an der Tür zur Cella an. Curio zog sich seine Toga über den Kopf, wusch sich die Hände und besprenkelte Silvana und Acanthos mit Wasser. Dann folgte der Gang zum Kohlebecken, in das er etwas Weihrauch gab, der sofort kleine Rauchfäden in die Luft zog. Silvana bekam noch ein verliebtes Lächeln und schon nahm er die Gebetshaltung ein.
Bonus Eventus!
Ich danke dir, dass wir heute erneut in deinem Haus zu Gast sein dürfen, um der großen Venus ein Opfer darzubringen. Nimm dafür diese Früchte und bewahre dir deine offene Gastfreundschaft.
Und nachdem er die Früchte vor die Statue gestellt hatte, fuhr er mit dem zweiten Gebet fort.
Große Venus! Liebliche Venus! Siegreich Venus!
Hier steht Iullus Helvetius Curio, der den zweiten Teil seines Gelübdes erfüllen möchte. Ich habe dir ein großes Opfer versprochen für den Fall, dass ich Duccia Silvana, die du als Freya unter dem Namen Runa kennst, heiraten darf. Sieh nun, große Venus, hier steht sie neben mir, Duccia Silvana, als meine angetraute Frau. Ich danke dir für deine Unterstützung, die nicht nur mir, sondern auch meiner Frau angedeihen ließest und bringe dir nun diese Amphore mit Wein von den Hängen des Rhenus, diesen Opferkuchen und dieses Gesteck mit den schönsten Blumen von den Wiesen vor unserer Stadt als Opfer dar. Stehe uns auch weiterhin bei und erhalte die Liebe in unseren Herzen und wir werden dir auch weiterhin Opfer darbringen.
Opfergabe für Opfergabe fand seinen Platz auf dem Altar und der Wein war schnell in der dafür vorgesehenen Rinne versickert. Mit einer Wendung nach rechts beendete er nun sein erstes Gebet und blickte zu Silvana, die ja auch ein Gebet an Venus sprechen wollte.
Da konnte ihr Mann aber froh sein, dass sie gerade in der Öffentlichkeit waren, aber Runa wäre nicht Runa, wenn sie das jetzt so hinnehmen würde. Sie beugte sich also zu ihrem Mann und flüsterte ihm leise und recht zweideutig zu. „Nun wie auch immer der Beweis aussehen soll. Ich werde heute Nacht dann wohl mal damit anfangen, dir zu zeigen was für eine gute Ehefrau du hast.“ Also sich sich von ihm löste blitzen ihre Augen vergnügt, aber ihre Mine war die eines Unschuldsengels.
An der Tür legte sie sich ein Tuch über die Haare und wusch sich ebenso die Hände.
Und hörte der Anrufung Curios zu, bevor sie selber ihre Stimme erhob.
"Große Venus!
Liebliche Venus! Siegreich Venus!
Freya, schöne Göttin der Liebe,
holde Herrin, mächtig des Zaubers.
Goldene Tränen weinst Du aus Liebeum den,
der einst nicht wiederkam, Od.
Wir spürn Dich im Lächeln und zärtlicher Nähe,
in Freundschaft und Liebe von Körper und Geist.
Offen und magisch verzauberst Du Sinne,
die Sehnsucht der Seele von Dir wird geweckt.
Höre uns schenk uns Deine Huld!"
Auch Runa wand sich nach rechts und lächelte nun ihrem Ehemann zu.
Ihre Worte blieben auch während des Gebets in Curio Kopf und versprachen, dass der Abend wohl noch äußerst angenehm werden würde. Was ihn allerdings vor allem beschäftigte, war, dass seine Frau hier ganz genau einen Nerv getroffen hatte, an dem jeder Mann verwundbar war. Wären sie nicht im Schrein gewesen, hätte der junge Helvetier wohl noch ganz anders reagiert, als er es jetzt tat, nämlich mit fast aufreizender Gleichgültigkeit - wobei Silvana an seinen roten Ohren wohl erkennen würde, dass es in ihm brodelte. So ließ er aber auch ihr Gebet verklingen, ließ die Worte - so wie er es immer tat - einen Moment wirken und griff dann wieder nach der Hand seiner Frau, um mit ihr hinaus zum blutigen Teil des Opfers zu führen.
Draußen angekommen standen bereits der Victimarius und zwei weitere Opferhelfer bereit, um die Opferung der recht großen Sau zu vollziehen. Auch Acanthos folgte ihnen, der ebenfalls als Opferhelfer fungierte, so wie er es eigentlich immer tat, wenn Curio als Opferherr ein Opfer darbrachte. Curio schielte nun erstmal zu seiner Frau hinüber. Mit einem Tuch verbarg sie während des Opfers ihre blonden Haare und neben der üblichen Konzentration für das Opfer war immer noch das aufreizende Funkeln in ihren Augen, das er so an ihr liebte. Mit einer kurzen Handbewegung ließ er das Opfertier heranbringen und an Ketten befestigen. Da es ziemlich groß war, musste der Victimarius auf den Opferhammer zurückgreifen, den er bereits in der Hand hielt. Vorher mussten aber natürlich auch noch die übrlichen Formen eingehalten werden.
Als erstes natürlich das rituelle Entkleiden des Opfertieres, das Beträufeln mit Mola Salsa und schließlich das
FAVETE LINGUIS!
von Acanthos, das nun den letzten Teil des Opfers einläutete. Erneut bekam Silvana einen kurzen Seitenblick, bevor er sich von ihr löste und erneut die Gebetshaltung einnahm.
Große Venus! Liebliche Venus! Siegreiche Venus!
Mit der Kraft der Liebe hast du mich und meine Frau zusammengebracht und dafür gesorgt, dass wir uns miteinander vermählen durften. Wir danken dir für deine Gnade und bringen dir daher diese Sau als Opfer da, so wie ich es dir versprochen habe. Nimm das Tier als Opfer an und beschenke uns auch weiterhin mit Liebe und Zuneigung. Dann werden wir dir auch weitere Opfer darbringen.
Mit einer Wendung nach rechts beendete er das Gebet und schon erklang auch die Stimme des Opferschlächters.
Agone?
Und Curio antwortete schnell
Age!
So landete der Hammer auf dem Kopf des Tieres, das nur noch ein unterdrücktes Grunzen von sich gab und in sich zusammensackte. Es folgte der Schnitt durch die Kehle und die Entfernung der Vitalia, die in einer Patera landete und für die Eingeweideschau bereitgehalten wurde. Gemeinsam mit seinr Frau untersuchte Curio daraufhin die Organe und natürlich besonders die Leber auf Zeichen der Liebesgöttin.
Der intensive Geruch von Weihrauch wehte ihr in ihre Nase. Es war jener besondere Weihrauch wie er nur von Liebenden stammen konnte. Die Aufmerksamkeit der Göttin war geweckt und wie so oft ließ sie sich in der Nähe nieder. Der Sterbliche, der ihr gegenüber einen Eid abgelegt hatte, er meldete sich wieder. Er hielt sein Wort ein. Es freute VENUS natürlich, dass er das tat. Sie hatten also geheiratet. Die Liebe hatte über den Verstand gesiegt. Die Göttin war schon ein wenig stolz auf sich. Wie schön es doch war dieses frisch vermählte Paar zu sehen, dass vor Liebe und Verliebtheit nur so strotzte. Oh, man sprach zu ihr auch als Freya. VENUS lächelte vor sich hin. Die Göttin hatte gesehen und zufrieden zur Kenntnis genommen, dass es geschehen war. Der Wein war vorzüglich. Das wusste sie. Die Beeren waren wirklich gut gewesen und hatten diesem Wein ein besonderes Aroma verliehen. Amüsiert zog sie eine Braue nach oben. Da stellte dieser Sterbliche doch glatt weitere Forderungen. Sie hatte doch schon so viel getan. Aber sie fand ihn ganz putzig. Die Göttin würde sehen was sie tun konnte. Dann sprach die Frau zu ihr. Auch diese hatte die richtigen Worte an sie gerichtet. Auch ihr würde sie weiterhin gewogen sein. Vielleicht würde sie auch schon etwas für diese Nacht finden, das sie den beiden Liebenden würde angedeihen lassen können. Da war ein kleiner Einfallsfunken gewesen, der sich in ihrem Kopf festgesetzt hatte und sich vielleicht noch zu einem ausgewachsenen Gedanken entwickeln konnte.
Das Opfer ging weiter. Draußen vor dem Tempel nun. Jetzt konnte sie alles wieder unmittelbar verfolgen. Es war eine schöne Sau, die sie ausgewählt hatten. Sie gefiel ihr schon jetzt. Ja, das Opfer fand ihr Wohlgefallen. Da sie heute zu ihr auch als Freya gesprochen hatten, verzichtete sie dieses Mal auf die Tauben. Ein Falken war in der Nähe gewesen und dieser flog mit einem Schrei in hoher Höhe über die Gegend. Dann stieß er hinab und man meinte fast, dass er gleich ungebremst in den Boden rammen würde. Im letzten Moment öffnete er seine Flügel und landete auf einem Stein ganz in der Nähe der Eingeweide. Er warf einen Blick darauf, legte seinen Kopf schräg und sprang dann wieder in die Luft. Er öffnete seine Schwingen und hob sich dann wieder hinauf in die Lüfte. Das Paar würde sicher wissen, dass der Falke auch ihr oder vielmehr der Freya zugesprochen wurde und dass sie dieses Opfer angenommen hatte.
Während er gemeinsam mit Silvana die Innereien untersuchte und keinerlei Zeichen im Organ selbst sah, hörte er plötzlich einen spitzen Schrei aus dem Himmel. Mit gerunzelten Augenbrauen blickte er hinauf und sah einen Falken, der wohl bereits seit langem seine Bahnen dort oben gezogen hatte, jetzt aber, wie aus dem nichts nach unten raste und auf einem Platz landete, von dem aus er einen Blick in die Innereien werfen konnte. Instinktiv gab Curio Acanthos ein Zeichen, dass er die Patera ein bisschen niedriger halten sollte, damit der Falke noch besser sehen konnte. Das Tier legte seinen Kopf schief und flog dann mit wenigen heftigen Flügelschlägen davon. Eigentlich war es Curio klar, dass der Vogel von Venus kommen musste, allerdings wusste er ihn nicht mit der Liebesgöttin in Verbindung zu bringen. Daher blickte er fragend zu Silvana, bei der aber schon ein wissendes Lächeln erkennen konnte, was seine Vermutung nur noch bestätigte.
Runa lächelte als sie Curios fast schon unsicheren Blick sah. Aber instinktiv tat er genau das Richtige. Sie nickte ihm zu und flüsterte „Freya“ Die Göttin hatte heute also das germanische Zeichen gewählt um das Opfer anzunehmen. An den Innereien war keine Fehlbildung zu erkennen, im Gegenteil, an der Sau war augenscheinlich alles perfekt. Runas Lächeln wurde noch einen Spur breiter als sie nun also ihrem Mann zuflüsterte. „Sie hat es angenommen.“
Runa dankte der Göttin im Stillen und war froh, dass sie in welcher Gestalt nun auch immer ihre schützenden Hände auch weiter über sie halten würde.
Curio atmete erleichtert durch, als ihm Silvana nochmal die Bestätigung gab, dass Venus das Opfer auch tatsächlich angenommen hatte. Mit klarer Stimme sprach er auch nochmal für die kleine Öffentlichkeit, die sich vor dem Tempel gebildet hatte, das
LITATIO!
Und bat die Helfer des Schreins darum, dass die Innereien verbrannt und das Fleisch entsprechend vorgekocht werden sollte. In den nächsten Tagen könnte die Familie gut davon leben und Curio hatte auch vor, einige Teile davon an Freunde abzugeben, die das Opfer hier möglich gemacht haben. Da sie sich nun in einer Zeit des Wartens befanden, reinigte sich Curio noch die Hände, ging auf seine Frau zu und schloss sie in seine Arme.
Ich kann es immer noch kaum glauben.
flüsterte er ihr ins Ohr. Noch vor ein paar Wochen wäre so eine Vertraulichkeit undenkbar gewesen, jetzt aber war es möglich geworden. Endlich.
Runa schmiegte sich wie selbstverständlich an ihren Mann und genoss diesen ersten Tag nach der Hochzeit in aller Öffentlichkeit. Endlich konnten sie allen zeigen, was sie für einander empfanden. Das Versteckspiel war dann Venus endlich vorbei. Ja dieser Göttin würden beiden wohl ihr ganzes Leben lang dankbar sein. „Ich auch nicht.“ Flüsterte sie zurück. „Aber es ist Wirklichkeit.“ Runas fröhliches Lachen klang nun hell und glockenrein über den Platz. Mann konnte förmlich hören und ihr auch ansehen, dass sie wie befreit wirkten. Diese war in den letzten Monaten selten bis gar nicht mehr so gewesen.
Silvanas glockenklares Lachen drang an sein Ohr und unwillkürlich musste auch Curio lachen. Ja, es war tatsächlich Wirklichkeit, es gab kein Versteckspiel mehr und auch wenn der gestrige Tag an der einen oder anderen Stelle noch holprig verlaufen war, war er heute morgen neben ihr aufgewacht, sie waren alleine und sie mussten sich keine Sorgen machen, dass dies zu irgendwelchen Problemen führen wurde. Einige Minuten drückte er seine Frau fest an sich, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, sie loszulassen, doch als dann einer der Opferhelfer mit den vollgepackten Körben mit Schweinefleisch ankam, wurde es dann doch Zeit. Curio, Silvana und Acanthos nahmen die Körbe an sich und machten sich auf den Weg zurück nach Hause. Dort würden sie zur Cena noch ein paar Gäste empfangen, bevor sie dann ihre zweite gemeinsame Nacht miteinander verbringen würden. Wobei... es wäre eigentlich die erste, denn in der gestrigen Nacht waren ja noch einige Gäste anwesend gewesen, die dafür gesorgt hatten, dass die Umstände eher... funktional gewesen waren. Die kommende Nacht hingegen würde wahrscheinlich, so hoffte Curio, deutlich amouröser werden.
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