Mord in der Subura

  • Das war ja prächtig gelaufen, da konnte man wohl nur noch sagen, wenn es einem Esel zu wohl geht begibt er sich aufs Glatteis, auch wenn das hier in Rom eher ungewöhnlich wäre.
    Mehr aus Verärgerung über mich selber, denn der Bursche hatte ja nur seine Pflicht getan, ich an seiner Stelle hätte es wohl genauso gemacht, dennoch so einfach hinnehmen war auch gegen meine Ehre, eines Tages würde ich es ihm schon zurückzahlen.  „Das wirst du noch bereuen“, brüllte ich ihm hinterher, nachdem ich wieder zu Atem kam. Zu den verbleibenden Urbaner meinte ich dann recht großspurig: „Und ihr lasst mich besser wieder frei, es soll euer Schaden nicht sein, ansonsten könnte es sein, dass ihr es bereuen müsst. Ich habe viele Freunde, mächtige Freunde, wenn ihr versteht was ich meine.“ Letzteres fügte ich mit bedeutungsvollem Lächeln hinzu, obwohl es bestimmt niemand wahrnahm bei den Lichtverhältnissen.
    Nun begann ich wie wild an meinen Fesseln herumzuzerren, was wohl jeder in meiner Lage getan hätte.




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    DISCIPULUS NEBULAE - DIE NIMBATI

  • Zitat

    Original von Aulus Iunius Avianus


    Atorii, Artorii.. Ich hatte mein eigenes Genuschel selbst kaum verstanden. Und bei dem Soldaten hörte ich vor lauter Aufgeregtheit und innerer Aufgewühltheit so genau nicht hin, als er meinen Namen nochmal wiederholte. Ich bekam nur mit, dass es ungefähr so wie mein Name klang. Also nickte ich einfach stumm. Dann griff dieser Soldat nach meinem Arm und half wieder auf die Beine. Ohne darüber nachzudenken folgte ich mechanisch und stand kurz darauf wieder. Gleichzeitig begann ich etwas Vertrauen zu fassen und verzog im selben Augenblick angeekelt mein Gesicht. Denn jetzt, wo er es sagte, roch ich diesen Gestank plötzlich auch.


    "Ich.. ich war gerad auf dem Weg nach Hause, in die Domus Artoria."


    Ein grober Fingerzeig in die ungefähre Richtung. (Und diesmal klappte es auch etwas besser mit dem Namen.)


    "Aulus.. also mein Arbeitskollege Aulus.. er ist auch ein Stationarius des Cursus Publicus.. er hat am anderen Ende der Stadt ganz groß seinen Geburtstag gefeiert. Ich hab morgen.. oder ist schon heute? ..ich hab jedenfalls frei. Deshalb war ich ziemlich lang da und hab gefeiert. Und meinen Kranz"


    Ich fasste mir mit der rechten Hand auf den Kopf.


    "meinen grünen Blätterkranz hab ich da irgendwo verloren. Aber ich war müde und Aulus wollte ihn mir zur Arbeit mitbringen, wenn er ihn findet. Darum hab ich mich verabschiedet und bin dann gegangen. Und dann.. dann.. ich.. dann bin ich irgendwann in den Clivus Suburanus gebogen...."


    Meine Augen weiteten sich und mein Blick wurde wieder etwas apathisch.


    "Plötzlich waren da diese Stimmen aus der Seitengasse hier. Und ich konnte hören, wie gekämpft wurde. Ich wollte an der Seitengasse vorbei, weiter auf dem Clivus Suburanus lang. Aber wenn man mich sieht, dann.. Ich darf mich nicht erwischen lassen. Ich muss vorsichtig um die Ecke gucken. Wenn keiner in meine Richtung schaut, dann renne ich ganz schnell vorbei und nach Hause."


    Meine Atmenfrequenz erhöhte sich langsam. Vor meinem inneren Auge lief der ganze Film noch einmal ab.


    "Ich werde geblendet. Dann sehe ich, das ist nur der Mond, der sich in dem Dolch spiegelt. Niemand sieht zu mir. Also renn ich so schnell es geht los. Plötzlich lieg ich am Boden. Ich bin hingefallen. Der Mann mit dem Dolch sieht zu mir. Der andere Mann bewegt sich nicht mehr. Gleich kommt er zu mir. Dann wird er mich auch töten. Ich will weg. Aber ich.. ich.. ich beweg mich nicht. Der Mann schreit.. er.. er schreit mich an."


    Ich nahm meinen rechten Arm vors Gesicht, verdeckte meine Augen. Ich schüttelte unentwegt meinen Kopf.


    "Ich.. ich kann nicht.. ich.. ich kann das nicht. Ich.. ich kann das nicht ansehen. Ich.. ich will das nicht. Ich will ihn nicht sehen. Nicht den Dolch. Nicht.. nicht.. nein!"

  • Octavius Frugi hatte den Centurio gehört während er sich über den Toten beugte und schaute deshalb verwundert hoch als der Miles gleich wieder bei ihm stand, ehe er noch antworten konnte hatte er den Ring in der Hand . Neugierig betrachte Frugi ihn genauer, da war ein Name eingraviert, nur bei diesem Licht nicht zu erkennen. Sorgfältig, um seine Hände frei zu haben, steckte er den Ring in seinen Geldbeutel. Mit der Laterne beleuchtete er die Leiche nochmals von den Füßen anfangend in Richtung Kopf ab. Plötzlich stutzte er, die eine Hand war blutverschmiert. Der Octavier hob die Hand an und sah eine Schnittverletzung. Ah er hat sich wohl gewehrt, mal sehen was ich noch entdecke. Und wirklich an der einen Halsseite sah er eine seltsame scharfkantige Rötung. „Bestimmt trug er eine Halskette“, murmelte Frugi vor sich hin. Abermals leuchtete er den Toten ab, konnte aber nicht mehr entdecken.
    Mit seinen neuen Erkenntnissen machte er sich zu dem Centurio auf und hörte gerade noch die Meldung des Miles über die Festnahme.

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    Manius Triarius Seianus
    MILES · COHORTES URBANAE


    Der Triarius blickte seinen gerade eben zu ihnen getretenen Kameraden leicht angesäuert an. Was hier los war? Sah man das nicht? Irgend so ein Schwachkopf verstand die Definition von Straßensperre nicht. Das was los. "Blöde Fra …" Der Mistkerl unterbrach Seianus, oder besser, der Schmerz, der in seinem Fuß aufflammte, als der Schaft seiner Hasta in selbigen gerammt wurde. "Aaaargh! Du Scheißkerl, du verdammter!!!" Seianus wich hinkend mit schmerzverzerrtem Gesicht zwei Schritte zurück, während sich der Matinius um den Penner kümmerte und der Capriarius verdutzt daneben stand, bevor er sich daran machte, die Anweisungen seines Kameraden zu befolgen. Denn der machte sich ja schon wieder auf die Socken …
    Nur wollte der Unruhestifter immer noch keine Ruhe geben. Seianus schenkte ihm abschätzige Blicke. "Du hast echt einen an der Klatsche, oder? Besser du machst Fresse von jetzt an nicht mehr ungefragt auf, sonst stecken wir dich so tief in den Carcer, dass dich selbst deine mächtigsten Freunde nicht mehr finden."
    Der Capriarius trat unterdessen vor, und hielt den Mann fest, damit das Gezappel endlich ein Ende fand. Die Fesseln waren sicherlich fest genug, aber man brauchte ja kein unnötiges Risiko einzugehen.


    ~~~


    Avianus hörte zu, wie der At … Artorius? … erklärte. Domus Artoria, hatte er eben gesagt. Gut, dann Artorius … oder was auch immer.
    "Du hast alles beobachtet?", fragte er ein wenig überrascht. Wenn in der Subura jemand abgestochen wurde, sah man für gewöhnlich höchstens den Toten, und selbst den erst am nächsten Morgen. Das hier war gut. Sehr gut. Für die Ermittler jedenfalls.
    Da unterbrach ihn einmal mehr der Matinius. Seufzend sah er sich nach dem Soldat um.
    "Bei den Göttern, Miles." Gab er sich dem Artorius gegenüber noch Mühe, ein gewisses Maß an Freundlichkeit zu bewahren, war aus diesen paar Wörtern deutlich herauszuhören, dass er gerade etwas genervt war, hatte er doch schon dem Tiro klar gemacht, dass er gerade beschäftigt war. "Gut gemacht …", rang er sich ein Lob ab, "Hat ihn schon jemand danach gefragt, wer er ist? Was er hier will?"
    Dann wandte er sich wieder an den Zeugen und fragte sich gleichzeitig, was am besten zu tun war. Sicherlich waren da noch mehr Einzelheiten, die er ihnen berichten könnte, versteckt hinter all der Panik und Angst, die den armen Tropf gerade heimsuchten. Er müsste nur irgendwie an die Informationen rankommen.
    "Sieh, Artorius, es ist niemand da, außer dir und uns Urbanern ...", redete er gezwungenermaßen auf den traumatisierten Mann ein, "Und wir brauchen deine Hilfe, um herauszufinden, wer das getan hat. Dann finden wir den Kerl und sorgen dafür, dass er so schnell kein Tageslicht mehr sieht. Also, frage ich noch einmal: Was hast du gesehen? Weißt du, was der Mann wollte? Oder wie er aussah? Wo ist er hin? Du könntest uns zu den Castra begleiten und dort in Ruhe erklären, was du gesehen hast", machte der Centurio Rufinus schlussendlich einen Vorschlag.

  • Die Stimme des Soldaten riss mich aus dem Erlebten und brachte mich wieder zurück in die Gegenwart. Ich hörte auf seine Stimme (während ich von anderen Stimmen und Geräuschen kaum etwas mitbekam) und öffnete todesmutig meine Augen wieder. Und er hatte recht. Kein Mann mit einem Dolch, der mich gleich aus dem Leben beförderte. Kein Halbdunkel der Nacht, nur erhellt durch das Licht des abnehmenden Mondes. Keine götterverlassene Gasse, in der mein Mörder und ich alleine waren. Stattdessen: Viele Menschen. Und sie hatten Lichter dabei. Und vor mir stand (ich senkte meinen Arm) auch nicht mein Tod, sondern der Soldat, der mir wieder auf die Beine geholfen hatte.


    "Ja."


    Niemand war da, außer den Soldaten und mir. Für einen kurzen Moment war ich wieder etwas beruhigt. Dann wollte der Urbaner nochmal wissen, was ich gesehen hatte. Ich sollte diese ganze Sache hier nochmal durchleben? Mit meiner niederen Herkunft und dem ganzen Mist, den ich in meinem Leben schon gesehen und erlebt hatte, war ich ja sonst eigentlich nicht so.. so.. eingeschüchtert und ängstlich. Eher im Gegenteil. Allerdings hatte ich auch noch nie dem Tod so direkt in die Augen geschaut.


    "Ich.. ich weiß nicht, was er wollte. Er hat mich nur wütend angeschrien. Und wenn.. wenn dann nicht da oben irgendwo"


    Ich zeigte an der Hauswand nach oben. Denn so genau hatte ich das nicht mitbekommen.


    "ein Mann zurückgebrüllt hätte, dann.. dann...."


    Dann wäre ich jetzt wahrscheinlich selber tot.


    "Und dann ist der Mann mit dem Dolch weg.. in die Richtung, glaub ich."


    An mir war er nicht vorbeigekommen. Deshalb zeigte ich also vom Clivus Suburanus aus gesehen weiter in die Seitengasse hinein. Wo genau der Mörder dann aber abgeblieben war, das wusste ich natürlich nicht. Vielleicht in irgendeinem Häuseraufgang. Vielleicht war er bis zur nächsten größeren Straße geflüchtet. Oder vielleicht war er auch noch hier ganz in der Nähe.. als unschuldiger Passant.. und beobachtete mich und was ich sagte. Ich schluckte nervös.


    "Ja, ich glaube, ich will mit euch mitkommen."

  • „Ich zeige dir gleich mal wer einen an der Klatsche hat, du kleiner Wichtigtuer. Was meinst du wer du bist, dass du mir das reden verbieten willst? Aber so seit ihr Blechköpfe nur im Rudel könnt ihr auftreten und nur im Rudel seit ihr stark. Was ihr hier macht ist reine Willkür. Ich bin schließlich ein gesetzestreuer Bürger Roms“.
    So langsam redete ich mich in Rage und was nur interessanter war, ich glaubt in dem Augenblick wo ich es sagte schon selber, das mit dem gesetzestreuen. Um dem ganzen noch eine Nachdruck zu verpassen, trat ich meinem Gegenüber mal kurz gegen das Schienbein. „Du blöder Dämlack, lass mich bloß in Ruhe“ schob ich noch hinterher und grinste zufrieden. Den Kerlen musste man nur den Weg zeigen, mehr nicht.





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    DISCIPULUS NEBULAE - DIE NIMBATI

  • "Gut", stimmte Avianus knapp zu. Bisher konnte er ja immer noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass nicht das Nervenbündel neben ihm den Mann getötet hatte. Aber dass er erstens keine Waffe bei sich trug und zweitens freiwillig mit ihnen ging, machte es einfacher, der Aussage des Mannes Glauben zu schenken. Wenn der Artorius später noch solche Kleinigkeiten erklären konnte, weshalb er Blut an seinen Kleidern hatte, obwohl er den Mord nur beobachtet hatte, wäre alles in Butter. "Miles Visellius", rief er zum anderen Ende der Gasse hinüber, und gleich kam auch der Miles angetrabt. "Kümmere dich um unseren Zeugen, bis deine Kameraden mit dem Karren wieder da sind." Der Miles nickte knapp. "Verstanden Centurio."
    Gut, dann konnte man sich endlich um den Rest kümmern. Ein wenig verloren stand da immer noch der Tiro herum. Na hoffentlich hatte er in der Zwischenzeit ein paar gute Hinweise gesammelt.
    Von irgendwo dort, wo Carnulius und Triarius die Gasse sicherten, drangen immer noch aufgeregte, wütende Stimmen zu ihnen. Zwei - mit dem Matinius drei - gegen einen ... und die hatten den Kerl immer noch nicht im Griff? "Ruhe da hinten, verdammt nochmal! Wir arbeiten hier!" Dann sprach er auch endlich den Tiro an: "Was habt ihr herausgefunden, Tiro?", fragte der Centurio. Avianus erwartete sich nicht besonders viel, der Matinius war zuvor Legionarius gewesen und hatte vermutlich relativ wenig Ermittlungserfahrung und der Tiro untersuchte heute zum ersten Mal einen Mord. Er hatte nicht zufällig genau die beiden ausgewählt, um sich den Toten zu genauer anzusehen. Die zwei sollten lernen, und was war da besser als sich selbst einmal an der Untersuchung eines Tatorts zu versuchen?
    Selbst ließ er ebenfalls den Blick über den Toten und die nähere Umgebung gleiten, als er jetzt endlich die Zeit dazu fand. Möglichst neutral versuchte er zu beurteilen, was er sah, den Zeugenbericht des Artoriers vorerst ausblendend. Mit zusammengekniffenen Augen suchte er die Pflastersteine ab, was im Licht der Laterne kein leichtes Unterfangen war, konnte aber keine nennenswerten Blutspuren finden, abgesehen natürlich von der Pfütze, in der der Toten lag. Die Tat hatte ziemlich sicher hier stattgefunden, der Täter hatte ihn hier verletzt und der Mann war noch an Ort und Stelle gestorben. Keine Flucht, kein langer Kampf. Alles musste schnell passiert sein. Was ließ sich daraus über den Täter herauslesen? Der hatte wohl gewusst was er tat und nicht lange gefackelt. Hatte sein Opfer aber wiederum nicht ausgeraubt, obwohl dieses einen vollen Geldbeutel unterm Amictus hatte ...
    Er riss sich wieder aus seinen Gedanken und sah abwartend zu dem Tiro auf. "Also?"


    ~~~


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    Manius Triarius Seianus
    MILES · COHORTES URBANAE


    Schon wieder! Das gab's doch gar nicht ... schon wieder! Der lernte es einfach nicht. Griff nicht einmal einen Urbaner an ... nein ... mehrmals! Seianus Schädel lief rot an und sein Blick durchbohrte den unverschämten Kerl förmlich, was der im trüben Schein der Laterne vermutlich ohnehin nicht sah.
    "Du verdammtes Arschloch, fass mich noch einmal an, und ich prügel dir den Verstand aus der Birne!", platzte es dann plötzlich aus ihm heraus und schlug dem Typen mitten ins Gesicht. Sein Kamerad Carnulius hielt ihn gerade noch fest, als er erneut zu einem Schlag ausholen wollte, der Gurox mit ziemlicher Sicherheit die Nase gebrochen hätte. Und als er die Stimme seines Centurios hörte, ließ er die Faust wieder sinken, schüttelte die schmerzende Hand ein wenig.
    "Du ...", knurrte Seianus zwischen den Zähnen hervor, "... du wirst noch was erleben, wenn wir erst einmal in der Castra sind."

  • „Du Arsch“, kam von mir, nachdem ich mir das Blut der geplatzten Lippe an meinen Oberarm abgewischt hatte. Warte nur dich krieg ich schon noch. Diese Urbaner waren aber auch so etwas von blöde, Brüllten lauthals ihre befehle heraus, so dass sie Jedermann mit bekommen musste. Damit man sich auch recht gut auf das was passieren würde einstellen konnte. Wenn wir so arbeiten würde gäbe es in Rom keinerlei Verbrechen, denn alle wären vorgewarnt.
    „Was glotzt du mich so dämlich an wie eine Kuh wenns donnert?“ Der guckt aber auch so was von doof stiert und mich laufend an.


    Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte kam ich langsam wieder zur Besinnung. Was hatte der eben gesagt die wollten mich mitnehmen zur Castra? Das durfte doch nicht wahr sein, ich hatte doch wirklich angenommen die wollten mich nur ruhigstellen bis sie wieder abzogen. Verdammt noch mal, das war mir aber noch nie passiert. Jetzt hatte ich es wohl zu weit getrieben. Hier musste ich wieder weg.
    „Hört mal Jungs“, kam in einem bemüht freundlichen Ton nun von meiner Seite. „Ich weiß ihr erfüllt ja nur eure Pflicht zu unser aller Wohl. Da habe ich wohl ein wenig zu weit getrieben, war ein wenig übermütig, doch ihr müsst wissen, ich komme von einer Feier und sicher wisst ihr wie das so ist, da schlägt man schon mal hin und wieder etwas über die Strenge. Ist euch doch sicher auch schon passiert. Entschuldigt also bitte. Wenn ihr mich jetzt freilasst verschwinde ich blitzschnell und leise wie ein Mäuschen. Was haltet ihr davon?“
    Ob das Ganze Sinn hatte bezweifelte ich wenn ich ehrlich war selber. Doch versuchen konnte ich doch.


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    DISCIPULUS NEBULAE - DIE NIMBATI

  • „Nun ja Centurio“, kam etwas verlegen aber auch aufgeregt von dem Octavier, denn schließlich war dies seine erste Mordermittlung. „Matinius und ich entdeckten, mehrere Einstiche bei dem Toten. Außerdem stellte er fest, dass eine Einstichwunde sehr breit war und wir vermuteten, dass diese viel tiefer wäre, weil die Klinge, des Messers oder des Dolches zum Schaft hin breiter wird. Des weiteren übergab mir der Miles einen Ring, den ich dir übergeben solle, an diesem entdeckte ich eine Inschrift, die ich aber wegen des schlechten Sicht nicht entziffern konnte.
    Ich selber entdeckte, einen Schnitt in einer Hand welche wohl durch die Abwehrhaltung zustande kam.
    An einer Halsseite, war eine tiefere Schürfwunde. Wahrscheinlich trug der Tote dort eine Halskette.“

    Fast hätte Frugi einen Seufzer hinterher geschickt, einen so langen Bericht, hatte er noch nie abgegeben, nun hoffte er, dass er alles gesagt und richtig gemacht hatte.

  • "Soweit gute Arbeit, Tiro", lobte Avianus den Octavius für seine erste Ermittlung. Er würde es sich dennoch nicht nehmen lassen, den Toten selbst noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. "Miles Matinius!", rief er deshalb auch den ehemaligen Legionarius zu sich, damit die zwei eventuell noch etwas nützliches lernten.
    "Also gut, sehen wir uns noch einmal um", murmelte er mehr zu sich selbst, nahm kurzerhand dem Tiro die Laterne aus der Hand und beugte sich zu der Leiche hinab. Das allerwichtigste würde er seit der Blamage damals während der Ermittlungen wegen des Toten Händlers nie mehr vergessen: Bei Null anfangen. Was sah er? Einen Toten mit Stichverletzungen, in einer Gasse der Subura.
    "Zuallererst: Ihr geht völlig neutral an die Sache ran. Ruft euch auch das offensichtliche ins Gedächtnis, denn es muss genauso wie die Einzelheiten in den Bericht. Ein Opfer, Stichverletzungen. Gefunden in einer dunklen Seitengasse der Subura. Als nächstes: Was können wir durch die Untersuchung über den Tathergang in Erfahrung bringen? Nur weil etwas auf den ersten Blick irgendwie aussieht oder weil ein Zeuge dieses oder jenes sagt, sollten wir nicht annehmen, dass es exakt so war … traumatisierte Zeugen erzählen oft die verrücktesten Dinge und vieles ist anders, als es auf den ersten Blick zu sein scheint. Wir müssen also auch kontrollieren, ob die Zeugenaussage des Artoriers der Wahrheit entspricht oder ob wir Widersprüche finden", erklärte er. Avianus deutete auf die Pfütze unter dem Toten. "Wir sehen eine große Blutlacke. Heißt: Hier ist er gestorben. Es kommt oft genug vor, dass Leichen eine ganze Weile nach ihrem Tod einfach in einer Gasse entsorgt werden, dann findest du meist keine so große Pfütze. Was haben wir noch?" Den Boden hatte er zuvor schon abgesucht und forderte nun den Tiro und den Legionarius auf: "Seht ihr sonst noch irgendwo Blut, außer hier um die Leiche? Nein. Er wurde hier also auch direkt hier angegriffen. Es ging schnell, er hatte keine Chance zu fliehen und war durch die Dolchstiche sofort tot."
    Nur ungern tippte er mit den Finger ins Blut, zerrieb es zwischen Daumen und Zeigefinger und untersuchte es im Schein der Laterne genauer. Noch nicht vollständig geronnen. Gleich darauf fasste er dem Toten am Halsausschnitt unter den Amictus. Der war dort noch immer lau. "Untersucht das Blut und die Körpertemperatur. So könnt ihr zumindest einschätzen, ob das Opfer gerade erst gestorben ist, oder schon ein paar Stunden tot ist. Wie's aussieht sind wir recht zügig hier aufgetaucht. Das kann auch wichtig sein, wenn sich eine Absperrung der umliegenden Straßen anbietet. Wenn das Opfer erst seit Kurzem tot ist, heißt das auch, dass der Täter vermutlich immer noch in der Nähe ist. Hier in der Subura hilft uns das leider kaum, aber bei einem anderen Fall könnte es nützlich sein."
    Merken sollten die beiden es sich trotzdem. Was auch immer sie heute lernten, konnte in Zukunft nur nützlich sein. Sowie er die Hand wieder von der Leiche weggezogen hatte, war ihm auch die Abschürfung aufgefallen, die der Tiro bereits bemerkt hatte.
    "Kommen wir also zur Frage nach dem Täter. Der hat seine Tat schnell vollbracht. Er hat zugestochen, mehrmals, dafür gesorgt, dass sein Opfer noch an Ort und Stelle, in einer dunklen Seitengasse zusammenbricht. Er muss gewusst haben, was er tat. Das war kein Ausrutscher oder eine simple Affekthandlung. Er hat außerdem sein Opfer nicht ausgeraubt. Weil er es gar nicht vorhatte? Oder weil er bei seinem Treiben beobachtet wurde und schnell verschwinden wollte? Wenn ersteres der Fall wäre, müssen wir uns fragen: Weshalb sonst hat er den Mann töten wollen?" Oder es hatte etwas mit der Abschürfung zu tun. Aber wegen einer Kette? Vielleicht hatte sich der Mann auch wo anders verletzt. Das war dann vermutlich eine Frage, die er an ihren Zeugen richten musste.
    "Was wissen wir über das Opfer? Er war definitiv nicht arm. Soviel können wir schon mal sagen. Was hat er getan, bevor er hier in der Gasse sein Ende gefunden hat?" Da stellte sich auch die Frage, was ein gut gestellter Bürger überhaupt mitten in der Nacht in der Subura trieb. Keine Toga. Also hatte, wo auch immer das Opfer zuvor gewesen war, nichts allzu Offizielles stattgefunden. Eine Feier? Er beugte sich zu dem Toten hinab. Wie alles andere in der Gasse stank auch die Leiche fürchterlich. Avianus biss die Zähne zusammen, da damit nichts an einer bestimmten Sache vorbeiführte. Er öffnete den Mund des Toten ein wenig und schnupperte leicht angeekelt, am nicht mehr vorhandenen Atem. Kein Wein, stellte er fest. Sackgasse. Angewiedert die Nase rümpfend wischte er sich diese am Arm ab, obwohl er den toten Mann damit gar nicht berührt hatte. Aber wer steckte seinen Zinken schon gerne einer Leiche in den Mund.
    "Kein Alkohol, er hat sich am letzten Abend seines Lebens wohl nicht sonderlich vergnügt ... armer Tropf. Ich vermute, er war wegen irgendeiner alltäglichen Angelegenheit unterwegs. Nichts besonderes."
    Das war es dann vorerst. "Seht ihr noch etwas?", wandte er sich an seine beiden Soldaten, denn Sechs Augen sahen mit sicherheit mehr als zwei. Die Sachen, die der Tote bei sich getragen hatte, würde er in der Castra in aller Ruhe noch einmal genauer untersuchen. Ebenso würde er dafür Sorge tragen, dass die Gasse bis zum nächsten Morgen abgesperrt blieb. Vielleicht hatten sie Glück und das Tageslicht bescherte ihnen den einen oder anderen Hinweis mehr.

  • Zu den Ausführungen und Erklärungen ihres Centurios nickte der Tiro Octavius immer wieder. Er wollte damit verdeutlichen, dass er folgen und verstehen würde. Er selber hatte sich auch schon gedacht, dass der Mörder nichts rauben wollte. Bestimmt war es ein Racheakt oder Erbschaftsstreit oder aber nur einfach Hass oder pure Mordlust. Letzteres glaubte er allerdings nicht wirklich. Nur mit halben Ohr zuhörend, denn inzwischen machte sich die Müdigkeit in Frugi wieder breit, schüttelte er mit dem Kopf. Gerade noch bestimmt rechtzeitig bekam er es dann aber selber noch mit, dass er dem Centurio eine vernünftige Antwort geben sollte. „Nein Centurio“, kam einen Gähner unterdrückend von Frugi.

  • "Dann sind wir hier soweit fertig", stellte Avianus mehr für sich selbst fest, "Du wirst mir bis morgen eine Liste der am Tatort gefundenen Hinweise zusammenstellen, Tiro." Eindeutig wäre auch das eine gute Übung für den Rekruten, und nebenbei würde er seinem Centurio noch etwas Arbeit abnehmen. Falls der Tiro des Schreibens gar nicht mächtig war, würde er sich sicher melden.
    So weit, so gut. Avianus hörte bereits die Stimmen seiner Männer, die er losgeschickt hatte, um den Karren aus der Castra zu holen.
    "Matinius, Octavius ... legt den Toten auf den Karren! Wir werden ihn in die Castra mitnehmen." Irgendeinen toten Penner hätte direkt wieder entsorgt, dieses Opfer hingegen würde definitiv mit ins Lager kommen, ebenso der Artorius. Damit wäre seine Arbeit für heute getan. Glücklicherweise. Diese Nacht dauerte ja schon lange genug.

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